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Jagon
Tr?ger




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Auch Gabriel war nicht entgangen dass der Kronossritter die Hand gef?hrlich nah am Schwertknauf hatte seit der Wirtssohn die Becher neben Mara auf den Tisch gedonnert hatte. Um ein eventuelles Ungl?ck zu verhindern brachte der Pfeil des Lichts ein durchaus aufrichtiges L?cheln zustande und nickte Deodorn dem?tig zu.
?Recht habt Ihr; so sollte ein Gast nicht sein. Und doch m?sst Ihr uns zugestehen dass dies gef?hrliche Zeiten sind, mein Freund, und man nicht vorsichtig genug sein kann. Nun aber wollen wir? ? er warf dem Kronossritter einen kurzen Seitenblick zu ? ?sehen was Euer Weinkeller zu bieten hat; denn Ihr habt ganz Recht wenn Ihr uns schlechte G?ste unter Eurem Dache hei?t.?
Malakai sah zu dem Pfeil des Lichts hin?ber und ?ffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ein flehender Blick aus Maras Augen lie? daraus nur ein unwilliges Brummen werden.
Mit einem aufrichtig erfreuten ?Nun, das klingt doch schon besser? nahm der Wirtssohn die Becher wieder an sich und verschwand in Richtung Theke. Als er wiederkam hatte er zwei frische Becher bei sich die bis zum Rand mit rotem Wein gef?llt waren, und einen Dritten etwas weniger vollen unter den Arm geklemmt. Gabriel machte eine einladende Geste auf den vierten, noch freien Stuhl. Nachdem er sich kurz versichert hatte dass die anderen G?ste versorgt waren, wischte er sich die H?nde an der Sch?rze ab und lie? sich dankend darauf nieder, w?hrend er den Pfeil des Lichts erwartungsvoll anschaute.
Gabriel nippte zun?chst an seinem Becher eher er etwas sagte, fuhr sich dann mit der Hand ?ber den dichten roten Bart und l?chelte anerkennend, was Deodorn zu einem zufriedenen Nicken veranlasste.
?Nun, da der Sturm drau?en noch immer anh?lt werden meine Gef?hrten und ich wohl noch einige Zeit hier bleiben. Darum w?rden wir? ? er warf einen kurzen, bedeutungsvollen Blick zu Malakai, den Deodorn jedoch nicht bemerkte ? ?gerne etwas mehr ?ber dieses Dorf hier und die Leute die darin leben erfahren. Wollt Ihr uns vielleicht ein wenig Auskunft geben, Herr Deodorn?? Der st?mmige junge Wirtssohn, der die Anrede ?Herr? wohl ebenso wenig gew?hnt war wie er sie ablehnte, nickte eifrig.
?Da habt Ihr genau den Richtigen erwischt. Thorn ist ein ziemlich gro?es Dorf, selbst heute noch; aber ich kenne hier jeden seit dem Tag meiner Geburt. Fragt ruhig wenn Ihr etwas wissen wollt!?
Und so begann der Pfeil des Lichts, Informationen ?ber das Dorf zu sammeln. Das meiste was der junge Wirtssohn zu erz?hlen hatte waren Belanglosigkeiten. So war das Dorf Thorn, wie oft in solchen Situationen, um das Schloss herum entstanden. Beim Brand des Thronberges war das erste Thorn jedoch ebenfalls zerst?rt worden, und die ?berlebenden hatten es einige Meilen weiter n?rdlich wiederaufgebaut; haupts?chlich wegen der N?he zu dem hier vorbeiflie?enden Fluss und der besseren Lage an der gro?en Vierreichsstra?e, die sich von den Frostzinnen im Norden hinabschl?ngelte bis zur korsilischen Hauptstadt Shanka-Sal am Warmen Meer. Wie zuf?llig erkundigte sich Gabriel auch nach den Ruinen des Schlosses an sich. Bei der Frage jedoch wurde Deodorn ein gutes St?ck bleicher und sah sich um; so als m?sse er sich zuerst vergewissern dass sie niemand belauschte, ehe er weiter Auskunft gab: ?Damals war ich noch ein kleiner Junge, und mein Vater...? er unterbrach sich kurz und suchte nach den richtigen Worten, ?und mein Vater und ich, wir lebten damals ebenfalls im Schlo?.? Gabriels Augen huschten abermals zu Malakai, und der Kronossritter nickte verstehend. ?Jedenfalls: als das Schloss angegriffen wurde und schlie?lich die Flammen alles verschlungen hatten, ging das Feuer ganz von allein aus. Der alte Holberich muss wahre Meister der Baukunst in seinen Diensten gehabt haben...? Es folgte noch eine ausf?hrliche Erkl?rung, warum sich im Dorf hartn?ckig das Ger?cht hielt, die sagenhaften ?Kleinb?rtigen? h?tten dem gro?en ersten K?nig einen Gefallen geschuldet und den Thronberg f?r ihn gebaut. Schlie?lich jedoch kam Deodorn wieder zum Ursprung seiner Ausf?hrungen zur?ck: ?...irgendwann ging das Feuer ganz von allein aus, weil es innerhalb der steinernen Mauern keine Nahrung mehr fand. Der urspr?ngliche Trakt der Hoheiten ? m?gen sie in Shanka-Pans Reich unbehelligt schlummern ? ist zu gro?en Teilen eingest?rzt. Der Rest des Schlosses jedoch hat das Feuer mehr oder minder gut ?berstanden.?
Gabriel nickte verstehend. ?Und wer verwaltet den Thronberg jetzt??
Deodorn sah ihm einen Moment lang tief in die Augen, und als er zu sprechen anhob war seine Stimme kaum mehr als ein Fl?stern. ?Zun?chst hatten sich die Dorfbewohner dorthin zur?ckgezogen, um ihre Verwundeten zu behandeln. Noch viel mehr von ihnen w?ren gestorben, wenn nicht die Alte...? er hielt abrupt inne, so als h?tte er etwas gesagt das er eigentlich f?r sich behalten wollte, und rang nach den richtigen Worten um fortzufahren. ?Naja, jedenfalls kam nach wenigen Tagen der Graf von Urag?n, und beanspruchte das Schlo? f?r sich. Die D?rfler schickten einige Leute um ihm zu verhandeln, damit zumindest die Verwundeten lange genug dort bleiben konnten bis sie gesund waren... haupts?chlich ehemalige Offiziere und Soldaten K?nig Beowulfs. Mordekai, dieser Bastard, lie? alle Unterh?ndler enthaupten und r?ckte mit seinen M?nnern ins Schloss ein...? W?tend krachte Deodorns Faust auf den Tisch, so dass Mara hastig nach ihrem Becher greifen musste um ihn am Umkippen zu hindern.
?Alle die zu schwer verwundet waren um zu fliehen...? der junge Mann sch?ttelte mit geschlossenen Augen den Kopf, und Gabriel seufzte bedauernd. ?Seither herrscht dieser Mistkerl ?ber den halben Norden... und nicht nur dass die D?monen die das ganze Land ?berziehen ihn in Ruhe lassen ? angeblich dienen ihm einige davon sogar.? Verstohlen war er dem wei?haarigen jungen Krieger einen Seitenblick zu. ?Wenn nur der gute K?nig Beowulf noch am Leben w?re; der w?rde es diesem Thronr?uber schon zeigen...? Doch der Kronossritter verzog keine Miene, sondern beschr?nkte sich darauf an seinem Wein zu nippen.
Pl?tzlich wurde es k?lter in der Schankstube, und mit einem fast schon entt?uschten Gesichtsausdruck seufzte Deodorn und erhob sich, um die Bestellung des neuen Gastes entgegenzunehmen. Als er jedoch sah wer da hereingekommen war verfinsterte sich seine Miene. ?Nicht schon wieder dieser kronossverfluchte Bastard...?
Andres hatte sich an einen Tisch nahe der Eingangst?r gesetzt, grinste dem Wirtssohn ?bertrieben breit zu und winkte demonstrativ um eine Bestellung aufzugeben.
?Wer ist das??, erkundigte sich Mara.
?Das, junge Herrin, ist der Sohn des B?rgermeisters; ?Andres? mit Namen... aber ich w?rde an Eurer Stelle nichts mit ihm zu tun haben wollen. Der Vater seines Vaters war ein Adliger; der hochwohlgeborene Graf von was-wei?-ich.? Er machte eine abf?llige Handbewegung um seine Geringsch?tzung zum Ausdruck zu bringen. ?Dummerweise haben sie sich?s w?hrend des Kaiserkrieges um Vandrien wohl mit dem Herrn Beowulf verscherzt, und haben zur Strafe f?r irgendwas all ihre Titel und ihr Land verloren. Zu schade dass der selige Herr K?nig ihnen nicht auch noch ihre arrogante Art hat nehmen k?nnen...? Er schnaubte erbost und trabte von dannen, um die Bestellung des noch immer herablassend grinsenden jungen Gastes aufzunehmen.

* * *

Malakai war, nachdem er seinen Becher geleert hatte, ohne ein Wort zu sagen aufgestanden und hatte das Wirtshaus verlassen. Kurz darauf verabschiedete sich auch der Pfeil des Lichts, und erkl?rte er wollte nach einem Schneider suchen der seine v?llig zerfetzte Kleidung flicken; oder ihm doch zumindest neue Kleider verkaufen konnte. Mara nickte l?chelnd zum Abschied, und entschied sich dann, nach ihrem Pony zu sehen.

Der Braune war in einer der zahlreichen Boxen des direkt an die Hauswand angebauten Pferdestalls untergebracht. Als Mara den mit Stroh bedeckten Raum betrat, hob das Pony witternd den Kopf in die Luft und bl?hte erfreut die N?stern.
?Hallo du?, fl?sterte sie ihm zu und kraulte ihn hinter den Ohren, was mit einem zufriedenen Schnauben quittiert wurde. ?Wir haben dir immer noch keinen Namen gegeben, nicht wahr? Aber ich werde mir einen einfallen lassen, keine Sorge?. Sie klopfte ihm spielerisch auf die Flanke, und wurde daf?r umgehend mit einem sanften Stups in den Magen bestraft. Lachend trat sie mit gespielter ?bervorsicht den R?ckzug aus der Box an und legte den h?lzernen Riegel wieder vor.
?Ein sehr sch?nes Pferd ? auch wenn eine kr?ftige junge Stute sicherlich noch um einiges besser zu Euch passen w?rde.? Erschrocken fuhr Mara herum und stolperte einige Schritte r?ckw?rts. Der junge Mann vor ihn hob am?siert l?chelnd die H?nde und pr?sentierte seine leeren Handfl?chen. ?Es tut mir leid wenn ich Euch erschreckt habe, Herrin ? das war nicht meine Absicht.? Er deutete so etwas wie eine Verbeugung an, wobei ihm das lange schwarze Haar soweit vom Kopf herabfiel dass nicht mehr viel fehlte und es h?tte den Boden ber?hrt.
Es dauerte einige Herzschl?ge lang ehe Mara erkannte, dass vor ihr kein Tardukai stand, sondern der junge Mann der eine so gro?e ?u?ere ?hnlichkeit mit dem gef?hllosen Monster hatte. Andres l?chelte ihr breit zu, und entbl??te dabei eine lange Reihe makellos wei?er Z?hne. Sch?chtern versuchte sie das L?cheln zu erwidern. Es gelang ihr wohl nicht ganz, denn Andres? L?cheln wuchs sich zu einem handfesten Grinsen aus, dass ihn ihr pl?tzlich sehr sympathisch machte.
?Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich gestern Abend nicht mehr die Gelegenheit hatte mich angemessen bei Euch zu entschuldigen. Aber Ihr habt es ja selbst gesehen; man unterstellte mir... b?se Absichten.? In seinen Augen glitzerte es schalkhaft, und Mara entspannte sich endg?ltig. Von dem jungen Mann schien keine Gefahr auszugehen.
?Das... das macht doch nichts?, l?chelte sie, diesmal um einiges aufrichtiger als zuvor.
?Nun, dann bin ich beruhigt, Herrin. Wir haben hier selten Besuch ? und so ?beraus Sch?nen erst recht nicht.? Er breitete die H?nde zu einer preisenden Geste aus, die Mara leicht rot werden lie?. Der junge Mann besa? Charme und Charisma ? und er wusste wie man mit Worten umging, keine Frage. ?Doch sagt mir, Herrin, seid Ihr und Eure Begleiter nur auf der Durchreise, oder habt ihr vor in Thorn zu bleiben? Ich h?tte wahrlich nichts dagegen Euch noch ?fter zu begegnen?, l?chelte er.
Die Frage des schwarzhaarigen Mannes rief Mara pl?tzlich wieder die Tatsache ins Ged?chtnis, dass sie ja selbst nicht einmal wusste wie es weitergehen sollte. Malakais abgepresster Schwur hatte gelautet sie nach Rand?al?tor zu bringen, dem himmlischen Tor, wo die Vierreichsstra?e sich durch das Toriiya-Gebirge wand. Doch der Onkel den sie dort erhofft hatte w?rde sie dort nicht mehr antreffen; Gabriel hatte erz?hlt dass die Stadt dem Erdboden gleich gemacht war, und sie hatte keinen Grund an seinen Worten zu zweifeln. Schon allein weil auch der Mann namens Bernard in ihrer Vision es erw?hnt hatte... das stellte sie nun nat?rlich vor die Frage, was sie tun sollte. Doch gab es auf diese Frage ?berhaupt eine andere Antwort, als weiterhin Malakai auf seinem Weg zu begleiten? Es war seltsam, doch obwohl sie den Kronossritter erst seit wenigen Tagen kannte, und obgleich statt des strahlenden

04.08.2002, 23:16 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
Jagon
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Ritters und Retters den sie sich ertr?umt hatte, dieser dunkle, besessene Krieger sie aus der Taverne Muttergl?ck befreit hatte, konnte sie sich pl?tzlich ein Leben ohne den schweigsamen, d?steren Prinzen kaum noch vorstellen. War sie etwa...?
?Wir... werden bald weiterreisen; sobald der Sturm vorbei ist?, stammelte sie schlie?lich. Andres, der sehr genau auf jede Bewegung ihrer Mimik geachtet hatte, nickte verstehend.
?Euer Freund mit den ungew?hnlichen Haaren... er sieht jemandem sehr ?hnlich den ich einst kannte. Versteht mich bitte nicht falsch Herrin, doch vielleicht sind die beiden ja verwandt. Wollt Ihr mir sagen aus welchem Dorf er stammt?? Der junge Mann gab sich viel M?he es wie eine beil?ufige Frage klingen zu lassen, doch die pl?tzliche Alarmiertheit in Maras Augen sprach B?nde.
?Er... er hat keine Verwandten mehr, es tut mir leid Euch entt?uschen zu m?ssen?, sagte sie, ?und jetzt... entschuldigt mich bitte, aber mir wird kalt hier... ich m?chte zur?ck ins Haus.?
?Selbstverst?ndlich, Herrin.? Andres nickte l?chelnd und trat beiseite. Die junge Frau eilte an ihm vorbei und lief mit um den K?rper geschlungenen Armen nach drau?en, um die wenigen Schritt ins Haupthaus zur?ckzulegen. Dabei spielte der Wind mit ihrem Haar und lie? es aussehen wie fl?ssiges Gold, das einen endlosen Reigen mit den wei?en Schneeflocken auff?hrte. Andres starrte ihr noch eine ganze Weile gedankenverloren hinterher. Schlie?lich zuckte er mit den Schultern und machte sich auf, um seinem Vater das wenige zu berichten das er herausgefunden hatte.

* * *

Die n?chsten beiden Tage verliefen recht ereignislos. Der m?chtige Sturm hatte wider erwarten nichts von seiner Kraft verloren; im Gegenteil, es schien eher so als w?rde er, wenn das ?berhaupt m?glich war, noch an St?rke zunehmen. Mara verbrachte den gr??ten Teil der Zeit in der Schankstube, zusammen mit Gabriel, der zwar keinen Schneider, wohl aber eine alte B?uerin gefunden hatte, die sich auf?s Schneidern verstand und die seine Kleider notd?rftig geflickt hatte. Nun prangte wieder der golden strahlende Pfeil auf seiner Brust, so wie Mara ihn kennen gelernt hatte. F?r einen schmerzhaften Augenblick gab sie sich der Vorstellung hin, es w?re wieder dieser Tag, und der Aerisos-Priester w?re noch am Leben. Doch das war Unsinn... Esekhiel war tot, und er w?rde nicht wiederkehren. Gabriel sprach auch nicht von ihm, so dass Mara auch von sich aus nicht auf dieses Thema zu sprechen kam.

Es stellte sich heraus dass der Pfeil des Lichts, entgegen seiner Beteuerung auf der Waldlichtung f?nf Tage zuvor, durchaus ein Talent zum Erz?hlen besa?. Mit weitausholenden Gesten und bildhaften Worten beschrieb er Mara den gewaltigen vandrischen Schl?sselpalast; die wundersch?ne K?nigin Elleiira und ihre gleichfalls atemberaubend anzuschauende Tochter Diadera, den hundertt?rmigen Aerisos-Tempel in Harben, den vor Leben nur so strotzenden Marktplatz der H?ndlergilden, und allerlei Wunder mehr aus Vandrien, Korsilien und dem stolzen Bakkanaii. Mara hing ehrf?rchtig an seinen Lippen, und wagte es fast nie eine Zwischenfrage zu stellen, aus Angst der Pfeil des Lichts damit zu ver?rgern. Gabriel seinerseits entdeckte, dass es ihm gro?en Spa? bereitete ihr von den Wundern in den anderen Reichen zu erz?hlen; und besonders erfreute er sich an dem kindhaften Glitzern in Maras Augen, wie sie versuchte sich all die Orte und Personen auszumalen, von denen er berichtete. Im Gegenzug erz?hlte Mara am Mittag des dritten Tages auch z?gerlich ihre eigene Geschichte; und zu ihrer eigenen ?berraschung sprudelten aus ihrem Mund auch all die peinlichen, unangenehmen Begebenheiten; fast so als h?tten ihre Lippen ein eigenes, verr?terisches Leben entwickelt. Und dennoch, je mehr sie dar?ber erz?hlte, desto leichter wurde ihr Herz. Es tat gut dar?ber zu sprechen; endlich jemanden zu haben mit dem sie reden konnte; jemand der in ihr nicht nur das h?bsche M?dchen sah dass ihm in der Nacht geh?ren sollte, sondern jemand der sie sah, so wie sie war. Am Ende erz?hlte sie Gabriel sogar von ihrer Vision, so detailliert wie sie sich nur erinnern konnte. Einzig den Schluss, ihre Unterhaltung und das Versprechen mit dem jungen mit der hellen und der dunklen H?lfte, behielt sie f?r sich. Ich besch?tze dich, und du besch?tzt mich...
Der Pfeil des Lichts h?rte ihr aufmerksam zu, und runzelte einige Male unentschlossen die Stirn. Die Vorstellung, dass ?seine? K?nigin Elleiira (obwohl er ja eigentlich ein Sleipgarder war), sowie die anderen beiden K?niginnen in ein solches Komplott verwickelt waren, und dass die Kronossritter zu allem ?berfluss auch noch versucht hatten die Tardukai an ihrer sch?ndlichen Entweihung des Reiches zu hindern, schien in ihm gro?en Zweifel hervorzurufen. Als Mara ihre Erz?hlung schlie?lich beendet hatte nickte er nur mit einem gedankenverlorenen L?cheln und starrte danach noch eine ganze Weile wortlos in seinen Weinbecher.

Malakai hingegen zeigte sich kaum. Fr?h morgens verschwand er nach einem k?rglichen Fr?hst?ck drau?en im Sturm, und kehrte erst weit nach Einbruch der Dunkelheit zur?ck, mit Schnee in den Haaren und v?llig durchn?sster Kleidung. Auch er hatte irgendwo einen schwarzen ?berwurf gekauft, der den v?llig zerrissenen Streifen Stoff abl?ste, der bei dem Kampf mit dem Tardukai von den unheimlichen dunklen Schwingen regelrecht zerfetzt worden war, als sie pl?tzlich aus seinem R?cken hervorwuchsen. Sogar ein Kettenhemd hatte der Kronossritter irgendwo aufgetrieben, auch wenn es nicht so nachtschwarz war wie das Alte, sondern silbern schimmernd das Licht reflektierte.

Je l?nger ihr Aufenthalt in Thorn dauerte, desto unruhiger wurde der Kronossritter. Wie ein eingesperrtes Tier eilte er stets ruhelos von einem Ort zum anderen, ohne irgendwo dauerhaft zu verweilen. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen, doch er redete weder mit Mara noch mit Gabriel dar?ber.
Am vierten Abend ihres Aufenthaltes, als Mara m?de die Treppenstufen erklomm die zu den Schlafgem?chern f?hrten, zuckte sie erschrocken zusammen, als sie um die Ecke bog und pl?tzlich vor Malakais d?sterer Gestalt stand. Der Kronossritter lehnte an der Wand und hatte die Augen geschlossen, fast so als schlafe er. Doch Mara wusste mittlerweile dass dieser Eindruck t?uschte. Ihre Furcht hinunterschluckend trat sie n?her an ihn heran und r?usperte sich. ?Bedr?ckt Euch... ich... ich meine, bedr?ckt dich irgendetwas? Seit wir hier sind scheinst du st?ndig mit einer Gefahr zu rechnen...? Der Kronossritter erwiderte zun?chst nichts, und Mara erwog bereits einfach schulterzuckend weiterzugehen, als er ganz langsam die Augen ?ffnete und sie ansah.
?Du k?nntest hier bleiben?, war alles was er sagte, doch seine Stimme war ungewohnt sanft. Seine k?hlblauen Augen betrachteten sie irgendwie... bittend, befand Mara. Dennoch war sie fest entschlossen sich gar nicht erst auf seinen Vorschlag einzulassen.
?Nein! Ich bleibe bei Euch! Ich... meine bei dir. Du hast es versprochen!?
Malakai brummte unwillig; ein Gebaren das sie bei ihm noch nie beobachtet hatte.
?T?richtes Weib... was denkst du wohin mein Weg mich f?hrt? Ja, ich habe dir ein Versprechen gegeben; und obwohl es unter Zwang geschah bin ich durch mein Wort gebunden. Und dennoch sage ich dir: Bleib hier und lass dich hier nieder...? Er schluckte deutlich sichtbar. ?Auf meinem Weg ist es zu gef?hrlich?, fuhr er wieder mit dieser unerwartet sanften Stimme fort, ?denn ich habe nicht nur geschworen dich sicher nach Rand?al?tor zu bringen, sondern auch dich zu besch?tzen ? nicht wahr?? Er suchte ihren Blick, und Maras Augen weiteten sich. Es war mehr als eine Vision, durchfuhr es sie, und was immer es war, er wei? was geschehen ist!
??berleg es dir,? raunte er ihr noch zu, dann wandte er sich ohne ihre Antwort abzuwarten um und verschwand in seinem Zimmer. Mara blieb allein auf dem Flur zur?ck und sah ihm noch eine ganze Weile lang nachdenklich hinterher.

* * *

Irgendwo klopfte ein Specht. Sie rannte durch einen d?steren, Nebelverhangenen Wald; die Angst hinter ihr, vor ihr, neben ihr. Etwas jagte sie, verfolgte sie, stellte ihr unbarmherzig nach. Mara lief und lief, doch ganz gleich wie schnell sie rannte, das Ding um sie herum war schneller... es kam auf sie zu... Gesichter huschten an ihr vorbei; K?pfe die man auf die ?ste der B?ume gespie?t hatte; Gesichter von denen sie sich an einige erinnerte... Schmerz... gro?er Schmerz... Schl?ge... das furchtbare, entw?rdigende Brennen in ihrem Unterleib... Zungen, die sich durch ihre zusammengebissenen Z?hne pressten... sie kannte die Gesichter... der Specht klopfte noch immer, doch es schien dr?ngender zu werden, so als liefe auch ihm die Zeit davon... die Zeit davon, bevor es heran war... die Gesichter... der Specht...

Mit einem lautlosen Schrei auf den Lippen fuhr sie hoch und schlug panisch um sich. Unter rasselnden Atemz?gen wehrte sie sich gegen einen Angriff, der jedoch ausblieb. Es dauerte einige Sekunden ehe sie sich erinnerte wo sie sich befand. Ein Traum. Aber heilige Juturna, was f?r ein Traum... Ihr Herz raste noch immer; Schwei? perlte von ihrer Stirn und rollte in kleinen Tr?pfchen ?ber ihren blo?en K?rper.
Als das Klopfen des Spechts wieder ert?nte, diesmal noch lauter und dr?ngender, h?tte sie um ein Haar noch einmal aufgeschrieen. Doch dann erkannte sie, dass der Urheber des Ger?usches kein alptraumhafter Vogel war, sondern jemand der von au?en an ihre T?r klopfte, und dem scheinbar allm?hlich der Geduldsfaden riss.
?Ja... gleich...?, stammelte sie und war sich nicht sicher ob der n?chtliche Besucher sie ?berhaupt geh?rt hatte. Hastig schlug sie die nassgeschwitzte Bettdecke beiseite und schl?pfte in Hose, Hemd und Schuhe. Zuletzt warf sie sich den Mantel um die Schultern; eher ein Reflex als eine bewusste Geste zum Schutz vor der allgegenw?rtigen K?lte, da es selbst zu dieser n?chtlichen Zeit gut beheizt in der Gaststube war.
?Wer ist da?, fragte sie mit um Festigkeit bem?hter Stimme.
?Ich bin es, Deodorn, Herrin! Macht schnell auf und kommt, es ist ein Notfall!? In seiner Stimme lag etwas Alarmierendes, sodass Mara ohne Nachzudenken den bronzenen Schl?ssel im Schloss herumdrehte und die T?r aufzog. Vor ihr stand tats?chlich Deodorn, das Haar vom Wind zerzaust, sein dicker Wollmantel triefend nass von geschmolzenem Schnee. In der Hand hielt er eine halb heruntergebrannte Pechfackel.
?Was ist passiert?, fragte sie, doch Deodorn sch?ttelte nur gehetzt den Kopf.
?Sp?ter, Herrin! Daf?r ist jetzt keine Zeit; folgt mir!? Und als sie nicht sofort reagierte nickte er mit dem Kopf in Richtung der Treppe und f?gte hinzu ?Schnell! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Eure beiden Gef?hrten sind in Gefahr!?
Alarmiert sog Mara die Luft ein und trat hinaus auf den Gang. Sie wollte nocheinmal wissen was im Namen der immerjungen G?ttin vor sich ging, doch Deodorn sch?ttelte abermals den Kopf und lief die Treppe hinab. V?llig verwirrt tappte sie einfach nur dem Fackelschein hinterher.
Im Schankraum war es dunkel. Die letzten G?ste waren l?ngst nach Hause gegangen oder gewankt; das einzige Licht spendete Deodorns Fackel. Der junge Mann erwartete sie an der T?r der Gastst?tte und winkte ihr ungeduldig zu.
?Was ist denn los? Ist... ist Malakai etwas geschehen? Oder dem Herrn Gabriel?? Anstelle einer Antwort stie? Deodorn die unverschlossene T?r der Gastst?tte auf und deutete hinaus in das Schneechaos. Sofort pfiff der Wind herein und biss mit eisigen Z?hnen nach den beiden Menschen, und Mara musste gro?e Willensst?rke aufwenden um an Deodorn vorbeizutreten und durch den T?rrahmen nach drau?en zu schauen.
Urpl?tzlich, ohne jede Vorwarnung, legte sich eine faltige, ausged?rrte Hand auf ihre Stirn. Die Ber?hrung war nicht wirklich schmerzhaft, doch sie kam so ?berraschend dass Mara schreien wollte. Ihr Mund ?ffnete sich, doch zu ihrer eigenen Verwunderung l?ste sich kein Ton von ihren Lippen. Mit einem Ausdruck gr??ter Verwirrtheit fielen ihr die Augen zu, und sie sackte in sich zusammen.


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:16 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Deodorn griff hastig zu und packte sie um die Schultern, sodass sie nicht zu Boden fiel. Von drau?en schlurfte ein gebeugt gehendes altes Weib herein und leckte sich zufrieden schmatzend ?ber die Lippen. Hinter ihr traten noch f?nf grimmig dreinblickende uniformierte Soldaten ein; auf ihrer Brust jeweils der rote Eber auf schwarzem Grund, das Wappen der Grafschaft Urag?n.
Wortlos trat der Gr??te der Soldaten vor und entriss das bewusstlose M?dchen Deodorns Griff. Unwillig lie? der Wirtssohn es geschehen, funkelte die F?nf und die Alte jedoch hasserf?llt an.

?Gut... gut, sehr gut?, kicherte die alte Hagtys, ?sagte ich nicht die Krieger w?rden schlafen? Und so ist es.? Sie streckte fordernd die Hand aus, und Deodorn warf ihr angewidert die magische Nuss zu, die er in der Tasche getragen hatte. Erstaunlich beh?nde fing die Alte sie auf und reichte sie an einen der Soldaten weiter, der die Zauberfrucht mit unbewegter Miene entgegennahm.

Mit einer herrischen Geste deutete der der die Nuss an sich genommen hatte auf die T?r, und seine Untergebenen folgten ihm schweigend hinaus ins Schneetreiben, welches unerkl?rlicherweise einen seltsamen Bogen um die sechs Gestalten zu machen schien; fast so als w?rde eine unsichtbare Kuppel den Wind von ihnen fernhalten. Als sie fort waren trat Deodorn bedrohlich hinter die Alte und ballte die H?nde zu F?usten. Hagtys wandte den Kopf und schenkte ihm ein zahnloses Grinsen. ?Die richtige Entscheidung hast du getroffen?, kicherte sie, ?und damit dein Dorf und alle die darin leben gerettet... auch deinen Prinzen...? sie nickte, wie um ihre eigenen Worte zu best?tigen.
?Du hast gesagt der Frau w?rde nichts geschehen!? Die F?uste des H?nen ?ffneten und schlossen sich in einer Geste der Hilflosigkeit und der kalten Wut. Hagtys jedoch zeigte sich wenig beeindruckt davon.
?Was geschieht, muss geschehen?, sagte sie im Brustton der ?berzeugung; doch sie kicherte nicht mehr. Stattdessen nahm ihr Gesicht einen ernsten, fast schon bedauernden Ausdruck an. ?Das Buch der Verhei?ung erf?llt sich... der Adorian... die Tausend die f?r ihn sterben m?ssen... und das Schwert der H?lle...? Sie betrachtete nachdenklich ihren mit Runen verzierten Stock, auf den sie sich st?tzte, und nickte; mehr zu sich selbst als zu Deodorn. ?Bald, mein Geliebter, sind wir wieder zusammen... bald...? Langsam humpelte sie davon. Der Wirtssohn schloss langsam die T?r hinter sich, und starrte auf seine Handfl?chen. Obwohl nichts zu sehen war, wurde er das Gef?hl nicht los, dass Blut an seinen H?nden klebte...


