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Jagon
Tr?ger




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Es war dunkelste Nacht, als sie erwachten. Das sp?rliche Licht des Ekhi-Spiegels vermochte kaum das Dickicht der Bl?tter zu durchdringen, und es herrschte eine ungewohnte Stille im Wald.
Malakai war ein wenig abseits der anderen erwacht, und mittlerweile hatte er sich auch bereits aufgerichtet und seinen Blick von ihnen abgewandt. Still und steif, wie ein Baum, stand er da und starrte hinaus in die Dunkelheit.

Irgendwann hatten sich auch die anderen aufgerappelt, und Mara war die erste die zaghaft auf den dunklen Kronossritter zulief.
"Ma... Malakai?", fragte sie z?gerlich.
"Verschwinde..." kam die leise Antwort.
"Aber... warum? Was ist denn... was ist los mit dir?"
"Ich sagte du sollst gehen," sagte Malakai leise, "du wei?t nicht wer ich bin... oder was ich bin... in meiner N?he ist es zu gef?hrlich f?r andere Menschen."
"Aber ich... ich will nicht gehen!", sagte Mara trotzig, "Ich will bei dir bleiben... du hast es versprochen!"
Langsam sch?ttelte Malakai den Kopf, noch immer von ihr abgewandt.
"Du verstehst nicht... ich h?tte es dir gerne erspart..."
Mit diesen Worten fuhr Malakai herum, und was Mara sah lie? sie einen panischen Schrei aussto?en, der im n?chtlichen Wald hundertfach widerhallte und ungez?hlte Lebewesen der Nacht alarmiert aufscheuchte.
Malakais Gesicht hatte sich ver?ndert, anstatt seiner ebenm??igen, strengen Z?ge war sein Gesicht eine entstellte Fratze, ?ber die schwarze Schatten hinwegzogen. Der Anblick war so furchtbar, dass Mara unwillk?rlich einige Schritte zur?cktaumelte. Vielleicht war es die Anstrengung, vielleicht auch der Schock, auf jeden Fall sank die rotblonde junge Frau in sich zusammen und fiel bewusstlos auf den holzigen Untergrund des Waldbodens.

Malakai schlo? die Augen und wandte sich ab, in Richtung der Stra?e die er im fahlen Ekhi-Spiegel-Licht ausmachen konnte, doch ein Ruf lie? ihn innehalten.
"Wartet, wir haben noch etwas zu kl?ren!"

Es war Gabriel, der die Worte von sich gegeben hatte, und w?hrend Esekhiel sich um die am Boden liegende Mara k?mmerte, setzte der Pfeil des Lichts mit gro?en Schritten ?ber sie hinweg und baute sich hinter Malakai auf.

"Du solltest nicht noch einmal Gnade von mir erwarten, Pfeil des Lichts." Ohne seinen Verfolger zu beachten bahnte Malakai sich weiter seinen Weg durch das Unterholz.
"Das wei? ich," entgegnete Gabriel hinter ihm herlaufend, "und ich will Euch auch nicht noch einmal fordern. Denn es steht mir nicht zu, meinen Prinzen zu fordern!"

Abrupt blieb Malakai stehen. Einige Sekunden lang sagte er gar nichts. Als er sich dann zu Gabriel umwandte war sein Gesicht wieder so ebenm??ig wie stets. Keine Falte erinnerte mehr an die alptraumhafte Fratze, in die Mara noch Minuten zuvor geblickt hatte.
Seine eisblauen Augen bohrten sich in Gabriels Blick, und schlie?lich nickte der Kronossritter.
"... Wenn du die Wahrheit erkannt hast, Gabriel, dann k?mmere dich um diese Frau," er deutete in Maras Richtung."
"Mein Leben geh?rt Euch, mein Prinz, ich tue was Ihr befehlt."
"Bring sie wohin auch immer sie will... und Gnade dir Kronoss wenn ihr etwas zust??t."
"Ich und mein Vetter werden sie mit unserem Leben besch?tzen."
"Ja," war alles was Malakai entgegnete. Dann wirbelte er herum, und mit einigen weit ausgreifenden Schritten war er im dichten n?chtlichen Unterholz verschwunden.

* * *

Irgendwo kreischte ein Rabe. Es war ein schrecklicher Laut; einer der von Unzufriedenheit und Entt?uschung k?ndete. Und alsbald stimmten viele V?gel mit ein. Und die Nacht ?ber dem Wald schien noch eine Nuance dunkler zu werden.

ENDE von Episode 5































6 ? Tot


Nur wenige Minuten nach der Trennung von Mara und den beiden Geistlichen vernahm Malakai, der sich mittlerweile mitten auf den n?chtlichen Waldweg gestellt hatte, das Ger?usch auf das er gewartet hatte. Flotten Schrittes kam sein nachtschwarzer Rappe angetrottet und bl?hte gr??end die N?stern. Ohne weitere Umschweife trat Malakai zu dem Pferd hin, schwang sich mit ge?bten Bewegungen auf dessen R?cken und ritt schon kurz darauf durch den nachtschwarzen Wald.

W?hrend die B?ume an ihm vor?berzogen, irrten seine Gedanken zur?ck zu den Ereignissen der vergangenen... Jahre? Monate? Wochen? Tage? Wieviel Zeit war vergangen in Puckens Reich ? und wieviel in der wirklichen Welt?
Dass das Pferd noch wohlbehalten und gesund vor ihm stand, sprach daf?r dass der Aufenthalt in der anderen Welt wohl nur kurze Zeit gedauert haben konnte, auch wenn die Zeit dr?ben sehr viel schneller vergangen zu sein schien. Doch das war es nicht was ihn besch?ftigte; ihn bewegten vielmehr die vagen und verschwommenen Erinnerungen die in seinem Kopf herumgeisterten...
Er hatte eine zeitlang etwas verloren... und sp?ter wiedergefunden... oder hatte er zuerst etwas sehr lange Vergessenes f?r kurze Zeit wiedergefunden, und es nun wieder verloren...?

* * *

"Wir's sagen k?nnen nicht, nicht sagen k?nnen wir's!" Die quietschende Stimme des kleinen Puck war h?rbar um Fassung bem?ht, als er mit seiner Erz?hlung geendet hatte. Ihm gegen?ber Standen drei M?nner, ein jeder gekleidet in dunkelstes Schwarz; in Stoffe die das Licht in sich aufzusaugen schienen und von denen eine unmenschliche K?lte ausging. Obwohl keiner der drei den Mund ?ffnete, erklang eine eisige Stimme, triefend vor Hass und Wut.
Dein Auftrag war es, sie auf ewig zu trennen. Wir bewachten S?tyros, doch dir gelang es nicht, den wertlosen Menschen zu beherrschen. Wer wei?, vielleicht wolltest du gar seine Befreiung...

Der kleine Mann wurde bleich und sch?ttelte fassungslos den Kopf.
?Nein, nein, nein! Unsere Schuld nicht sein, nein, unsere nicht... des Menschen schuld! Wille seiner so stark er war, stark sein Wille ist, gr??er in ihm der Hass nur war, war gr??er als sein Wille... zu stark f?r Puckens Macht sogar! Zu stark, viel zu stark er in ihm war, so stark keiner bes?nftigen ihn kann... aber Frau... die Frau... hm, ja, alleine z?geln konnte sie ihn gar... die Frau! Fast stark wie sein Hass sie war!?

Die drei blickten einander wortlos an. Zwischen ihnen schien eine Unterhaltung stattzufinden, die ohne Worte auskam, und die f?r die Umwelt unh?rbar blieb. Dann wandten sie sich urpl?tzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, alle gleichzeitig um. Ein Kr?chzen fuhr durch Puckens Reich, und die drei M?nner waren verschwunden. Zur?ck blieb ein schwitzender kleiner Mann, und einige Fu? breit dunkler, verbrannter Erde in seinem tr?gerischen Paradies.

* * *

04.08.2002, 23:09 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
Jagon
Tr?ger




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Irgendwo ?ber ihm, weit jenseits des Bl?tterdickichts, ging die Ekhi-Scheibe auf ihre t?gliche Wanderung, und erhellte den Wald mit ersten, zaghaft goldenen Lichtstrahlen. Die V?gel sangen fr?hlich zur Begr??ung des neuen Tages, und die Ger?usche der Nacht ?berlie?en den Ger?uschen des Tages ihren Platz.