ENDE von Episode 10














































11 ? ...der Nacht...


Als Gabriel erwachte, sp?rte er sofort dass etwas nicht in Ordnung war. Es gab keinen langsamen, orientierungslosen ?bergang ? der Pfeil des Lichts war einfach schlagartig wach und versp?rte das Gef?hl einer unmittelbaren Bedrohung. Irgendetwas stimmte nicht... hastig fuhr er von seinem Bett auf und musste einen Moment lang mit einem Schwindelanfall k?mpfen. Sein schlimmes Auge war zwar unter seinem langen roten Haar versteckt; der Schmerz der Wunde jedoch war bei weitem nicht so einfach beiseite zu k?mmen. W?tend auf sich selbst und seine eigene Schw?che sch?ttelte er benommen den Kopf und lief zur T?r. Warum hatte er eigentlich in seiner ganzen Kleidung geschlafen? Selbst das Kettenhemd trug er noch, obwohl er es doch sonst jede Nacht ?ber einen nahen Stuhl h?ngte, wenn keine Gefahr drohte... Erst jetzt bemerkte er was ihn so gest?rt hatte: Das Licht das durch das Fenster schien. Es fiel von schr?g oben herein, in einem Winkel der nur den Schluss zulie? dass es bereits Nachmittag war. Gesch?tzte sechzehn Stunden Schlaf waren doch nicht normal... zumindest nicht f?r den Entbehrungen gewohnten Pfeil des Lichts. Litt er unter dem Verlust seines Auges doch schwerer als er gedacht hatte? L?ngst war er zu der Einsicht gelangt, dass es nichts brachte sich ?ber Dinge zu gr?men die nicht mehr r?ckg?ngig gemacht werden konnten. Wenn es der Ratschluss der G?tter war dass ihr Diener diese Wunde hinzunehmen hatte, dann wollte Gabriel sie mit Stolz tragen. Oder hatte man ihm gar ein Schlafgift verabreicht? Doch wer sollte das getan haben? Der h?nenhafte, aber doch aufrichtig freundliche Wirtssohn? Oder irgendjemand anderes? Und vor allem: Wozu? Sein hastiger Blick schweife durch das Zimmer, doch ihm fiel nicht auf dass etwas verschwunden w?re, und auch die T?r war noch von innen verschlossen, wie er sie am Vorabend zur?ckgelassen hatte. Irgendetwas stimmte doch hier nicht...

Als er auf den Gang hinaustrat vernahm er von unten ein Poltern und mehrere hektisch durcheinanderschreiende Stimmen. Einen Moment lang erwog er, nach Malakai und Mara zu sehen. Doch der logisch arbeitende Teil seines Verstandes sagte ihm, dass die beiden ihn l?ngst geweckt h?tten, wenn sie dazu in der Lage gewesen w?ren. Was bei Alabastras heiligen Marmorhallen ging hier vor sich?
Mit der Hand auf den Griff seines Langschwertes gelegt schlich der Pfeil des Lichts die Treppe hinab, der Quelle des Tumults entgegen.
Erst im allerletzten Moment gelang es ihm, rasch zur Seite zu springen, um dem Kerl auszuweichen der r?ckw?rts buchst?blich auf ihn zugeflogen kam. Um ein Haar h?tte der Pfeil des Lichts auf den Stufen auch noch das Gleichgewicht verloren und w?re ?ber den vor ihm zusammengesunkenen Mann die Treppe hinabgepoltert. Endg?ltig alarmiert zog Gabriel so schnell es die Enge zulie? sein Schwert und eilte die letzten Stufen hinab.

Das Bild das sich ihm darbot glich einem Schlachtfeld. ?berall in der Wirtsstube lagen umgeworfene Tische, als h?tte ein Riese versucht mit ihnen ein W?rfelspiel zu machen. St?hle waren umgekippt oder an den W?nden zerschellt; Kr?ge und Becher hatten ihren Inhalt auf die Bodendielen ergossen. Und inmitten all dieses Chaos? stand Malakai, der Kronossritter, rasend; auf allen Seiten von aufgebrachten Dorfbewohnern umringt die versuchten ihn zu beruhigen. ?Wo ist sie?!? br?llte er immer wieder, doch die meisten der Umstehenden hoben nur in hilflosen Gesten die H?nde und sahen von einem zum anderen. Wer das Pech hatte, Malakai in seiner Raserei zu nahe zu kommen, der wurde r?cksichtslos quer durch den Raum geschleudert, ganz gleich um wie viele K?pfe gr??er oder um wie viele Spann breiter der Mann war der den Fehler beging sich in seine N?he zu wagen. Dasselbe schien auch Engulf und Deodorn widerfahren zu sein; Gabriel entdeckte sie in einem der zahlreichen wirr fluchenden Kn?uel aus Armen und Beinen die ?berall im Wirtsraum verstreut waren. Da von den Dorfbewohnern anscheinend weniger Gefahr ausging als vom Sleipgard-Prinzen selbst, steckte der Pfeil des Lichts das Schwert vorsichtig wieder in die Scheide und schob sich langsam weiter in den Raum hinein. Beim Klang seiner Stimme hielt der wei?haarige junge Mann mit den unmenschlichen Kr?ften f?r einen Moment in seiner Raserei inne und ruckte zu ihm herum.

?Was ist los Herr? Was geht hier vor sich??
?Hexerei!?, bellte der Kronossritter, ?sie haben uns in Schlaf gezwungen, und jetzt ist Mara verschwunden. Ich sollte sie besch?tzen... es war meine Aufgabe... Wenn ihr etwas zugesto?en ist, wird dieses Dorf daf?r brennen, Kronoss sei mein Zeuge!?
Gabriel hatte den sonst so undurchschaubaren jungen Mann noch nie so aufgeregt erlebt. Es war fast als sei die Maske der gef?hrlichen Ruhe, die er f?r gew?hnlich trug, von ihm abgefallen und offenbarte nun den Blick auf einen Strudel unkontrollierter Emotionen; ein Sog des Zorns unter der glatten Oberfl?che eines immerruhigen Sees. Das war nicht der eiskalte Krieger als den er den Sleipgard-Prinzen kennen gelernt hatte. Er war eher wie... ein Mann der sich um seine Liebste sorgte?! Gabriel hielt bei der Erkenntnis f?r einen Moment unwillk?rlich den Atem an. War es ?berhaupt m?glich dass Malakai lieben konnte? Mara hatte ihm von ihrer Vision erz?hlt; und davon wie der Tardukai sich mit dem Kind vereinigt hatte. Hatte der Mensch soviel Kontrolle ?ber den D?mon erlangt, dass seine Gef?hle durchbrachen? Oder war es am Ende gar der Tardukai in ihm, der ?ber den Verlust des M?dchens so au?er sich geriet? Doch was auch immer die Antwort war, f?r den Moment musste Malakai gestoppt werden, ehe noch jemand ernstlich zu Schaden kam. Ohnehin war es bereits erstaunlich genug, dass von den versammelten Nordm?nnern noch keiner das Schwert oder die Axt gegen den tobenden Kronossritter erhoben hatte ? und vermutlich war das auch der einzige Grund, warum Malakai sie bislang am Leben gelassen hatte.

Noch w?hrend Gabriel nach den richtigen Worten suchte um die Situation zu entsch?rfen, trat Engulf der Wirt neben ihn, gest?tzt auf die Schultern seines Sohnes. Deodorn machte ein ?beraus finsteres Gesicht, doch der Blick den er Malakai zuwarf war eher der eines reuigen S?nders als der des verpr?gelten Kontrahenten, befand Gabriel.
?Herr?, hob Engulf beschwichtigend die H?nde und trat vor Malakai, ?ich versichere Euch nochmals dass wir nicht wissen wo das M?dchen abgeblieben ist. Ihr seid der erste Eurer Reisegemeinschaft den wir am heutigen Tag zu Gesicht bekommen haben, bei meiner Ehre.? Malakai verzog in einer bedrohlich wirkenden Geste den Mundwinkel, und nicht nur dem besorgten Pfeil des Lichts fiel auf, dass sich jeder Muskel in dem t?uschend schm?chtig aussehenden K?rper des Sleipgardprinzen spannte. Doch noch ehe Malakai auf die Worte des Wirts reagieren konnte, meldete sich eine neue Stimme zu Wort.
Erst beim Anblick der weit offenstehenden T?re fiel Gabriel auf, dass es merklich k?lter geworden war im Raum.


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Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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?Das stimmt so nicht, Engulf. Einer von uns wei? sehr wohl was mit dem M?dchen ist ? nicht wahr, Deodorn?? Der B?rgermeister war nicht allein gekommen; neben und hinter ihm gewahrte Gabriel seinen Sohn Andres und mehrere weitere M?nner aus Hengists Umfeld, die ihm schon in den vergangenen Tagen aufgefallen waren.

?Was willst du damit andeuten, B?rgermeister??, entgegnete der Wirt, und diesmal war es nicht Malakais, sondern Engulfs Stimme, die vor kaum unterdr?cktem Zorn bebte. Hengist jedoch ignorierte ihn v?llig; sein Blick war einzig und allein auf den sprungbereiten Kronossritter fixiert, der wiederum von Einem zum Anderen sah; wie ein Raubtier, das unschl?ssig war in welchen Rivalen es denn nun seine unbarmherzigen Z?hne zuerst schlagen sollte, befand Gabriel.

Anstelle des B?rgermeisters trat einer der M?nner aus seinem Gefolge vor und hob zu sprechen an. Gabriel hatte den grauhaarigen Mann, der bestimmt schon jenseits der sechzig war, nur ein einziges Mal gesehen, an dem Tag ihrer Ankunft in Thorn.
?Ich hab?s gesehen?, sagte der Alte, scheinbar an niemand besonderen gerichtet. Er genoss es sichtlich, dass fast alle Anwesenden ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkten, wie es nun einmal die Art der alten Leute ist, um die sich niemand k?mmert.
?Ich hab?s gesehen?, wiederholte er, und deutete dann auf Deodorn. ?Gestern Nacht haben sie sie geholt... ein halbes Dutzend Soldaten bestimmt, alle mit dem roten Eber... und er hat sie reingelassen. Ich hab?s genau gesehen, von meinem Fenster dr?ben! Ich war n?mlich auf dem Weg zum Topf, zum dritten... oder vierten... nein, zum dritten Mal in der Nacht, und da hab ich sie gesehen. Lauter gro?e Kerle. Und das Weib erst! Das verfluchte Kronossweib war auch da, ich schw?r?s beim Herren Shanka-Pan und beim guten K?nig Beowulf und seiner Frau, ich hab sie genau erkannt! Und der Sturm... der Sturm, so wahr ich hier stehe, sogar der Sturm hat sich nicht an das verdammte Weib rangetraut!?

Ein erstauntes Raunen lief durch die Reihen der Nordm?nner, von denen die meisten sich wieder aufgerappelt hatten und nun in sicherer Entfernung von Malakai beisammen standen.

?Unsinn! Das ist... einfach nur irrsinnig. Sagoth, die Sauferei hat dich wohl um den letzten Rest deines Spatzenverstandes gebracht, dass du schon nicht mehr zwischen deinen Suff-Tr?umen und wirklich Gesehenem unterscheiden kannst. Sag es ihm, mein Sohn! Niemand hier zweifelt an deinem Wort.?
Tats?chlich ?ffnete Deodorn den Mund um etwas zu sagen, doch dann legte er seinem Vater wortlos die Hand auf die Schulter und senkte den Blick. An seiner statt trat nun Andres hinter seinem Vater hervor, der noch immer damit besch?ftigt war Malakai von oben bis unten zu Mustern, und stellte sich neben Sagoth.

?Er hat nicht getrunken, unser Leutnant hier?, verk?ndete der Sohn des B?rgermeisters, ?nicht wahr??
Sagoth nickte eifrig. ?Jawoll! Ich hab? keinen Tropfen Alkohol mehr anger?hrt, seit der Sohn vom...? er brach ab, stammelte etwas und fuhr dann fort ?schon seit einigen Tagen nicht mehr mein? ich. Und ich wei? was ich gesehen hab?. Wenn ich l?ge soll der Herr Shanka-Pan mich an Ort und Stelle vom Blitz treffen lassen, jawoll!? Das Gemurmel im Raum wurde lauter. Gabriel verfolgte besorgt wie Malakais Hand sich ganz langsam dem Heft seines Schwertes n?herte. Wenn nicht bald etwas geschah w?rde der Kronossritter auch den letzten Rest von Selbstbeherrschung aufgeben, und was dann geschah wollte Gabriel sich lieber gar nicht erst ausmalen.

?Es stimmt?, verk?ndete Deodorn ?berraschend und trat an seinem v?llig verdutzten Vater vorbei auf Malakai zu. ?Ja, ich habe sie der alten Hagtys ?bergeben... Sie sagte, wenn ich es nicht t?te w?rde Mordekai ?ber uns alle kommen, und jeden hier im Dorf erschlagen ? auch den Prinzen, seinen Begleiter und das M?dchen. Es... war die einzige M?glichkeit, Thorn zu retten.? Es dauerte einige Sekunden bis Gabriel nicht nur verstanden hatte was Deodorn getan hatte, sondern auch gewahrte wie der Wirtssohn Malakai gerade genannt hatte. Konnte es sein...? War es m?glich dass die Menschen dieses Dorfes ebenfalls Beowulfs Erben in dem Kronossritter erkannt hatten?

Mit gesenktem Blick sank der H?ne vor Malakai auf die Knie, wie ein Bittsteller der vor einer G?tterstatuen kniet um zu beten. ?Richtet ?ber mich wie Ihr wollt, Herr. Ich habe den Tod durch Eure Hand verdient. Doch was ich tat, tat ich nicht aus Angst um mein eigenes Leben, sondern um das Dorf zu sch?tzen.?
Malakai fletschte die Z?hne wie ein wildes Raubtier bevor es sich in den Hals seines Opfers verbeisst. Seine Hand schloss sich um Hjalmir, und singend fuhr das Schwert des Herrschergeschlechts aus der Scheide. Jeder hielt den Atem an; Gabriel, Andres, Hengist, Sagoth, der schockierte Engulf; alle blickten auf den Kronossritter und das drohend ?ber dem Wirtssohn schwebende Schwert. Deodorn hatte die Augen geschlossen; auf seinem Gesicht lie? sich keine Spur von Furcht ausmachen.

In Engulf tobte ein Wettstreit der Gef?hle. Sein erster Impuls war es, aufzuspringen um seinem Sohn zu helfen; sein einziger Verwandter seit dem Tod seiner geliebten Annaka vor nunmehr schon siebenundzwanzig Jahren. Doch zugleich hielt ihn etwas zur?ck. Er wusste: Wenn er sich jetzt gegen den Prinzen und dessen gerechten Zorn stellte, konnte das katastrophale Folgen f?r Thorn, wenn nicht gar f?r ganz Sleipgard haben. Engulf hatte seinen Sohn erzogen wie einen Soldaten der Eisfalkengarde; Deodorn wusste was Ehre und St?rke waren, und dass er so bereitwillig die Verantwortung und die Strafe f?r seine Entscheidung ?bernahm, erf?llte den Wirt mit einem j?hen Aufflackern von Stolz. Und dennoch... konnte er einfach so zulassen dass sein Sohn jeden Moment sterben w?rde? Nein... nein... gleich was es f?r den Rest der Welt bedeutete, f?r ihn war sein Sohn die Welt!

Der Wirt wollte gerade einschreiten, als ein atemloser Junge von vielleicht dreizehn Jahren durch die noch immer offenstehende T?r hereingeschwankt kam. Sich den Schnee aus Haaren und Gesicht wischend deutete er nach drau?en und rief ?Da ist ein Reiter! Einer in einer silbernen R?stung und mit einem gro?en Sack auf dem Pferd. Er will dass jemand namens ?Adorian? zu ihm kommt!?

Malakais Kopf ruckte herum wie der eines Vogels der Beute ersp?ht hatte. Mit einem letzten Blick auf Deodorn, der dem Wirtssohn sehr deutlich machte dass diese Angelegenheit noch nicht beendet war und zu einem sp?teren Zeitpunkt fortgesetzt w?rde, eilte der Kronossritter hinaus, gefolgt von Gabriel und den Dorfbewohnern. Zuletzt traten auch Deodorn und Engulf in den tobenden Sturm, der Thorn noch immer fest in seinem eisigen Griff hatte, und um die H?userecken pfiff wie eine unaufh?rliche geheime Melodie.

Der Reiter von dem der Junge berichtet hatte sa? auf einem gewaltigen Ross, geh?llt in eine R?stung die in makellosem Silber schimmerte, mit einem Helm in Form eines Eberkopfes darauf sowie den roten Eber auch auf dem Wappenhemd tragend. Mit der einen Hand hielt er die Z?gel seines Pferdes, in der anderen trug er einen gro?en Sack, der im Spiel des Windes so aussah als w?rde sich darin etwas bewegen. ?Dion?, raunte es unter den Nordm?nnern und der handvoll Kinder, die sich in den Sturm hinausgewagt hatten, ?Das ist Dion, die rechte Hand des Grafen!?

Als Malakai herankam bildete sich eine Gasse in der Reihe der Schaulustigen, durch die der Kronossritter bis auf wenige Schritte an das Pferd des Fremden herankam. Das Tier ? ein beeindruckender Rappe von hervorragendem Wuchs und kampflustig funkelnden Augen ? t?nzelte hin und her, doch der Grund schien nicht die K?lte zu sein, sondern schierer ?bermut des pr?chtigen Tieres. Einzig die unbarmherzige Hand seines Reiters vermochte das vor Erregung schnaubende Pferd im Zaum zu halten.

Malakai kam mit im Sturm wehenden Haaren zum Stehen und baute sich zu seiner vollen Gr??e auf. Dennoch war es offensichtlich dass der Mann auf dem Pferd der Sleipgardprinzen um Einiges ?berragte; vermutlich h?tte sogar Deodorn nicht mit ihm mithalten k?nnen. Selbst f?r die Verh?ltnisse der Nordleute, die ohnehin schon um einiges gr??er waren als die zierlichen Bakkanaii oder die drahtigen Korsilier, war Dion ein gewaltiger Kerl.
Lange Herzschl?ge starrten sie sich an, Auge in Auge der Kronossritter mit dem silbernen Reiter, dessen Helm einzig die Augen unbedeckt lie?. Keiner der Thorner wagte etwas zu sagen, selbst die Kinder verstummten und starrten gebannt auf die beiden M?nner die sich im Sturm schweigend gegen?berstanden und einander belauerten wie unbewegliche Steinstatuen die einen ewigen Krieg durch die Zeiten f?hrten.

Schlie?lich war es Dion, der als erster sprach.
?Ich bringe Euch eine Botschaft von meinem Herrn und Vater, dem Grafen von Urag?n, und K?nig von Sleipgard. Nun, eigentlich ist es eher ein Geschenk... etwas das ihr verloren habt.? Bei dem Wort ?K?nig? fuhren einige der M?nner zusammen, stellenweise kam es zu emp?rten Unmutsrufen, doch Malakais Gesicht blieb regungslos. Als er sah dass der Kronossritter nichts erwiderte, zuckte Dion mit den Schultern und warf seinen Sack achtlos vor dem Kronossritter in den Schnee. Mit einer sp?ttischen Verneigung wendete er sein Pferd und lie? es langsam davontraben. Dann jedoch sah er noch einmal ?ber die Schulter zur?ck und rief: ?Ich bin gespannt, Eure Antwort auf die Nachricht zu erhalten, hat es mir doch soviel Freude gemacht sie zu formulieren.? Er ritt blechern lachend davon und wurde vom Sturm geschluckt noch ehe er die n?chste H?userzeile erreicht hatte. Malakai blickte ihm schweigend nach ohne eine Miene zu verziehen. Mit der Rechten bedeutete er Gabriel stumm, den Sack zu ?ffnen.

Der Pfeil des Lichts nickte verstehend, kniete vor dem aus aus fester Nordlandjute gewobenen Sack nieder und durchtrennte vorsichtig das Seil, das ihn verschlossen hielt. Halb hatte er mit einem Angriff oder sonst einer Falle gerechnet, doch seine Bef?rchtung best?tigte sich nicht. Einige Augenblicke lang kniete er da mit der Hand auf dem Schwertgriff, sofort bereit bei der kleinsten Bewegung zuzuschlagen. Schlie?lich jedoch fasste er sich ein Herz und verbreiterte die ?ffnung des Sackes so weit, dass er hineinschauen konnte.
?Heilige Juturna, oh du G?ttin der Gnade!? Aus seinem Gesicht wich alle Farbe, sein Herz krampfte sich so stark zusammen dass er Angst hatte es h?re auf zu schlagen. ?Nein...?, stammelte er, ?Nein... oh ihr G?tter, nein!? Hinter ihm dr?ngten sich die Dorfbewohner um einen Blick auf den Sack zu erhaschen. Was war die ?Botschaft?, die der Eber dem Prinzen zukommen hatte lassen?
?Nein... heisse Tr?nen rannen Gabriels Gesicht herab, doch dem Pfeil des Lichts war es v?llig egal. Weit beugte er sich vor und griff in den Sack hinein. Als seine Arme wieder zum Vorschein kamen waren sie blutverschmiert. In den H?nden hielt er eine leblose Gestalt mit zerfetzter Kleidung; zierlich und doch ohne jedes Zeichen von Leben. Rotblonde Haare flatterten im eisigen Wind.

Malakai trat hinzu. Er streckte die Hand nach ihr aus, wollte ihr blut?berstr?mtes Gesicht ber?hren, doch seine Finger stoppten kurz davor. Seine Hand ?ffnete und schlo? sich zitternd, das Fehlen jeder Emotion auf seinem Gesicht schien zum ersten Mal nicht aus k?hler Berechnung, sondern aus absoluter Fassungslosigkeit geboren zu sein.


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04.08.2002, 23:17 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Keiner sprach ein Wort, bis Hengist der B?rgermeister hinzutrat und einen Blick auf das M?dchen warf. ?Dort hin?ber. Bringt sie ins Haus zu meinem Weib ? schnell!?, herrschte er Gabriel an. Wortlos und ohne den Blick von Mara zu wenden lief der Pfeil des Lichts in die gewiesene Richtung, gefolgt von Hengist und seinem Sohn. Malakai blickte ihnen hinterher, w?hrend der Wind ihm um die Ohren pfiff und mit seinen wei?en Haaren spielte. Er wusste nicht wie lange er dort stand, doch irgendwann trat Deodorn zu ihm und sank vor ihm in den Schnee. ?Das... wollte ich nicht...?, stammelte der Wirtssohn, ?Sie hatte versprochen dass dem M?dchen nichts geschieht... sie gab mir ihr Wort dass sie nicht zulassen w?rde dass ihr etwas geschieht... verfluchte Hexe...? Malakai beachtete ihn nicht. ?Herr, ich habe schwere Schuld auf mich geladen, und nur der Tod kann mich erl?sen... t?tet mich, ich verdiene es nicht besser!? Noch immer starrte der Kronossritter in die Richtung in der Gabriel mit seiner Last verschwunden war. ?Herr! Ich bitte Euch, gew?hrt mir diese Gnade und vollzieht Eure und ihre Rache an mir!? Deodorn zog am Kettenhemd des Prinzen, und jetzt erst, ganz, ganz langsam, Zentimeter f?r Zentimeter, wanderten Malakais Augen zu ihm. In diese Augen zu blicken war wie der Sturz in einen unendlich tiefen Abgrund, wie der Sprung von einer Klippe ohne jemals in der tosenden Brandung anzukommen. Malakais Augen waren nicht die eines Menschen, sie waren schwarz, finster wie die Nacht, und in ihnen lag ein unmissverst?ndliches Versprechen. Rache... Rache!

Gedankenschnell schoss seine Rechte vor und schloss sich so fest um Deodorns Hals dass man es Knacken h?rte. Wie eine Strohpuppe riss Malakai den um einen guten Kopf gr??eren Mann in die H?he, sodass seine Zehenspitzen gerade eben den Kontakt zum Boden verloren. Deodorn begann zu r?cheln und nach Atem zu ringen, und seine Arme zuckten unkontrolliert, doch der Wirtssohn traf keine Anstalten von Gegenwehr. Es lie? es ?ber sich ergehen, mit einem fast schon erleichterten Ausdruck auf den Z?gen. Dann jedoch zog Malakai ihn n?her an sein Gesicht heran, und diese furchtbaren schwarzen Augen bohrten sich in Deodorns Blick und drangen so tief in seine Seele, dass die Pein den Schmerz seines gemarterten K?rpers noch um ein Vielfaches ?berstieg.
?Deine Strafe wird das Leben sein?, raunte der Kronossritter ihm zu, ?ich entlasse dich nicht so leicht in den Tod. Ihr zu Ehren wirst du leben, weil es ihr Wunsch ist ? und meine Rache an dir. Lebe mit dem was du getan hast, Narr!? Mit einer unendlich kraftvollen Bewegung schleuderte Malakai Deodorns K?rper von sich. Der Wirtssohn flog mehrere Meter weit durch die Luft und landete krachend an einer zugeschneiten Hausmauer.
Ich lebe noch, dachte Deodorn, und hatte das sichere Gef?hl dass dies von allen Strafen die Sch?ndlichste und Besch?mendste war.

* * *

Hengists Weib ? Mirianna mit Namen ? war eine stattliche Mittf?nfzigerin, der man ihr Alter kaum ansah. Nicht nur ihr haselnussbraunes Haar, sondern auch ihr eher zierlicher Wuchs und die straffen Z?ge waren deutliche Zeichen daf?r, dass sie zumindest vandrische Vorfahren hatte, wahrscheinlicher jedoch selbst aus dem Westreich stammte. F?r einen Moment wunderte sich Gabriel ?ber sich selbst, dass ihm in einer Situation wie dieser ausgerechnet das auffiel. Vermutlich lag es daran, dass sie seiner Leandra so ?hnlich sah...
Der Pfeil des Lichts war in die Richtung gerannt, die Hengist ihm gewiesen hatte, und hatte so fest an die T?r geklopft, dass seine Kn?chel anfingen zu bluten. Er bemerkte es nichteinmal.
Die Frau die ihm ?ffnete sah ihn zuerst v?llig verwirrt an, doch als sie den Zustand des M?dchens in seinen Armen sah wartete sie gar nicht erst auf die Ankunft ihres herannahenden Gatten und ihres Sohnes, sondern griff Gabriel bei der Schulter und zog ihn hinter sich her ins Haus. Das Zimmer in das sie ihn f?hrte war bis auf einige Bilder an der Wand und ein gro?es Bett mit wei?en Laken, auf das Gabriel seine lebloseLast legte, v?llig kahl.
?Heilige Juturna...? Einen Moment lang starrte Mirianna die grauenhaft zugerichtete Frau an und versuchte zu erkennen wo sie ?berall verletzt war, doch das Blut des M?dchens war ?berall. Schlie?lich gab sie es auf und tat das naheliegendste: sie hielt einen Spiegel ganz nah vor Maras Gesicht. Mit geballten F?usten stand Gabriel neben ihr und betete stumm zu allen vier G?ttern, dass der Spiegel beschlagen m?ge. Und tats?chlich: auf der silbernen Oberfl?che bildete sich eine hauchd?nne Schicht, kaum zu erkennen, und doch vorhanden.
?Heiz? einige K?bel mit Wasser an drau?en in der K?che, und bring mir warme Decken und saubere T?cher aus der Kommode?, herrschte sie mit befehlsgewohnter Stimme ihren Sohn an, und Andres fuhr auf dem Absatz herum und tat wie sie ihn geheissen hatte.
Auch Gabriel h?tte in diesem Moment gerne etwas getan, doch wie auch dem B?rgermeister blieb ihm nichts anderes ?brig, als tatenlos dazustehen und Mirianna dabei zuzusehen wie sie die bewusstlose junge Frau behutsam von den Fetzen ihrer Kleidung befreite. Der Pfeil des Lichts verfluchte seine eigene Hilflosigkeit. Sein Schock ?ber diese ungeheuerliche Grausamkeit sa? so tief, dass er sogar verga? die Augen abzuwenden als Mirianna Maras K?rper entbl??te, wie er es als Ehrenmann unter normalen Umst?nden sofort getan h?tte. Aber was war schon noch normal seit jenem verh?ngnisvollen Morgen in Zoral?

Mit einem knappen Nicken nahm die Frau des B?rgermeisters die T?cher entgegen und begann damit, Maras Wunden vorsichtig auszuwaschen. Sie war wirklich in einem furchtbaren Zustand; irgendjemand hatte solange auf sie eingeschlagen, bis augenscheinlich mehrere Rippen gebrochen waren und sich die gesplitterten Knochen an einer Stelle sogar durch die Haut nach drau?en gebohrt hatten. Die schlimmsten Verletzungen jedoch waren auf ihrem R?cken zu sehen. Sechs tiefe Einstiche bluteten genau an den Stellen, wo zuvor sechs kleine Narben aus alter Zeit zu sehen gewesen waren. Wir durch einen Schleier aus Wut, Hoffnung und Verzweiflung hindurch bemerkte Gabriel wie sich hinter ihm die T?r ?ffnete und jemand eintrat. Sein Gang war langsam, seine Stiefel dr?hnten auf den Holzdielen als w?re er mindestens dreimal so schwer als er aussah. Malakai trat an die Seite des Bettes, Mirianna gegen?ber, und starrte schweigend auf die ?Botschaft?. Ganz langsam, so als h?tte er Angst die Bewusstlose zu erschrecken, legte er die Hand auf das Bett und ergriff die ihre.
Als h?tte die Ber?hrung des Kronossritters irgendetwas ausgel?st, erwiderte Mara pl?tzlich den Druck der Hand, und begann leise zu st?hnen.
?Sie ist bei Bewu?tsein?, sagte die Frau des B?rgermeisters fassungslos, mehr zu sich selbst als zu den anderen Anwesenden.
?Dirya... Prinzessin... ...berg... Mordekai... Dion... Dion.... Dion!? die ersten Worte hatte sie nur gestammelt, das Letzte schrie sie f?rmlich hinaus. Damit stand fest wer ihr das angetan hatte. W?hrend Mara erneut in eine gn?dige Ohnmacht sank und Mirianna mit hochbesorgtem Gesicht fortfuhr ihre Wunden zu reinigen, hefteten sich die Blicke der M?nner auf Malakai. Der Kronossritter hatte die Augen geschlossen und stand so still als w?re er eine Statue die weder atmete noch sich bewegen konnte.

?Herr??, fragte Hengist, doch er erhielt keine Antwort. Er wiederholte die Frage, doch noch immer ignorierte der Kronossritter ihn ?Was wollt ihr jetzt tun, Herr??
Malakais Augenlider ?ffneten sich so schnell dass Gabriel unwillk?rlich erschrocken zusammenzuckte. Der Kronossritter sog tief die Luft ein, und es schien als w?rde er allein durch diese Geste bereits wachsen und an Gr??e gewinnen. Obwohl nichts gesagt wurde nickte Hengist und wandte sich seinem Sohn zu. Aus seinem G?rtel zog er einen kunstvoll mit Eisfalken verzierten Dolch hervor und gab ihn Andres, der ihn wie einen Schatz an sich presste und nach drau?en verschwand.
Malakai griff sich mit beiden H?nden an den Kragen und zerri? kurzerhand die Schnur, die den schwarzen ?berwurf an ihrer Stelle hielt. Das Kleidungsst?ck fiel zu Boden, darunter kam die silberne Kettenr?stung zum Vorschein, sowie all die Wurfsensen und Dolche die der Kronossritter am Leibe trug, und nat?rlich auch das nachtschwarze Schwert Hjalmir in der R?ckenscheide.
Einem pl?tzlichen inneren Impuls nachgebend streifte auch Gabriel sein ?bergewand ab. Einen Augenblick lang wendete er den aufgestickten goldenen Pfeil in den H?nden hin und her. Dann lie? er es mit bedeutungsvoller Miene zu Boden gleiten. Er hatte Malakais Botschaft verstanden: Dorthin wo sie jetzt gehen w?rden, gingen sie nicht als Kronossritter, oder als Pfeil des Lichts.
Keiner von beiden hatte bemerkt dass Hengist verschwunden war. Der B?rgermeister erwartete sie vor dem Haus, und zu ihrer gro?en ?berraschung war ein m?chtiges Schwert um seine H?fte gegurtet. Andres neben ihm war ebenfalls bewaffnet, doch die Klinge des schm?chtigeren jungen Mannes war um einiges feiner und graziler als als Breitschwert seines Vaters. Daf?r jedoch trug er ein wei?es Wams mit einem Blauen Vogel daraufgestickt. Der Schein seiner Fackel, die sich nur unter M?he gegen den eisigen Wind behaupten konnte, erweckte den Eindruck, als w?rde der aufgestickte Eisfalke tats?chlich mit den Fl?geln schlagen. Das Hemd schien Andres etwas zu gro? zu sein ? vermutlich war es f?r seinen Vater gemacht worden, und nicht f?r ihn selbst ? doch er gab sich augenscheinlich gr??te M?he, w?rdevoll darin auszusehen.
Niemand sprach ein Wort, und das war auch gar nicht n?tig. Stumm trat Malakai an ihnen vorbei, ohne sie auch nur zu beachten; Gabriel dicht hinter ihm. Als Andres und sein Vater sich anschickten, den beiden M?nnern zu folgen, schlangen sich von hinten erstaunlich kr?ftige H?nde um ihre H?lse und versuchten sie festzuhalten.
?Was soll das, Weib?!? herrschte Hengist seine Mirianna an und riss sich ver?rgert los. Die Frau ballte w?tend die F?uste.
?Wenn du dich umbringen lassen willst ist das deine Sache, verdammter Nordland-Esel, aber zieh doch wenigstens nicht meinen Sohn da mit hinein?, schluchzte sie halb w?tend, halb anklagend und warf sich Andres an den Hals.
?Ihr wisst ja noch nichtmal ob dieser Mann ?berhaupt euer toter Prinz ist; und selbst wenn: hast du mir nicht hunderttausendmal erz?hlt wie verfeindet deine Vorfahren mit dem Haus Holberich waren? F?r ihn willst du dich jetzt abschlachten lassen??
Hengist wollte etwas erwidern, doch sein Sohn war schneller. Mit sanfter Gewalt wand er sich aus dem Griff seiner Mutter und trat einen Schritt zur?ck.
?In all den Generationen, in denen wir mit dem K?nigshaus verfeindet waren, waren wir doch bei jeder Schlacht an seiner Seite; und wir waren die Tapfersten in diesen Kriegen. Das war unsere Art es ihnen zu zeigen. Jetzt, zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert, zieht wieder ein Sleipgard-K?nig in den Krieg, und eher werden wir uns selbst die H?nde abhacken als dass wir nicht an seiner Seite stehen und f?r die Ehre unseres Haus streiten! Doch darum geht es gar nicht... ich kenne die K?nige und unsere Vorfahren nur aus alten Geschichten - es spielt gar keine Rolle ob er ein m?chtiger Prinz, oder ein Tagedieb aus dem Scho? einer Hure ist. Denn er ist ein Sleipgarder; er zieht aus um Rache zu nehmen an jenen die ihm und den Seinen Unrecht getan haben, und ich will verdammt sein wenn dieser Bastard von einem Grafen mit dem davonkommt, was er dem M?dchen angetan hat!?
Hengist klopfte seinem Sohn anerkennend auf die Schulter, und Mirianna wandte hastig das Gesicht ab. Heisse Tr?nen der Furcht und der Wut rannen ihre Wangen hinab. Obwohl sie schon so lange unter den Nordm?nnern lebte, dass sie sich an ihr fr?heres Leben in den sanften gr?nen H?geln der vandrischen Grasebenen kaum noch erinnern konnte, gelang es ihr noch immer nicht, aus diesen dickk?pfigen, eigensinnigen, h?nenhaft gewachsenen gro?en Kindern schlau zu werden, obwohl sie eines davon selbst aufgezogen hatte. ?Dann geht doch,? brachte sie trotzig hervor und versuchte sich nicht anmerken zu lassen dass sie weinte. ?Geht und lasst euch totschlagen, wenn ihr unbedingt m?sst!?


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Der B?rgermeister und sein Sohn tauchten ein in das wehende Schneetreiben, und ihnen folgten dutzende M?nner. Alte und Junge; Gro?e und Kleine, Kr?ftige und Schw?chliche. ?berall in Thorn wurden Kleiderschr?nke ge?ffnet, Truhen unter dem Bett hervorgezerrt und aufgesto?en, Fallt?ren zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wieder begangen. Irgendwoher brachte fast jeder ein wei?-blaues Wams und ein Schwert zum Vorschein; und wer keines besa?, der griff nach Messer, Kn?ppel, oder begn?gte sich mit der blo?en Faust. Seit Andres den Dolch seines Vaters im Schein zweier in den Boden gesteckten Fackeln f?r alle sichtbar in den riesigen Baum auf dem Dorfplatz gesto?en hatte, huschten Stimmen durch das Sleipgard-Dorf, und trugen das Wort Aufstand von Haus zu Haus und von Ohr zu Ohr.

Als Malakai die Dorfgrenze passierte folgten ihm fast hundert M?nner in allen Altersstufen zwischen sechzehn und sechzig. Manche mit verbissenen Z?gen, andere ohne jede Emotion; vor allem die J?ngeren jedoch mit unverhohlener Freude und Stolz im Gesicht. M?nner die schon viel zu lange auf etwas gewartet hatten, von dem sie nicht wussten ob es ?berhaupt jemals eintreten w?rde, machten sich jetzt bereit etwas Wichtiges zur?ckzufordern das ihnen zustand ? ihren Stolz.
Vorneweg lief Malakai, den Blick zu Boden gesenkt, das flatternde wei?e Haar peitsche ihm ins Gesicht, gefolgt von Gabriel. Gleich hinter ihnen marschierten Hengist, Andres, Engulf, Sagoth und Deodorn, allesamt mit Schwertern bewaffnet, Deodorn zus?tzlich noch mit einem gewaltigen Hammer. Das Gesicht des Wirtssohns war ausdruckslos, doch in seinen Augen stand noch immer tiefe Bek?mmerung. Andres bemerkte es, und er legte dem fast drei?ig Zentimeter gr??eren jungen Mann eine Hand auf die Schulter. Seit fr?hester Kindheit hatten die beiden so unterschiedlichen jungen M?nner miteinander konkurriert, jeder wehm?tig auf die Vorz?ge des jeweils anderen blickend. Als Deodorn ihm nun jedoch in die Augen blickte, waren dort weder der erwartete Hochmut, noch das bef?rchtete Mitleid zu sehen. Anstelle dessen glitzerte es in Andres? Augen schalkhaft, und er deutete mit einem Kopfnicken auf Sagoth. Der Mann, den sie fr?her einfach nur den ?S?uferleutnant? genannt hatten, war in nur f?nf Tagen so ver?ndert dass man ihn kaum wiedererkannte. Sicher, jeder im Dorf hatte die Geschichte geh?rt dass Sagoth der Hauptmann einer Schwadron der Thronberg-Wachen gewesen war zu seiner Zeit, und dass er nur deshalb dem Schnaps verfallen war weil ausgerechnet er als Hauptmann als einziger seiner M?nner das gro?e Feuer ?berlebt hatte. Dennoch h?tte vermutlich niemand unter den j?ngeren M?nner im Dorf wirklich daran geglaubt, dass der alte Trunkenbold, der den gr??ten Teil des Tages besoffen in einer Ecke in Engulfs Wirtsstube herumlungerte, ein so imposantes Bild abgeben konnte, wenn er nur n?chtern und gebadet war. Sagoth hatte sich den Bart abrasiert und trug das blaue Wams der Eisfalkengarde. Sein Gang war aufrecht, und trotz des Alters war Etwas ungemein kraftvolles und geschmeidiges an ihm.

Auch Gabriel war die Uniformierung der Dorfbewohner nat?rlich nicht entgangen, und er begann allm?hlich zu begreifen. Die M?nner von Thorn ? oder doch zumindest ein Teil von ihnen ? waren ehemalige Soldaten des Sleipgarder Heeres, gr??tenteils wohl sogar Mitglieder des Eisfalken, der k?niglichen Garde, deren Aufgabe es war den Thronberg und die Herrscherfamilie zu besch?tzen. Irgendwie waren diese M?nner den Flammen entkommen und hatten beim Aufbau des zweiten Thorn geholfen ? das erste war ja im Flammeninferno jener schicksalhaften Nacht untergegangen. Das passte auch zu dem, was ihnen schon am ersten Tag aufgefallen war: Die Bewegungen der M?nner waren geschickt und kraftvoll zugleich, ihre Reaktionen schnell und konzentriert. Die Alten hatten ihr Wissen und ihre Ausbildung an ihre S?hne weitergegeben...
Die Vorstellung, dass es vielleicht nicht nur in Thorn, sondern auch in anderen St?dten und D?rfern des Vergessenen Reiches so gelaufen sein k?nnte; dass es dort drau?en vielleicht noch mehr freie Siedlungen mit kampfkundigen Nordm?nnern gab, hatte etwas ungemein Berauschendes, fand der Pfeil des Lichts. Zwei Versuche durch das Bakkanaii-Milit?r, das Vergessene Reich zu befrieden ? zu erobern, wenn man Maras Erz?hlung ?ber Mikako glauben schenkte - waren zwar gescheitert. Doch hatte Gabriel keinen Zweifel daran, dass es m?glich war die Chekrinhorden zur?ckzudr?ngen und ihnen das Land abzutrotzen, das einst den Menschen geh?rt hatte, wenn sich nur genug Kinder Holberichs unter dem Eisfalken-Banner zusammenf?nden. Unter Malakais Eisfalken-Banner, korrigierte er sich l?chelnd selbst. Jetzt verstand er die verschl?sselten Andeutungen im Buch der Verhei?ung ?ber den Adorian: ?Der Stein der andere anst??t und zur Lawine wird, und der die g?tterf?rchtige Welt umsto?en wird...? Wie hatten die weisen Interpreten der heiligen Schriften sich doch geirrt was die Auslegung der heiligen Worte anging...

* * *

Als w?rde selbst die Naturgewalt des Sturms vor Malakais eisigem Rachedurst zur?ckweichen, wurde das wei?e Inferno schw?cher und schw?cher w?hrend die schweigende Prozession sich ihren Weg nach S?dwesten bahnte, ?ber einen Weg der im Sommer eine breite Stra?e sein mochte, nun jedoch von dem gr??tenteils flachen Gras- und Ackerland ringsherum dank seiner wei?en Tarnung kaum zu unterscheiden war.
?Da vorne steht jemand.? Andres deutete einige hundert Schritt den Weg entlang, und schon wenige Augenblicke sp?ter erblickten auch die neben ihm Laufenden die schlacksige Gestalt in den wehenden braunen Gew?ndern, die mitten auf dem Weg stand wie eine Vogelscheuche, die von ihrem Stecken herabgestiegen war um ihre danklose Arbeit eine zeitlang an einem aufregenderen Ort auszu?ben.
?Heil, Malakai?, sprach die Frau ? denn um eine solche handelte es sich der Stimme nach zu schlie?en. Sie klang sogar sehr jung, und doch irgendwie... seltsam. Deodorn kam es so vor als kannte er die Stimme, doch er wusste nicht recht wo er sie einordnen sollte. ?Heil, Prinzregent der n?rdlichen Lande. Heil, Adorian. Lange Jahre lie?et Ihr mich warten auf Eure Ankunft, Schwert das die Nacht bringt...?
Malakai blieb stehen, die H?nde an die H?ften gelegt, in den Augen ein unheilverk?ndender Ausdruck von.
?Wer seid Ihr und was habt Ihr mit mir zu schaffen? Chekrin??, fragte er tonlos.
Die Antwort bestand aus einem glockenhellen Lachen.
?Fragt Eure Untertanen, denn sie werden sich an mich erinnern?, erwiderte sie vergn?gt, w?hrend sie die Kapuze zur?ckschlug und goldblondes Haar vom Wind erfasst wurde, der sofort damit zu spielen begann. Die umstehenden Nordm?nner warfen sich verst?ndnislose Blicke zu, Deodorn aber zog die Brauen zusammen und blinzelte ungl?ubig. Dann jedoch riss er die Augen weit auf, und mit einem Schrei der Wut schwang er den Hammer ?ber den Kopf und st?rmte auf die Frau zu. ?Hexe!?, br?llte er, ?Verfluchtes Kronossweib! Jetzt erkenne ich dich, Hagtys!?
Die Frau l?chelte sp?ttisch und deutete eine Verneigung an. Deodorn schwang noch immer den Hammer und kam auf sie zugeschossen, ohne dass jemand der Anderen eingeschritten w?re. Erst als er ganz nahe heran war machte sie eine beil?ufige Geste mit der Hand ? und Deodorn erstarrte mitten im Lauf. Von einer Sekunde auf die andere stand er da wie die Statue eines h?nenhaften Schmieds; lautlos, den Hammer weit ?ber den Kopf erhoben, einen Fu? auf der Erde, den anderen weit von sich gestreckt.

?Ich bedaure das sehr?, wandte sie sich mit einem aufgesetzten L?cheln entschuldigend an Malakai, ?doch wie es scheint ist unser junger Freund nicht allzu gut auf mich zu sprechen... nunja, man kann es ihm wohl nicht ver?beln.? Sie entbl??te eine lange reihe makelloser wei?er Z?hne in ihrem durchaus h?bsch zu nennenden Gesicht. ?Ich hoffe er hatte nicht zuviel ?rger wegen dieses... ungeplanten Missgeschicks. Wer konnte denn auch ahnen dass das M?dchen sich weigern w?rde mir zu helfen.? Sie zuckte niedergeschlagen mit den Schultern. ?Es w?re wirklich besser gewesen wenn sie auf meinen Vorschlag geh?rt h?tte. Aber vorbei ist vorbei, nicht wahr??

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Noch w?hrend Malakai sie absch?tzend musterte trat Engulf, Deodorns Vater, vor und baute sich drohend neben dem Prinzen auf, den Blick fest auf die Frau gerichtet.
?Wie kann das sein, verfluchtes Weibsst?ck? Hagtys ist so verschrumpelt wie eine ?ber dem Kamin getrocknete Birne ? willst du uns wirklich weismachen du seist das alte Weib? Was f?r ein Spiel treibst du hier mit uns?!?
?Ah?, sagte sie, ?ich spiele nicht mehr ? denn das Spiel ist vorbei. Hagtys hat es nie gegeben.? Sie kicherte, wie das alte Kronossweiblein es getan hatte, doch nun war der Klang ihrer Stimme jung und kraftvoll, nicht meckernd. ?Sie hat ihren Zweck erf?llt, die gute alte Hagtys, doch heute hatte sie ihren letzten Auftritt. Dasselbe gilt ?brigens wohl auch f?r die kleine blonde Sch?nheit.? Sie warf Malakai ein keckes L?cheln zu, doch ihre Augen blieben eisig. ?Ich bot ihr die M?glichkeit ihrem Schicksal zu entkommen, denn ich wusste was der Graf mit ihr vorhatte; und wie es scheint durfte sie Dions ?Z?rtlichkeiten? bereits fr?her schoneinmal erfahren. Doch der Kleinen wurde wohl der Glaube an Euch zum Verh?ngnis, oh Prinz. Dabei war das was ich von ihr f?r ihre Freiheit verlangte doch wirklich nicht viel...?
In Gabriel wallte gl?hender Zorn auf. Diese Frau hatte die M?glichkeit gehabt, Mara vor diesem... diesem unmenschlichen Schicksal zu bewahren, doch sie hatte es nicht getan... Fast gegen seinen Willen wanderte seine Hand in Richtung des Schwertgriffs. Malakai ging noch immer nicht auf Hagtys? Spielchen ein, darum ergriff der Pfeil des Lichts selbst das Wort: ?Und was war es, das du von ihr verlangt hast? Was k?nnte so wertvoll wie ihr eigenes Leben sein?!?
Das kalte L?cheln der Frau enth?llte eine Reihe makellos gl?nzender Z?hne als sie auf Malakai deutete.
?Sein Leben war alles was ich von ihr wollte. Sie h?tte nur einwilligen m?ssen ihn zu t?ten... doch das dumme Ding hat sich geweigert und daf?r bezahlt.? Sie seufzte theatralisch. ?Wirklich schade, dabei war sie doch so h?bsch... aber nichts dauert ew-? Sie wollte noch etwas sagen, doch schnell wie der Fl?gelschlag eines Vogels war Malakai bei ihr. Funkenspr?hend fuhr Hjalmir aus der Scheide und z?ngelte nach der Frau in der braunen Robe, und um ein Haar h?tte der Hieb ihr den Kopf vom Hals getrennt. Erst im allerletzten Augenblick zuckte Hagtys ? oder wie immer sie in Wahrheit heissen mochte ? hastig zur?ck. Keine Sekunde zu fr?h, denn das Schwert kam ihr so nahe dass sich tats?chlich ein winziges rotes Rinnsal an ihrem Hals bildete. Da der Kronossritter mit gesenktem Blick stehenblieb und reglos verharrte, tastete die Frau pr?fend nach ihrem Hals. Als sie die Finger vor die Augen hob betrachtete sie das Blut, als w?re es etwas ?beraus Faszinierendes. ?Wahrlich ein Erbe Holberichs?, sagte sie, ?Der Letzte der es schaffte mich zu verletzen war dein Vater... und auch damals in Harben ging es um eine Frau die ihm wichtig war.?
Sie f?hrte die Hand zum Mund und leckte gen??lich das Blut ab. ?Sei es wie es sei ? wenn ich schon deinen Tod nicht zu bekommen scheine, so ben?tige ich doch zumindest dein Blut. Eigentlich ist es sehr am?sant: Lange Jahre gr?belte ich, was die unterhaltsamste Art sein k?nnte dich zu t?ten, um dich f?r das zu bestrafen was du mir angetan hast. Doch jetzt sieht es so aus als h?tte Mordekai bereits eine zehnmal schlimmere Pein f?r dich gefunden, und das sogar ganz ohne dir k?rperlichen Schmerz zuzuf?gen.? Wahnsinn loderte in ihren Augen, das erkannte Gabriel pl?tzlich mit absoluter Gewissheit. Seit Jahren? Welchen Groll konnte Hagtys gegen Malakai hegen? Und wichtiger noch: Wer war diese undurchsichtige alt-junge Frau?

Doch er sollte noch keine Antwort auf diese Frage bekommen. Hagtys deutete eine sp?ttische Verbeugung vor dem Sleipgard-Prinzen an. ?Wir werden uns wiedersehen, hoher Herr, und dann werde ich mir Euer Blut nehmen...? Ohne das jemand Anstalten gemacht h?tte sie aufzuhalten trat Hagtys einige Schritte zur?ck und war schon nach wenigen Herzschl?gen im tobenden Wei? nicht mehr auszumachen. Im selben Augenblick erwachte aus Deodorn aus seiner Starre. Noch immer einen w?tenden Schrei auf den Lippen stolperte er den Kriegshammer schwingend vorw?rts, ehe er stehenblieb und sich verdutzt umsah. Aller Augen waren auf Malakai gerichtet. Mit einer raschen Bewegung lie? der Prinz Hjalmir durch die Luft sausen, wodurch das feine Blutrinnsal von der Klinge geschleudert und dem Sturm ?bergeben wurde. Ohne ein Wort an die schweigenden Nordm?nner zu richten steckte er das Schwert in die Scheide und setzte seinen Weg fort, so als ob nichts gewesen w?re.

ENDE von Episode 11




12 ? ...vom Abgrund...


Pr?lat Cernol, der Tr?ger des Lichts aus der vandrischen Stadt der Schl?ssel, sch?umte vor Wut. Man hatte ihn zur?ckgelassen, ihn schm?hlich dem Zorn seiner Feinde ausgeliefert, w?hrend der verdammte Graf und all seine M?nner den Thronberg verlassen hatten. Nun ja, fast alle seine M?nner. Dion, der Sohn Mordekais, war zur?ckgeblieben; um, wie der junge Ritter selbst es ausdr?ckte, ?Das Tuch des Schicksals, das die G?tter gewoben hatten, eigenh?ndig zu zerreissen, und den Lauf der Ereignisse neu zu schreiben?. Ekhis Fluch ?ber sie alle, ?ber jeden vermaledeiten Nordmann und ihren kollektiven, an Wahnsinn grenzenden Sturkopf.

Am Morgen dieses Tages war Hagtys im Ratssaal des Grafen aufgetaucht. Die Alte hatte Mordekai ihr verfluchtes Gift in die Ohren getr?ufelt; hatte von ihren Visionen und seinem Schicksal palavert; solange bis Mordekai ihr tats?chlich glaubte dass er den Thronberg mit all seinen M?nnern verlassen m?sse, um den Willen der G?tter zu erf?llen. ?Malakai wird Euch t?ten, das wisst Ihr l?ngst, doch noch ist die Zeit f?r die letzte Schlacht nicht gekommen. Ihr m?sst gehen; nehmt all Eure M?nner mit Euch und geht nach S?den, nach Rand?al?tor, in die Ruinen von Kronoss? Kloster. Dort wird die Prophezeihung ihren Ausgang finden; dort werdet Ihr Euren Triumph ?ber den alten K?nig erfahren.?

Cernol schnaubte ver?chtlich. F?r ihn als jemanden, der als Sohn eines mittelst?ndischen H?ndlers begonnen, und sich durch kluges Taktieren und Intrigieren bis an die Spitze des vandrischen Klerus hochgearbeitet hatte, war allein schon der Gedanke eines vorbestimmten, unausweichlichen Schicksals ein Unding. Man bekam nichts geschenkt in dieser Welt, man musste sich alles hart erarbeiten. Es gab keine Weberei in der die g?ttlichen Lebensf?den gesponnen wurden; und er war sehr stolz darauf der Herr seines eigenen Schicksals zu sein. Paradoxerweise war ausgerechnet Dion, dieser verr?ckte, gef?hrliche, schwer einsch?tzbare Ritter der Einzige, der Cernols Ansicht teilte und es auch wagte, sie offen gegen?ber seinem Vater zu vertreten. Und das hatte er auch getan. Noch ehe Hagtys mit ihrem M?rchen zu Ende war sp?rte sie seine Klinge an ihrem Hals, und wenn Mordekai nicht mit all seiner Sch?rfe und K?lte die Stimme erhoben h?tte, dann h?tte Cernol vielleicht einen sehr, sehr gl?cklichen Tag erleben d?rfen heute, anstatt des Schw?rzesten seines Lebens. So jedoch war Dion mit gefletschten Z?hnen aus dem Saal gerauscht und irgendwo in den Tiefen des Thronbergs verschwunden. Das n?chste Mal sah er den jungen Ritter erst wieder, als dieser mit einem gro?en Jutesack in H?nden davonritt, mitten hinein in den Sturm der schon seit Tagen wie ein jammernder Spuk um die ru?geschw?rzte Festung herumpfiff. Keiner der Soldaten seines Vaters begleitete ihn.

Um die Nachmittagszeit kehrte der Ritter zur?ck ? ohne seine Last, wie der Pr?lat beil?ufig und mit leichter Neugier bemerkte ? und kam gerade noch rechtzeitig, um den Aufbruch des Heeres mitzuerleben. Nun, ?Heer? war vielleicht zu gro?spurig f?r die rund dreihundert Soldaten mit dem Eberemblem, doch Cernol wusste nicht wie er die diszipliniert marschierende, missmutig dreinblickende Menschenmasse sonst nennen sollte.


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Es kam zu einem heftigen Wortgefecht zwischen Vater und Sohn; Cernol stand leider zu weit von ihnen entfernt als dass er h?tte verstehen k?nnen worum sie sich stritten. So wie er den jungen Mann jedoch einsch?tzte, gefiel es ihm ganz und gar nicht, dem Feind einfach kampflos das Feld zu ?berlassen.
Cernol hingegen hatte ganz andere Sorgen: Aus irgendeinem Grund, den der Pr?lat selbst nicht verstand, hatte Mordekai ihn noch immer am Leben gelassen. Vermutlich bereitete es dem Grafen von Urag?n ein perverses Vergn?gen, sich daran zu weiden wie sehr Cernol sich an sein Leben klammerte, und er wollte sehen wie weit der Pr?lat zu gehen bereit war. Das war zumindest der einzige Schluss der halbwegs einen Sinn ergeben wollte.
Doch er war nicht dumm. Er wusste dass die Geduld des Grafen irgendwann ersch?pft, sein eigener Wert als Gegenstand von Mordekais perverser Belustigung iregndwann dem Ende zugehen musste. Und Cernol h?tte es nicht so weit im Leben gebracht, wenn er die Dinge einfach so auf sich zukommen lie? wie der Graf es tat... Im Grunde genommen gab es nur zwei Dinge um die er sich k?mmern musste: Das Erste war seine Flucht und die sichere Heimreise nach Harben. Der Graf hielt ihn wohl f?r einen derart unbedeutenden, unselbst?ndigen Wurm dass er es nicht f?r n?tig gehalten hatte den Pr?laten bewachen zu lassen. Mittlerweile kannte er sich gut genug in der Festung und dem nahen Umland aus, um einen Fluchtversuch zu wagen der gute Erfolgsaussichten versprach. Ekhis Fluch, wenn da nicht die Prinzessin gewesen w?re h?tte er sich schon l?ngst aus dem Staub gemacht. Es war freilich nicht die Sorge um ihre Hochwohlgeboren, die den Pr?laten zur?ckhielt, sondern die pure Furcht. Furcht davor dass die Prinzessin abermals entkommen k?nnte, dass sie jemandem erz?hlte was der Expedition zugesto?en war, oder dass Mordekai sie gar gegen die Zahlung eines L?segelds freilie? und zu ihrer Mutter zur?ckschickte. Prinzessin Diadera wusste zuviel; sie hatte mitbekommen wie Gernot und Arnhelm ? seine beiden Leibw?chter, die Pfeile des Lichts ? gestorben waren, w?hrend er selbst um sein Leben gebettelt hatte. Wenn die Prinzessin mit diesem Wissen in die Stadt der Schl?ssel zur?ckkehrte, war alles vorbei. Dann w?rde man ihm all sein Verm?gen und all seine Titel entreissen; und dann konnte er auch die Hochzeit seiner sch?nen Leandra mit einem Mitglied der Herrscherfamilie vergessen. Das konnte, das durfte nicht geschehen. Das Risiko, die st?rrische junge Frau in Mordekais Gewalt zur?ckzulassen, war zu gro?, als dass der auf Sicherheit bedachte Pr?lat bereit gewesen w?re es einzugehen. Darum blieb ihm nur ein Ausweg: Bevor er fliehen konnte musste Diadera von Harben sterben!
Vielleicht ergab sich ja auf der Reise die Gelegenheit sie aus dem Weg zu r?umen; wohin auch immer Mordekai mit seinen finster dreinblickenden Untertanen zu fliehen gedachte.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er die Prinzessin noch gar nicht gesehen hatte. Es schien auch keine Kutsche und kein Pferd f?r sie bereitzustehen. F?r einen kurzen Moment wallte in ihm die Hoffnung auf, der Graf h?tte sich ihrer bereits entledigt, bevor er zu seiner Reise aufbrach... der Gedanke gefiel ihm au?erordentlich, doch er konnte ihn nicht weiter verfolgen, denn der gepanzerte Dion kam mit wuchtigen Schritten auf ihn zu und baute sich vor dem gut zwei K?pfe kleineren Pr?laten zu seiner vollen Gr??e auf. Den Eberkopf-Helm trug er l?ssig in der Linken. Sein Mund war zu einem abf?lligen Grinsen verzogen; eine Mimik die an dem eiskalten jungen Mann gef?hrlicher aussah als irgendetwas das Cernol je zuvor erblickt hatte.
?Ihr werdet mit mir hierbleiben?, war alles was er sagte ehe er an dem Pr?lat vorbeiging und den Helm aufsetzte. Es dauerte einige Herzschl?ge lang bis er die volle, grausame Wahrheit dieser Worte erfasst hatte.
?Hierbleiben? Wie... meint Ihr das, ?hierbleiben?? Dion? Dion?!?
Abrupt blieb der junge Mann stehen und drehte sich zu Cernol herum. Das langschn?uzige Ebergesicht schien den Kirchenmann anzugrinsen wie ein Chekrin aus Kronoss? verfluchter H?llentiefe.
?Mein Vater hat beschlossen ? auf den Rat des alten Weibsst?cks, wie ich annehme ? den Thronberg zu verlassen und die Entscheidung gegen den Adorian an einem anderen Tag zu suchen. Was Euch jedoch angeht scheint es Hagtys recht wichtig zu sein dass Ihr hierbleibt. Aber tr?stet Euch, ich werde ebenfalls zur?ckbleiben.? Dion zog langsam und bed?chtig sein gewaltiges Schwert aus der Scheide und hob es gen Himmel. Das Rauschen des Sturms brach sich an der Klinge und spielte eine eigenartige, befremdliche und gef?hrlich klingende Melodie. ?Ihr habt gro?es Gl?ck hier zu sein, Cernol...
Mein Vater glaubt, sein Schicksal sei vorherbestimmt. Aber ich werde heute beweisen dass man es ?ndern kann... ich werde den Adorian, den Erl?ser, mit diesem Schwert hier t?ten und seinen Kopf auf die Zinnen des Thronbergs spie?en; und alle Menschen von nah und fern werden sehen k?nnen dass ich selbst den G?ttern trotzen kann!?