Malakai sa?, mit dem R?cken gegen einen Baumstamm gelehnt, ein wenig abseits der Stra?e und hatte die Augen geschlossen. Doch er schlief nicht, er war hellwach. Hinter seiner Stirn arbeitete es, und er versuchte angestrengt sich die Ereignisse ins Ged?chtnis zur?ckzurufen, die in Puckens Reich vorgefallen waren. Der kleine Mann hatte sie dort hingebracht... und dann hatte er ihm... etwas weggenommen, etwas sehr wichtiges. Und Mara... die Frau, sie hatte sich ver?ndert... nein, das war nicht richtig, er selbst hatte sich ver?ndert dort; und hatte das rotblonde M?dchen pl?tzlich mit anderen Augen gesehen... doch was ihn wirklich besorgte: Ein Teil seiner Selbst w?nschte sich dorthin zur?ck, sehnte sich danach dass andere Entscheidungen f?r ihn trafen, und sein Leben in die Hand nahmen, damit er in Ruhe und Unbeschwertheit leben konnte... Doch zugleich meldete sich eine Stimme in ihm. Eine Stimme, die mit der Zunge von Hass, Rache und Vergeltung sprach, und pl?tzlich wusste Malakai wieder, weshalb er in jenem fremden Reich nicht bleiben konnte und bleiben wollte: ?Du bist der Adorian. Du bist der Sohn zweier K?nige, und es ist deine Pflicht, Rache f?r sie beide zu nehmen, und ihre Feinde zu zerschmettern. Mit Azrador, dem Schwert der H?lle, wirst du als dunkler Gott der Rache ?ber sie kommen und blutige Ernte halten unter deinen Widersachern, denn so ward es prophezeit! ?
Ja! Er war Malakai, er war S?tyros, er war ? der Adorian. Wie hatte er nur alles vergessen k?nnen was Bernard, Malachias und all die anderen Br?der ihn sein ganzes Leben lang gelehrt hatten? W?tend h?mmerte er mit der Faust gegen den Baum an dem er sa?, und ein dumpfes Dr?hnen durchlief den Stamm. Ein Vogelpaar erhob sich emp?rt pfeifend aus seinem Nest und flatterte aufgeregt kreischend davon.

?Du bist stark geworden.? Die Stimme war sanft, unendlich sanft, und sie schien von ?berall zugleich zu kommen. Sie war wie das Rauschen der Bl?tter im Wind, wie das Flie?en des Baches im Sommer, zarter als die sanfteste Vogelstimme.
F?r einen Moment zuckte Malakais Hand zum Heft seines Schwertes, doch dann zog er sie zur?ck und ?ffnete langsam die Augen. Zuerst konnte er nicht erkennen woher die Stimme kam, doch dann erblickte er ein Licht im n?chtlichen Wald, und es hielt genau auf ihn zu. Schon nach kurzem konnte der Kronoss-Ritter eine Gestalt ausmachen, eigentlich noch viel zu weit entfernt als dass er ihre Worte so deutlich h?tte verstehen k?nnen. Die Gestalt hatte die Umrisse einer Frau; schlank, grazil, und irgendwie... zerbrechlich anzusehen, doch konnte er keine Einzelheiten erkennen; zu stark war das sie umgebende Licht. Aber da war noch mehr: Ein Gef?hl von tiefem Frieden, von Gleichgewicht und Harmonie umgab die Erscheinung, und erst jetzt bemerkte Malakai dass kein Laut mehr zu h?ren war. Es war, als h?tten die B?ume und die Tiere der Nacht wie auf ein geheimes Signal hin die Luft angehalten und erwarteten ein bestimmtes Ereignis...

?Du bist stark geworden,? wiederholte die Frau, ?seit wir uns zuletzt begegnet sind.? Ein zuf?lliger Lauscher h?tte nicht zu sagen vermocht, ob die wundersame Stimme nun zu einem kleinen M?dchen, einer reifen Frau oder gar einer Greisin geh?rte, doch Malakai schien sich darum gar nicht zu k?mmern.
?Was willst du?? knurrte er leise, und legte seine Hand demonstrativ auf den Knauf seines Schwertes.

?Ist es so ungew?hnlich, wenn die Tante ihren Neffen besucht um ihm einen Rat zu geben??, erwiderte die Frau, und ihr Ton lie? keine Spur von Furcht oder Zorn erkennen, nur Bedauern.
?Einen Rat geben? Ich brauche keinen Rat von euch... verschwinde, bevor ich dich in St?cke schneide!?
Ein glockenhelles Lachen erklang, und das warme Licht, das die Frauengestalt umgab, schien noch ein wenig heller zu werden.
?Holberich der Nadler hat dieses Schwert selbst geschmiedet, und den hei?en Stahl im Blut eines Schneetrolls gek?hlt. Er nannte es Hjalmir, den Trollt?ter... Doch selbst mit dieser m?chtigen Waffe k?nntest du mich nicht verletzen.?
?Wer sollte mich daran hindern?? Und wie um seine Worte zu bekr?ftigen lie? Malakai das Schwert vollends aus der Scheide gleiten.
?Lass es gut sein...? Ihre Stimme war noch immer freundlich, doch war sie von einer solchen befehlenden Kraft, dass es Malakais gesamte Willensst?rke brauchte um die Klinge nicht sofort fallen zu lassen. ?Ich bin nicht gekommen um zu streiten,? f?gte sie noch eine Spur sanfter hinzu, ?sondern um mit dir zu reden. Es ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben, Brudersohn.?
?Ich habe dir nichts zu sagen,? erwiderte er sein Schwert wegsteckend, und wandte sich ab um zu seinem Pferd zu gehen. Die Frauenstimme hielt ihn zur?ck:
?Aber ich habe dir etwas zu sagen: Wir haben deinen Weg verfolgt, dein ganzes Leben lang. Wir wussten dass du zu einem starken Mann werden w?rdest, wir wussten es seit dem Tag deiner Geburt. Auch deine V?ter wussten es, und obwohl du der j?ngste deiner Br?der bist, ?bertrifft deine Macht die Ihre bei weitem... sie glaubten dass diese... Verbindung, die ihr eingegangen seid, ein Gef?ngnis f?r euch beide werden w?rde, doch stattdessen bist du st?rker geworden als jeder der Zw?lfe. Du kannst stolz auf dich sein.?
?Wenn du mir nichts zu erz?hlen hast, was ich noch nicht wei?, dann verschwinde, und verbreite Liebe und Gl?ckseligkeit woanders.? Die letzten Worte spuckte der Kronoss-Ritter f?rmlich aus und machte einige Schritte in Richtung der Stra?e. Ihre Antwort jedoch lie? ihn abermals innehalten.
?Ich wei? wonach du suchst. Und ich wei? auch: Noch heute Nacht k?nnte Azrador dir geh?ren...?
Malakais drehte sich blitzschnell zu ihr herum und fixierte die Lichtgestalt mit durchdringendem Blick. ?Du willst mir helfen das H?llenschwert zu erringen?? Ungl?ubigkeit und Argwohn schwangen in seiner Stimme mit. ?Gib dich keinen falschen Hoffnungen hin, Vaterschwester, denn ich werde das Schwert dazu nutzen um Kronoss zu befreien.

Sie nickte nur. ?Das wei? ich ? das wissen wir. Und wir haben beschlossen, dir dabei zu helfen.?
Zweifelnd blickte Malakai sie einen Moment lang an. Dann gewann seine Entschlossenheit wieder die Oberhand, und mit eiskalter Stimme erwiderte er: ?Ich verzichte auf eure ?Hilfe?. Es ist mir v?llig gleichg?ltig ob die G?tter auf meiner Seite stehen oder mich verfluchen. Aber wenn ihr euch mir in den Weg stellt, werde ich euch vernichten.?

Die Frau gab ein leises Seufzen von sich. Es klang tadelnd, wie das Seufzen einer Mutter ?ber ein ungezogenes Kind.
?Ist Hass denn dein einziger Antrieb; und Vergeltung dein einziges Ziel? Auch Kronoss glaubte an diesen Weg, und was brachte es ihm ein? Aber gut, wie du w?nschst. Gehe deinen eigenen Weg. Doch es gibt etwas das du wissen solltest: W?hrend wir hier-? Sie brach urpl?tzlich ab, hob den Kopf und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Auch das schwarze Pferd wieherte alarmiert. Malakai wirbelte herum, zog sein Schwert und suchte mit den F??en sicheren Halt auf dem Waldboden. Suchend st?berten seine Augen durch die Nacht, bis sie gefunden hatten wonach sie Ausschau hielten: Ein pechschwarzer Rabe kam kr?chzend angeflattert und lie? sich auf einem Baumstumpf zwischen Malakai und der Lichtgestalt nieder. Er hatte etwas in den Klauen, das Malakai als einfache Waldschnecke erkannte. Langsam und gen?sslich hackte der Vogel auf das sich windende Tier ein, und riss mit seinem Schnabel gro?e Brocken aus der todgeweihten Kreatur heraus.

Nachdem er sein grausiges Mahl beendet hatte wandte der Rabe sich der Frau zu und kr?chzte drohend. Als er schlie?lich einsah, dass die Lichtgestalt nicht auf ihn reagierte, h?pfte der Rabe auf dem Baumstumpf herum und richtete den Blick seiner t?ckischen Augen auf Malakai. Der Kronossritter hatte noch immer sein Schwert gez?ckt und hielt es kampfbereit in H?nden, was den Vogel jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Ganz im Gegenteil. Mit einigen schnellen H?pfern n?herte das Tier sich ihm noch weiter, und legte den Kopf schief. F?r einen Moment wurde es wieder totenstill, und selbst der Rabe hatte aufgeh?rt zu kr?chzen. Dann, ganz langsam, ging eine Ver?nderung mit ihm vor. Zuerst schien er von Innen heraus heller zu werden, bis er schlie?lich hellgraues anstelle von schwarzem Gefieder hatte. Dann wurden seine Augen pl?tzlich w?ssrig, Fl?ssigkeit quoll aus ihnen hervor, bis die Aug?pfel schlie?lich platzten und eine gallertartige Masse verspritzen. Gleichzeitig begannen ihm die Federn auszufallen; eine nach der anderen sank auf den Baumstumpf oder segelte davon in den n?chtlichen Wald.

Malakai betrachtete das Schauspiel mit reglosem Gesicht; dennoch waren seine Augen wie gebannt auf den Raben fixiert. Die Welt um ihn herum schien pl?tzlich zu verschwimmen, wurde irgendwie... ?therisch; und noch bevor Malakai wirklich bewusst wurde was geschah fand er sich urpl?tzlich inmitten eines riesigen, schwarzen Nichts wieder. Dann ?nderte sich die Szenerie, und auf einmal stand er auf einer Waldlichtung, doch er war nicht allein: Da war Gabriel, da war dieser alte Narr der es gewagt hatte sich ihm in den Weg zu stellen, und da war... sie... Als er Mara erblickte f?hlte der Kronossritter einen Stich im Herzen, von dem er nicht zu sagen vermochte woher er r?hrte. Ihr rotblondes Haar sah im Licht der aufgehenden Ekhi-Scheibe wie gesponnenes und sorgsam geformtes Gold aus, und f?r Malakai war es als s?he er sie zum ersten Mal.

Keiner der Drei schien ihn zu bemerken, es war als w?re er f?r ihre Augen unsichtbar. Im Gegenzug konnte Malakai auch nichts h?ren von dem was sie sagten; er sah lediglich wie ihre Lippen sich bewegten.
?Nicht real?, murmelte er, und sah sich um in der Hoffnung, einen Ausweg aus dieser Illusion zu finden, als die Szenerie sich abermals ver?nderte. Auf einmal stand die Ekhi-Scheibe ein wenig h?her am Himmel, doch darauf achtete der Kronossritter gar nicht. Seine Augen waren starr auf die Ereignisse geheftet, die vor ihm ihren Lauf nahmen: Der Alte Priester lag am Boden, eine klaffende Wunde an seiner Stirn. ?ber ihm stand, breitbeinig und in dem lachhaften Versuch den Gefallenen zu besch?tzen, der Pfeil des Lichts, dessen blanke Klinge erfolglos versuchte, einen schwarz verh?llten Angreifer fernzuhalten.
Malakais Augen schienen von einem urpl?tzlich aufflammenden Feuer verzehrt zu werden, als er den Angreifer erkannte, und seine Lippen formten hasserf?llt das Wort ?Tardukai...?

Erst als Gabriel einen erfolglosen Vorsto? versuchte, und dabei geradewegs in die unglaublich schnelle Klinge des Schwarzen Mannes lief, bemerkte Malakai das rotblonde M?dchen, dass sich hinter dem Pfeil des Lichts ?ngstlich an einen Baum gedr?ckt hatte, und die Augen in just diesem Moment abwandte, als das Schwert des unheimlichen Angreifers Gabriels Kopf blutspritzend vom Rumpf trennte.

Reglos sah der Kronossritter mit an, wie der Tardukai sich Mara n?herte, sie packte und sie an ihren schulterlangen Haaren herumzerrte. Er kann mich sehen, erkannte Malakai, denn der Tardukai hatte sich offenbar ganz bewusst so postiert, dass der Kronossritter in allen Einzelheiten mit ansehen konnte wie die schwarze Klinge sich ganz langsam in das weiche, ungesch?tzte Fleisch von Maras wei?em Hals grub. Sie schrie, verzweifelt und schmerzerf?llt. Eine warme Font?ne schoss aus der Wunde, tr?nkte den schneebedeckten Waldboden. Nach kurzer Zeit erlahmte ihre zun?chst noch heftige Gegenwehr g?nzlich. Ihre Augen brachen, ihr verzweifelter Blick erlosch. Schlie?lich glitt ihr K?rper leblos zu Boden, und der Tardukai leckte gen?sslich das warme Blut von seiner gierigen Klinge. Ohne dass er es richtig wahrnahm, fletschte Malakai hasserf?llt die Z?hne, seine Rechte schloss sich so fest um den Schwertknauf dass die Kn?chel darunter wei? hervortraten. Und dann, so pl?tzlich wie sie gekommen war, erlosch die Szenerie, und Malakai fand sich im n?chtlichen Wald, in der Gegenwart der Lichtfrau wieder.


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:09 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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?Sie fordern dich heraus,? sagte sie.
Der Kronossritter nickte.
?Ich wei?.? F?r einen Moment wurde es still. Malakais Blick war in weite Fernen gerichtet. Schlie?lich war es die Frau, die das Wort ergriff:
?Was du gesehen hast ist noch nicht geschehen. Nur ein Trugbild haben sie dir gezeigt; ein entferntes Echo einer Zukunft die noch nicht geschehen ist.? Malakai erwiderte nichts, also sprach sie weiter, in ihrer angenehm vielschichtigen Stimme: ?Nun, du willst keine Hilfe von mir, so nimm zumindest meine Worte mit auf den Weg:? und ihre Stimme ver?nderte sich, pl?tzlich war es, als w?rde sie mit noch mehr Stimmen zugleich sprechen, die einander ?berlagerten, aber auch miteinander harmonierten, und selbst Malakai konnte sich nicht davon abbringen sie ehrf?rchtig anzublicken als sie die Prophezeiung verk?ndete, die das Schicksal des Vergessenen Reiches namens Sleipgard f?r immer ver?ndern sollte:

?Am Scheideweg befindest du dich, Adorian, denn auf der Suche nach dem Schwert deines Vaters bist du.
Welchen Weg du zu w?hlen hast liegt allein in deinem Ermessen, denn in deinen Adern flie?t das Blut zweier K?nige. Doch lass dir gesagt sein: Dein Schicksal ist eng verwoben mit dem Schicksal jener Frau, und wie auch immer du dich entscheidest, ob du zu ihrer Rettung eilst oder deiner eigenen dunklen Wege gehst: Am heutigen Tage entscheidest du allein ?ber die Zukunft deines Reiches, Prinz von Sleipgard. Und noch etwas h?re, Brudersohn: Wenn die Dunkelheit am gr??ten ist, und der Adorian gegen sein Gleichnis streitet, dann denke daran dass deine gro?e Zeit erst dort beginnt, wo der Ring des Lebens f?r die Sterblichen endet.?

Und mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging davon; nein, sie schwebte f?rmlich davon, denn ihre zierlichen F??e schienen auf dem Schnee zu wandeln ohne einzusinken oder ihn auch nur wirklich zu ber?hren.

Malakai hielt sie nicht auf. Irritiert ?berdachte er das Geh?rte und begriff, dass sie recht hatte: Er stand an einer Weggabelung, und diese Gabelung schien von der festen, sicheren Stra?e die der Hohepriester Malachias und Meister Bernard f?r ihn geebnet hatten, abzuweichen. Schlimmer noch, die Weggabelung, so er den Mut (oder die Torheit?) hatte sie zu beschreiten, w?rde ihn an ein Ziel bringen das noch ganz im Dunkeln lag. Sicherlich, tief im Inneren versp?rte der Kronossritter den Wunsch, die Frau zu besch?tzen, auf die in wenigen Stunden der Tod lauerte, doch zugleich gedachte er auch der Worte der Lichtfrau: Noch heute Nacht kann das Schwert der H?lle dein sein...

Welchen Sinn machte es, den Kampf mit einem Tardukai aufzunehmen um den Dreien zu helfen, wenn am Ende nur sein eigener Tod st?nde ? oder der Tod von Mara? War dieses unbedeutende M?dchen es wirklich wert, sein eigenes Leben zu riskieren? Das Leben des Adorian, f?r das neunhundertneunundneunzig Ritter des Kronoss ihr eigenes Leben geopfert hatten?

In diesen Minuten lernte der Kronossritter eine Macht kennen, die ihm bislang v?llig fremd war. Er erkannte die Macht des Zweifels.