Cernol jedoch hatte f?r dieses prahlerische Geschw?tz kein Ohr. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Hierbleiben. Allein mit dem verr?ckten Dion. Er! Damit war er so gut wie tot...

W?hrend der Tross des Grafen sich in Bewegung setzte und die ru?geschw?rzten Mauern der Festung hinter sich lie?, glaubte Cernol irgendwo im Wind ein heiseres Kichern zu vernehmen. Shanka-Pans Fluch ?ber Hagtys und ihre Schwarzseherei! Aber vielleicht ? nur vielleicht ? konnte er aus der Situation ja noch Gewinn schlagen... nach allem was er mitbekommen hatte war der Adorian auf dem Weg zur Festung. Cernol hatte sich nie besonders f?r die Spinnereien der alten pr?imperialen Propheten interessiert, doch selbst er wusste dass der Adorian der geborene Zerst?rer war; von Kronoss geschickt um alles zu verw?sten und die Feinde des b?sen Gottes in den Staub zu treten. So gro? und stark Dion auch war ? wenn sein Gegener wirklich der schwarze Krieger aus dem Buch der Verhei?ung war, und dieser Mann tats?chlich hierher kam um mit dem Grafensohn zu k?mpfen, dann w?rde es Dions Kopf sein der noch vor Untergang der Ekhi-Scheibe auf den Zinnen des Thronbergs aufgestpie?t wurde. Dennoch, wenn er es geschickt anstellte - und das Gl?ck des T?chtige auf seiner Seite war - konnte er sich vielleicht in den Tiefen der Festung verstecken bis alles vorbei war, und sich dann im Schutze der Dunkelheit hinausstehlen, in Richtung der vandrischen Hauptstadt, ohne dass der Sieger des Kampfes ? wer auch immer das sein mochte ? ihn bemerkte.
Ein triumphierendes Grinsen trat auf sein Gesicht. Diesmal hatte Hagtys sich selbst ?berlistet mit ihrem Versuch ihm zu schaden. Je l?nger er ?ber seinen Plan nachsann, desto besser gefiel er ihm. Doch da gab es noch etwas was er zuerst erledigen musste, bevor er sich ein sicheres Versteckt suchte. Es gab noch immer die Prinzessin, die alles zunichte machen konnte...

* * *

Der Junge kannte das Meer. Er sa? auf seiner Insel und sah hinaus auf das die schwarze Unendlichkeit die ihn umgab. Nein, keine Insel... ein Boot...
Es war schon immer so gewesen, solange er sich zur?ckerinnern konnte. Da war schon immer er selbst gewesen; da war das reglose Boot gewesen; und da war das Meer gewesen. Schwarz war es; so tiefschwarz dass man nichts darin erkennen konnte. Der Junge hatte noch nie gewagt die Hand hineinzuhalten, aber er war ?berzeugt dass es auch seine Hand geschw?rzt h?tte. Das Meer war alles, es war ?berall. Und der Junge war es stets zufrieden gewesen, denn er sa? in seinem Boot, schlang die Arme um die Beine und sah hinaus auf die Schw?rze, die sich niemals regte und die von keinem Wind gekr?uselt wurde.
Nun aber war etwas geschehen, das die Ruhe und den Frieden, die der Junge genoss, zerst?rte hatte. Sie hatte ihn besucht, die Frau im Licht; hatte mit ihrer N?he und ihrer... W?rme Bewegung in das Wasser gebracht, auf dem er bislang dahintrieb. Nein, eigentlich trieb er gar nicht ? solange er sich zur?ckerinnern konnte, hatte sich das kleine Boot auf dem schwarzen Ozean noch gar nie bewegt.
Manchmal fand er es seltsam, doch es war auch irgendwie bequem so, einfach nur in seinem kleinen Boot zu sitzen und hinauszusehen wie der Ozean alle Entscheidungen f?r ihn traf; sich ganz in die H?nde der Schw?rze zu begeben. So war es schon immer gewesen ? bis sie kam und das Boot in Bewegung versetzte. Zun?chst nur ganz sachte, kaum sp?rbar, doch dann immer schneller werdend kam das Schiffchen in Fahrt. Zuerst hatte es ihm gro?e Angst gemacht, denn er wusste ja nicht wohin es ihn tragen w?rde; wo er landen w?rde und was er dann tun sollte. Dann jedoch begann er Gefallen daran zu finden sich zu bewegen, und er h?rte auf sich nach der stillen Einfachheit des Nichtstuns zu sehnen. Stattdessen trat an diese Stelle der Wunsch, ihr nahe zu sein, ihre W?rme noch ein wenig l?nger zu sp?ren; und obwohl er das Gef?hl hatte dass sie ihn vom Ozean wegbringen w?rde, war es ihm zugleich unendlich gleichg?ltig wo er landen w?rde, hauptsache er konnte bei ihr sein.

Ich besch?tze dich, und du besch?tzt mich...

Und dann war sie pl?tzlich fort. Einfach verschwunden, von einer Sekunde auf die andere. Der Junge geriet in Panik, sah sich nach allen Seiten um, doch vor seinen Augen erstreckte sich nur die stille Schw?rze. Und das Boot verlor an Fahrt. Vielleicht, dachte er, ist es besser so; vielleicht ist es besser hier auf dem Ozean zu bleiben anstatt sich an irgendeinen unsicheren, unbekannten Ort zu begeben. Doch irgendwie hatte der Junge das Gef?hl, dass ihr etwas zugesto?en war; dass sie sich in Gefahr befand. Und hatte er nicht versprochen, sie zu besch?tzen?

Lange Zeit sa? der kleine Junge in seinem Boot und gr?belte nach was er tun sollte.
Als er sich schlie?lich erhob war der Junge ein Mann geworden.
Das Boot schwankte bedrohlich unter ihm.
Er sah hinaus auf die unendliche Weite des Ozeans.
Ganz langsam spannte er seinen K?rper und stie? sich von der Reling.
Das Wasser schlug ?ber ihm zusammen, und in Panik schlug der Mann wild um sich als die Schw?rze ?ber ihn kroch; sich in alle ?ffnungen seines K?rpers schlich und damit begann, ihn zu verzehren.
Was willst du?, dr?hnte es in seinem Kopf.
Trotz des Wassers das ?berall war ?ffnete der Ertrinkende den Mund und sagte mit klarer, fordernder Stimme:
?Einen Tag. Nur einen Tag... f?r mich allein...?


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Eine zeitlose Ewigkeit verging, und w?hrend all dieser tausend nicht-Minuten ertrank der Mann. Dann sp?rte er, wie das Wasser sich zur?ckzog und er sandigen Boden unter den F??en sp?rte. Tief atmete er die Luft ein und l?chelte d?nn. Er l?chelte zum ersten Mal solange er sich zur?ckentsinnen konnte, vielleicht sogar zum ersten Mal in seinem Leben.

* * *

Malakai strauchelte, stolperte zwei, drei Schritte und fing sich wieder. Der Sleipgardprinz wurde langsamer, setzte jedoch noch immer einen Fu? vor den anderen. Besorgt schloss der Pfeil des Lichts zu ihm auf.
?Ist alles in Ordnung, Herr??
Malakai blickte ihn an mit einer Mischung aus Verwirrung und Faszination und einem d?nnen L?cheln, was sein rotb?rtiges Gegen?ber dazu brachte, erstaunt eine Augenbraue zu heben. Der Kronossritter sprach jedoch nicht, sondern wandte den Blick seiner Augen wieder auf die vor ihnen liegende Stra?e. Etwas an seinem Gang war schwerf?lliger geworden, schien es, und die Schultern schienen weniger straff, als sp?rten sie nun endlich das Gewicht des Kettenhemdes und der unz?hligen st?hlernen Waffen die der Sleipgardprinz am Leibe trug. Gabriels Augenbraue wanderte noch ein wenig h?her, doch im Inneren hatte der Pfeil des Lichts l?ngst aufgeh?rt, sich noch wirklich ?ber den Mann zu wundern, der der geweissagte Adorian war. Und was die anderen Nordm?nner anging war Gabriel sich recht sicher dass die Person Malakais ihnen nahezu gleichg?ltig war ? alles was f?r sie z?hlte war das Symbol das der Sohn des letzten K?nigs darstellte, eine Art lebendes Versprechen darauf dass die Zeiten sich jetzt bessern w?rden.
Mit sorgenvollem Gesicht setzte der Pfeil des Lichts seinen Weg durch den Schnee fort.

* * *

Die ru?geschw?rzten Steine des Thronbergs ragten aus der winterlichen Landschaft wie eine klaffende Wunde auf einer elfenbeinern wei?en Haut. Die Ruine stand, wie der Name andeutete, auf einem gro?en H?gel, der mit etwas gutem Willen durchaus Berg genannt werden konnte, und ragte nach allen Seiten gut sichtbar aus der Schneelandschaft. Engulf stie? Gabriel an der Schulter an und deutete auf den gewundenen Weg der zu der Feste hinauff?hrte. Deutlich zeichneten sich dort im Schnee die Abdr?cke unz?hliger Stiefel ab, die erst vor h?chstens einem halben Tag von den Ruinen herabmarschiert waren und sich irgendwo in s?dlicher Richtung im Wald verloren. F?r einen Moment machte Gabriel sich Sorgen um einen Hinterhalt, doch angesichts des hohen Schnees und der guten Sichtweite war es fast ausgeschlossen dass ein nennenswertes Heer ihnen in den R?cken fallen konnte ohne dass die Nordm?nner sie schon von weitem entdeckten.

Als die fast hundert M?nner den Berg erklommen hatten bot sich ihnen eine ?berraschung: Das Burgtor stand offen; die Festung schien verlassen zu sein. Zumindest zeigte sich niemand auf den Zinnen oder im Hof. Gabriel bestand darauf mit einigen M?nnern als erster hineinzugehen, um zu sehen ob es sich um eine Falle handelte; doch noch ehe er seinen Vorschlag ?berhaupt ganz vorgebracht hatte war Malakai l?ngst durch die gewaltigen Torfl?gel geschritten und sah sich drinnen um. Seufzend zuckte der Pfeil des Lichts mit den Schultern und beeilte sich, ihm zu folgen, die Hand am Schwert und den Blick wachsam auf Zinnen und Fenster gerichtet.

Auf den ersten Blick schien die Burg tats?chlich verlassen zu sein. Der eisige Wind brach sich an ru?geschw?rzten Steinen und sang ein unheimliches, d?steres Lied. Die sich allm?hlich dem Horizont zuneigende Ekhi-Scheibe tat ein ?briges um den Eindruck von Alter und Verfall zu vervollst?ndigen. Gabriel hatte diesen Augenblick herbeigesehnt ? und ihn zugleich gef?rchtet wie nichts anderes. Dreiundzwanzig Jahre war es her, dass Esekhiel und er von hier geflohen waren; zwei Jahrzehnte Exil lagen hinter ihm. Jetzt aber stand er wieder in den Mauern in denen seine Eltern und all seine Freunde gestorben waren, und eine Vielzahl von Erinnerungen und Gef?hlen wallten in ihm auf. Doch der Pfeil des Lichts konnte nichts von all dem in Worte fassen. Gedankenverloren strich er ?ber das allm?hlich vernarbende Gewebe seines rechten Auges und lie? den Moment auf sich wirken.
?Dort!? Alle Augen folgten Andres? ausgestreckter Hand hinauf zu einem Balkonvorsprung, der stark an eine Balustrade erinnerte. Dort stand eine in reines silber ger?stete Gestalt und blickte mit einem abf?lligen L?cheln auf die Thorner und ihren Prinzen herab. Malakai sah zu ihm empor; ihre Blicke trafen sich, und f?r einen Moment schien es als hielten die beiden trotz der Entfernung von mehreren Dutzend Schritt ein stummes Zwiegespr?ch ab. Dion hob abrupt die Hand und pr?sentierte etwas das Gabriel nicht richtig erkennen konnte, doch er glaubte dass es sich um eine Kette oder einen Schl?sselbund handeln musste.
?Kommt und holt es Euch, Adorian?, war alles was der Sohn des Grafen von Urag?n sagte. Dann wandte er sich um und verschwand; geschluckt von den d?steren Schatten im Inneren der Burg.
Malakai nickte bed?chtig, wandte sich dann um und sagte so laut dass alle es h?ren konnten: ?Ich gehe alleine. Ihr werdet hier auf mich warten und euch nicht einmischen. Wenn ich nicht wiederkehre...? er wandte einen Moment den Kopf zur Seite, als ob er selbst sich nicht sicher war was seine Gefolgsleute in diesem Fall tun sollten, ?dann folgt ihr diesem Mann hier? ? er deutete auf Gabriel ? ?und k?mpft trotzdem f?r eure Freiheit. Ihr seid Holberichs Kinder, und ihr seid stark.? Der Kronossritter nickte; mehr zu sich selbst als zu den verwirrten, unzufrieden murmelnden Sleipgardern.
Gabriel war gerade im Begriff zu einem erbitterten Widerspruch dar?ber anzusetzen, wie gef?hrlich es war sich allein in ein Geb?ude zu begeben das m?glicherweise vor Feinden nur so wimmelte, als ihn der Blick des Sleipgardprinzen traf. Statt der gewohnten K?lte lag darin ein warmer Ausdruck von Entschlossenheit; zugleich aber auch etwas das der Pfeil des Lichts nicht zuordnen konnte. Und ? er konnte es kaum fassen ? der Kronossritter zwinkerte ihm tats?chlich aufmunternd zu!

Erst als Malakai sich abgewandt hatte und ?ber mehrere Stufen und einen gro?en Torbogen im Inneren der Festung verschwunden war, erkannte der Pfeil des Lichts, dass er den Ausdruck in seinen Augen kannte. Es war der unverkennbare Schatten von Angst...

* * *

?Jeder versp?rt von Zeit zu Zeit Angst. Angst vor k?rperlichen Schmerzen, Angst vor Schmerzen der Seele, manchmal auch Angst vor Verlust. Wer den Weg des Kriegers f?r sich w?hlt ? wer sich f?r ein Leben im st?ndigen Bewusstsein des Todes entscheidet ? der besiegt seine ?ngste. Oder er zerbricht daran. Das Hado ku na dam verk?rpert diesen Weg. Es ist eine Stra?e des Geistes; wer sie beschreitet l?sst alles hinter sich zur?ck; seine Menschlichkeit, seine Gef?hle - auch seine ?ngste - und wird so zum absoluten Krieger. Auf dem Kriegerpfad gibt es kein Gestern und kein Morgen ? es gibt nur den Feind und die vielen Wege die dir zu seiner Vernichtung offen stehen. Das Hado ku na dam sch?rft deine Sinne nicht, sondern es bet?ubt jene Sinne die du nicht brauchst; die dich nur behindern im Kampf. Es ist das letzte Stadium der Erleuchtung das ein Krieger erreichen kann, den Tod ausgenommen, und wer diesen Gipfel einmal bestiegen hat, der steigt ver?ndert von ihm herab und ist fortan nicht mehr derselbe Mann.?
Obwohl der gesamte Vortrag noch um Stunden l?nger war, erinnerte sich Malakai an jede Silbe dieser Ansprache. Sein ganzes Leben lang waren ihm diese Weisheiten der alten Bakkanaii-Meister gelehrt worden, und die Kreatur aus Hass und Rachedurst die er war hatte diese Lehren gierig in sich aufgesogen und sich zu eigen gemacht. Malakai war das lebende Hado ku na dam ? die Beschr?nkung des Menschen auf das Wesentliche das einem das ?berleben unter Feinden erm?glichte.
Im Grunde genommen war es geradezu aberwitzig dass ihm in diesem Moment ausgerechnet die Lehren des Taka?an in den Sinn kamen. Der Bakkanaii war ein unscheinbarer, schm?chtiger Mann gewesen; stets mit einem L?cheln und einem freundlichen Wort auf den Lippen. Er hatte Gefallen an Blumen und den Wundern der Natur gehabt ? und der Schwertmeister hatte die Kunst des T?tens erforscht wie nur wenige vor ihm. Von all seinen Lehrmeistern war der Mann aus Hida?kano der Einzige gewesen, den zu durchschauen Malakai nie verg?nnt war. Es war einfach unm?glich gewesen auch nur zu erraten, was hinter der Stirn des Bakkanaii vorging und was seine Absichten waren, wann immer er das Gespr?ch mit dem jungen Adorian suchte. Doch wie alle anderen war auch er aller Wahrscheinlichkeit nach umgekommen, als Mordekais Chekrinheer den verborgen Kronosstempel bei Rand?al?tor vernichtet hatte, in der Hoffnung den Adorian zu t?ten bevor die Prophezeihung aus dem Buch der Verhei?ung Wirklichkeit werden konnte.

Beinahe gegen seinen Willen huschte ein grimmiges L?cheln ?ber Malakais Lippen als er durch die d?steren, von keinen Fackeln erhellten G?nge des Thronbergs streifte, der Heimat seiner Eltern, dem Ort seiner Geburt und des Beginns seines Schicksals. Taka?an hatte interessante Gedanken ?ber den Tod, Kronoss? ureigenste Dom?ne gehabt. ?Der Tod kommt zu uns allen, mit derselben Gewissheit mit der am Morgen die Ekhi-Scheibe auf- und am Abend untergeht. Ihm entfliehen zu wollen ist so sinnlos wie der Versuch, die Scheibe am Firmament festzunageln damit sie nicht untergehen kann. Warum also f?rchtet der Mensch sich vor dem, was ohnehin unvermeidlich ist, Cabbad?ai??
Malakai erwiderte nichts, und der Hida?kana schien auch gar keine Antwort zu erwarten, denn er gab die Antwort selbst. ?Wir f?rchten uns vor unserem eigenen Tod, weil wir nicht wissen was uns danach erwartet. Wir sind feige, wir haben Angst vor der Ungewissheit. Nur wenn wir das Hado ku na dam beherzigen k?nnen wir diesen inneren Feind ?berwinden und lernen den Tod als gegeben hinzunehmen. Doch es gibt noch andere Situationen in denen der Mensch bereit ist, sich dem Tod zu stellen und ihn anzunehmen. Kannst du mir welche nennen, Cabbad?ai??
?Um seine Bestimmung zu erf?llen und Kronoss zu dienen??
Taka?an verzog missbilligend das Gesicht, und seine rechte Hand zuckte. Einmal ? nur ein einziges Mal, vor langer Zeit, hatte der Bakkanaii versucht Malakai mit Schl?gen auf den Kopf zum sch?rferen Nachdenken zu bewegen, wie es in den Kriegerschulen des Ostreichs ?blich war. Der Hida?kana hatte den Versuch mit einer verstauchten Hand und mehreren gebrochenen Rippen teuer bezahlt, und es seither tunlichst vermieden den damals Vierzehnj?hrigen auf diese Weise z?chtigen zu wollen. Obwohl Taka?an zu den gef?rchtetsten Meistern seiner Zeit geh?rt hatte, war selbst er der unirdischen Kraft des Tardukai nicht gewachsen.
?Falsch, Cabbad?ai. Ich rede von dem Tod, den man anstelle eines anderen annimmt.? Der Hida?kana klopfte sich auf die linke Brustseite um seine Worte zu verdeutlichen. ?Einst gab es zwei Liebende, deren Liebe tief und aufrichtig war. Ihr Vater jedoch f?hlte sich entehrt durch die Verbindung seiner Tochter mit einem Tida?ya; einem Angeh?rigen einer niederen Kaste. Er war so erz?rnt dar?ber, dass er an dem Tag als er davon erfuhr sein Schwert nahm und ihn erschlagen wollte; doch seine Tochter warf sich ?ber ihn und empfing an seiner statt den Streich. Sie starb sofort.? Die schwarzen Knopfaugen des Bakkanaii bohrten sich in den Blick des Nordl?nders. ?Anworte, Cabbad?ai: Warum tat sie das, obwohl ihr Vater sie am Leben gelassen h?tte??
Malakai verzog angewidert den Mundwinkel und sagte ?Weil sie dumm war. Sie h?tte sich stets einen Anderen suchen k?nnen. Oder weil sie schwach war; denn sie h?tte ihrem Vater das Schwert entreissen und ihn damit erschlagen k?nnen wenn ihr an ihrem Geliebten gelegen h?tte.?

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Ein seltsames L?cheln umspielte die Lippen des Hida?kana als er den Kopf sch?ttelte. ?Falsch, Cabbad?ai. Sie tat es, weil sie Angst hatte. Sie hatte Angst zur?ckzubleiben; ihre Angst den geliebten Menschen zu verlieren war so gro?, dass sie lieber nicht weiterleben wollte als sich ihr zu stellen. Die Liebe macht das Herz schwach, Cabbad?ai. Sie l?sst uns den Weg des Hado ku na dam vergessen und lockt uns auf falsche Pfade. Wer liebt ist schwach. Wer liebt ist in Gefahr. Wer liebt, der stirbt, Cabbad?ai. Darum verh?rte dein Herz und verlasse niemals den Kriegerpfad. Gib dich nicht deiner Angst hin.? Taka?an starrte an seinem Sch?ler vorbei, und was seine Augen in der Ferne sahen war nicht zu erraten.

Damals hatte der junge Adorian nicht verstanden was dieser Hinweis ?berhaupt nutzen sollte. So etwas abstraktes wie Liebe hatte er nie kennengelernt; und es hatte ihn auch nie interessiert. Im Gegenteil, f?r ihn stand stets fest dass alles, was ihn vom Pfad seiner Rache abbringen konnte, ausgemerzt werden musste, und seine Umwelt best?tigte ihn in dieser Ansicht. Denn um nichts anderes drehten sich die Lehren, die Taka?an, Xyroson, Hohepriester Malachias und all die anderen ihm vermittelten. Einzig der alternde Bernard versuchte von Zeit zu Zeit dem Jungen, den er als seinen eigenen zu betrachten schien, so etwas wie die freudigen Seiten des Lebens zu vermitteln. Doch Malakai zeigte nicht das geringste Interesse an etwas anderem als daran, die Kunst des T?tens zu erlernen, und so gab Bernard es schlie?lich irgendwann auf und beschr?nkte sich auf die Lehren der altkaiserlichen Milit?rtaktiker, deren Weisheit auch in der Zeit nach dem zweiten Kaiserreich noch immer Bestand hatte.

Es war seltsam, doch so sehr Malakai auch versuchte an etwas anderes zu denken; die Worte Taka?ans wollten ihm nicht mehr aus dem Sinn gehen als er die ru?geschw?rzten Mauern durchstreifte, in der Einen eine Wurfsense die sich auch zum Abwehren von Klingenstreichen benutzen lie?, die andere Hand an Hjalmirs nachtschwarzem Griff in der R?ckenscheide. Die Klinge, die er bislang nur als Werkzeug zum T?ten seiner Feinde betrachtet hatte, strahle eine Art hitziger Erregung aus, so als freue das Schwert sich dar?ber an den Ort zur?ckzukehren an dem es so viele Jahrhunderte in den H?nden der gr??ten K?nige verbracht hatte.
Vielleicht war dieses Gef?hl aber auch schon immer dagewesen, und er war es, der die Dinge nun anders wahrnahm als bislang... Unwillk?rlich dr?ngte sich ihm der Vergleich mit einer Kerze auf. Bislang hatte der Docht nur geglimmt, hatte gerade soviel Nahrung bekommen dass die hauchzarte Flamme nicht ganz erlosch. Die Dunkelheit hatte fast den gesamten Raum eingenommen. Nun jedoch ? an diesem einen, einzigen Tag den er sich ausgebeten hatte ? brannte die Flamme lichterloh. Und war die Nacht zuvor ?berall gewesen, so bestand sie jetzt nur noch aus vereinzelten Schatten irgendwo am Rande seines Bewusstseins.
Das Dunkel betrachtete ihn argw?hnisch, erkannte er pl?tzlich. Es fragte sich, ob die Flamme sich an die Abmachung halten w?rde die vor so lange Zeit getroffen, und vor wenigen Tagen in Puckens Wald erst erneuert worden war. Und wahrscheinlich machte es sich auch Gedanken dar?ber, was es tun w?rde wenn die Flamme sich weigern w?rde wieder zum Glimmen zu schrumpfen. Ein Gedanke der auch die Flamme selbst besch?ftigte...

Ausgebleichte Gem?lde und halbverkohlte Wandvorh?nge zogen an ihm vorbei als er sich seinen Weg durch die Eingeweide der einstmals stolzen Festung suchte. Wie es schien hatten der Graf von Urag?n und seine M?nner nicht allzu viel Wert auf eine behagliche Umgebung gelegt, denn ?berall waren Spuren des Verfalls und der Vernachl?ssigung zu sehen.
Obwohl Dion praktisch hinter jeder Biegung des Weges h?tte lauern k?nnen, glaubte Malakai doch ganz genau zu wissen wo der Grafensohn ihn erwartete. Vorsichtig, aber doch zielstrebig gelang es dem Kronossritter sich seinen Weg durch die Adern des Thronbergs zu suchen, bis er schlie?lich vor einem gewaltigen Tor stand, das fr?her vermutlich einmal von zwei riesigen Eichenholzt?ren verschlossen worden war, nun jedoch jedem offenstand.

Dion sa? auf einem gro?en Stuhl, der im hinteren Teil des Raumes thronte, und vermutlich genau das darstellen sollte: Einen Thron f?r den Herrscher dieser Ruine. Hinter ihm befand sich eine gewaltige Wand aus gef?rbtem Bleiglas, das fr?her vermutlich einmal eine Szene aus der sleipgardischen Geschichte dargestellt hatte. Inzwischen jedoch war davon so gut wie nichts mehr zu erkennen. Das Glas war zu gro?en Teilen geschmolzen, die Farben hatten sich vermischt, und ?ber allem lag der Staub zweier Jahrzehnte.
Ansonsten war der Raum bemerkenswert kahl. Die W?nde s?umten Figuren aus Obsidian, die ehemaligen Herrschern der Nordreichs und deren Frauen nachempfunden waren, von Holberich bis in die Neuzeit. Zwischen den Statuen waren jedoch unregelm??ige Abst?nde und Leer?ume in den Wandnischen vor K?nig Beowulfs Abbild welches den Abschluss der Reihe bildete; ein Indiz daf?r dass die Statuen der Imperatoren des Kaiserreichs nach dem Sturz von Hieronymus II. entfernt worden waren.
Der Sohn des Grafen von Urag?n hatte eine Hand l?ssig auf das Schwert gest?zt, die andere diente als Ersatz f?r das nicht vorhandene Polster am Kopfst?ck seines provisorischen Thrones, auf dem bislang vermutlich der Usurpator Mordekai gesessen hatte.
?Ah, unser Ehrengast hat den Weg endlich gefunden. Seid versichert dass ich Euch gerne von jemandem in Emfpang h?tte nehmen lassen, doch leider scheint es dass ich der letzte bin der geblieben ist, um Euch willkommen zu heissen, Adorian.? Seine tiefe, markige Stimme troff vor Hohn und Geringsch?tzung.
Malakai steckte seine Wurfsense zur?ck an den G?rtel und musterte ihn schweigend. Selbst nach den Ma?st?ben der Nordl?nder war Dion ein Koloss, mit Armen so dick wie die Beine eines ausgewachsenen Mannes, und Schultern die den Verdacht nahe legten dass der Grafensohn in seiner Freizeit Gefallen daran fand, B?ren mit blo?er Hand das R?ckgrat zu zerschmettern. Malakais Lippen verzogen sich zu einem ironischen L?cheln als ihm der Gedanke kam dass seinem eigenen Urahn, Holberich dem Nadler, dieselbe Freizeitbesch?ftigung nachgesagt wurde.
?Wollen wir beginnen?? Dion stemmte sich mit einem furchtbar angestrengten Gesicht von seinem Stuhl hoch und st?hnte theatralisch als er sein Schwert hochhob und eine ruckartige Bewegung damit vollf?hrte, die seine Scheide meterweit davonsausen lie?. Malakai beging nicht den Fehler den Flug des l?nglichen Gegenstands mit den Augen zu verfolgen, auch wenn ihn und den Grafensohn noch mehr als als dreissig Schritt trennten. Es war ein erster Test, mit dem Dion seinen Gegner pr?fen wollte, und der Kronossritter hatte nicht vor ihm auf den Leim zu gehen.
?Ah, bevor ich es vergesse?, sagte Dion und entbl??te seine wei?en Z?hne zu einem gef?hrlichen Raubtierl?cheln, ?das hier geh?rt unserer gemeinsamen Freundin. Ich glaube sie hat es bei mir vergessen als sie mein Lager mit mir teilen durfte.? Er lachte kehlig und schwang mit der freien Hand einen silbernen Anh?nger durch die Luft, als w?re er ein gewissenhafter Baumeister der sein Lot befragt. F?r einen Moment kochte gellender Zorn in Malakai hoch, und vor seinem inneren Auge tauchte das Bild der grauenhaft zugerichteten Mara auf, die in ihrem Leben doch schon mehr als genug hatte erdulden m?ssen, auch ohne die Misshandlung die Dion ihr zuteil werden lie?, und an der sie wahrscheinlich sterben w?rde wenn sie nicht schon l?ngst tot war.
Kreischend fuhr Hjalmir aus seiner Scheide. Malakai lie? die Klinge zuerst einige Male in seiner Hand rotieren um ein Gef?hl f?r ihre Gr??e und ihr Gewicht zu bekommen, dann suchte er sich einen festen Stand. Ohne S?tyros? immense Macht war er dem Grafensohn an K?rperkraft weit unterlegen; seine einzige Chance sah er darin seinen Hieben lange genug auszuweichen bis er selbst einen Treffer landen konnte ? m?glichst ohne dass es Dion zuvor gelang ihn um einen Arm oder ein Bein zu erleichtern, die sich sp?ter noch als n?tzlich erweisen konnten...
Als der Grafensohn auch noch das letzte Quentchen seiner geheuchelten Zur?ckhaltung aufgab und mit beiden H?nden fest am Schwert auf den Kronossritter zugest?rmt kam, fragte Malakai sich einen Moment lang ob es richtig gewesen war auf die Macht des Tardukai in ihm f?r diesen Kampf zu verzichten. Sein ganzes bisheriges Leben war S?tyros stets ein Teil von ihm gewesen; hatte gleichberechtigt mit dem Menschenkind nebeneinander in demselben K?rper existiert; von ihm gelernt und ihn gelehrt. Allein seiner St?rke und seiner heilenden Macht war es zu verdanken, dass Malakai ein Leben f?r die Rache so lange hatte f?hren k?nnen ohne l?ngst ein Opfer der Gefahren des Vergessenen Reiches zu werden. Er hatte diesen Vorteil nun achtlos weggeworfen...
Dions herabsausende Klinge machte ihm klar dass es jetzt ohnehin zu sp?t war noch irgendetwas zu bedauern. Zeit zum ?berlegen war nach dem Kampf noch genug ? vorausgesetzt es gab ?berhaupt ein ?nach dem Kampf?. Jetzt galt es zuallererst einmal am Leben zu bleiben.