* * *

Malakai war fort, im Dickicht des Waldes von der Dunkelheit der Nacht verschluckt. Nachdem er ihm eine Weile nachgeschaut hatte, wandte Gabriel sich ab und beeilte sich, nach seinem Vetter und der bewusstlosen Mara zu sehen. Als er sie im ersten Moment erblickte, erschrak er zutiefst, denn ihr Gesicht - obwohl noch immer wundersch?n - war verzerrt in einer Maske aus Furcht und Abscheu. Was immer Malakai ihr gezeigt hatte, es musste die junge Frau zutiefst schockiert haben.
?Wie geht es ihr,? fragte er den ?ber ihr knienden Vetter.
?Gut,? erwiderte Esekhiel, ?sie hat Gl?ck gehabt als sie st?rzte. Wenn sie mit dem Kopf auf einem Stein oder einer harten Wurzel aufgekommen w?re, h?tte sie sich ernstlich verletzen k?nnen. Der Schnee hat ihren Sturz gemildert.? Wie um seine Worte zu best?tigen legte der Aerisos-Priester eine Hand auf den Boden, und dr?ckte sie pr?fend nieder. Anschlie?end blickte er zu Gabriel auf. ?Was sollen wir jetzt tun??

?Ich habe mein Wort gegeben...?, sagte Gabriel z?gernd, ?und, bitte verzeih mir, ich habe auch f?r dich gesprochen, als ich dem Prinzen versprach-?
?Ich sagte er sieht dem K?nig ?hnlich, Gabriel, ich sagte keineswegs dass ich mir sicher bin!?, unterbrach der Priester den J?ngeren. Doch Gabriel ignorierte den Einwurf einfach.
?... als ich dem Prinzen versprach, dass wir uns um sie k?mmern w?rden.? Und mit diesen Worten lie? der Pfeil des Lichts sich auf die Knie sinken. F?r einen Moment verlangte die Wunde an seinem Hals, die Malakai geschlagen hatte, pochend nach Schonung, doch auch das ignorierte der b?rtige junge Mann. Stattdessen strich er der Bewusstlosen eine Str?hne ihres wunderbaren, rotgoldenen Haares aus dem Gesicht. Und wie sie da lag, trotz des Grauens auf ihrem Gesicht, h?tte er geschworen dass nicht einmal Ekhi, die sch?ne G?ttin, h?bscher sein konnte als dieses ver?ngstigte Menschenkind. In gewisser Weise erinnerte sie ihn an seine geliebte Leandra... erneut versp?rte er Schmerzen, doch diesmal stammten sie von einer Wunde die noch lange nicht verheilen w?rde. Wehm?tig dachte er an die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, und an den Schwur der ihn von ihr trennte. Die verr?terischen Kronossritter auszul?schen hatte er Leandras Vater, einem einflussreichen Obersten des Ordens, gelobt; und zwischen Gabriel und der Einl?sung dieses Schwures ? zwischen Gabriel und seiner Leandra ? stand nur ein Mann, den es zu T?ten galt, und den er doch nicht t?ten durfte: Den wei?haarigen letzten Ritter vom Orden des Kronoss...

* * *

?... glaubtest du vielleicht nur, dass er ihm ?hnlich sieht, aber in dieser... dieser Traumwelt habe ich gef?hlt dass er der Sohn des K?nigs ist! Ich wei? nicht warum er noch am Leben ist, und ich wei? noch viel weniger warum er dem dreifach verfluchten Ketzerglauben der Kronossj?nger anh?ngt, Vetter, aber ich schw?re bei Aerisos und allen anderen G?ttern, dass dieser Malakai der Sohn von K?nig Beowulf ist!?
Die Stimme, die Mara dumpf vernahm als sie allm?hlich aus ihrer Ohnmacht erwachte, war angenehm und befl?gelnd, wenngleich sie nun auch aufgeregt und dr?ngend klang. Auf die Worte achtete sie nicht, konnte sie nicht achten; viel zu gro? war das brodelnde Chaos hinter ihrer schmerzhaft pochenden Stirn. Was war geschehen? Nur Bruchst?ckhaft kehrte die Erinnerung wieder; und das wenige dass sie vor ihrem inneren Auge sah war wie von einem Schleier der Unwirklichkeit verh?llt. Fl?gel... sie hatte schwarze Fl?gel gesehen! Aber... wo war das gewesen? Im Wald, nicht wahr? Nein... nein, nicht im Wald, an einem anderen Ort... der putzige kleine Mann hatte sie dorthin gebracht, alle vier... Vier? Ja, richtig, Gabriel und der nette alte Priester waren auch dort gewesen... Doch wo befand sich dieses ?dort??

Malakai, fl?sterte es in ihren Gedanken, und sie erinnerte sich an das, was passiert war, als sie alle in Puckens Reich gefangen waren... auch an die schwarzen Fl?gel erinnerte sie sich... sie geh?rten zu Malakai... und noch mehr... das Gesicht... sein Gesicht!

Mit einem leisen Schrei fuhr Mara hoch, und klammerte sich schutzsuchend ohne jede Vorwarnung an den wei?en ?berwurf des v?llig ?berraschten Gabriel. Der Pfeil des Lichts hielt mitten in seiner hitzig gef?hrten Diskussion inne und blickte sorgenvoll und erschrocken zugleich auf das rotblonde M?dchen herab.
?Wo...,? hauchte sie, ?wo... ist er?? Gabriel und Esekhiel tauschten einige vielsagende Blicke, und schlie?lich war es der J?ngere, der Antwort gab: ?Er ist fort. Der Prinz ist fort... aber er hat uns aufgetragen, Euch hinzubringen wohin auch immer Ihr wollt, Herrin.? Seine gr?nlich schimmernden Augen blickten aufrichtig zu ihr hinab. ?Herrin...? Prinz? Ich... ich verstehe das alles nicht! Wo ist Malakai? Er hatte versprochen mich zu begleiten...und er hat versprochen, dass er mich nie mehr allein l?sst...? Feuchtigkeit schoss ihr in die Augen, und hastig stemmte sie sich auf die Knie und wandte sich von den beiden M?nnern ab. Gabriel wollte ihr noch etwas sagen, doch Esekhiel hielt ihn zur?ck und sch?ttelte nur leicht den Kopf. Dann sah es auch der Pfeil des Lichts: Ihre Schultern hoben und senkten sich, und ein leises, unterdr?cktes Schluchzen lag in der Luft. Mara weinte, und keiner der beiden M?nner traute sich zu, ihr in diesem Moment Trost zu spenden.

* * *

Erst nachdem Esekhiel und Gabriel ihr eine Weile lang gut zugeredet hatten, war Mara bereit, etwas von dem Brot und dem getrockneten Fisch zu verzehren, die sich in dem Rucksack des Aerisos-Priesters gefunden hatten und nun als sp?rliches Morgenmahl dienten.

Die Ekhi-Scheibe war mittlerweile ein gutes St?ck h?hergeklettert, und stand nun bereits gut sichtbar am Firmament. Sie sa?en zu dritt auf einem m?chtigen Baumstamm, der im vorangegangen Sommer von einem noch st?rkeren Blitz entzweigespalten ward. Zun?chst sprach keiner von ihnen ein Wort, bis Mara schlie?lich m?hsam ihre Mahlzeit heruntergew?rgt hatte und ihr Blick in weite Fernen zu gleiten schien.
?Darf ich Euch etwas fragen, Gabriel??
?Selbstverst?ndlich Herrin...? Nicht nur Esekhiel fiel auf, dass der Tonfall seines Vetters auf ein starkes Unwohlsein hindeutete.

?Was... was hat es mit all dem auf sich, Gabriel? Ich lernte Euch kennen, und Ihr wart die Freundlichkeit selbst... galant und hilfsbereit, wie K?nig Beowulf aus Esekhiels Geschichte... dann seid Ihr Malakai begegnet, und pl?tzlich wollt Ihr ihn t?ten... dann reist ihr uns hinterher, doch nicht l?nger um mit Malakai zu k?mpfen, sondern um mit ihm zu reden... und dann...? sie stockte als sie an jene Ereignisse in Puckens Wald zur?ckdachte, die sie selbst noch nicht ganz erfasst hatte, und sagte stattdessen nur: ?...und dann nennt Ihr ihn ?Prinz?, und mich ?Herrin?... ich verstehe das nicht!? Sie wandte sich zu dem Pfeil des Lichts um, und ihre Augen flehten f?rmlich um Aufkl?rung. ?Ich verstehe es nicht!? unterstrich sie noch einmal.

Gabriel biss sich auf die Lippe, sah unwohl von Mara zu Esekhiel und wieder zur?ck. Schlie?lich hob er an zu sprechen, doch sein Vetter war schneller.
?Vielleicht,? sagte der Aerisos-Priester, ?w?re es besser wenn ich das Erz?hlen ?bernehme. Ich glaube ich habe darin mehr Erfahrung als mein Vetter.? Gabriel nickte dankbar und erhob sich von dem Baumstamm.
?Ich werde derweil ein Auge auf die Umgebung haben und mich um das Pferd k?mmern.? Und mit einer kurz angedeuteten Verbeugung vor Mara war er im von dichtem Morgennebel verhangenen Unterholz verschwunden.


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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Jagon
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?Also...?, hob der Aerisos-Priester an, ?das wird wohl eine Weile dauern, dir alles zu erkl?ren, Kind, aber ich will es versuchen so gut ich kann. Ich habe dir schon von K?nig Beowulf, Fredegars Sohn, erz?hlt, nicht wahr? Beowulf war der letzte K?nig von Sleipgard, und seine Herrschaft endete in einer einzigen, grausigen Nacht. Feuer regnete vom Himmel, verh?llte Krieger und gedungene S?ldner erst?rmten das Schloss auf dem Thronberg, und der K?nig, seine Frau, seine beiden neugeborenen S?hne und nahezu alle Adligen des Reiches wurden erschlagen. Der Thronberg brannte nieder, und einige der wenigen ?berlebenden jener Nacht, denen es gelang sich in die Nachbarreiche zu retten, schworen bei den G?ttern, dass sie Ritter des Kronoss im Schloss sahen, kurz bevor der Regen aus Feuer begann. Es heisst, dass der Gott des Todes und der Zerst?rung eifers?chtig war auf die Gr??e und die Macht K?nig Beowulfs, und dass er darum seine Diener sandte um den Thronberg... nein, um und ganz Sleipgard in Schutt und Asche zu legen. Bis zu jenem Tage waren die Kronossritter nirgends gerne gesehen, von ihrer verfluchten geheimen Ordensburg irgendwo nahe des himmlischen Tores vielleicht einmal abgesehen; doch als bekannt wurde welche Verbrechen sie gegen den K?nig und das Volk von Sleipgard begangen hatten, wurden sie gejagt. Nicht nur in Sleipgard ? das damals noch von den ?berlebenden Adligen mehr schlecht als Recht zusammengehalten wurde ? sondern auch in den umliegenden Reichen. Die K?niginnen von Vandrien, Korsilien und Bakkanaii lie?en die Frevler verfolgten, und wo immer sie ihrer habhaft wurden loderten die Flammen der Scheiterhaufen hoch. Man sagt, dass keiner der Ketzer auch nur ein Wort gesagt h?tte, nachdem man ihn gefangen nahm. Ganz gleich mit welcher Folter man versuchte ihre Zunge zu lockern, es war nicht einer untern den Rittern, der seine Br?der verraten oder seinem Glauben abgeschworen h?tte um sich der Gnade der G?tter anzuvertrauen.

Wie schon erw?hnt stammen mein Vetter und ich aus Sleipgard; und wir beide verloren viele Familienangeh?rige und teure Freunde bei der Blutnacht auf dem Thronberg. Ich glaube, wenn ich zur?ckblicke, dann war mir mein Weg vorausgezeichnet. Ich wurde Priester, wie ich es schon von Kindheit an wollte. Denn ich vernahm den Ruf des Hohen Herr. Gabriel aber ist anders... er wurde nicht Pfeil des Lichts, einzig und allein um den G?ttern zu dienen; sondern ich glaube dass es sein eigentliches Bestreben war, etwas gegen die D?monen und das ganze Unheil zu unternehmen, welches unsere Heimat nun schon seit ?ber f?nfundzwanzig Jahren heimsucht. Er hat ein reines und aufrichtiges Herz, mein Kind, und w?ren die Dinge anders gelaufen, dann w?re er heute vermutlich ein angesehener Ritter der Eisfalkengarde unter K?nig Beowulf.? Ein wehm?tiges L?cheln erschien auf seinem Gesicht, und Mara konnte nur vermuten woran der Priester in diesem Moment dachte.

?Aber nun zu den Fragen, die du hattest: Gabriel hat noch einen anderen Grund die Kronossritter zu verfolgen: zu Hause in Harben, der Hauptstadt des Vandrischen Reiches, wartet eine Geliebte auf ihn. Aber es ist eine ungl?ckliche Liebe. Denn der Vater der sch?nen Leandra ist Bornhelm, der Tr?ger des Lichts, und somit der Oberste von Gabriels Orden. Er war mit der Beziehung der beiden nicht einverstanden, vermutlich hoffte er, er k?nne seine Tochter mit einem der Neffen K?nigin Elleiiras verheiraten, um so in den Kreis der Herrscherfamilie aufzusteigen. Und wer wei?... K?nigin Elleiira hat nur eine Tochter. Sollte dieser eines Tages etwas zusto?en, oder bleibt sie kinderlos, so wird der n?chste Herrscher auf dem Schl?sselthron wohl aus einer anderen Familie entstammen. Denn du musst wissen, Bornhelm ist ein Mann mit... Ambitionen. Vielleicht mehr Ambitionen, als seinem Amt als Tr?ger des Lichts angemessen w?re.
Doch wie auch immer: In der Hoffnung Gabriel loszuwerden erlegte Bornhelm seinem Untergebenen eine schwere Pr?fung auf: Er sollte den Orden des Kronoss zerschlagen, alle Ketzer verfolgen, und nicht eher heimkehren und um Leandras Hand anhalten, als dass nicht der letzte Kronossritter vom Angesicht der Erde hinweggefegt w?re.

Die Aufgabe war gro?; wahrlich, sie w?re eines Andariel vom Schattengrund oder eines Bakkanaii-Nintaji w?rdig gewesen, doch Gabriel stellte sich ihr. Und die G?tter waren ihm hold, denn in den letzten drei Jahren forderte er neun der Ketzer zum Duell, und erschlug einen jeden von ihnen im ehrenhaften Zweikampf.? Esekiel hielt einen Moment inne und fuhr fort: ?Das heisst... eigentlich waren es zehn die er forderte, denn der letzte Kronossritter, den er herausforderte, ist zugleich auch der Allerletzte, der diesem Orden noch anh?ngt...?
?Malakai,? hauchte Mara, und Esekhiel nickte.

?Malakai, ja? best?tigte er. ?Er ist der letzte Ritter des Kronoss, der letzte Ketzer der zwischen Gabriel und seiner geliebten Leandra steht.?
?Aber da muss noch mehr sein... nicht wahr? Er hat ihn ?Prinz? genannt.?
Der Priester sah einen Moment lang unschl?ssig zu Boden. Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, dass er mit sich selbst rang um die richtigen Worte zu finden.
?Ich... wei? nicht ob es stimmt oder nicht, vielleicht ist all dies nur ein gro?er Irrtum, aber... dieser Mann, Malakai, sieht dem ehemaligen K?nig Beowulf so ?hnlich als w?re eine Statue des gro?en K?nigs aus jungen Jahren lebendig geworden und von ihrem Sockel herabgestiegen. Ich selbst erlebte K?nig Beowulf nur als gealterten Recken, doch ich erinnere mich noch gut an die Gem?lde aus jener Zeit, als er noch ein Prinz an der Seite von Fredegar dem Frommen war. Aber nicht nur die Gesichter der beiden ?hneln sich; auch das Haar... wei? wie Schnee...? Der Priester fuhr sich unbewusst durchs Haar um seine Worte zu unterstreichen. ?Es geht die Legende, dass Holberich der Nadler, der Begr?nder von Fredegars Sippe und Ahnherr der K?nige von Sleipgard, dereinst allein gegen einen h?nenhaften Schneetroll focht, und ihn nach langem und hartem Kampfe schlie?lich erschlug. Man sagt, dabei sei Holberichs Haar von dem Blut des Schneetrolls durchtr?nkt worden, und habe sich dann wei? verf?rbt. Fortan waren alle seine Nachkommen in m?nnlicher Linie mit jener Besonderheit gezeichnet; und schon so manches Mal in den ?ber tausend Jahren seit K?nig Holberich dem Nadler hat das wei?e Haar den wahren K?nig Sleipgards ausgewiesen wenn der Rechtsanspruch eines Erben in Zweifel gestellt wurde oder ein Thronr?uber nach der Macht im Reiche griff.?

?Malakai hat wei?es Haar...?

?Ja. Zusammen mit der gro?en ?hnlichkeit zum toten K?nig machte es mich neugierig, und so erz?hlte ich Gabriel davon, nachdem er dem Kronossritter im Kampfe unterlegen war. Ich mag es nicht beschw?ren, aber ich denke Gabriel glaubt nun fest daran, dass Malakai der Sohn des K?nigs ist; oder zumindest aus seinem Geschlecht stammt. Ich kann mir nicht vorstellen welche Umst?nde dazu gef?hrt haben m?gen, dass einer aus Holberichs Geschlecht sich zu den verfluchten Ketzern des Kronosskultes bekennt, aber ich denke ich wei?, was Gabriel im Moment empfindet. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Leandra, dem Schwur den er als Pfeil des Lichts ablegte, der Loyalit?t die er einem Mitglied der k?niglichen Familie schulden w?rde, und der M?glichkeit dass er vielleicht den Adorian gefunden haben k?nnte, ?ber den im Buch der Verhei?ung berichtet wird.?
?Adorian? Ein seltsames Wort... was bedeutet es?,? fragte Mara, die zwar M?he hatte all die fremden Namen und Ereignisse zuzuordnen, aber trotzdem soviel wie irgend m?glich in Erfahrung bringen wollte.