Zun?chst versuchte der Kronossritter noch, die Streiche seines Gegen?bers zu parieren. Doch schon nach wenigen Hieben, von denen die Wucht einiger ihn fast von den Beinen gerissen hatte, erkannte er dass es sinnlos war an Kraft gleichziehen zu wollen. Also verlegte er sich darauf den w?tenden Attacken seines Gegners auszuweichen und zu warten, bis kleine L?cken in den wuchtigen Hieben Dions ihm einen Ansatzpunkt f?r eine Kombination von Schl?gen, Streichen und Stichen bot. Die ersten Minuten der Auseinandersetzung verliefen fast ohne dass die Schwerter sich ber?hrten. Mit Reflexen, die ihm ein Leben lang antrainiert wurden, tauchte der Kronossritter unter den Hieben seines Kontrahenten hindurch und hielt respektvollen Abstand zu dem H?nen. Zun?chst hoffte Malakai darauf dass dieses passive Verhalten Dion dazu reizen w?rde unvorsichtig zu werden und eine Entscheidung erzwingen zu wollen, doch der Grafensohn blieb bemerkenswert gelassen.
?Ihr k?nnt davonlaufen solange ihr wollt, Adorian, es wird Euch nichts n?tzen. Mein Vater ist ein Narr, der sich l?ngst damit abgefunden hat durch Euer Schwert zu sterben.? Dions Schwert sauste so dicht ?ber Malakais Kopf hinweg dass der Kronossritter den Luftzug der Klinge zu sp?ren glaubte. Mit einem gequ?lten Klirren traf das Schwert auf eine an der Wand stehende Statue und sprengte einen gro?en Teil des kunstvoll gemei?elten Frauengesichts aus dem schwarzen Obsidian. ?Vielleicht hat er sogar Recht damit?, fuhr Dion fort nachdem er sich mit einem kurzen Blick vergewissert hatte dass die Klinge nicht zerbrochen war, ?m?glicherweise werde ich nach Eurem Tod Euer sch?nes schwarzes Schwert nehmen und es meinem Vater ins Herz rammen. Stellt es Euch vor, Adorian! Der ultimative Triumph eines Menschen ?ber den Willen der G?tter!?


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:18 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Malakai knurrte unwillig und t?uschte einen hohen Hieb an. Als Dion zur Parade ansetzte schnellte der Kronossritter vor und verhakte sein Bein hinter dem seines Gegners. Mit einem kraftvollen Ruck versuchte er ihn von den Beinen zu rei?en, doch Dion stemmte sich dagegen ? und erwies sich als der St?rkere von beiden. Ein Tritt, ein schneller Hieb, und es war der Kronossritter der r?ckw?rts zu Boden fiel. Hjalmir klirrte auf dem geschw?rzten Marmorfu?boden davon, w?hrend Malakais Kopf hart auf den Stein prallte und f?r einen Moment bunte Lichter vor seinen Augen explodierten. Mit einem triumphierenden Aufschrei war Dion ?ber ihm und lie? sein Schwert herabsausen. Im Bruchteil einer Sekunde entschied der benebelte Kronossritter, dass die Zeit nicht mehr reichte um sich zur Seite zu rollen. Mit H?nden, schneller als das Auge, l?ste er zwei der f?nf Wurfsensen an seinem G?rtel und kreuzte sie sch?tzend vor der herabsausenden Klinge. Keine Sekunde zu fr?h, denn Dions Hieb war so gewaltig dass es dem Kronossritter nicht g?nzlich gelang ihn zu parieren ? die Wurfsensen wurden zur Seite gesto?en und gelangten gerade noch in eine Position, die einigerma?en daf?r sorgte dass Dions Schwert seitlich abgelenkt wurde und funkenspr?hend den Fu?boden kerbte. Einen atemlosen Augenblick lang starrten die beiden Gegner sich an; Malakai nicht weniger ?berrascht ?ber den Erfolg seiner Verzweiflungstat als sein Kontrahent.
Dann zuckte Dion gleichg?ltig mit den Schultern und machte einen Satz zur?ck, um wieder die n?tige Distanz f?r den Einsatz seines Schwertes zu haben. Malakai spielte einen Moment mit dem Gedanken, den Kampf mit den beiden leichten Waffen in seiner Hand fortzuf?hren, doch ihm wurde klar dass Dions Schl?ge noch viel zu kraftvoll waren und dessen Reichweite im Moment einen kostbaren Vorteil darstellte. Seufzend schleuderte er ? noch immer auf dem R?cken liegend ? die Sensen auf seinen Gegner. Immerhin verblieben ihm ja noch drei weitere an seinem G?rtel. Einen Herzschlag sp?ter vollf?hrte er eine Rolle r?ckw?rts und f?hlte noch in der flie?enden Aufw?rtsbewegung wie sich seine Rechte ganz von allein um Hjalmirs k?hl-beruhigenden Griff schloss. Dion war den Wurfgeschossen beh?nde ausgewichen und versuchte sofort Malakai zu treffen, bevor dieser wieder auf die Beine kommen konnte. Doch selbst der Sohn des Grafen von Urag?n war ?berrascht ?ber Malakais fl?ssiges Man?ver und die Art wie der letzte Kronossritter sich bewegte. Man sah beiden M?nnern deutlich an, dass ihr Respekt voreinander gewachsen war.

Vorsichtiger geworden begannen die Beiden nun, einander in einem komplizierten Ritual zu umkreisen. Von Zeit zu Zeit z?ngelte eine Klinge vor um eine Schw?che in der Deckung des Gegners auszuloten, wurde jedoch stets mit Leichtigkeit pariert. Zu Malakais Sorge ging Dions Atem noch nicht einmal nennenswert schneller, w?hrend er selbst allm?hlich die Anstrengung immer deutlicher sp?rte. Der Kronossritter begann allm?hlich sogar zu Schwitzen, eine Erfahrung die er bislang noch nicht gemacht hatte und die er als extrem l?stig empfand; schon allein weil einzelne Schwei?tropfen von seinen Haaren in die Augen perlten und ihn zum Blinzeln zwangen.
Irgendwann ging der Grafensohn dazu ?ber, Malakai mit gewaltigen Hieben in Richtung des Throns zu dr?ngen. Der Kronossritter versuchte mehrmals sich zu befreien, doch Dions Streiche kamen so pr?zise dass es ein gro?es Risiko bedeutet h?tte auszubrechen. Schlie?lich stie? Malakai im R?ckw?rtsgehen an die eine einzige Stufe, die den hinteren Teil des Raumes etwas erh?hte. Mit einem geschmeidigen Satz katapultierte er sich hinauf, t?uschte eine Drehung vor und lie? dann stattdessen Hjalmir aus seiner leicht erh?ten Position herabfahren. Dion, der sein Schwert hoch in die Luft erhoben hatte um den vermeintlichen Streich auf seine Kehle abzufangen versuchte noch Malakais Finte zu entgehen, doch es gelang ihm nicht ganz. Blut spritzte, und ein kleiner Teil des rechten Ohrs klatschte abgetrennt zu Boden. Rote Sprenkel bedeckten in Windeseile den Obsidianboden, doch der Sohn des Grafen von Urag?n k?mpfte weiter wie im Rausch. Malakai musste noch weiter zur?ckweichen, bis er um ein Haar ?ber den h?lzernen Thron gestolpert w?re. In letzter Sekunde gelang es ihm den drohenden Sturz dadurch abzufangen dass er sich einfach in den bedrohlich wackelnden Sessel fallen lie? und den Kopf einzog, w?hrend Dions Schwert ?ber ihn hinwegsauste und kaum eine handbreit ?ber Malakais wei?em Haarschopf splitternd einen Teil des Holzes zerhackte. Mit dem wilden Grafensohn vor sich, rechts und links durch die Lehnen gefangen, blieb dem Kronossritter nichts anderes ?brig als den eigenen Schwerpunkt nach hinten zu verlagern, sich mit den F??en abzusto?en ? und zu hoffen dass der Thron nicht mit Scharnieren am Fu?boden befestigt war. Und tats?chlich war das Gl?ck auf seiner Seite: der schwere Holzsessel kippte nach hinten, Malakai rollte sich ?ber die Schulter ab (wobei ihm Hjalmirs R?ckenscheide um ein Haar zum Verh?ngnis geworden w?re, doch das Leder war erstaunlich flexibel wenn es darauf ankam) und entkam so dem w?tend nachsetzenden Grafensohn.

Der Atem des Sleipgardprinzen war nur noch schweres Rasseln, w?hrend das einzige Zeichen f?r Anstrengung auf Dions Gesicht der fiebrige, mordlustige Glanz in seinen Augen war. Man konnte den Hass und die Gier f?rmlich aus seinem Antlitz ablesen, und f?r einen Moment ? einen einzigen, winzigen Moment nur ? hatte Malakai Mitleid mit ihm. Wie sehr musste ein Mensch gelitten haben, wie gro? der Schmerz einer Seele ein, dass sie so sehr verk?mmerte und der Mensch sich selbst auf eine reine T?tungsmaschine reduzierte? Dann wurden ihm die Parallelen zu sich selbst bewusst, und ein Teil von ihm ? der starke, von Meister Taka?an unbarmherzig gedrillte Teil ? beschloss, dass nun nicht die Zeit war um sich Gef?hlsregungen oder Selbstzweifeln hinzugeben. Verlasse niemals den Kriegerpfad, wenn du leben willst, Cabbad?ai!

Rasend vor Wut packte Dion den Thron kurzentschlossen mit der freien linken Hand an und schleuderte Malakai das schwere M?belst?ck entgegen. Anstatt auszuweichen versuchte der Kronossritter, es mit einem Tritt abzwehren. Und tats?chlich traf sein ausgestrecktes Bein nach einer anmutigen Drehung um die eigene Achse das Holz des Sessels, doch Malakai wurde schmerzhaft daran erinnert dass S?tyros? Kraft tief in ihm eingeschlummert war. Fluchend humpelte er einige Schritte r?ckw?rts, noch n?her an die Glaswand, und wagte den Versuch das Bein abzustellen. Eine Woge unirdischen Schmerzen durchrollte ihn, doch es lie? sich belasten und war augenscheinlich nicht gebrochen. Grimmig versuchte der Sleipgardprinz zum Hado ku na dam zur?ckzufinden und die Pein aus seinen Gedanken auszuschlie?en.
Dion, der durch das ganze Blut in seinem Gesicht und den noch immer jammervoll blutenden Stumpf seines Ohres aussah wie eine wandelnde Kriegerleiche, war das Missgeschick seines Gegners keineswegs entgangen. Sobald er das Hindernis, dass der zerschmetterte Thron auf dem Obsidianboden nun darstellte hinter sich gebracht hatte, zielten die meisten seiner Hiebe auf das verwundete und h?chstwahrscheinlich verstauchte Bein.
Mit dem Ausweichen war es nun vorbei. Malakai musste jeden der mit der Kraft eines Ochsen gef?hrten Schl?ge annehmen und parieren. Das konnte er auf Dauer nicht durchhalten, wie ihm seine schon jetzt protestierend aufjammernden Arme klarmachten. Somit blieb ihm nur noch eine List, eine Bakkanaii-Spielerei, die eigentlich eher f?r den Kampf mit kurzen St?cken oder Messern gedacht war. Als Dion wieder einen seiner gef?hrlichen senkrechten Streiche f?hrte, trat Malakai mit dem Stiefel nach der Klinge. Dion sah den Tritt kommen und lie? das Schwert zum Schein der eingeschlagenen Richtung folgen in die der Adorian es getreten hatte ? um es einen Herzschlag sp?ter mit voller Wucht zur?ck zu reissen, in der Hoffnung dem Kronossritter damit den Bauch aufzuschlitzen. Malakai jedoch hatte fest mit dieser Reaktion gerechnet, straffte die Bauchmuskeln so dass das Schwert knapp an ihm vor?berzischte und verst?rkte die einmal eingeschlagene Richtung von Dions weitschweifigem Hieb noch zus?tzlich mit einem Streich Hjalmirs. Der Grafensohn, aus dem Gleichgewicht gebracht, torkelte einen Schritt zur Seite, w?hrend Malakai in Sekundenbruchteilen das Bein anwinkelte, mit der freien Hand den Dolch in dem Stiefelschaft umschloss und die zierliche Bakkanaii-Klinge dann mit aller Kraft in Dions Flanke stie?, dort wo die silberne R?stung ihren Schwachpunkt hatte. Der Sohn des Grafen von Urag?n br?llte auf; ein urt?mlicher, tierischer Laut. Doch noch ehe Malakai Gelegenheit hatte den Dolch herauszuziehen um erneut zuzustechen drehte Dion sich von ihm weg, ohne darauf zu achten dass die Bakkanaii-Klinge sein Fleisch von den Achselh?hen bis zur Brust tief ritzte. Der Dolch steckte noch immer in der Wunde.
Was der Kronossritter in seinen Augen erkannte war Mordlust in einer Reinheit wie er sie noch nie erblickt hatte. Auf gewisse Weise war dieser Mensch hier vor ihm furchteinfl??ender als alle H?llenkreaturen die er bislang bek?mpft hatte; und obwohl er es sich nicht eingestehen wollte regte sich tief in ihm so etwas wie Angst.

Mit Wildheit, Kraft und R?cksichtslosigkeit des wilden Ebers, der das Wappentier Urag?ns darstellte, ri? Dion den Dolch aus seiner Flanke, nahm ihn in die freie Hand und dr?ngte wild um sich schlagend auf Malakai ein. Seine Hiebe kamen ungezielt, aber so schnell und kraftvoll dass dem Kronossritter nichts anderes ?brig blieb als immer weiter zur?ckzuweichen, bis er schlie?lich das k?hle Glas am Nacken sp?ren konnte. Seine Arme taten ihm weh, sein verletztes Bein verlangte unwirsch nach Schonung, und seine Kraft begann allm?hlich zu erlahmen.
Der Weg nach hinten war versperrt; zur Seite auszuweichen lie? Dions rasendes Dr?ngen nicht zu. Es war nur eine Frage der Zeit bis es geschah: Malakais erlahmende Arme lenkten einen starken Streich nur unzureichend ab, Hjalmir wurde zu Boden gezwungen. Mit einem raubtierhaften Grinsen lie? Dion trotz seiner ?bel blutenden Wunde den teuer erbeuteten Dolch in Richtung von Malakais Herz vorschnellen. Es bestand kein Zweifel daran dass die pure Gewalt des Sto?es ausgereicht h?tte das schwarze Panzerhemd zu zerschlagen; auszuweichen war nicht m?glich, ebenso wenig eine Parade mit dem Schwert. Eher aus einem Reflex heraus denn aus wirklichem Kalk?l schnellte Malakais Linke hoch und griff nach dem Dolch.

Mit der Macht des Tardukai in ihm w?re es dem Kronossritter vielleicht gelungen, den Folgen seines Leichtsinns zu entgehen. So jedoch fra? sich die Bakkanaii-Klinge unbarmherzig durch Haut, Fleisch und Knochen von der Innenseite der Hand bis fast zum Ellbogen hinauf. Sehnen, Muskeln und Adern wurden durchtrennt, eine Gischt aus Blut spritzte auf und benetzte sowohl Dion als auch Malakai selbst. Ein Aufschrei des Schmerzes lie? sich nicht l?nger in der Kehle fesseln; mit urt?mlicher Wucht brach er sich Bahn und gellte durch das sonst so stille Gerippe des Thronberges. Malakais Welt reduzierte sich auf einen Mikrokosmos blutroten Schmerzes, der drohte ihn um den Verstand zu bringen. Sein Arm f?hlte sich an als st?nde er in Flammen, jeder Atemzug war ein Kampf mit einer gl?henden H?lle die aus seinem Magen herausquoll. Eine Pause entstand, in der Dion nichts anderes tat als sich mit einem triumphierenden, wie im Wahn gebannten Ausdruck im Gesicht am Schmerz seines Feindes zu weiden. Es schien als atme er jede Sekunde der Pein durch seine Lungen und w?rde daran wachsen. Die eigene Wunde in der Seite war vergessen, obwohl auch sie hilfeschreiend blutete.
Mit erhobenem Schwert, doch unf?hig den entscheidenden Hieb zu f?hren stand der Grafensohn vor dem Adorian und starrte ihn fasziniert an, w?hend durch die Mosaikglasscheibe hinter ihm die roten Strahlen der untergehenden Ekhi-Scheibe schienen und die Szenerie in ein unwirkliches, erstickend r?tliches Licht tauchten.


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Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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Malakai f?hlte nicht nur den Schmerz, den er zuvor so nie gekannt hatte ? er f?hlte auch die Dunkelheit, die sich in ihm zusammenbraute; die aus der Zuflucht hervorgekrochen kam in die er verscheucht hatte, und sich anschickte wieder die Kontrolle zu ?bernehmen; wieder mit ihm eins zu werden. Es war leicht... so verf?hrerisch leicht... mit S?tyros Macht konnte er Dion vernichten; war er nahezu unbesiegbar. Es war so leicht... so leicht... Ganz langsam hob Malakai den Blick. Durch den rotgl?henden Schleier vor seinen Augen sah er Dion, wie er ihn anstarrte als w?re er ein besonders faszinierendes Tier, das Schwert schlagbereit um seinem Leben ein Ende zu setzen. So leicht... Die Dunkelheit in ihm verdichtete sich, sie berannte jetzt f?rmlich seinen Widerstand der sie noch zur?ckhielt... er w?rde sie nicht gewinnen lassen... nicht dieses Mal...

Dion sah noch das seltsame L?cheln um Malakais Z?ge. Es hatte etwas... befreites an sich. Alarmiert kam er zu der Erkenntnis dass er es jetzt zu Ende bringen musste, ehe das Kampfgl?ck sich wendete. Sein Arm sauste herab. Malakais L?cheln wuchs. Traumwandlerisch sicher machte der Kronossritter einen Schritt nach vorn, bekam mit der einen noch beweglichen Hand Dion an seiner silbernen R?stung zu fassen und warf sich mit aller Kraft nach hinten.

Beide h?rten das Ger?usch von splitterndem Glas. Beide h?rten das Aufheulen des Windes. Beide f?hlten die eiskalte Hand die nach ihnen griff. Dions Mund formte einen stillen Schrei der ?berraschung und der grenzenlosen Wut, als der Kronossritter ihn mit sich durch das Wandfenster in die ungewisse Tiefe riss.


ENDE von Episode 12


13 ? ...ins Licht.


Lange hatte sie dem Kampf der beiden jungen M?nner reglos zugesehen. Als zum ersten Mal das Blut des Kronossritters flo? kostete es sie alle Willenskraft die sie hatte, um nicht aus den Schatten herauszutreten und sich zu holen, wonach sie sich seit zwei Jahrzehnten sehnte. Doch schlussendlich behielt ihre Neugier die Oberhand. Saga?ira ? die sch?ne Frau die zuweilen auch als altes Weib Hagtys auftrat ? wusste um die ungeheure Kraft Dions. Mordekai hatte viele Kinder gezeugt, obwohl seine einzige Frau kinderlos starb. Von all den Bastarden die er in die Welt gesetzt hatte war Dion der St?rkste, und nur ihn erkannte der Graf von Urag?n als sein Fleisch und Blut an. Der Himmel allein wusste was aus den anderen geworden war; die S?hne und T?chter von Dienstm?gden oder jungen D?rflerinnen die das Pech hatten dem Grafen zu gefallen.
Wahrscheinlich, so vermutete sie, war es der heimliche Hass auf seinen Vater der Dion die ungeheure St?rke verlieh. Es schien ihm selbst nicht bewusst zu sein, doch sein ganzes Leben war nicht mehr als der trotzige Versuch zu beweisen dass er existierte, und dass er ernstzunehmen war. Saga?ira hatte viele Menschen wie ihn gekannt, auch unter den Mitgliedern der Grauen Gilde. Die meisten von ihnen waren irgendwann in ihrem Streben nach Selbstbest?tigung zu weit gegangen, hatten sich auf Pfade gewagt f?r deren beschreiten man einen zu hohen Preis bezahlen musste, und nicht wenigen von ihnen war die ewige Verdammnis zum Schicksal geworden weil sie nicht wussten wo die Grenze war.
Das am?sante an dem Kampf der beiden war jedoch, dass ein Sieger von vorneherein schon feststand: Sie selbst. Gleich wer den Sieg davontragen und seinem Kontrahenten auf ewig die Augen schlie?en w?rde ? Saga?ira w?rde ihr s??es Ziel so oder so erreichen; es war nur eine Frage der Befriedigung ihrer Rachlust ob sie Malakais Blut von seinem kalten Leichnahm stahl oder darauf wartete dass ihre ?Schutzm?chte? den Pakt mit ihr einl?sten.
Einen Moment lang war sie versucht, Mitleid mit der Kleinen Blonden zu versp?ren die Dion sich vorgenommen hatte. Sie war in ihren Gedanken gewandelt ? nicht kurz; gerade lang genug um alles in Erfahrung zu bringen was sie ?ber Malakai wissen musste ? und hatte dabei unabsichtlich auch einiges ?ber das M?dchen selbst gelernt. Sie hatte es nicht leicht gehabt im Leben... andererseits, wer hatte es schon leicht? Sie wusste selbst nur zu gut dass auch die besten Absichten einen Menschen leicht an den Abgrund f?hren konnten ? und noch einen Schritt weiter. Manchmal war alles was einen vorm Sturz in eine unendliche Leere bewahrte, eine hilfsbereit ausgestreckte Hand. Wer wusste das besser als sie selbst?

Der Kampf entwickelte sich mehr und mehr zugunsten des Grafensohnes, und Saga?ira war sich nicht sicher ob sie sich dar?ber freuen oder gr?men sollte. Nat?rlich hatte sie sich nichts mehr gew?nscht als endlich den zerschmetterten Leichnahm des Mannes zu sehen der f?r ihr Leid verantwortlich war, doch zugleich war sie auch ?berrascht dass dies wirklich der Adorian sein sollte, ?ber dessen bevorstehende Ankunft schon die Gelehrten zu Zeiten des Imperiums spekuliert hatten. Was sie selbst Mordekai zugefl?stert hatte waren zwar keine wirklichen Ausblicke auf die Zukunft gewesen ? selbst als Letzte und M?chtigste der Grauen Gilde blieb die Zukunft doch ihren Ergr?ndungsversuchen verschlossen ? doch es waren Ereignisse die mit gro?er Wahrscheinlichkeit eintreten w?rden. Sie hatte das Buch der Verhei?ung gelesen ? mehr als einmal sogar ? und dazu noch zahlreiche weit ?ltere Texte studiert die vom Kampf zwischen den G?ttern handelten. Obgleich es viele Unterschiede gab, blieben einige Aussage doch stets gleich: Der Adorian sollte kommen wenn die Dunkelheit herrschte; er sollte selbst Teil der Dunkelheit sein; er sollte das Schwert Azrador finden und mit ihm die Welt auf immer ver?ndern; und er sollte das Gleichgewicht der G?ttermacht wiederherstellen.

Die meisten alten Prophezeihungen waren schlicht und ergreifend Unsinn, dar?ber brauchte man nicht viele Worte zu verlieren. Selbst den gr??ten Meister der Grauen Gilde war es versagt geblieben durch den Schleier zu sehen, und wenn so gro?e Namen wie Arinaii von Jirnos, und Igradeina vom Kammr?ck es nicht vollbringen konnten, dann konnte es niemand. Das lie? nur den Schluss zu dass Prophezeihungen entweder grunds?tzlich L?gen waren, oder dass die G?tter Menschen auserw?hlten denen sie einen kurzen Blick in die Zukunft gew?hrten. F?r das erste sprach, dass so viele Weissagungen nicht eintrafen. F?r das zweite jedoch sprach, dass es mitunter eben doch solche gab die sich tats?chlich erf?llten, und das mit einer Genauigkeit die einen Zufall eben unwahrscheinlich erscheinen lie?en. Was also entsprach der Wahrheit? Saga?ira hatte schon seit ihrer Novizenzeit zu jenen geh?rt, die grunds?tzlich allem skeptisch gegen?berstanden das sich nicht mit den Regeln der Magie erkl?ren lie?. In einem verstaubten alten Buch, das sie in den schier unendlich langen G?ngen der edrinischen Bibliothek gefunden hatte und dass seine Existenz trotz seines ketzerischen Inhalts wohl nur dem Umstand verdankte dass die Archivare l?ngst vergessen hatten dass es ?berhaupt existierte ? hatte sie einmal einen sehr interessanten Ausspruch gelesen: ?Ich bete darum dass die G?tter nicht existieren und dass es keine Wiedergeburt f?r uns gibt. Denn was mir die Kraft gibt all dies Leid zu erdulden, ist der Gedanke dass ich es nur ein einziges Mal tun muss.?
Damals hatte sie die Stelle nur unter dem Aspekt der Philosophie interessant gefunden. Heute wusste sie dass der Schreiber dieser Zeilen nach seinem Tod entt?uscht worden war, denn die G?tter existierten. Sie mochten nicht so sein wie die Menschen sie sich vorstellten - sie mochten noch nichteinmal so sein dass es auch nur m?glich gewesen w?re sie sich vorzustellen ? doch das ?nderte nichts daran dass sie existierten, dass sie Einflu? auf das Geschick der Welt nahmen. Malakai war der lebende Beweis daf?r. Und zugleich die lebende Erinnerung an die L?cke in ihrem Herzen. Doch die Zeit, da diese Leere sich schlie?en w?rde war nahe, so greifbar nahe dass sie schon jetzt nur die Hand auszustrecken brauchte um sie an sich zu rei?en und nie mehr loszulassen. Doch noch war es nicht an der Zeit... erst sollten die G?tter ihr kleines Spiel zu Ende spielen, denn Saga?ira wollte nicht riskieren zwischen die Fronten eines Konflikts solchen Ausma?es zu geraten. Schlie?lich war sie die letzte Hoffnung... die letzte Hoffnung... f?r ihn.

04.08.2002, 23:19 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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* * *

Gabriel sah dem Kronossritter noch lange nach, auch nachdem das dunkle Maul des ausgebrannten Schlosses ihn verschluckt hatte. Sich allein dorthinein zu wagen war Irrsinn; das sahen auch die Nordm?nner hinter ihm so, die verst?rt durcheinanderredeten. Einige von ihnen machten Anstalten ihrem Prinzen zu folgen und lie?en sich auch von Gabriels energischen Worten nicht abhalten. Erst Engulf und Deodorn gelang es sie umzustimmen, indem der Wirtssohn kurzerhand einen von ihnen niederschlug und anschlie?end erkl?rte dass man den Wunsch des Prinzen zu respektieren hatte.
Es vergingen lange Minuten ohne ein anderes Ger?usch als das Jaulen des Windes, der nun wieder an St?rke gewonnen hatte, und das vereinzelte Kreischen einiger V?gel die sich um ein St?ck Aas stritten das irgendwo in einer Ecke des Schlosses verendet war. Und je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde der Pfeil des Lichts. Ihm wollte der Ausdruck im Gesicht Malakais kurz bevor er sich abgewendet hatte nicht mehr aus dem Kopf gehen. Das war nicht mehr der k?hle Kronossritter gewesen dessen eisige Gegenwart mit der K?lte des Nordlandwinters um die Wette stritt; etwas an ihm hatte sich ver?ndert. Er konnte es nicht in Worte fassen, doch der Kronossritter schien irgendwie... menschlicher geworden zu sein, und auch das unterschwellig stets vorhandene Gef?hl der Bedrohung, das jeder in seiner N?he empfand, war nicht mehr zu sp?ren gewesen in jenen letzten Augenblicken bevor er verschwand.
So sehr er sich auch den Kopf dar?ber zerbrach, ihm wollte nicht klar werden woran es lag. Ob es mit Mara zu tun hatte? Er wusste nicht was die junge Frau f?r Malakai darstellte, Und die Reaktion des Kronossritters auf ihren bemitleidenswerten Zustand hatte eher den Eindruck erweckt, sie w?re eine Art pers?nlicher Besitz, den Dion ihm weggenommen und kaputtgemacht hatte, als ein geliebter Mensch.
Wenn nur Esekhiel hier gewesen w?re... der Rat des Aerisos-Priesters fehlte seinem Vetter kaum weniger seine liebevolle Gegenwart. Bisher hatte Gabriel sich nicht erlaubt um ihn zu trauern, sondern es vorgezogen sich zun?chst auf das zu konzentieren was vor ihm lag. Die Begegnung mit Malakai, und die Entdeckung dess der letzte Kronossritter zugleich sein legitimer K?nig war, obendrein noch der Umstand dass es sich auch noch um den Mann handelte von dem im Buch der Verhei?ung die Rede war, ganz zu Schweigen vom Auftauchen eines der Gro?en ?bel und dem Tod seines Vetters - all das hatte der Pfeil des Lichts noch lange nicht wirklich verarbeitet. Irgendwann ? an irgendeinem Punkt dieser Reise ? hatte aufgeh?rt ?ber das ?Warum? nachzugr?beln und sich nur noch gestattet, von einem Punkt bis zum n?chsten zu denken. Er war Malakai von Zondan aus gefolgt weil er die Wahrheit wissen wollte ?ber seine ?hnlichkeit mit dem toten K?nig und die wei?en Haare. Er war Malakai aus Puckens Reich heraus gefolgt weil er glaubte dass es seine Pflicht war. Er hatte sich nach Esekhiels Tod Malakai und Mara angeschlossen weil es f?r ihn keinen Weg zur?ck nach Harben und zur?ck zu seiner Leandra gab, solange der letzte Kronossritter am Leben war. Er hatte den wei?en ?berwurf mit dem goldenen Pfeil ? das Symbol seiner Zugeh?rigkeit zur Kirche der Vier ? in Thorn zur?ckgelassen, um an Malakais Seite Rache f?r Maras Schicksal zu nehmen. Obwohl er stets nur das naheliegendste getan hatte, das was ihm am richtigsten erschien, hatte er doch ohne es zu merken alles aufgegeben was er besessen hatte, alles aufgegeben woran er fr?her geglaubt hatte, und ? diese Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag ? hatte er auch alles aufgegeben was er geliebt hatte. Die Frau, deren Bild er vor sich sah wann immer er die Augen schlo?, war weit weit entfernt im vandrischen Harben, und sie war die Tochter des Pr?laten der Kirche der Vier. War es als einfacher Pfeil des Lichts schon so unsicher gewesen dass es f?r ihre Liebe zueinander eine Zukunft gab, so war es jetzt, da er Seite an Seite mit dem Diener, ja dem Sohn des Kronoss? pers?nlich k?mpfte, absolut unm?glich geworden. Es gab f?r ihn keinen Weg mehr zur?ck... er wusste nicht genau zu sagen wo er die Grenze ?berschritten hatte, ob schon damals bei seiner Niederlage in Zondan oder erst sp?ter als sich herausstellte dass Malakai tats?chlich der Prinz des Nordlands war, doch er wusste dass seine Entscheidung endg?ltig war. Ganz gleich was geschah, Gabriel musste das tun was sein Herz f?r recht empfand, auch wenn es bedeutete die Liebe seines Lebens aufzugeben. Denn wenn er aufh?rte nach dem Rechten zu streben, dann h?tte er vielleicht zu Leandra zur?ckkehren k?nnen ? aber er w?re nicht mehr der Mann gewesen in den sich die Tochter des Pr?laten verliebt hatte. Wenn man es so betrachtete, dann hatte der Pfeil des Lichts eigentlich niemals wirklich die Wahl gehabt. War das der rote Faden? Das Schicksal das die G?tter f?r ihn gewoben hatten? Oder war es nur eine Aneinanderreihung von Zuf?llen? Vielleicht-
?Seht! Dort oben!?
Dutzende von Augenpaaren wanderten in die gewiesene Richtung, und erblickten gerade noch, wie eines der gewaltigen Fenster unweit des Balkons auf dem Dion gestanden hatte unter gewaltigem Knirschen zerbarst. Splitter in denen das rote Licht der Ekhi-Scheibe sich brach wurden davongeschleudert, einige der Nordm?nner hielten sch?tzend H?nde oder Schilde ?ber den Kopf um sich vor dem messerscharfen Regen zu sch?tzen. Auch Gabriel kamen die Geschosse gef?hrlich nahe, doch der Pfeil des Lichts starrte so gebannt auf das zu Boden fallende Kn?uel aus Armen und Beinen dass ihm die drohende Gefahr auch noch das andere Auge einzub??en gar nicht bewusst wurde.