?Es stammt aus dem Muatha, der Sprache der verlorenen Stadt Sho?kanam... heute sprechen fast nur noch die Geweihten der G?tter und die reichen Adligen diese Sprache... ?Adorian? bedeutet w?rtlich ?bersetzt ?Doppelklinge?, oder ?Zweifachschneide?. Aber dar?ber solltest du dir keine Gedanken machen, die Legende vom Adorian ist ein Ammenm?rchen f?r Gelehrte, eine Prophezeiung die man gerne zitiert um den Leuten weiszumachen es k?men bessere - oder zumindest andere Zeiten - auf Sleipgard zu. Ich w?rde darauf nicht allzu viel-?

Ein Warnschrei hallte alarmierend durch den Wald. In Sekunden war Esekhiel von seinem Sitz auf dem Baumstamm herabgesprungen und packte seinen mit Runen verzierten Wanderstab fester. Mit einem Sto?gebet an Aerisos auf den Lippen und dem Gef?hl drohender Gefahr im Nacken lief er in die Richtung wo er den Vetter vermutete. Hinter ihm folgte Mara, so schnell ihre geschw?chten Glieder sie tragen wollten.

* * *

Kraftvoll schwang Malakai sich auf sein Pferd, den Blick starr geradeaus gerichtet. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Es war zu sp?t um sie zu bereuen.

* * *

?Neeeiiin! Bei der G?tter Gnade, nein! Gabriel!? Atemlos brach Esekhiel durch eine Reihe dorniger B?sche, die schmerzhaft blutenden Nadelstiche ignorierend. Am Boden lag der Pfeil des Lichts, mit dem Gesicht nach unten im Schmutz, der umliegende Schnee und das ehemals wei?e Wams blutgetr?nkt. ?Nein... nein... nein!? Esekhiel hatte nur Augen f?r den gefallenen Vetter. Noch immer quoll Blut aus einer Wunde irgendwo unter Gabriels K?rper, und verf?rbte den jungfr?ulichen Schnee rot.
Als Mara hinzugerannt kam, ein wenig langsamer, daf?r jedoch ohne nennenswert von den scharfen Dornen der B?sche gekostet zu haben, fiel auch ihr Blick zuerst auf den am Boden Liegenden. Doch dann wanderte er weiter, und sie sah, in nur wenigen Schritt Abstand, eine schwarz verh?llte Gestalt stehen, reglos und stumm. Malakai? Nein... von der Gestalt ging eine K?lte und ein Gef?hl der Bedrohung aus, welches selbst die Ausstrahlung des Kronossritters ?bertraf. Aus irgendeinem Grund wusste Mara genau: Wenn es so etwas wie das absolute B?se gab, dann stand es hier vor ihnen, in den H?nden eine blutbefleckte Klinge, das Gesicht unter einer schwarzen Kapuze verborgen...

Von einer seltsamen Mischung aus Furcht und Neugier ergriffen musterte sie den Fremden genauer: Aus seiner Kapuze hing schwarzes Haar in langen Str?hnen herab; ein Schwarz von einer Intensit?t wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Die Haut, die nur an wenigen Stellen zu sehen war, schien das genaue Gegenteil zu sein. Sie war von einem ungesunden, absoluten Wei?, und umspannte Straff das Fleisch seines K?rpers. In den H?nden hielt die Gestalt tats?chlich ein Schwert; es war von g?nzlich anderer Machart als das des Kronossritters, denn es war nicht gebogen, sondern absolut gerade. Die Klinge war mit seltsamen Symbolen ?bers?t, und ein gef?hrliches rotes Leuchten schien die Waffe wie ein wabernder Schleier zu umgeben.

?Duuu... Du hast das getan!? Die Stimme des Aerisos-Priesters klang heiser und hohl. Man h?rte ihm weder die Verzweiflung, noch die Trauer oder den Schmerz an, als Esekhiel sich nach endlos scheinenden Augenblicken vom Anblick seines gefallenen Vetters losriss, und - seinen Wanderstab fest mit den H?nden umschlie?end - dem Fremden entgegentrat.
?Du... Wer bist du? Warum hast du das getan?? Doch die schwarze Gestalt antwortete nicht. Stattdessen legte sie den Kopf seltsam schief und starrte den Aerisos-Priester aus unter der Kapuze wohlverborgenen Augen an.
?Antworte mir!,? donnerte Esekhiel, und erst jetzt fiel Mara auf, dass aus seinem Gesicht etwas in den Schnee tropfte, der die Fl?ssigkeit bereitwillig aufsog. Der Aerisos-Priester weinte...


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?Antworte...antworte...mir...? Nun war es auch seiner Stimme anzuh?ren, als die letzten Reste seiner Selbstbeherrschung allm?hlich schwanden. So weit er sich zur?ckerinnern konnte war er stets mit Gabriel zusammengewesen; hatte den Jungen wie seinen eigenen Sohn aufgezogen, seinen Weg verfolgt und ?ber ihn gewacht. Und nun war der Mensch, der ihm von allen Lebenden der Liebste war, tot oder im Sterben begriffen.

Nach einer Zeitspanne die sich zur Ewigkeit dehnte, schnellte der Kopf des Fremden wieder in die Ausgangsposition zur?ck, schneller als es bei jedem Lebwesen mit intakter Wirbels?ule der Fall h?tte sein k?nnen. Er hat etwas von einem Vogel an sich, dachte Mara. Noch immer ohne ein Wort zu sagen setzte der Fremde sich in Bewegung, langsam aber unaufh?rlich einen Fu? vor den anderen setzend. Doch er ging nicht auf Esekhiel zu. Sein Blick war nun starr auf die junge Frau gerichtet.

* * *

Malakai ritt in gem?chlichem Tempo dahin, viel langsamer als trotz des hohen Schnees notwendig gewesen w?re. Seine Gedanken kreisten um die Lehren Meister Malachias?, um die heilige Mission des Adorian, um... ja, auch um Mara, und um die Ereignisse in Pucks Reich. Um das Gef?hl das er dort erlebt hatte; an die Erinnerungen die dort in ihm aufgestiegen waren. Und immer wieder sah er vor seinem geistigen Auge das schmerzverzerrte Gesicht des rotblonden M?dchens ? nein, der rotblonden jungen Frau - aus dem allm?hlich Blut und Lebenskraft zugleich entflohen, bis ihr Blick gebrochen war und sie tot zu Boden sank. Und er sah das dunkle Gesicht ihres M?rders, unter der schwarzen Kapuze, wie es ihn blutgierig verh?hnte.
Brutal stoppte der Kronossritter seinen Rappen. Sein Blick wanderte von der Stra?e die vor ihm lag zur?ck zu dem Teil des Waldes, aus dem er gerade gekommen war. ?Wenn du vor einer Entscheidung stehst, dann triff sie schnell. Es spielt keine Rolle ob es die falsche oder die richtige ist. Solange du die Entscheidung triffst, wirst du immer die Kontrolle haben?, h?rte er Bernards wohlvertraute Stimme. Entschlossen grimmig nickend wendete der Kronossritter sein Reittier. Schnee wurde in gro?en Haufen zur Seite geworfen, als Malakai und sein Pferd durch den morgendlichen Wald fegten. Der Adorian hatte seine Entscheidung getroffen.

* * *

Den Stab mit beiden H?nden fest umklammernd vertrat Esekhiel dem Fremden den Weg.
?Bei den G?ttern, ich befehle dir zu stehenzubleiben! Im Namen von Aerisos dem G?tterf?rsten, und dem ehrenhaften Shanka-Pan! Du kannst nicht passieren!?
?Alter Mann...,? die Stimme des Fremden war jugendlich, frisch, und wundersch?n anzuh?ren. Es war die Stimme eines Poeten, der ein Gedicht vortr?gt, oder eines jungen Tempeldieners der eine begeisterte Rede h?lt. ?Alter Mann, es sind Hunderte von Jahren verstrichen; K?nige und Helden der Menschen geboren und zu madenzerfressenem Fleisch verfallen; es sind ungez?hlte Sommer und Winter ?ber euer winziges Land hinweggezogen, seit zum letzten Mal ein Sterblicher seine Waffe gegen einen von meiner Art erhob. Doch ich bin nicht wegen dir gekommen, du interessierst uns nicht. Aus meinem Weg, Marionette!?

?Du interessierst uns nicht?, hallte es in Maras Kopf wieder. Wenn Gabriel tot am Boden lag, und Esekhiel nicht derjenige war, wegen dem Fremde gekommen war, dann hie? das...

Esekhiel jedoch machte keinerlei Anzeichen dem Fremden den Weg freizugeben. ?Ich kenne dich jetzt,? sagte er, ?du bist ein Tardukai, ein Sohn Kronoss?bist du! Eines der von den G?ttern verfluchten zw?lf ?bel! Ich werde dich nicht dein Ziel erreichen lassen!,? f?gte der Aerisos Priester hinzu, seinen runen?berzogenen Stab wie einen Schild zwischen sich und den Fremden haltend. ?Du kannst nicht passieren!,? wiederholte er abermals.