* * *

?Cabbad?ai, sag mir warum im Kampf zweier M?nner der Schw?chere den Sieg davontragen kann obwohl der Andere weit st?rker ist als er??
Der neunj?hrige Malakai starrte eisig vor sich hin und rieb sich den Arm, der an einer Stelle allm?hlich blau zu werden begann, dort wo das Holzschwert des Bakkanaii ihn getroffen hatte.
?Weil der Schw?chere eine List anwendet? Weil der St?rkere seinen Gegner untersch?tzt??
?Ja. Warum noch??
Der Prinz wusste keine Antwort mehr, und auf den Lippen seines Lehrers erschien wieder jenes schmale, tadelnde L?cheln dass der Junge im Laufe der Jahre zu verabscheuen gelernt hatte.
?Wenn zwei M?nner miteinander k?mpfen, dann finden in Wahrheit drei K?mpfe statt. Der erste Kampf ist die Schlacht des K?rpers. Derjenige der sich get?hlt hat wird hier den Sieg erringen. Der zweite Kampf ist die Schlacht des Geistes. Wer die Kunst des Krieges verinnerlicht hat und auf dem Kriegerpfad wandelt, wird hier unbesiegt bleiben. Der dritte Kampf ist die Schlacht des Herzens, und von allen Faktoren die den Ausgang eines Kr?ftemessens beeinflussen k?nnen ist dies der Unsicherste. Nichts ist so wankelm?tig wie das menschliche Herz, Cabbad?ai. Und doch kann an eben diesem Umstand die Frage von Leben oder Tod entschieden werden.
Ein S?ldner, der des Geldes wegen f?r jeden Herrn k?mpft, ist ein erfahrener Krieger der zumeist auch das Talent zum T?ten besitzt. Er gewinnt die ersten beiden Schlachten gegen den Mann, der nicht k?mpfen will sondern zum Kampfe gezwungen wird. In Letzterem jedoch liegt die Kraft verborgen, sich mehr abzuverlangen als der S?ldner je leisten k?nnte. Ein freier Mann, der f?r das k?mpft was in seinem Herzen ist, sp?rt weder Angst, noch Schmerz, noch Reue. Nimm dich vor solchen M?nnern in acht, Cabbad?ai, und begehe nie den Fehler sie zu untersch?tzen. Diese M?nner sind es, die von der Geschichte sp?ter zu Helden gemacht werden...

* * *

Der Sturz schien unendlich lange zu dauern. Der logische Teil seines Verstandes sagte ihm dass er auf seinem Weg zum Thronsaal h?chstens zwei Stockwerke erklommen hatte, doch der Flug durch den eisigen Wind wollte kein Ende nehmen. Malakai wusste dass er etwas h?tte tun sollen; versuchen sich an Dion zu klammern und ihn mit der ganzen Wucht seines K?rpers auf den Boden zu schmettern; oder sich sonstirgendwie auf den Aufprall vorzubereiten, aber sein K?rper wollte ihm nicht gehorchen. Die Schmerzen in seinem Arm machten ihn rasend, sie vernebelten seinen Verstand und lie?en ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er starrte einfach nur nach oben in den d?ster bew?lkten Abendhimmel, seine Haare flatterten an ihm vorbei als suchten sie panisch irgendwo nach Halt. Doch da war nichts woran man sich h?tte festhalten k?nnen, nur eisige Leere. Dann ? urpl?tzlich ? war es vorbei. Ein dumpfes Dr?hnen erscholl, begleitet von einem f?rchterlichen, knackenden Splittern. Pulverschnee stob in die H?he, um sofort wieder herabzut?nzeln und sein Gesicht zu bedecken. Der erwartete Schmerz blieb aus; stattdessen f?hlte er sich einfach nur... bet?ubt. Malakai wusste dass es der Schock war und dass die Pein ihn in wenigen Augenblicken ?berrollen w?rde. Dann w?rde auch der linke Arm sich wieder Geh?r verschaffen, zusammen mit dem Knochen der zuvor so ungesund gesplittert war. Es war ein Rennen, das wusste er. Ein Rennen gegen die Zeit und gegen den Sohn des Grafen von Urag?n. Dion musste irgendwo in unmittelbarer N?he aufgeprallt sein. Wem es als Erstem gelang die Benommenheit abzusch?tteln der konnte seinem Gegner den Gnadensto? geben. Er musste nur... er musste nur irgendwie auf die Beine kommen, doch das erwies sich als eine zu gro?e Aufgabe. Sein K?rper wollte ihm nicht gehorchen, so sehr er sich auch bem?hte. Weder der linke, noch der Rechte Arm wollte sich bewegen lassen, und sogar sein Kopf schien mit einem Mal Tonnen zu wiegen.
Schwerf?llig wandte Malakai den Kopf nach links, wo er jedoch ausser Schnee nichts erkennen konnte. Ohne sagen zu k?nnen wie lange es dauerte drehte er den Kopf in die andere Richtung, und was er sah lie? seine Hoffnung erfrieren.

Dion war auf dem R?cken gelandet. Seine gro?e Fl?che und der Schnee hatten den Sturz etwas abgemildert, so dass er wohl mit einigen Bluterg?ssen davonkommen w?rde ? von dem abgetrennten Ohr und dem Stich in die Seite die Malakai ihm beigebracht hatte einmal abgesehen. Taumelnd rollte er sich auf den Bauch, k?mpfte sich gegen das wirbelnde Chaos bunter Blitze in seinem Kopf auf die Knie und stemmte sich schlie?lich soweit in die H?he dass er schwankend dastand und sich umsehen konnte. Der Kronossritter lag vor ihm, das wei?e Haar so zerzaust dass es sich vom Schnee kaum abhob. Sein eigenes Schwert war nirgends zu sehen, vielleicht hatte er es bei dem Sturz vor ?berraschung losgelassen. Aber daf?r sah er Malakais nachtschwarze Klinge vor sich liegen. Eher unbewusst registrierte er, dass der Schnee um das Schwert herum nicht mehr da war. Er war nicht etwa verdr?ngt worden ? er war schlichtweg nicht mehr da...
Seine zitternde Hand schlo? sich um den lederumwickelten Griff. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihm dass der Kronossritter noch immer ausser Gefecht war. Ausserdem lag sein rechter ? bislang unverletzter ? Arm in einem so fremdartigen Winkel unter dem K?rper begraben, dass man kein Medicus sein musste um zu sehen dass er gebrochen war. ?Fast zu leicht?, formten Dions Lippen lautlos und stie?en dabei kleine Dampfw?lkchen aus.

Ein Ger?usch hinter ihm veranlasste ihn dazu sich umzudrehen. Dutzende schweigender und finster dreinblickender M?nner hatten sich zu einem Halbkreis um die beiden Gest?rzten versammelt. Innerlich grinsend war er einen Moment versucht zu jubeln dass sie ausgerechnet aus diesem Fenster gefallen waren, denn so konnten sie alle Zeuge seines Triumphes werden.


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04.08.2002, 23:20 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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?Seht her?, br?llte er kurzatmig, w?hrend er mit der einen Hand Hjalmir fest umklammert hier und die andere an die Seite gepresst hatte, ?hier liegt er, euer Prinz! Schaut euch an was mit jenen passiert die sich auf alte Legenden verlassen!? Um seine Worte zu unterstreichen torkelte er zu dem noch immer benommen daliegenden Kronossritter und versetzte ihm mit den schweren eisenbeschlagenen Stiefeln einen Tritt in die Seite. Malakai st?hnte gequ?lt auf, wobei er unbequ?t Blut spuckte, und versuchte sich zu sch?tzen, doch seine Arme wollten ihm nicht gehorchen. Einige der j?ngeren Nordm?nner, darunter auch Deodorn, wollten ihm zu Hilfe kommen, doch die ?lteren hinderten sie daran. Auch Gabriel stand reglos da; in ihm k?mpfte das Entsetzen ?ber Malakais Niederlage mit dem Respekt vor einem ehrenhaften Zweikampf. Er wusste: wenn er jetzt eingriff, selbst wenn es ihm trotz seiner eigenen Behinderung gelang Dion niederzuringen, so h?tten sie doch nur noch mehr Hoffnung dadurch verloren. Malakais Niederlage war der Todessto? f?r eine Rebellion deren Geburt noch nichteinmal ganz abgeschlossen gewesen war.

Vor Malakais Augen wanderten blutrote Schlieren auf und ab. Er konnte f?hlen dass mindestens zwei Rippen gebrochen waren; von seinem Arm ganz zu schweigen. Im d?mmsten Fall w?rde er steif bleiben... Narr, das spielt gar keine Rolle mehr wenn du nicht bald auf die F??e kommst! Du krepierst hier... dieser riesige Kerl bringt dich um, und dann war alles umsonst, dein ganzes Leben, all die Opfer, alles umsonst... Er versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm noch nichteinmal sich aufrecht hinzusetzen. Glei?ender Schmerz raste durch seinen geschundenen K?rper und lie? zucken wie einen Fieberkranken. Lass dich fallen... einfach nur fallen... wenn du siegen willst, wenn leben willst, dann lass dich fallen! Ergib dich deinem Hass, und er wird deine Feinde vernichten! Mit einem letzten Rest von Selbstherrschung verbannte Malakai diesen Gedanken in die tiefen seines Geistes. Er hatte sich entschieden als Mensch diesen Kampf zu bestreiten, und auch wenn das vielleicht ein Fehler gewesen war: Nun hatte er diesen Pfad einmal eingeschlagen, und w?rde nicht mehr von ihm abweichen.
Als Dions Tritt ihn traf kr?mmte der Kronossritter sich zusammen vor Schmerz und hustete Blut. Rote Sprenkel zierten den Schnee vor ihm und zu beiden Seiten. Die Luft blieb ihm weg, und f?r einen Moment keimte in ihm die Panik auf zu ersticken.
Du hast gar nicht das Recht zu sterben. Dein Leben geh?rt dir nicht allein ? es geh?rt auch mir, erinnere dich an unseren Pakt! Und es geh?rt deinen Leuten ? du hast ihnen Hoffnung gegeben die sie nicht hatten, und ihnen eine Zukunft versprochen die du ihnen nicht geben kannst wenn du jetzt stirbst. Lass dich fallen!

Dion fletschte die Z?hne und lachte seinen Sieg so laut heraus wie er nur konnte. ?Ich habe gewonnen! Ich bin der Sieger! Seht her! Sehr ihr es, oh ihr G?tter von Himmel und H?lle?? Er hatte sich den grimmig schweigenden Sleipgardern zugewandt und streckte die Arme in die H?he, wie um ihnen das schwarze Schwert als Beweis seines Triumphs zu pr?sentieren. ?Ich bin m?chtiger als mein Vater, m?chtiger als alle Prophezeihungen, m?chtiger als die verfluchten G?tter! Hahaha! Seht und fallt auf die Knie vor mir!? In seinen Augen brannte Wahnsinn; eine gef?hrliche, berechnende, lodernde Form von Wahnsinn.

Malakai vernahm zwar Dions Gebr?ll, doch die Worte ergaben keinen Sinn f?r ihn. Es waren nur bedeutungslose Laute die genauso gut vom Wind h?tten stammen k?nnen. Vor ihm glitzerte etwas das seinen Blick gefangen hielt. Auch ohne die Hand danach ausstrecken zu k?nnen erkannte er es wieder: es war Maras silberner Anh?nger, den sie stets um den Hals getragen hatte, schon damals als er ihr vor was wie eine Ewigkeit erschien, in Wahrheit aber nur wenige Tage war, zum ersten Mal begegnete. Es war kaputt... nein, nicht kaputt, nur aufgegangen. Darinnen erkannte er durch die roten Schleier vor seinem Blick das Portrait eines Mannes; mit lichtem Haar und ernsten, aber g?tig dreinblickenden Augen. Ihr Vater? Sie musste sehr an ihm gehangen haben... wie es wohl war einem Menschen so nahe zu sein wie Vater und Kind?
Und pl?tzlich, ohne sagen zu k?nnen woher, aber mit absoluter Gewissheit, wusste er: sie war tot. Es war als streife ihr Geist ihn ein letztes Mal, umh?lle ihn mit ihrer warmen, liebevollen Pr?senz, und verwehe dann mit grausamer Endg?ltigkeit. Tot. Tot!
Und etwas in ihm starb mit ihr. So hei? als ginge ein Teppich aus ?l mit einem Male in Flammen auf loderte in ihm der alte Hass auf. Es war nicht S?tyros? lauernder Hass der ihn lenkte ? auch nicht der eigene, eiskalte Hass der auf die Gelegenheit zur Rache wartete ? das hier war eine andere, eine neue Art von Hass, und sie ?berstieg alles was selbst er bislang gekannt hatte. Malakais Gedanken, seine K?rper und seine Seele schrieen nur noch nach einer einzigen Sache: Maras Tod mit dem Tod ihres Peinigers zu vergelten!
Der Schmerz war bestialisch und ?berstieg alles was der Kronossritter je erlebt hatte oder sich auch nur vorstellen konnte; und doch kr?mmte er sich auf der Seite liegend so sehr zusammen dass sein Kopf den rechten Stiefel ber?hrte. Seine Lippen schlossen sich um etwas kaltes...

Dions Zurschaustellung seines vermeintlich endg?ltigen Sieges war noch lange nicht vorbei. Er schwang Hjalmir wie ein Zepter hoch ?ber dem Kopf und br?llte dabei wirr von G?ttern, Prophezeihungen, seinem Vater, und von Macht. Je l?nger es ging, desto st?rker ballte Gabriel die F?uste, und desto mehr Kraft kostete es ihn, sich zu beherrschen. In diesem Moment h?tte er alles daf?r gegeben diesem Monstrum in Menschengestalt einfach den Kopf abschlagen zu k?nnen und zusammen mit Malakai das fortzuf?hren, was mit der Erhebung der Thorner begonnen hatte.
Keiner der Nordm?nner hatte mehr als ein oder zwei Worte gesprochen seit die beiden Kontrahenten aus dem Fenster gest?rt waren. Auf allen Gesichtern sah er dieselbe Mischung aus kalter Wut, Hilflosigkeit und ? was ihn am meisten erschreckte ? Resignation. Sosehr Dions Wortschwall auch an das Gebrabbel eines Tollen erinnerte, zumindest in Einem hatte er Recht: mit Malakai starb nicht nur der letzte Prinz, sondern auch die letzte Hoffnung Sleipgards. Die Menschen brauchten etwas an das sie sich klammern konnten, ein Symbol das sie daran erinnerte dass es bessere Zeiten gegeben hatte und dass sie selbst es in der Hand hatten diese besseren Zeiten erneut heraufzubeschw?ren wenn sie nur diesem Symbol in den Kampf folgten. Pl?tzlich ?nderte sich etwas in den Gesichtern der M?nner die er verstohlen gemustert hatte. Jemand tippte ihn an der Schulter an ? vermutlich Engulf oder Andres ? und wies auf Dion. Nein, nicht auf Dion, sondern an dem noch immer prahlenden Grafensohn vorbei auf die schwarze Gestalt mit den wei?en Haaren, die sich hinter ihm zitternd aber bestimmt erhob. Gabriels Herz tat einen jubelnden H?pfer; nicht weil er glaubte dass Malakai noch eine Chance hatte zu siegen, sondern allein weil es ihm gelungen war sich auf die Beine zu k?mpfen. Der Kronossritter stand mit dem Gesicht zum Schlo?, hatte also Dion und den Nordm?nnern den R?cken zugekehrt. Beide Arme hingen schlaff und nutzlos zu Boden; vom Linken tropfte ein rotes Rinnsal in den Schnee und gesellte sich zu zahlreichen anderen Flecken im nicht mehr jungfr?ulichen Wei?. Wie um Malakais Auftitt zu unterstreichen fegte just in diesem Augenblick eine Windb?e ?ber den Thronberg und peitschte dem Kronossritter die eigenen, nassgeschwitzten Haare ins nicht erkennbare Gesicht.

Auch Dion hatte erkannt dass sich etwas ver?ndert hatte als die Aufmerksamkeit Aller pl?tzlich an ihm vorbeigerichtet war. Siegessicher, ja fast schon entnervt wandte er sich um. Niemand sah dass sein Mund sich ?ffnete und einen leisen Fluch herauspresste. Dann aber begann er abermals zu Lachen und packte Hjalmir fester.
?Bringen wir es zu Ende, Adorian!?

Mit weit ausgreifenden Schritten donnerte er auf Malakai zu, der ihm noch immer den R?cken zugewandt hatte und augenscheinlich gar nicht bemerkte was um ihn herum vorging. Gabriel hielt die Luft an und bereitete sich innerlich schon darauf vor mitanzusehen wie der Kronossritter von seinem eigenen Schwert in zwei Teile gehauen wurde. Was war nur mit dem Prinzen geschehen? Wo war seine ungeheure Macht geblieben; die Macht von der der Pfeil des Lichts selbst gesehen hatte dass sie sogar einem Tardukai des Kronoss wiederstehen konnte?
Obwohl der Sleipgardprinz ohnehin unbewaffnet war und seine H?nde nutzlos geworden waren, wollte Gabriel einen Warnruf aussto?en, auch wenn es nichts bringen sollte. Doch seine Kehle war wie zugeschn?rt, und kein Laut kam ?ber seine Lippen. Hilflos sah er mit an wie Dion Malakai immer n?her kam, wie er das schwarze Schwert hoch in die Luft erhob ? und dann ging alles so schnell dass niemand es kommen sah und selbst Generationen sp?ter noch eherf?rchtig davon gesprochen werden sollte:

Als Dions gewaltiger Schatten ?ber ihm aufragte fuhr Malakai mit seinem ganzen K?rper herum. Einen halben Herzschlag lang begegneten sich ihre Blicke, und Malakais feuriger Hass fra? sich in die Augen des Grafensohnes. Mit letzter Kraft war der Kronossritter sich seinem Feind entgegen; im Mund hatte er die Z?hne fest auf den zweiten Bakkanii-Dolch aus seinem Stiefel gepresst. Durch den eigenen Vorw?rtsschwung getragen solperte Dion heran, Malakai taumelte mit letzter Kraft auf ihn zu und stie? sich ab. R?stungsteile klapperten aneinander; der gebrochene Arm stie? gegen irgendetwas und h?tte Malakai um ein Haar dazu gebracht schmerzerf?llt aufzuschreien. Doch der Kronossritter wollte nicht schreien. Er durfte nicht schreien. In seinem Mund steckte ein Dolch, und dieser Dolch fra? sich nun in die Kehle von Maras M?rder. Mit beiden H?nden zuckte Dion unkontolliert in der Luft herum und versuchte den Gegner von sich wegzuschlagen, doch es gelang ihm nicht. Malakai biss mit aller Kraft auf den Dolch und zwang ihn immer weiter in das Fleisch seines Kontrahenten. Rote Blutfont?nen ergossen sich ?ber das Gesicht und den ganzen K?per des Kronossritters, und f?r einen zuf?lligen Beobachter h?tte es so ausgesehen als gebe er dem Anderen einen blutigen Kuss des Todes. Niemand konnte sagen wielange Dions Todeskampf dauerte. Hjalmir entglitt seinem Griff und fiel mit einem dumpfen Ger?usch in den Schnee. Der K?rper des Grafensohns schwankte wie ein d?rrer Baum im Sturm, doch erst als seine ungl?ubig geweiteten Augen glasig wurden und ihren fiebrigen Glanz endg?ltig verloren, verlor auch sein Leib den Kampf mit der Schwerkraft. Wie eine gef?llte Eiche fiel er, vom Gewicht seiner silbernen R?stung zus?tzlich gezogen, zu Boden und regte sich nicht mehr.

Selbst jetzt noch hatte Malakai die schlanke Bakkanaii-Klinge im Mund. Bei jedem Atemzug flo? Blut in seine Kehle, doch es war ihm v?llig gleichg?ltig. Erst als Dion am Boden lag und sich nicht mehr r?hrte erlaubte der Sleipgard-Prinz es sich ohnm?chtig zu werden und neben dem toten Sohn Mordekais in den Schnee zu sinken. W?hrend all der Zeit jedoch gab es in seinem Geist nur diesen einen Satz: Sie ist tot...

ENDE von Episode 13


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Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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14 ? Licht und Schatten


Mit ersch?pftem Gesichtsausdruck und unendlich bek?mmert lie? Mirianna, das Weib des Hengist, sich auf den einzigen im Zimmer herumstehenden Stuhl sinken. Fast zwanzig Jahre k?mmerte sie sich nun schon um das Wohlergehen der Thorner, und sie war der Ansicht dass sie sich f?r ein ehemals verw?hntes vandrisches Adelsp?ppchen recht gut in die Dorfgemeinschaft eingef?gt hatte. Die Nordfrauen kamen stets zu ihr wenn jemand krank geworden war, wenn sich jemand verletzt hatte und auch wenn die Monatsblutung einmal ausblieb. Und auch die M?nner lie?en sich von ihr behandeln, wenn auch weit widerwilliger und um einiges wehleidiger als die Frauen. In der langen Zeit, in der Mirianna diesen ?Beruf? ? oder diese Berufung, wie sie selbst vorzog davon zu reden - nun schon aus?bte, war sie beim Tode zahlreicher Menschen anwesend gewesen. Junge und Alte, Kranke und eigentlich Gesunde denen etwas zugesto?en war, Nachbarn und auch ein paar Leute von den ?u?eren H?fen.
Und dennoch, trotz all dieser Erfahrung, war es immer ein grausiger Augenblick vor dem sie sich f?rchtete, wenn es dazu kam dass sie die gebrochenen, ins Leere starrenden Augen von jemandem schlie?en musste, egal ob sie ihn nun n?her kannte oder nicht. Bei dem rotblonden M?dchen wurde ihr besonders schwer ums Herz. Ein so sch?nes junges Ding, noch kaum erwachsen, und dann so ein grausiger Tod. Die Welt war schlecht; g?tige Juturna die Welt war schlecht wenn so etwas geschehen konnte.

Als sie so dasa? und den Blick nicht von dem toten M?dchen wenden konnte, musste sie daran denken wie ihr Gatte und ihr Sohn vorhin das Haus verlassen hatten. Und trotz ihrer harten Worte vorher konnte sie sehr gut nachempfinden warum die beiden das taten, was sie nun zu tun versuchten. Es ging den beiden Sleipgardern nicht um das M?dchen, oder doch zumindest nicht nur um sie. Es war ein h?bsches Ding, doch das waren schon einige andere vor ihr gewesen die spurlos aus dem Dorf verschwunden waren und bei denen man den roten Eber im Spiel glaubte. Sie taten es auch nicht f?r den Kirchenritter aus der Stadt der Schl?ssel. Die Nordm?nner waren zwar keine Heiden, doch wenn man sie fragte woran sie glaubten lautete die Antwort der meisten zuallerst ?An mein Schwert und meine Axt?, und dann erst ?An die vier G?tter?.
Und Mirianna glaubte, dass sie es auch nicht f?r den Fremden mit dem wei?en Haarschopf und dem gro?en Hass im Herzen taten. Denn sie hatte etwas in den Augen ihrer Lieben schimmern sehen, das zu vor nicht dort gewesen war. Es war eine Art grimmiger, eiskalter Rachedurst wie bei den Eisw?tern aus den Nordland-Legenden, die, waren sie einmal in Rage versetzt, nicht eher mit dem Blutvergie?en aufh?ren konnten als das nicht jedes lebende Wesen im Umkreis einer Meile tot und ausgeblutet am Boden lag. Ihr Gatte war der Vorsteher des Dorfes, und er bekleidete diese Position schon seit sie das zweite Thorn gegr?ndet hatten und Engulf ? als Hauptmann nach dem Saufkopf Sagoth eigentlich der Rangh?chste ? vom Amt des Dorfvorstehers nichts wissen wollte. In einem Dorf gab es stets Meinungsverschiedenheiten, manchmal sogar handfeste Fehden, und das galt f?r die Nordleute noch zehnmal mehr als f?r die vandrier oder Bakkanaii. Und im Gegensatz zu den streitlustigen Korsilen konnten sich die Streitereien der Sleipgarder manchmal ?ber ganze Generationen hinziehen wenn niemand etwas zur Schlichtung tat. Hengist war der Mann der diese Arbeit im Dorf erledigte, er war B?ttel und Richter in einem, und wenn er auch selten davon Gebrauch machen musste, so war sein Ansehen als Schlichter unter den Leuten des Dorfes doch enorm. Und w?hrend all der Zeit die sie ihren Gatten nun schon kannte hatte sie noch nie diese unverr?ckbare Entschlossenheit in seinen Augen gesehen. Der Anblick machte sie irgendwo stolz, aber er l?ste auch eine gewisse... Furcht in ihr aus. Noch mehr Angst aber machte ihr die Tatsache dass Andres seinem Vater in nichts nachstand. Dank seines halb vandrischen Erbes von jung auf kleiner und weniger kr?ftig als die meisten anderen im Dorf, hatte sie ihn noch lange ?ber den Beginn seiner Mannbarkeit hinaus als ?ihren kleinen Jungen? betrachtet; und vielleicht tat sie das auch noch heute. Und jetzt waren diese beiden T?lpel irgendwo dort drau?en unterwegs, und ihnen konnte wer-wei?-was zusto?en... Mirianna murmelte ein kurzes Sto?gebet an Juturna und an Shanka-Pan, die gn?dige und der ehrenhafte m?gen ihre M?nner besch?tzen, und machte sich dann daran das Krankenzimmer zu reinigen. Ein Teil von ihr bef?rchtete, dass es heute noch mehr Arbeit geben, und dass das arme M?dchen nicht das einzige Opfer dieses Tages bleiben w?rde.

* * *

?Er lebt...? Engulfs Stimme klang belegt, und es schwang ein ungl?ubiger Unterton mit als er sich zu Malakai hinabbeugte und die d?nnen Dampfw?lkchen in regelm??igen Abst?nden von seinen Lippen aufsteigen sah. Der Wirt hob den Kopf und sah zu Gabriel. ?Kommandant??, sagte er fragend.
Es dauerte einige Herzschl?ge lang bis Gabriel begriff dass er mit dieser Anrede gemeint war. Auch er stand noch so sehr unter dem Eindruck des neusten Beweises von Malakais Kampfeswille dass es ihm schwerfiel klar zu denken ? oder auch nur den unverdienten Titel abzulehnen.
?Ins Dorf...?, brachte er m?hsam hervor, ?bringt ihn ins Dorf. Jemand soll sich um seine Wunden k?mmern und daf?r sorgen dass er es warm hat.? Andres und ein weiterer herumstehender Nordmann nickten hastig. ?Wir bringen ihn zu meiner Mutter.?

Danach wandte sich der Pfeil des Lichts an die restlichen M?nner und begann damit, Aufgaben zu verteilen. Den Hauptteil der M?nner lie? er drei Gruppen bilden und sandte sie aus, den Thronberg von oben bis unten zu durchsuchen, um vielleicht einen Hinweis auf den Verbleib von Graf Mordekai oder sonst irgendetwas n?tzliches zu finden. Engulf und Hengist ?bernahmen jeweils einen der Erkundungstrupps, der dritte wurde von Deodorn angef?hrt.
F?r einen Moment spielte Gabriel mit dem Gedanken, einige besonders kr?ftig aussehende M?nner im blau-wei?en Wams damit zu betrauen dem gefrorenen Erdboden ein Grab f?r den Grafensohn abzutrotzen, doch er verwarf die Idee sogleich wieder. Wenn Malakai seine Wunden nicht ?berlebte ? und das war trotz aller Wunderkraft dieses Mannes keineswegs ausgeschlossen ? dann brauchte der aufkeimende Widerstand zumindest ein kleines Zeichen der Hoffnung, und was w?re daf?r besser geeignet gewesen als der f?r alle sichtbare Leichnahm des Thronfolgers von Urag?n, auch wenn diese Art der Zurschaustellung dem Kirchenritter nicht besonders zusagte?

Nachdem er auch noch einige junge M?nner als Sp?her auf die Zinnen der Schlossmauer gesandt hatte, machte er sich selbst zusammen mit den verbliebenen Sleipgardern daran den Hof, die Stallungen sowie die Lagergeb?ude zu inspizieren.

Das Ergebnis war ebenso frustrierend wie niederschmetternd. Die Vorratskammer war bis auf einige Streifen sehr seltsam riechenden Fleisches absolut geleert, was an Werkzeugen aufzutreiben war stammte ausnahmslos noch aus der Zeit von K?nig Beowulf und befand sich in einem entsprechenden Zustand. An der s?dlichen Mauer stie?en sie auf einen weitl?ufigen Zwinger, in dem riesenhafte, geifernde Hunde sie mit blutr?nstigem Blick anstierten. ?Prinz Dions pers?nliche Meute?, raunte einer der M?nner mit h?rbarer Abscheu, und Gabriel versp?rte nicht das Bed?rfnis nachzufragen welche Art von Beute der tote Prinz damit zu hetzen gepflegt hatte.

Wenig sp?ter hatten sie zumindest ein kleines Erfolgserlebnis, als sie eine H?tte entdeckten die fast bis unters Dache mit trockenem Holz gef?llt war. Auf Gabriels Befehl hin machten sich seine Leute daran ein Feuer auf dem gro?en Platz vor dem k?niglichen Balkon zu entz?nden, unweit der Stelle wo jetzt bunte Glasscherben dem Schnee einen Hauch von extravaganter Farbe verliehen. Als die Flammen in die H?he schossen befahl er, die Hunde zu t?ten und die Kadaver zu verbrennen. Der Gestank war bestialisch, aber niemand beschwerte sich dar?ber.

Immer wieder stieg der Pfeil des Lichts pers?nlich auf die Zinnen, um nach einem herannahenden Heer Ausschau zu halten. Es wollte ihm einfach kein Grund einfallen, warum Mordekai das trotz allem noch gut befestigte Schloss einfach aufgegeben hatte, und alle seine Instinkte warnten ihn davor jetzt nachl?ssig zu sein. Bestimmt hatte der Graf von Urag?n etwas damit bezwecken, ihnen irgendeine Falle stellen wollen, doch noch gelang es dem Pfeil des Lichts nicht zu durchschauen was der Gegner plante.

Nach der vereinbahrten halben Stunde kehrten die beiden Erkundungstrupps unter Hengist und Engulf zur?ck und berichteten was sie gefunden hatten: ?berall Moder und Brandspuren, wurmzerfressene M?bel und schimmlige W?nde, sowie ganze Kaiserreiche aus Spinnweben. Zwei Jahrzehnte hatten ihre Spuren hinterlassen, und von der der einstigen Pracht des Thronberges war kaum noch etwas ?brig geblieben.

Nachdem sie fast eine halbe Stunde ?ber der Zeit waren und der Pfeil des Lichts sich innerlich bereits daf?r verfluchte den Erkundungstrupps nicht aufgetragen zu haben regelm??ig jemanden nach drau?en zu schicken um Bericht zu erstatten, kehrten schlie?lich auch Deodorns M?nner zur?ck, und zu Gabriels Verbl?ffung verk?ndete Deodorn mit ernster Miene, aber nicht ganz ohne Stolz in der Stimme, dass sie zwei Gefangene gemacht hatten. Der Pfeil des Lichts lie? sie zu sich bringen, und aus Verbl?ffung wurde grenzenloses Staunen. Seine Leute f?hrten zwei mit Stricken gefesselte Gestalten heran; einen bewu?tlosen Mann der zwar pr?chtig strahlende Gew?nder trug, aber so aussah als ob er eben erst aus einer w?sten Hafenschl?gerei gekrochen kam, und eine Frau in der vandrischen Uniform einer Soldatin, mit dem goldenen Schl?ssel auf der Brust. Sie hatte den Blick zu Boden gesenkt, und ihr halblanges, wie Gold herabflie?endes Haar verdeckte ihr Gesicht.
?Wir haben die beiden in den Kerkern entdeckt. Sie da,? Deodorn deutete auf die Frau, ?war zwar angekettet, aber hat den Kerl hier trotzdem ganz sch?n in die Mangel genommen. Wahrscheinlich h?tte sie ihn totgepr?gelt wenn wir ihr Geschrei uns nicht rechtzeitig angelockt h?tte.? Das belustigte Grinsen auf seinem Gesicht machte deutlich, was Deodorn von M?nnern hielt die sich von Frauen verpr?geln lie?en.


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Der Soldatin war offenbar nicht zum Schweigen zumute. ?Shanka-Pans Fluch ?ber euch und euren Grafen; hat Mordekai mir nicht schon genug angetan? Muss er auch noch ausgerechnet diesen... diesen weibischen Verr?ter schicken um mich umzubringen? Wenn er schon meinen Tod will soll er sich wie ein Mann verhalten und es selbst erledigen!? Sie spuckte zu Boden, und Gabriel erhaschte f?r einen Moment einen Blick auf ihr Gesicht. Es war eine hellh?utige Vandrierin, soviel stand fest, doch mehr konnte er nicht erkennen. Er trat zu ihr hin.
?Vorsicht Kommandant, sie ist bissig?, lachte Deodorn und hob zum Beweis die Hand, wo sich tats?chlich eine ovale R?tung abzeichnete.
Der Pfeil des Lichts nickte beil?ufig. Seine Neugier dar?ber was eine vandrische Soldatin in die Kerkern einer abgebrannten sleipgarder Festung verschlagen hatte war so gro? dass er kaum bemerkte dass auch Deodorn ihn mittlerweile ?Kommandant? nannte.
In ihrer unmittelbaren N?he, aber immer noch so weit entfernt dass es nicht allzu bedrohlich wirkte, baute Gabriel sich vor der Frau auf und sagte: ?Wir sind nicht Mordekais M?nner. Der rote Eber hat keine Macht mehr ?ber den Thronberg.? Obwohl sie noch immer zu Boden starrte konnte er f?rmlich sehen wie ihre Schultern sich hoffnungsvoll strafften. ??ber dieser Festung flattert jetzt wieder das Eisfalken-Banner, wie es sich geh?rt?, sagte der Pfeil des Lichts, und von den umstehenden M?nnern kam zustimmendes Gejohle.

Nun endlich hob sie den Kopf, und Gabriel erblickte ein anmutig geformtes, schlankwei?es Gesicht mit hochstehenden Wangenknochen und eisblauen Augen, umrahmt von einem goldenen Haarschopf. Seine Kinnlade klappte nach unten, und einige Herzschl?ge sp?ter folgte auch der Rest seines K?rpers. Gabriel sank auf ein Knie und beugte dem?tig das Haupt, was alle Umstehenden mit Ausnahme der Frau und des Mannes zu ?berraschten Ausrufen verleitete.
Die Soldatin starrte den vorihr Knieenden kurze Zeit lang verwundert an. Dann blitzte Erkennen in ihren Augen auf, und sie lachte hemmungslos. Es war ein glockenheller, sch?n anzuh?render Laut, wenngleich ihre Stimme auch etwas zu rau war um wirklich zu dem zierlichen Gesicht zu passen.
?Der Bart steht Euch gut, Gabriel. Ich hoffe Leandra wei? zu w?rdigen was f?r einen h?bschen Verlobten sie hat.?
?Wenn Eure Hoheit das sagen...?, war alles was der Pfeil des Lichts, noch immer im Schnee kniiend, erwiderte. Dann befahl er seinen M?nnern ihr die Stricke abzunehmen und lie? sich anschlie?end von ihr auf die F??e ziehen.
?Ich denke wir haben viel zu bereden, Gabriel.?
Er nickte mechanisch.

* * *

Malakai schmeckte Blut, aber er konnte nicht sagen ob es sein eigenes war oder das von jemand anderem. Sein K?rper war zwar noch vorhanden, aber er sp?rte ihn kaum, und er nahm auch nicht wahr was um ihn herum vorging. War er schon tot? Er wusste es nicht... dagegen sprachen eigentlich nur die ungeheuren Schmerzen die ihn in regelm??igen Abst?nden ?berrollten, auch wenn er nicht sagen konnte was ihm wehtat ? oder auch nur wo oben und wo unten war.
Die beiden jungen M?nner die ihren Prinzen auf einer notd?rftig aus einer alten Pferdetr?nke zusammengezimmerten Bahre nach Thorn trugen tauschten ab und an besorgte Blicke. Der wei?haarige Kronossritter hatte viel Blut verloren, seine Lippen begannen allm?hlich sich blau zu verf?rben. Als Andres? Augen dem Blick des anderen Tr?gers begegneten nickte er ihm stumm zu. Beide beschleunigten abermals ihre Schritte.

Malakai selbst bekam davon kaum etwas mit. Er schwebte irgendwo im Traumzustand zwischen Leben und Tod, er fuhr mit den Fingern seines Geistes ?ber jene unsichtbare Trennlinie die den Unterschied zwischen dem Schmerz eines sterblichen Leibes und der Seligkeit der K?rperlosigkeit bildete. F?r einen Moment lang war er versucht diese Grenze zu ?berschreiten und endlich den Frieden zu finden den er nie gekannt hatte. Zugleich aber sp?rte er auch wie hinter ihm etwas anderes entstand; etwas dunkles, lauerndes, das jeden seiner Schritte genau beobachtete. Es w?rde nicht versuchen ihn daran zu hindern die Grenze zu ?berschreiten, das wusste er pl?tzlich mit absoluter Sicherheit. Aber das musste es auch gar nicht... Mit einem Ruck l?ste er sich von der Verlockung der Ewigkeit und taumelte r?ckw?rts, bis ihn die zwar unsanfte, aber zugleich auch vertraute und sichernde Umarmung der Dunkelheit umgab. Bereitwillig nahm er sie in sich auf und vereinigte sich mit ihr, bis sie beide aufh?rten zu sein und etwas altes neu erschaffen war. Malakai war wieder vollst?ndig.

* * *

?Ich bin ihnen begegnet... unweit von Zondan, als Juron und ich... Juron und ich... als wir versuchten uns nach S?den durchzuschlagen. Ohne die beiden w?re ich heute nicht hier...?
?Wenn Ihr es sagt, Herrin?, war alles was Gabriel gedankenverloren erwiderte. Sie waren allesamt nach Thorn zur?ckgekehrt, denn so erstaunlich die widerstandslose Eroberung des Thronbergs auch war, noch versp?rte niemand unter den Nordm?nnern den Drang eine mondlose Nacht dort zu verbringen. In knappen Worten hatte Diadera ihm geschildert wie es sie nach Sleipgard verschlagen hatte, und welchen Verrat Cernol begangen hatte. Zun?chst einmal hatte er den Pr?laten im Weinkeller des Gasthauses einsperren lassen, und noch nicht die Zeit gefunden sich um ihn zu k?mmern, denn die Prinzessin hatte darauf bestanden sofort zu dem Mann gebracht zu werden der Dion geschlagen hatte, und als sie dann in kurzen, wenig aussagekr?ftigen S?tzen von ihrer ersten Begegnung mit Malakai und Mara berichtete h?rte der Pfeil des Lichts nur mit einem Ohr hin. Sein Blick irtte immer wieder unstet zwischen Maras bleichem, selbst im Tode noch wundersch?nem Antlitz und dem kaum minder bleichen, um jeden Atemzug k?mpfen Kronossritter hin und her; die sichtliche Qual auf Malakais Z?gen ein Spiegelbild von Gabriels innersten Gef?hlen.
?Lasst uns allein?, herrschte Diadera mit befehlsgewohnter Stimme die umstehenden Thorner an, die Aufstellung um die beiden Betten genommen hatten. Keiner von ihnen r?hrte sich, bis Gabriel mit einem Nicken sein Einverst?ndnis signalisierte. Widerstrebend und nicht ohne misstrauische Blicke auf die Vandrierin zogen sie einer nach dem anderen von dannen, nachdem sie dem ?Sohn von Beowulf und verdammt gr??ten Krieger des Reiches? ihre Aufwartung gemacht hatten. Das ganze Dorf hatte sich in der letzten halben Stunde in das nur wenige Meter gro?en Krankenzimmer gedr?ngt, sehr zu Miriannas Missfallen, doch ebenso gut h?tte sie versuchen k?nnen einer Horde Bienen das Schnuppern am Honig zu verbieten. Die Geschichte von Malakais Kampf gegen den silbernen Ritter und vor allem nat?rlich der atemberaubende letzte Streich in diesem Gefecht hatten sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet, und alles was laufen oder auch nur halbwegs stehen konnte wollte ?ihren? Helden sehen.

Diadera streifte ihre Handschuhe ab und hob vorsichtig die roten Haarstr?hnen an, die Gabriels blind gewordenes Auge verdeckten. ?Das sieht schlimm aus,? murmelte sie sanft, ?du solltest eigentlich gar nicht in der Gegend herumspazieren mit so einer Wunde.? Der Pfeil des Lichts starrte an ihr vorbei ins Leere, den Blick absichtlich auf einen Punkt irgendwo hinter der Prinzessin geheftet. ?Wenn Eure Hoheit das sagen..?, erwiderte er lakonisch.
In ihren Augen blitzte es zornig, und sie trat so vor ihn dass er ihre Blicke sich trafen. ?Wie lange willst du mich noch so nennen? Kennt der Zorn des gro?en Ordensritters keine Vergebung? Ich habe einen Fehler gemacht, aber wie lange soll ich denn deiner Meinung nach noch daf?r b??en??
Gabriel sah sie emotionslos an. ?Es steht mir nicht zu Eure Entscheidungen in Zweifel zu ziehen... das habt Ihr selbst gesagt, Hoheit. Das ist kaum ein Jahr her...?

Auf dem Gesicht der jungen Frau stritten sichtbar ?rger, Schuldbewusstsein und Trotz um die Vorherrschaft. Ihre Lippen pressten sich aufeinander als h?tte sie Angst dass Worte sich hinausschleichen konnten ohne dass sie es wollte. Nach einigen Augenblicken fuhr sie schnaubend herum und drehte Gabriel den R?cken zu. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch er glaubte ein leichtes Beben ihrer Schultern erkennen zu k?nnen. F?r einen Moment k?mpfte er mit dem Drang die Hand auszustrecken und Diadera sanft zu ber?hren, doch stattdessen ballte sich die Hand zur Faust und er sch?ttelte den Gedanken ab. Jetzt war nicht die Zeit f?r alte Geschichten und verletzte Gef?hle. Vor ihm lag noch ein langer und sehr sehr harter Weg; ein Weg auf dem er mit einem Begr?bnis f?r Mara den ersten Schritt zu tun hatte. Ohne ein weiteres Wort neigte er in einer Geste stummer Hilflosigkeit den Kopf vor Malakai und verlie? das Zimmer. Die Frau des B?rgermeisters hatte gesagt dass der Sleipgardprinz jetzt Ruhe brauchte, und Gabriel wollte sie ihm geben. Auch sein eigener K?rper verlangte nach Erholung, erkannte er pl?tzlich.
Den beiden M?nnern die vor Malakais Zimmer Wache standen ? in dem einen erkannte er Deodorn, den Sohn des Wirts wieder ? gab er den Befehl niemanden ausser Mirianna ohne seine pers?nliche Erlaubnis mehr zu dem Prinzen zu lassen. Nach dem Kampf gegen den Tardukai im Wald hatten sich die Wunden des Kronossritters unglaublich schnell geschlossen, und gleichg?ltig ob durch himmlische oder h?llische Macht; wenn sich das nun wiederholte war es besser wenn nicht allzu viele Leute davon Wind bekamen. Was den Nordleuten an Glauben in die G?tter fehlte, machten sie zumeist mit einem ?berma? an Aberglauben wieder wett, und der Pfeil des Lichts war nicht unbedingt erpicht darauf dass noch mehr Ger?chte ?ber den Prinzen die Runde machten.
Noch im Vorbeigehen fiel ihm auf wie bla? und elend Deodorn aussah. Vermutlich nagte Maras Tod furchtbar an dem jungen Mann, und Gabriel konnte nicht umhin zu bemerken dass Malakais Urteil ihn am Leben zu lassen wohl tats?chlich kaum weniger grausam als ein schneller Tod war. Der Pfeil des Lichts wollte noch etwas sagen, doch er fand keine Worte um den st?mmigen Wirtssohn aufzumuntern. Hinter seiner m?den Stirn pochte es schmerzhaft, und so belie? er es dabei dem gleichalten, aber viel gr??eren Mann aufmuntern auf die Schultern zu klopfen. Dann schleppte er sich m?hsam ins G?stezimmer des B?rgermeisters, das Mirianna f?r ihn hergerichtet hatte. Pl?tzlich f?hlte er sich wie ein sehr alter Mann, auf dem das Gewicht von hunderten Leben, Tr?umen und Hoffnungen lastete. Der Raum war spartanisch eingerichtet, aber h?bsch und recht ger?umig. ?ber einem Stuhl neben dem Bett hing der weisse ?berwurf mit dem goldenen Pfeil darauf, den er vor ihrem Aufbruch zum Thronberg an Maras Krankenbett abgelegt hatte. Jemand hatte ihn gewaschen und sogar die gr?bsten L?cher sorgf?ltig geflickt. Gabriel lie? seine Finger ?ber den Stoff streifen, aber irgendwie hatte er das Gef?hl dass das Gewand ihm nicht mehr passen w?rde. So vieles hatte sich ge?ndert; in nur einer Woche hatte sich seine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Und auch er selbst war nichtmehr derselbe...
An diesem Abend ging der Pfeil des Lichts ohne Gebet zu Bett.

04.08.2002, 23:21 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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* * *

Man konnte es in dem abgedunkelten Krankenzimmer mit den vorgezogenen Vorh?ngen nicht sehen, doch drau?en graute der Morgen. Pl?tzlich war Malakai ? die Verschmelzung von Mensch und Tardukai - einfach wach, ohne dass er h?tte sagen k?nnen ob er eben erst erwacht war oder ob er schon l?nger an die im diffusen Licht f?r einen normalen Menschen kaum erkennbare Decke gestarrt hatte.
Jemand war im Zimmer. Er lag auf dem R?cken, doch das vertraute Gewicht der R?ckenscheide fehlte. Sein Blick zuckte wahllos durch?s Zimmer, wanderte ?ber den Tisch, zwei St?hle und eine kleine Kommode, doch mit Ausnahme der reglosen Gestalt auf dem Bett neben ihm, die mit einem Tuch gn?dig verh?llt war, konnte er niemanden entdecken. Daf?r fiel sein Blick auf einen l?nglichen, wohlvertrauten Schatten der an seiner Seite lehnte. Tief einatmend, als w?re er nun endlich wieder vollst?ndig, schloss sich die prinzliche Rechte um Hjalmirs Knauf. Beide Arme waren straff einbandagiert; rote Flecken zeichneten sich auf dem ehemals wei?en Stoff ab. Aber auch ohne das Fleisch und die Haut sehen zu k?nnen wusste der Kronossritter dass die Wunden sich sich schon vor Stunden geschlossen hatten, in dem Moment als die Dunkelheit in sein Denken zur?ckgekehrt war.
Er begann zu lauschen. Irgendjemand war da, irgendeine fremde Pr?senz, das wisperte ihm jeder seiner Sinne zu. Wortlos lie? er den gekr?mmten Daumen vorschnellen und fing die blanke Klinge mit tausendmal ge?bter Geschicklichkeit noch in der Luft auf. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und landete ? wenngleich wackliger als er gehofft hatte, die Verletzungen waren wohl doch noch nicht g?nzlich vergessen ? auf den Beinen, zwischen seinem eigenen und Maras Bett, mit dem R?cken zur Wand und Hjalmir unbestimmt in Richtung des tr?gerisch leeren Zimmers gereckt.

Erneut lauschte er ins Dunkel, doch die einzigen Ger?usche die er vernehmen konnte drangen von drau?en, aus dem allm?hlich erwachenden Dorf durch die Fensterl?den des Krankenzimmers. Lange, schweigsame Augenblicke vergingen. Malakai hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich ganz auf die Stimmen die wie immer zu ihm sprachen. Die Richtung in die Hjalmirs Spitze deutete wanderte von der T?r zu der kleinen Kommode, bis das Schwert schlie?lich auf den Beistelltisch mit den beiden St?hlen zeigte.

?Ihr seid bemerkenswert, oh Prinz!? Ein glockenhelles Lachen spielte durch den Raum, und eine Gestalt sa? von einer Sekunde zur anderen auf dem Tischchen. Sie hatte das goldene Haar seltsam wirr und doch einem unaussprechlichen Sinn f?r ?sthetik folgend wirr ins Gesicht h?ngen. Sie trug einen unversch?mt kurzen, mit gelben Blumen bestickten gr?nen Rock der ihre bemerkenswerte Figur unterstrich. Ihre langen, bl?tenwei?en Beine mit den zierlichen Sandalen waren verf?hrerisch ?bereinandergeschlagen. Als ob sie eine Adelstochter w?re die an einem hellen Sommertag den Schw?nen bei ihrem Tanz im Wasser zusah hatte sie die H?nde unterm Kinn gefaltet und erweckte den Eindruck eines neugierigen Kindes. Doch in ihren Augen ? die Malakai dank des Tardukai in ihm auch im Dunkeln erkennen konnte ? blitzte es gef?hrlich. Ein Raubtier das seine Beute schon sicher in der Falle hat...

?Was wollt Ihr, Hagtys??, fuhr er sie schroff an und straffte sich erkennbar. Sein K?rper mochte noch immer ausgelaugt sein, aber sein Kampfgeist war nach wie vor ungebrochen. Und er hatte nicht vergessen dass diese... Hexe es gewesen war die Deodorn dazu gebracht hatte Mara ihrem M?rder auszuliefern nur um ihn zu reizen. Hjalmirs blutdurstiges Lied mischte sich in den Kanon der Stimmen in seinem Kopf, und es war nur eine Frage der Zeit bis er dem unausgesprochenen Dr?ngen nachgeben w?rde.

?Mhhhhhm?, machte sie wie ein kleines Kind und brachte ihre Beine dabei in eine Position die ? absichtlich oder nicht ? einen Einblick in die Tatsache erlaubte dass das Tragen von Unterw?sche nicht zu ihren Gewohnheiten zu geh?ren schien. ?Ihr Tod betr?bt mich wirklich?, sagte sie mit einem undurchsichtigen L?cheln im Gesicht das von H?me ?ber wirkliche Betroffenheit bis hin zur Gleichg?ltigkeit alles h?tte bedeuten k?nnen. ?Aber dennoch ist ihr Tod nichts, rein gar nichts im Vergleich zu dem was Ihr mir angetan habt, oh Prinz. Aber bitte, nennt mich doch bei meinem richtigen Namen, nennt mich Saga?ira die Graue. Das ist das Mindeste an Aufmerksamkeit was dem Mann geb?hrt der mir mein Gl?ck gestohlen hat.?

Eingebundene H?nde packten Hjalmir noch fester; so fest dass sich die roten Flecken auf den Bandagen noch weiter ausbreiteten. ?Was willst du von mir?, wiederholte er seine Frage eisig, auf jede ihrer Bewegungen achtend.
Hagtys ? oder Saga?ira, oder wie immer sie genannt werden wollte ? schenkte ihm ein breites L?cheln und beugte sich so weit vor dass das Kleid ihre Brust kaum noch bedeckte. ?Was ich von Euch will ist nicht mehr und nicht weniger als dass Ihr sterbt, Prinz von Sleipgard. Ihr habt mir genommen was mir das Kostbarste, das Einzige auf der Welt war.?

Malakai verzog keine Miene. ?Wenn du mein Leben willst ? komm und hol es dir, Hexe.? Er winkte sie auffordernd heran, doch sie sch?ttelte nur l?ssig den Kopf.
?Das w?rde ich mit dem gr??ten Vergn?gen, und Euer Tod w?re lange und qualvoll, glaubt mir. Leider sind mir durch gewisse... Verpflichtungen die H?nde gebunden.? Mit einem Satz h?pfte die junge Frau von dem kleinen Tisch und machte einige kurze Schritte auf Malakai zu. Doch der erwartete Angriff blieb aus. Stattdessen hob sie in einer gelangweilt anmutenden Geste die Hand und zeichnete damit etwas in die Luft. ?Euer Auftritt, oh allm?chtige Gebieter? kicherte sie sarkastisch. Malakai glaubte noch so etwas wie unglaublich helles Licht zu sehen. Und dann war der ganze Raum um ihn herum pl?tzlich verschwunden.

* * *

Sie Ekhi-Scheibe stand schon hoch am Himmel als Gabriel erwachte. Mi?mutig nahm er zur Kenntnis dass er viel l?nger geschlafen hatte als er beabsichtigt hatte. Deine eigene Schuld, schalt er sich, du h?ttest jemanden bitten k?nnen dich zu wecken. Mit Schmerzenden Gliedern stemmte er sich aus dem allzu bequemen Bett das Mirianna f?r ihn bereitet hatte und schlurfte zu dem bereitstehenden Schemel, auf dem eine Sch?ssel mit klarem Wasser stand. Fr?stelnd wusch er sich das Gesicht, wobei er es wohlweislich vermied die Wunde zu ber?hren. Noch immer konnte er das Auge nicht ?ffnen, und Mirianna hatte ihm ?befohlen? gleich als erstes an diesem Tag zu ihr zu kommen damit sie einen Kr?uterverband anlegen konnte. Insgeheim aber wusste der Pfeil des Lichts l?ngst dass sein rechtes Augenlicht der Preis daf?r war einem Tardukai gegen?bergestanden zu sein. Und vermutlich w?re dieser Preis noch um einiges h?her ausgefallen wenn Malakai nicht gewesen w?re...

Auf der Klinge seines Schwertes, das er als Spiegel missbrauchte, besah er sich gedankenverloren die roten Haare die aus seinem Kinn und den Wangen sprossen. Es stimmte, Diadera hatte ihn noch nie mit Bart erlebt. Er war im vandrischen Schl?sseltempel des Aerisos zwar nicht verboten, dennoch nicht gern bei Priestern und Ordensrittern. Erst nach seinem Aufbruch vor ? schlug er sich nun wirklich schon ?ber ein Jahr durch das vergessene Reich? ? hatte er aufgeh?rt sich den Bart zu stutzen. Mittlerweile war daraus ein ansehnliches, r?tliches Fell geworden. Diadera hatte es gefallen... ob es Leandra auch gefallen w?rde? Der Gedanke an seine wundersch?ne Geliebte versetzte ihm einen Stich im Herzen. Konnte denn in seinem Leben nicht einmal, wenigstens ein einziges Mal etwas unkompliziert sein? Er hatte f?r alles k?mpfen m?ssen, sein ganzes Leben lang. Die Flucht aus dem Thronberg; die Hetze mit Esekhiel quer durch Sleipgard, das um sie herum in Tr?mmer und Chaos versank; die Aufnahme in den Orden des goldenen Pfeils der eigentlich nur Adligen oder zumindest gutgestellten B?rgers?hnen offenstand; die ungew?hnliche Beziehung zur Prizessin deren Leben er durch Zufall gerettet hatte gleich bei der Ankunft der Fl?chtlinge in Harben; und schlie?lich die Auflage die Cernol ihm gemacht hatte damit er um Leandras Hand anhalten durfte.
Cernol... das Stechen wurde noch eine Spur intensiver.

Der geckenhafte Pr?lat hatte nie viel f?r den mittellosen Sleipgardjungen ?brig gehabt, der nur auf Befehl ihrer k?niglichen Majest?t ?berhaupt in den Orden aufgenommen worden war; und als Gabriel und Leandra ihm schlie?lich er?ffneten dass sie einander liebten und sich verloben wollten war der Pr?lat nahe daran den jungen Pfeil des Lichts in den Kerker werfen zu lassen. F?r Cernols hochgesteckte Ambitionen war er nie gut genug gewesen, keine Frage. Astarte ? Cernols Sekret?r in Harben und ein fl?chtiger Bekannter mit dem Gabriel von Zeit zu Zeit zu tun hatte ? hatte einmal gemeint der Pr?lat sei eifers?chtig darauf dass Gabriel wie er mit nichts in H?nden angefangen hatte, aber dennoch so weit gekommen war ohne sich zu verkaufen. Damals hatte der Pfeil des Lichts nicht so ganz verstanden was das bedeuten sollte, aber nachdem Diadera ihm mit wenigen Worten erz?hlt hatte was in den letzten Wochen vorgefallen war glaubte Gabriel endlich einen Blick auf den abgrundtiefen Ehrgeiz hinter Cernols aufgesetzter Maske aus Ruhe und Gottesf?rchtigkeit zu erhaschen. Und doch seit ihr euch ?hnlich, stichelte eine grausame Stimme in ihm, hast du doch ebenso die G?tter betrogen denen du Treue gelobt hattest, um einem anderem Ziel zu folgen...
Malakais Worte bei Esekhiels ?Begr?bnis? kamen ihm wieder in den Sinn: ?F?r die G?tter sind die Menschen nur Figuren auf einem gro?en Spielfeld. Sie verschieben sie nach Belieben, wie immer es ihnen gef?llt; gleich ob Aerisos, Shanka-Pan, Ekhi, die ach so gn?dige Juturna oder sogar Kronoss. Die G?tter sind es nicht wert dass man ihnen ihr Leben weiht, Gabriel, und sich auf sie zu verlassen ist gef?hrlich.?

Stimmte es? Waren die Menschen nicht mehr als Figuren; eine Unzahl winziger Soldaten in einem gewaltigen Spiel der G?tter? Diese Frage machte ihm Angst, gr??ere Angst als jeder Gegner den er je bek?mpft hatte. Denn wenn die Antwort lautete dass Malakai Recht hatte, dass die G?tter allesamt nicht das Wohl der Menschen im Sinn hatten, sondern nur ihren alten Disput auf dem R?cken der Menschen austrugen, dann war alles woran er bisher geglaubt hatte eine L?ge...


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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Mit einem Seufzen und einem anschlie?enden unwilligen Brummen trocknete er sich mit einem bereitliegenden Handtuch das Gesicht und h?ngte es danach ordentlich ?ber einen Stuhl. Dann zog er sich an, fuhr mit den H?nden solange durch das lange Haar bis die roten Str?hnen ihm weit bis ?ber das rechte Auge hingen und verlie? sein Zimmer. Einen Moment sah er sich unschl?ssig um, dann entschied er sich zuerst nach Malakai zu sehen, und im Anschluss daran dem Pr?lat seine Aufwartung zu machen. Im Grunde genommen f?hlte er sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch die Verletzungen des Kronossritters mochten verheilt sein, und der Bef?rchtung dass es in diesem Fall zumindest bei Mirianna unumg?nglich sein w?rde sie ?ber die n?heren Umst?nde dieser wundersamen Genesung einzuweihen. Und Shanka-Pan allein wusste ob die Frau das f?r sich behalten w?rde...

* * *

Die beiden Wachen vor Malakais Zimmer traten ehrerbietig zur Seite als der Pfeil des Lichts - mit einem kurzen Nicken ? an ihnen vorbeitrat. Er hatte ein paar unverf?ngliche Worte mit ihnen gewechselt und sich versichert dass niemand mehr das Zimmer betreten hatte nachdem die Prinzessin am Vorabend gleich nach ihm das Zimmer verlassen hatte.
Im Inneren war alles noch genau so wie er es am Abend zuvor verlassen hatte, mit Ausnahme der Tatsache dass es bis auf den Lichtschein der von nun der T?r her eindrang absolut finster war. Gabriel beeilte sich die T?r hinter sich zu schlie?en um neugierigen Blicken vorzubeugen.
?Herr??, fragte er vorsichtig ins Dunkel hinein, um den Prinzen nicht zu wecken wenn er noch immer schlief. Er erhielt keine Antwort - kein Wunder; bei jemand anderem als Malakai w?re die Vorstellung, nur eine Nacht nach einer solchen Verwundung schon wieder bei Bewusstsein zu sein, absolut undenkbar gewesen.