?ngstlich dr?ckte Mara sich an den Stamm eines m?chtigen Nadelbaumes.
Der Fremde lachte. Wiederum den Kopf schieflegend und sein Gegen?ber betrachtend, verk?ndete er h?misch:
?Das ist der Grund, warum wir euch nicht schon l?ngst alle ausgerottet haben: Ihr winzigen Sterblichen am?siert uns immer wieder, und immer wieder fallen euch neue Geschichten ?ber die furchtbaren Zw?lf ein nicht wahr? Aber das allein rechtfertigt noch lange nicht deine Impertinenz, alter Mann... ich bin ein Gott, und du stellst dich nicht ungestraft in meinen Weg.? Mit diesen Worten trat der Fremde nach vorn, mit dem Schwert ausholend. Mit archaischer Wucht lie? er die Klinge niedersausen, und Esekhiels Stab zerbrach in seinen H?nden wie ein Streichholz das von einem Henkersbeil durchtrennt wurde. An das was dann geschah konnte Mara sich nur undeutlich erinnern, doch sie glaubte zu sehen wie Esekhiels Blick gen Himmel wanderte, und seine Lippen formten einige unh?rbare Worte. Dann fuhr auch schon das Schwert des Tardukai abermals auf ihn herab, und vom Rumpf losgel?st fiel der Kopf des Aerisos-Priesters in den Schnee. Mara schrie vor Entsetzen, w?hrend der Leichnam wie ein nasser Sack in die Knie brach und zu Boden sank. Das Blut des Aerisos-Priesters vermischte sich mit dem des Pfeils des Lichts.

Gel?hmt vor Grauen sah sie mit an, wie der Fremde mit dem Zeigefinger der Rechten ?ber seine blutverschmierte Klinge fuhr und den Finger dann unter der Kapuze verschwinden lie?. Zu Maras Entsetzen erklang ein schmatzender Laut.
Mit weit ausgreifenden Schritten kam der Tardukai auf sie zu, das Schwert drohend auf ihre Kehle gerichtet.

?Ich werde dich jetzt t?ten,? k?ndigte er mit jener zugleich wundersch?nen und doch grausam kalten Stimme an, ?und mit dir stirbt die Prophezeihung des Eintausendsten Toten. Du darfst dich geehrt f?hlen, unsere Aufmerksamkeit auf dich gezogen zu haben, auch wenn es nur f?r kurze Zeit war.?
Und mit diesen Worten trat er noch n?her zu ihr.

Er wird dich nicht t?ten, raunte eine Stimme hinter ihrer Stirn. Er kann dich nicht t?ten.
Warum sollte er das nicht k?nnen?
Weil Malakai kommt und dich rettet.
Malakai schert sich einen Dreck um dich... er ist ein Monstrum ohne Gef?hle... warum gibst du deine wertlose Existenz nicht einfach auf und f?gst dich in das Unab?nderliche?
Weil...
Warum?
Weil...
Warum?!
Weil Malakai es geschworen hat!

Das Schwert des Tardukai durchschnitt die Luft und raste auf Mara zu. Sie sah es kommen. Sie wollte die Augen schlie?en, doch sie schaffte es nicht. Bruchteile von Sekunden dehnten sich zu Stunden. Millimeter um Millimeter kam ihr Tod ein St?ck n?her. Sie konnte ihn sehen; konnte die absto?enden, blasphemischen Zeichen auf dem Schwert erkennen; konnte seinen Luftzug f?hlen. Dann spr?hten urpl?tzlich Funken auf, und Dunkelheit stemmte sich zwischen Mara und den Angreifer. Ohne ihn sehen zu m?ssen wusste das M?dchen was geschehen war: Malakai war gekommen. Der Kampf hatte begonnen.


ENDE von Episode 6


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7 ? Apotheosis


Das Schwert des Tardukai durchschnitt die Luft und raste auf Mara zu. Sie sah es kommen. Sie wollte die Augen schlie?en, doch sie schaffte es nicht. Bruchteile von Sekunden dehnten sich zu Stunden. Millimeter um Millimeter kam der Tod ihr ein St?ck n?her. Sie konnte ihn sehen; konnte die absto?enden, blasphemischen Zeichen auf dem r?tlich gl?henden Schwert erkennen; konnte seinen Luftzug f?hlen. Dann spr?hten urpl?tzlich Funken auf, und Dunkelheit stemmte sich zwischen Mara und den Angreifer. Ohne ihn sehen zu m?ssen wusste das M?dchen was geschehen war: Malakai war gekommen. Der Kampf hatte begonnen.

* * *

F?r einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Angreifer und Verteidiger standen sich reglos gegen?ber; die Gesichter vom gespenstischen Schein des roten Schwertes in unheimliches Licht getaucht. Hatte ihr Herz eben noch wie wild gerast, so schien es nun einige Schl?ge auszusetzen, als Mara auf den wei?en Haarschopf ihres Retters starrte.
Malakai hielt sein Schwert in eisernem Griff, verbissene Entschlossenheit wie mit einem Mei?el auf seine Z?ge gehauen. Sein Gegen?ber schien jedoch nicht im Mindesten ?berrascht. Mit einem raschen Schritt trat der Fremde zur?ck, beh?nde ?ber Gabriels leblos am Boden liegenden K?rper hinweg. Ohne die Klinge zu senken legte er den Kopf schief und betrachtete Malakai von oben bis unten. Gespenstische Stille kehrte ein im Wald, und kein Tier wagte es auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben. Ja, es schien als halte die Welt f?rmlich den Atem an, um den Ereignissen beizuwohnen die das Schicksal Sleipgards entscheiden konnten.

Sekunden dehnten sich zu Minuten, als der letzte Ritter des Kronoss und der Tardukai sich gegen?berstanden. Schlie?lich war es der Angreifer, der als erster das Wort ergriff.
?S?tyros,? sagte er mit seiner tr?gerisch sanften, sich in die Gedanken einschleichenden Stimme, ?du wurdest gewarnt... warum stellst du dich noch immer gegen uns? Du bist unser Bruder... du bist einer von uns... vergiss diese l?cherlichen Kreaturen, vergiss den Sch?pfer! Wenn wir vereint w?ren, wenn die S?hne des Kronoss zusammen w?ren, k?nnten wir selbst die Grundfesten der himmlischen Alabastra ersch?ttern!?

Ein abf?lliges L?cheln trat auf Malakais Z?ge.
?Ich bin nicht der Sohn Beowulfs... oder der Sohn des Dunklen Gottes... ich bin Malakai! Ich bin der Adorian, und ihr wisst was das bedeutet. Ich wurde geboren um Rache zu nehmen, und das werde ich auch tun.?

?Rache ist gut... Rache ist sehr gut!? Ein reptilienartiges, lauerndes Grinsen zeichnete sich auf dem ebenm??ig h?bschen Gesicht des Mannes ab. ?Der Wunsch nach Vergeltung macht dich stark, nicht wahr? Dieses Brennen... du f?hlst es, denn du bist einer von uns. Dein Hass ist es, der dich vorantreibt!?
Malakai erwiderte nichts.
?Je mehr dich der Wunsch nach Rache verzehrt, desto mehr wirst du uns wieder ?hnlich, S?tyros!? Und bei diesen Worten richteten sich die wundersch?nen, aber eiskalten Augen des Tardukais auf Mara, und obwohl das M?dchen dem Gespr?ch der beiden M?nner kaum wirklich folgen konnte, so erkannte sie doch erschrocken die Mordlust, die aus diesem Blick sprach... das eisige Versprechen eines gewaltsamen, langsamen Todes...

Auch Malakai war der Blick seines Gegen?bers nicht entgangen.
?Sie geh?rt mir,? verk?ndete er, mit einer Sch?rfe in der Stimme die selbst den Tardukai f?r einen Moment ?berrascht zusammenzucken lie?, ?und du wirst sie nicht anr?hren.?
?Hat die Verbindung mit einem Menschen dich so schwach gemacht, dass du dich schon um diese j?mmerlichen Kreaturen sorgst,? verlangte der Tardukai mit lauernder Stimme zu wissen, ?oder ist dein Hass auf uns so gro? dass du hier und heute den Tod zu finden w?nschst??

Malakai erwiderte nichts mehr. Stattdessen stellte er sich breitbeinig vor Mara, sein leicht gebogenes schwarzes Schwert dem Tardukai entgegengereckt wie die Lanze eines Ritters.
?Sie geh?rt mir,? wiederholte er schlie?lich und schloss die Augen. W?hrend die Welt um ihn herum langsamer zu werden schien, und er pl?tzlich jedes zitternde Blatt im Wind, jeden Fl?gelschlag eines noch Meilen entfernten Vogels vernehmen konnte, rief er sich die Worte Meister Taka?ans ins Ged?chtnis. Die raue, akzentbehaftete Stimme des Bakkanaii-Schwertherrn geleitete ihn zum Hado ku na dam; in die Sph?re des wachen Geistes.