Er wandte sich schon halb zum Gehen, als ein pl?tzliches Gef?hl der Unruhe ihn zur?ckhielt. Etwas stimmte nicht. Irgendetwas... fehlte. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Finsternis gew?hnt; unterst?tzt von einzelnen kleinen Nadeln aus Licht die zwischen den Fensterl?den hindurchstachen konnte der Pfeil des Lichts allm?hlich Umrisse und Konturen erkennen. Was war es das ihn verwirrte?
Wie er es gelernt hatte pr?fte er nacheinander all seine Sinne durch, bis er alarmiert zusammenfuhr. Das Atmen! Er h?rte keine Atemz?ge und auch kein anderes Ger?usch das darauf hingedeutet h?tte dass jemand in einem der beiden Bette, nur wenige Schritt von ihm entfernt schlief!

Mit einem zentnerschweren Gewicht im Magen tastete er sich hastig in Richtung der Fensterl?den, stie? mit dem Schienbein gegen einen herumstehenden Stuhl, unterdr?ckte einen wenig g?ttergef?lligen Fluch und humpelte weiter, bis seine tastenden Finger den Riegel fanden der die Fensterl?den zusammenhielt. M?helos dr?ckte er ihn nach oben und riss die beiden Fl?gel weit auf. Das Mittagslicht der im Zenit stehenden Ekhi-Scheibe lie? ihn sch?tzend die H?nde vors Gesicht rei?en. Geblendet fuhr der Pfeil des Lichts herum und blinzelte mit tr?nenden Augen in Richtung des Bettes das ihm am n?chsten war. Es war leer.
Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, sein Blick tastete von links nach rechts das gesamte Zimmer ab. Doch ausser Maras Leiche ? deren lebloser Ablick die Last auf seinem Magen abermals verst?rkte ? befand sich niemand anderes mehr im Raum. Unbewusst fuhr der Pfeil des Lichts sich mit der Rechten durchs Haar und sch?ttelte den Kopf. Das war doch nicht m?glich... als er gekommen war waren die Fensterl?den von innen verriegelt gewesen, die Wachen h?tten es ihm sicherlich gesagt wenn Malakai den Raum durch die T?r verlassen h?tte, und einen Weg heraus gab es nicht. Wo in Shanka-Pans Namen also war der Kronossritter?

Mit weit ausgreifenden Schritten wandte er sich zur T?r. Vielleicht hatten die beiden jungen M?nner vor der T?r ja zumindest etwas geh?rt, oder es war ihnen sonst etwas Verd?chtiges aufgefallen das sie nicht erw?hnt hatten. Doch der Pfeil des Lichts hoffte inst?ndig dass niemand gesehen hatte wie der Prinz, der am Abend noch mit dem Tod gerungen hatte, jetzt schon wieder quicklebendig und mit verheilten Wunden in der Gegend herumlief ? denn mittlerweile hatte Gabriel keinen Zweifel mehr daran dass sich die wundersame Heilung, die er schon nach dem Kampf mit dem Tardukai an dem Kronossritter beobachtete, wiederholte hatte.

?Warte.?
Die Worte kamen so ?berraschend dass er um ein Haar gestolpert w?re. Mit klopfendem Herzen wandte er sich um. Noch vor einer Sekunde h?tte er bei allen G?ttern geschworen dass niemand ausser ihm sich im Raum befand. Doch ob ihm nun seine Sinne einen Streich spielten oder Hexerei im Spiel war, als er sich umdrehte starrten seine Augen wie gebannt auf den letzten Kronossritter, der kreidebleich im Gesicht auf dem Boden kniete. Er war es gewesen der die Worte gerufen hatte. Und hinter ihm... hinter ihm stand die unheimliche Frau von gestern Mittag, die Hexe die Deodorn hatte erschlagen wollen und die den jungen Mann mit ihren unnat?rlichen Kr?ften einfach mitten im Schritt hatte erstarren lassen. Auf ihrem Gesicht lag ein breites L?cheln, und diese Grimmasse lie? Gabriels Herz schneller schlagen als alle Gegner denen er bislang im ganzen verlorenen Reich gegen?bergestanden hatte.

?Warte...? st?hnte Malakai abermals, ehe er zur Seite kippte und auf dem R?cken zum Liegen kam. Sein Atem ging schwer und rasselnd, wie nach einer unglaublichen Anstrengung. Innerhalb von Sekunden war Gabriel bei ihm.


ENDE von Episode 14


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Es gibt noch echte Wunder


15 ? Abgr?nde


Die Nacht brach herein und legte sich ?ber das Land wie ein d?sterer Schleier. Im Schnee brach sich das Licht des Ekhi-Spiegels und tauchte die ganze Szenerie in ein seltsam milchig-silbriges D?mmerlicht. Der Wind hatte hier, wo in fr?heren Zeiten Marmor abgebaut worden war, l?ngst nicht die bei?ende, tosende Kraft wie sonst; und doch glaubte Gabriel seine eisigen Finger ?berall am K?rper sp?ren zu k?nnen. Es war kalt. Unvermittelt sp?rte der Pfeil des Lichts den Wunsch, die neben ihm stehende Diadera in die Arme zu schlie?en und sich an ihr zu w?rmen, so wie fr?her. Es war nur ein fl?chtiger Gedanke, ein vorbeiwehendes Verlangen, doch Gabriel erschrak ?ber sich selbst. Kurz wandte er den Kopf zu ihr und betrachte sie. Sie war eine Sch?nheit; um ihre blo?e Aufmerksamkeit zu Erregen h?tte manch anderer Mann wer wei? was gegeben. Und wie er sie so dastehen sah, im Schein der Fackel in seinen H?nden, das goldene Haar im Wind flatternd, da war ihm als ob? als ob?
Nein, sein Herz geh?rte Leandra, und nur ihr allein. F?r sie hatte er so viele M?hen auf sich genommen. Er schob den Impuls auf die Anstrengungen der letzten Wochen; auf Esekhiels Tod und darauf dass er seither niemanden mehr hatte mit dem er reden konnte ? dass er ganz allein war auf dieser unendlich gro?en Welt. Und vielleicht ? trotz der zweifelnden Stimme in ihm, die hartn?ckig darauf bestand dass er auch f?r die sch?ne Prinzessin noch immer mehr empfand als er sich eingestehen wollte ? war es auch tats?chlich die Wahrheit: Sein Vetter war tot, Malakai war niemand mit dem man reden konnte, und die Dorfbewohner? sie achteten und respektierten ihn zwar, aber unter ihnen gab es keinen mit dem er sich verbunden f?hlte. Nicht einmal zu den G?ttern konnte er noch sprechen ? er hatte sich von ihnen abgewandt, im selben Moment als er seine Ordenstracht abgelegt hatte um dem jungen Kronossritter zu folgen. Die Tragweite dieser Entscheidung wurde ihm erst nach und nach klar. Und Mara? Der Gedanke an die wundersch?ne junge Frau versetzte ihm einen weiteren, schmerzhaften Stich, und erinnerte ihn zugleich an den Grund seines Hierseins. Auf dem gro?en Berg aus Holz, den die Thorner am Mittag schnell und schweigend aufgeschichtet hatten, lag eine in wohlduftende T?cher eingeschlagene Gestalt, die Arme auf der Brust gekreuzt als wollte sie sich selbst w?rmen in dieser eisigen Nacht. Nichts wies mehr auf die grausige Wunde hin, die ihr ganzer K?rper gewesen war als Dion sie zur?ckgebracht hatte. F?r einen Moment bildete Gabriel sich ein, rote Flecken auf den wei?en Leinent?chern erkennen zu k?nnen, doch er wusste dass es eine T?uschung sein musste. Mirianna und zwei andere Frauen aus dem Dorf hatten Maras Leichnam sorgf?ltig gewaschen und sie f?r die Verbrennung hergerichtet. Fr?her hatte man in Sleipgard die Toten einfach begraben, doch seit das Land im Schatten versunken war, war es sicherer die Leichen zu verbrennen, um ihnen nicht unvermittelt eines Tages wieder gegen?berzustehen.
?Es ist nicht gerecht??, murmelte der junge Mann kopfsch?ttelnd. Diadera fuhr hoch wie aus einer Trance, wandte sich ihm zu und schien etwas sagen zu wollen. Ihr Mund ?ffnete und schlo? sich mehrmals, doch sie fand nicht die richtigen Worte. Schlie?lich belie? sie es bei einem einfachen Nicken.
?Sie war keine zwanzig Sommer alt? sie hatte mit all dem hier nichts zu tun.? - er machte eine vage Geste, die sowohl den Steinbruch als auch die grobe Richtung in der Thorn und der Thronberg lagen umfasste ? ?Sie wollte nur weg von hier, weg von all dem Leid das man ihr zugef?gt hat. Daf?r hat man es doch nicht verdient zu sterben!? Die letzen Worte hatte der junge Mann in die Nacht hinaus geschrien; das Echo seiner eigenen Stimme hallte von den W?nden des Steinbruchs zur?ck. Doch niemand ausser ihnen beiden konnte ihn h?ren, denn Malakai hatte gew?nscht dass an der Verbrennung so wenig Leute wie m?glich teilnahmen. Gabriel war sofort daf?r, denn er wusste dass ansonsten ganz Thorn an diesem Abend hier gewesen w?re, doch nicht aus Trauer um die Tote, sondern aus Respekt gegen?ber dem Prinzen. Doch ausgerechnet Letzterer fehlte. Gabriel hatte erwartet dass Malakai dabei sein w?rde; irgendwie hatte er angenommen dass sich in dem kalten Herzen des Kronossritters zumindest soviel Gef?hl fand, dass er Mara die letzte Ehre erweisen w?rde. Vielleicht war es einf?ltig gewesen zu glauben dass im Herzen des Sleipgardprinzen irgendetwas anderes als Rache seinen Platz hatte. In diesem Moment bedauerte Gabriel den Kronossritter mehr als irgendjemanden sonst der unter dem Einbruch des B?sen in Sleipgard zu leiden gehabt hatte.

Wie von selbst kamen Worte ?ber seine Lippen; eine Liturgie Shanka-Pan?s, von denen dem ehemaligen Pfeil des Lichts Dutzende gelehrt worden waren um ein w?rdiges Feldbegr?bnis zu begleiten. Gabriel konnte sich sp?ter nichteinmal mehr daran erinnern, was genau er gesagt hatte. Alles woran er sich in den Jahren die da kommen sollten erinnerte, war wie er die Fackel in seiner Hand hoch in die Luft hielt, einen letzten Blick auf das verh?llte Gesicht warf und dann den Holzsto? in Brand setzte. Das mit brennbaren Harzen und Torf durchsetzte Holz fing sofort Feuer und h?llte Maras Leichnam binnen Sekunden in infernalische Flammen. Von hinten legte sich ihm eine zierliche Hand auf die Schulter und zog ihn sanft, aber bestimmt einige Schritt weiter aus dem unmittelbaren Kreis der Hitze heraus. Gabriel hatte nicht einmal gemerkt dass er den Flammen so nahe gestanden hatte dass die Spitzen seines r?tlichen Haares sich unter der Hitze bereits zu kr?useln begannen.

Als das Feuer ? nach einer Ewigkeit wie es Gabriel schien ? zur G?nze herabgebrannt war machten sie sich auf den Heimweg.
Die beiden waren bereits eine gute Zeit ausser Sichtweite, als sich aus dem Dunkel einer Gruppe von B?schen und tiefh?ngenden B?umen eine nachtschwarze Gestalt l?ste, die schon seit Stunden dort regungslos verharrt hatte. Wei?es Haar gl?nzte im Schein des Ekhi-Spiegels wie das silberne Medaillon um den Hals des Mannes, dessen Mantel vom Wind gebl?ht wurde, und der leise, sanfte Worte in die Nacht sprach die nie zuvor ?ber seine Lippen gekommen waren.

* * *

Fr?h am n?chsten Morgen trat Gabriel aus seinem Zimmer, nickte den beiden M?nnern die davor Wache gestanden hatten freundlich zu ? warum taten sie das eigentlich, obwohl er mehrfach betont hatte sich absolut sicher zu f?hlen in Thorn? ? und wandte sich dem Ausgang von Hengists Haus zu. Ein wenig vermisste er das Gewicht des Schwertes an seiner Seite, doch er hatte beschlossen dass das Wichtigste im Moment das Vertrauen der B?rger in die F?hrungsst?rke Malakais war. Und, so unwichtig dieses Detail auch erscheinen mochte: den ganzen Tag bewaffnet herumzulaufen war sicher nicht dazu angetan den Leuten ein Gef?hl von Sicherheit zu vermitteln.
Einen Moment ?berlegte er, ob er Malakai mit hinzuziehen sollte bei dem was er jetzt vorhatte, doch schlie?lich entschied er sich dagegen. Das hier war etwas privates, entschied er, und es war nicht n?tig den Prinzen damit zu behelligen.
Seine Hand hatte sich gerade auf die Klinke der Haust?r gelegt, als er h?rte wie jemand hinter ihm den Flur heraufkam. Hastig beeilte sich der Pfeil des Lichts das Geb?ude zu verlassen ? das letzte was er jetzt gebrauchen konnte war ein weiterer Vortrag von Hengists Weib Mirianna dar?ber, dass er mit seinem verletzten Auge lieber das Bett h?ten sollte anstatt drau?en im tiefsten Schnee herumzustapfen.

Tats?chlich hatte es ?ber Nacht erneut geschneit, und einen Moment lang fragte Gabriel sich tats?chlich, ob es wohl schon einmal vorgekommen war dass Thorn so von Schnee bedeckt war dass die Bewohner ihre H?user nicht mehr verlassen konnten. Schulterzuckend schob er den Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf, sich an den Weg zum ?Gef?ngnis? der Stadt zu erinnern. Thorn war nicht besonders gro? ? kein Vergleich zu Harben, der Stadt der Schl?ssel, in der er nach seiner und Esekhiels Flucht gro? geworden war ? aber daf?r sahen die H?user alle irgendwie gleich aus, und der allgegenw?rtige Schnee machte es nicht gerade leichter sich zurechtzufinden. Leider war auch gerade niemand in den Stra?en der Stadt unterwegs den er nach dem Weg h?tte fragen k?nnen, aber andererseits: das hier war seine eigentliche Heimatstadt, hier - oder doch zumindest ganz in der N?he ? hatten sein Vater und seine Vorv?ter ihr Leben verbracht, und irgendwie versp?rte er pl?tzlich den Drang Thorn auf eigene Faust zu entdecken. Wenigstens w?rde dies seit langem das erste ?Abenteuer? werden, bei dem er nicht st?ndig hinter jeder Ecke auf einen ebenso gutaussehenden wie kaltbl?tig mordenden Tardukai gefasst sein musste. Seine Lippen wollten sich bei dem Gedanken zu einem L?cheln verziehen, doch dann blitzte die Erinnerung an seinen Vetter wieder auf, und irgendetwas in seinem Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Esekhiel war tot, get?tet von einer alptraumhaften Kreatur f?r die ein Menschenleben nicht den geringsten Wert besa?. Gegen seinen Willen kamen ihm zwei Gedanken: Der erste war der an Rache, und der zweite, weit unangenehmere, besch?ftigte sich mit der Frage wieviel von diesem Monster auch in Malakai war? schlie?lich hatte Mara ihm aus ihrem Wahrtraum erz?hlt dass Malakai eine Art gespaltene Pers?nlichkeit hatte, nicht ganz Mensch, aber auch nicht richtig Tardukai, sondern? irgendetwas dazwischen. Was, wenn sich eines Tages herausstellen sollte dass der Tardukai in ihm st?rker war als? mit einer fast schon physischen Anstrengung schob Gabriel den Gedanken beiseite und zwang sich dazu sich auf den Weg durch Thorn zu konzentrieren. Es dauerte kaum f?nf Minuten, dann stand er wieder vor dem Haus nach dem er gesucht hatte.
Vor ihm stand ein eisenbeschlagenes Fa?, das gro? genug gewesen w?re damit er sich h?tte hineinquetschen k?nnen. Es war einmal eine Art Aush?ngeschild f?r ein Weinlokal gewesen, doch Engulf hatte ihm erz?hlt dass der Weinverkauf schon vor sehr langer Zeit zum Erliegen gekommen war. Der Wirt wollte sichtlich nicht weiter darauf eingehen, aber Gabriel vermutete dass es mit den D?monen zu tun hatte die sich seit der Katastrophe auf dem Thronberg ?berall im Nordreich herumtrieben. Wahrscheinlich war Sleipgard schlicht und ergreifend zu kalt um Weinreben anzupflanzen, und seine Bewohner auf Importe aus Vandrien und Korsilien angewiesen. Allerdings machte das den Nordleuten auch nicht viel aus, sch?tzte er, denn soweit er sich erinnern konnte war ihnen herzhaftes dunkles Bier und honigs??er Met ohnehin lieber als Wein. Oder als Wasser, f?gte er gedanklich hinzu, und diesmal konnte er ein schmales Grinsen nicht ganz unterdr?cken.


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11.03.2005, 14:14 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Irritiert von seiner eigenen, eigentlich viel zu guten Laune wenn man bedachte dass er in den letzten Tagen sowohl sein halbes Augenlicht als auch das Leben eines unschuldigen Jungen M?dchens verloren hatte das er eigentlich besch?tzen wollte, betrat er das heruntergekommene Geb?ude. Die M?nner im Haus fuhren sichtlich zusammen als sich die T?r ?ffnete, waren aber geistesgegenw?rtig genug um sofort nach ihren Waffen zu greifen. Dann erkannten sie den Pfeil des Lichts, und ihre Mienen entspannten sich wieder. ?Kommandant?, nickten sie ihm zu und nahmen Haltung an, und Gabriel fiel auf dass einer der beiden deutlich ?lter war als der andere. Die ?hnlichkeit lie? darauf schlie?en dass es sich um Vater und Sohn handelte, oder doch zumindest Onkel und Neffe. Der ?ltere trug ein Wams mit dem Eisfalken darauf, hatte fr?her einmal also vermutlich gedient.
?Ziemlich kalt da drau?en?, l?chte er den beiden zu, und verzichtete diesmal auf den Hinweis dass er nicht ihr ?Kommandant? war. Offenbar hatte sich bei den Thornern die fixe Idee festgesetzt dass er Malakais rechte Hand war, und im Grunde genommen hatten sie ja sogar Recht damit. Seit ihrer R?ckkehr vom Thronberg hatte der Sleipgard-Prinz mit niemandem au?er ihm gesprochen (wobei er Hagtys einmal nicht einbezog, denn augenscheinlich geh?rte sie nicht zu den Dorfbewohnern), und f?r die Menschen in der Stadt musste es wohl zwangsl?ufig so aussehen als ob er der Bevollm?chtigte des Prinzen war.

Gabriel deutete fragend auf die T?r zwischen den Beiden. Eigentlich nur um ?berhaupt etwas zu sagen fragte er: ?Dort unten?? Der ?ltere von beiden nickte. ?Jawohl, Kommandant. Wir haben ihn gut behandelt, wie Ihr es gew?nscht habt. Er hat zwei Decken sowie eine warme Mahlzeit bekommen.?
Gabriel nickte zufrieden. Dann trat er zwischen den beiden hindurch und ?ffnete die T?r. Die j?ngere Wache zog eine brennende Fackel aus der Wandhalterung und hielt sie ihm entgegen. Tats?chlich f?hrte die Treppe ein gutes St?ck in absoluter Dunkelheit in die Tiefe, auch wenn von ganz unten ein wenig Licht heraufdrang. Offenbar hatte man die Zelle ebenfalls mit einer Fackel ausgeleuchtet. Gabriel spielte einen Moment lang mit dem Gedanken die hilfreich angebotene Lichtquelle abzulehnen ? immerhin hatte er nur ein Auge verloren und war deswegen noch lange kein Kr?ppel, aber schlie?lich siegte die Erkenntnis dass weder Malakai noch den Bewohnern der Stadt damit geholfen war wenn er sich aus reinem Stolz den Hals brach. ?Danke,? murmelte er, und machte sich an den Abstieg, w?hrend die beiden Wachen ihm noch einen Augenblick neugierig hinterhersahen und schlie?lich achselzuckelnd wieder ihren Platz am T?rrahmen einnahmen.

Als Gabriel den zum Gef?ngnis umfunktionierten ehemaligen Weinkeller betrat fuhr die Gestalt darin ruckartig hoch und sah sich einige Augenblicke lang gehetzt um. Ihr Blick fiel auf den Pfeil des Lichts, und sofort straffte der Mann sich ein wenig, und gab sich sichtbar M?he so herablassend und unbeteiligt wie m?glich auszusehen. Eine Weile standen sie sich wortlos gegen?ber. Schlie?lich war es der Gefangene, der zuerst sprach.
?Man sollte meinen dass ein niederer Ordensbursche wie du nicht die Frechhei bes??e sich nicht vor mir zu verneigen, wenn er mein Gemach betritt?, sagte Pr?lat Cernol mit un?berh?rbarem Sarkasmus in der Stimme, und begleitete seine Worte mit einem abf?lligen L?cheln.
Gabriel zuckte nur mit den Schultern. ?Ihr seid kein w?rdiger F?hrer, und ich kein w?rdiger G?tterdiener mehr. Wenn Ihr euch schon an Formalit?ten ketten wollt, dann haltet euch an jene von Gefangenem und W?rter.? Der letzte Satz tat ihm sofort er ihn ausgesprochen hatte schon wieder leid. Er hatte den festen Vorsatz gehabt, seine gemeinsame Vergangenheit mit dem Pr?laten aus dem Verh?r herauszuhalten, doch offenbar gestaltete sich das schwieriger als er gehofft hatte.
Cernols Gesicht verf?rbte sich rot. ?Verfluchter Verr?ter! Du hast kein Recht mich festzuhalten, du Hund! Ich bin ein offizieller Vertreter der Aerisos-Kirche, und dazu noch ein Abgesandter der K?nigin von Vandrien. Ich verlange dass man mich mit Respekt behandelt und aus diesem Rattenloch herausl?sst!?


?Respekt?, erwiderte Gabriel k?hl, ?ist etwas das man sich im Nordland nur durch Taten verdient, nicht durch Worte. Und Eure Taten sprechen eine sehr eindeutige Sprache, Cernol. Ihr wurdet von K?nigin Elleiira ausgesandt um ihrer Tochter bei einer Expedition ins Nordland geistlichen Beistand zu leisten. Ich will Euch nicht vorwerfen dass ihr sie an Mordechai verkauft habt ? obgleich ich mir das gut vorstellen k?nnte ? aber auf jeden Fall habt ihr, nachdem Prinzessin Diadera gefangen genommen wurde, mit ihren H?schern gemeinsame Sache gemacht. Versucht es gar nicht, es zu leugnen?, f?gte er noch etwas sch?rfer hinzu, als Cernol unter seinen Worten immer kleiner geworden war und schlie?lich zu einer Erwiderung ansetzen wollte. ?Zu Eurem Ungl?ck ist die Prinzessin wohlauf und hat uns von Euren Verbrechen berichtet. Euch erwartet das Urteil der K?nigin, und wenn schon nicht der Strick, so doch zumindest der Kerker sobald wir euch nach Harben zur?ckgebracht haben.?

Cernol schluckte ein, zweimal schwer, wobei Gabriel sich nicht sicher was den Pr?laten mehr mitnahm: seine Worte, oder der scharfe Ton in dem er sie dem einstigen Kirchenoberen f?rmlich vor die F??e warf. Die cholerische Reaktion, auf die der Pfeil des Lichts jedoch gewartet hatte, blieb aus. Stattdessen warf Cernol den Kopf in den Nacken und lachte so laut und d?ster dass Gabriel h?ren konnte dass eine der beiden Wachen das obere Ende der Treppe betreten hatte. Achtlos winkte er den Mann fort und wandte sich wieder Cernol zu. In den Augen des Pr?laten lag etwas verst?rend hysterisches, aber seine Stimme war erstaunlich fest, fast schon am?siert zu nennen. ?Denkst du du hast gewonnen, Bettlerjunge? Denkst du wenn du mich vernichtest w?rdest du sie bekommen? Dann muss ich dich entt?uschen.?
Gabriels Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Er hatte pl?tzlich ein sehr ungutes Gef?hl. ?Wovon redet ihr??, fragte er schlie?lich, doch selbst in seinen eignen Ohren klang die Frage so dass jedem klar sein musste dass er die Antwort im Grunde genommen l?ngst kannte.
?Von allem Junge, von allem.? Cernol leckte sich gen??lich ?ber die Lippen, als ob er die Vorfreude auf die nun folgende Enth?llung kaum noch zur?ckhalten konnte. ?Besonders aber von meiner Tochter.? Der Pfeil des Lichts fuhr zusammen, was Cernol zu einem abf?lligen L?cheln provozierte. ?Hast du wirklich gedacht ich w?rde sie einem wie dir ?berlassen? Ohne Mittel, ohne Verm?gen, ein Fl?chtlingskind aus dem Norden? Noch nicht einmal von hoher Geburt, und nur dank K?nigin Elleiiras F?rsprache ?berhaupt in den Orden des Aerisos aufgenommen? Nein.? Er sch?ttelte den Kopf.

?Dann habt Ihr Euer Wort schon damals nicht geachtet,? presste Gabriel hervor. ?Ihr sagtet dass Ihr mir und Leandra euren Segen geben w?rdet wenn ich meinen Auftrag, die Letzten aus dem Orden des Kronoss zu vernichten, erf?llt habe. Mein Vetter lie? auf dieser Queste sein Leben!?
?Oh, das tut mir leid?, schauspielerte Cernol, und f?gte dann scharf hinzu: ?Ich hoffe es war ein sehr schmerzhafter Tod f?r den guten Esekhiel.?
Gabriels Hand schloss sich so fest um die Fackel, dass seine Fingern?gel blutige Halbmonde in seinen eigenen Handballen schnitten. Der Pfeil des Lichts bemerkte es nicht einmal.
?Nat?rlich,? fuhr Cernol gen??lich fort, ?hatte ich gehofft dass auch du hier den Tod finden w?rdest, Bengel. Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt dass ich meine einzige Tochter so weit unter Preis an einen Habenichts wie dich verheiraten w?rde? Ich habe viel zu hart f?r meinen Reichtum gearbeitet, um ihn einem Schmarotzer wie dir als Aussteuer zu ?berlassen.? ?Geld war nie das was mich interessiert hat,? brach es aus Gabriel hervor, ?ich will die Hand eurer Tochter nur weil ich sie liebe!?

Offenbar hatte er damit das Stichwort geliefert, auf das sein Gegen?ber gewartet hatte, denn Cernol beugte sich ganz weit zu ihm vor und sah zu ihm auf. ?Dann, mein Junge, h?ttest du dich lieber vorher vergewissern sollen wie tief Leandras Liebe zu dir ist. Auf jeden Fall aber war die Liebe zu ihrem Vater gr??er, denn schon nach kurzem Dr?ngen hat sie die Partie akzeptiert die ich f?r sie ausgew?hlt habe.?
Seine Worte trafen Gabriel wie ein Schlag, und genau so taumelte er auch einige Schritte zur?ck. ?Was? was hat das zu bedeuten?, murmelte er, obwohl er die Antwort tief im Innern seines Herzens l?ngst kannte.
?Das, mein Junge,? erwiderte Cernol, und lie? Gabriel sp?ren dass er mittlerweile jede Sekunde ihres Gespr?ches geno?, ?bedeutet dass Leandra l?ngst das liebende Weib eines jungen Adligen aus gutem Hause ist, und sein Kind ? meinen Enkel - unter dem Herzen tr?gt.

* * *

?Verheiratet.? Das Wort klingelte noch in seinen Ohren, lange nachdem er mit zittrigen Knien vom Stadthaus zur?ck zu Hengist?s Haus wankte. Kraftlos ?ffnete Gabriel die T?r, trat hindurch wie in Trance und schritt achtlos vorbei an konturenlosen Gesichtern. Was sie zu ihm sagten konnte er nicht verstehen, und er machte sich gar nicht nicht die M?he es auch nur zu versuchen.

In seinem Zimmer angekommen schnallte er mechanisch den Waffengurt ab, warf die matschigen Stiefel ? die er, ohne Miriannas Protest ?berhaupt zu bemerken, nicht am Eingang abgestreift hatte ? in die Ecke und lie? sich schwer r?ckw?rts auf das Bett fallen. Hinter seiner Stirn rasten die Gedanken, und kreisten doch immer nur um dieses eine Wort, das im Grunde so verhei?ungsvoll war, und in den letzten Minuten doch einen so faulen Klang angenommen hatte: ?Verheiratet, verheiratet, verheiratet, ver?dammt??

Etwas rann heiss seine Wange herab, und es dauerte einen Moment bis der Krieger verstand, dass es sich dabei nicht um Blut handelte? Obwohl Gabriel wusste wie l?cherlich das in seinem Alter wirken musste, gelang es ihm nicht die Tr?nen zur?ckzuhalten, so sehr er sich auch bem?hte. Es war nur ein kleines, unbedeutendes Wort gewesen, noch dazu aus dem Mund eines feigen Verr?ters, aber es hatte seiner Welt, die durch das Auftauchen Malakais schon gewaltige Risse bekommen hatte, den letzten Todessto? versetzt. Zusammen mit Leandra hatte er auch die letzte Br?cke zu seinem altem Leben verloren. Einen Moment lang gab er sich ganz dem tiefen Schmerz hin, der anders war als alle physischen Wunden die man ihm je geschlagen hatte, und doch ungleich mehr weh tat. Er sah durch seine geschlossenen Augenlider Leandras braunen Haarschopf vorbeiziehen, glaubte den Geruch ihres Haares riechen zu k?nnen und den weichen Glanz ihrer Augen sehen zu k?nnen. Einen Augenblick lang rettete er sich in die Hoffnung dass Cernol vielleicht gelogen hatte; dass der Pr?lat nur nach irgendeinem Weg gesucht hatte um ihn zu treffen und dabei den naheliegendsten beschritten hatte, aber tief in sich drin glaubte Gabriel seinen Worten, ohne sagen zu k?nnen weshalb.
Letzte Gewissheit konnte ihm jedoch nur eine Person veschaffen.
Schwer richtete der Ordensritter sich auf, wusch sich das Gesicht und machte sich auf um nach Diadera zu suchen.

* * *


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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