Der Tardukai lie? ein unwilliges Schnalzen ert?nen. Dann, so schnell dass Maras unge?btes Auge ihm kaum folgen konnte, setzte der Angreifer mit einem gewaltigen Satz ?ber den Pfeil des Lichts hinweg, stie? einen seltsam anmutenden Schrei aus und lie? das r?tliche Schwert auf Malakai herabfahren. Der Kronossritter hatte noch immer die Augen geschlossen, dennoch sauste seine Klinge mit unmenschlicher Geschwindigkeit in die H?he, und unter urt?mlichem Gekreische traf funkenspr?hend Stahl auf Stahl.
Die Wucht des Zusammenpralls war so gro?, dass Malakai r?ckw?rts taumelte, strauchelte und fiel, sich nach einer geschickten Rolle jedoch sofort wieder auf den Beinen befand und das Schwert wie eine Schlange nach dem K?rper des Feindes z?ngeln lie?.

Schneller als jeder Mensch war auch der Tardukai wieder bei seinem Gegner, mit seinem Schwert rotgl?hende Feuerbahnen in die Morgenluft des Waldes zeichnend.
Zuerst schien es so, als k?nne der Kronossritter mit seinem Feind mithalten, wobei selbst Mara - die weder im Kampf im Allgemeinen noch der Kunst, ein Schwert zu f?hren, im Besonderen geschult war ? auffiel, dass ein normaler Mensch wahrscheinlich nicht einmal den ersten Angriff des Tardukais mit dem h?bschen Gesicht ?berlebt h?tte. Die Kraft und die Geschmeidigkeit hinter den Bewegungen des Ungeheuers waren nicht von dieser Welt; und je l?nger der Kampf dauerte, desto mehr schienen Malakais nachlassende Kr?fte dem Rechnung zu tragen.

Der Kronossritter erkannte schon bald, dass er an Kraft und Schnelligkeit seinem Gegner unterlegen war. Wenn man nicht gewinnen kann, sollte man sich auch nicht auf einen Kampf einlassen, mahnte ihn eine Stimme im Ost-Dialekt in seinem Geist, und f?r einen Moment glaubte Malakai fast, den grausamen Schmerz des Weidenholzstocks zu sp?ren, der auf seinen Handr?cken klatschte.
Unter einem horizontal gef?hrten Hieb des Tardukais wegtauchend f?hrte Malakai einen schnellen, ungezielten Stich gegen den Rumpf seines Gegners, doch dieser war den Bruchteil einer Sekunde schneller. Mit dem Brennen von Tausend qu?lenden Sonnen explodierte ein grausamer Schmerz in Malakais rechter Schulter. Das Schwert des Tardukai fra? sich unbarmherzig durch Ketten, Haut, Fleisch und sogar Knochen. Mit einem kaum unterdr?ckten schmerzvollen Keuchen verlor Malakai das Gleichgewicht und st?rzte, unter Maras schrillem Schreckensruf, auf den R?cken, wo er blutend liegen blieb.

Unendlich scheinende Sekunden k?mpfte der Kronossritter gegen die verlockende Schw?rze, die ihm anbot ihn von seinen Schmerzen und der grausamen Realit?t zu Erl?sen, aber verbissen k?mpfte Malakai gegen die sich ank?ndigende Bewusstlosigkeit an, und klammerte sich an sein Schwert wie an einen Anker.
W?hrend aus Malakais Wunde weiterhin Blut schoss, und die wei?en Haare an dieser Seite seines K?rpers allm?hlich mit einer schrecklich anzusehenden r?tlichen Farbe bedeckt wurden, trat der Tardukai mit einem schwer zu definierenden Gesichtsausdruck zu dem besiegten Gegner und blickte auf ihn herab.
Auf seinen Z?gen zeichneten sich weder Triumph noch Ersch?pfung ab, allenfalls das Interesse eines Abrichters, der auf einen besonders unwilligen jungen Hund herabblickte, nachdem er ihn mit der Rute seine Lektion gelehrt hatte.

?Wie f?hlt er sich an, dieser Schmerz?,? fragte der Tardukai mit lauernder Stimme, ?das ist der Preis, den du f?r deinen Verrat an deinen Br?dern zu bezahlen hast. Zweimal reichten wir dir nun schon die Hand zur Vers?hnung, doch du schlugst sie immer aus; klammerst dich an alte Prophezeiungen und die Worte der Narren, die dich aufgezogenen haben. Ein letztes Mal frage ich dich: Bist du bereit zu deinen Br?dern zur?ckzukehren, bereit wieder eins zu werden mit uns, auf dass die S?hne des Kronoss auch die anderen Reiche mit Feuer bedecken k?nnen??

Malakais Atem ging schwer, sein Herz raste so schnell als gelte es den Galopp eines Pferdes zu ?bertreffen. Mit der linken Hand auf die verwundete rechte Schulter gelegt, das Schwert mit der entkr?fteten Rechten immer noch auf den Tardukai gerichtet, sah der Kronossritter zu dem Mann in der schwarzen Robe empor, der noch immer auf eine Antwort lauerte. So leise, dass die einige Meter angstvoll an einen Baum gepresste Mara nicht verstand was er sprach, stemmte Malakai sich trotz der grausamen Schmerzen in seiner Schulter ein wenig auf, und sagte:
?Ihr habt mich geschaffen, durch euren Verrat und euren Frevel habt ihr zusammengef?gt, was niemals f?reinander geschaffen war. Aber damit habt ihr euer eigenes Schicksal besiegelt, denn keine Macht in Alabastra oder in der H?lle wird mich davon abhalten, Rache an euch zu nehmen f?r alles was ihr getan habt. T?te mich wenn du kannst!?

F?r einen Moment ver?nderte sich das Gesicht des Tardukai, anstatt der ebenm??ig sch?nen Z?ge verwandelte es sich f?r einen kurzen Moment in eine unf?rmige, grauenerregende Grimasse des Hasses und der Mordlust; ein faltig ausgetrocknetes Maul entbl??te unf?rmige Fangz?hne; lauernde goldfarbene Augen stierten den Kronossritter aus tiefen H?hlen an und versprachen ihm einen grausamen Tod. Doch der Augenblick verging so schnell wie er gekommen war, und Malakai blickte wieder mit einer Mischung aus Trotz und Entschlossenheit in ein h?bsches, allenfalls etwas zu blasses Gesicht.

Den Kopf ruckartig schieflegend starrte der Tardukai auf den blutenden Gegner herab und musterte ihn von Kopf bis Fu?.
?Du bist noch nicht bereit,? zischte er dann, ?aber das wird sich ?ndern, S?tyros.?
Mit diesen Worten wandte er sich um und wandte dem Kronossritter den R?cken zu. Seine Augen suchten und fanden das zitternde rotblonde M?dchen. ?Ja, das wird sich ?ndern...?

Mit der bedrohlichen Langsamkeit eines J?gers, der wei? dass ihm seine Beute nicht mehr entkommen kann, schritt er auf Mara zu.
Von einer Welle der Angst ?berrollt blickte sie hilfesuchend zu Malakai, doch was sie sah machte ihr schlagartig klar dass er sie nicht retten konnte. Diesmal nicht. Der Kronossritter hatte sich auf den Bauch gedreht und versuchte, gegen das Schwindelgef?hl und den noch immer nicht besiegten schwarzen Schleier vor seinen Augen, sich auf sein Schwert gest?tzt in die H?he zu stemmen. Doch so wie er aussah hatte er kaum die Kraft um auf eigenen Beinen zu stehen, geschweige denn eine Klinge zu f?hren.

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Jagon
Tr?ger




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Ihr Blick irrte zur?ck zu dem Tardukai und seinem Schwert, dessen r?tliches Leuchten durch den Geschmack von Blut noch verst?rkt worden zu sein schien.
War es das? W?rde sie jetzt sterben? Ja, sie hatte sich unz?hlige Male den Tod ersehnt, als die M?nner der Taverne und die zuf?llig vorbeikommenden Fremden sich an ihr vergangen hatten; wenn sie geschlagen und misshandelt in der Ecke gekauert und solange geweint hatte, bis ihr die Tr?nen ausgegangen waren. Doch in den vergangenen Tagen hatte sich das ge?ndert; sie hatte sich ge?ndert. Sie hatte ihre Freiheit zur?ckerlangt, sie hatte Freunde gefunden, sie hatte... Gef?hle entdeckt, die ihr bislang fremd waren, und sie wollte einfach nicht sterben. Nicht so. Nicht jetzt. Nicht wo ihr Leben zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit wieder etwas war, das sie ertragen konnte und ertragen wollte.

Noch w?hrend ihr all das durch den Kopf schoss, war der Tardukai ?ber Gabriels Leichnahm hinweggestiegen und ragte nun bedrohlich vor ihr auf.
?R?hr sie nicht an!? br?llte Malakai, und jedes seiner Worte wurde von einem Schwall Blut aus seinem Mund begleitet. Doch der Mann in der schwarzen Robe sah nur kurz zu dem Kronossritter zur?ck, wie um sich zu vergewissern dass Malakai auch jede Einzelheit von dem mitbekam, was er im Begriff war zu tun. Warum l?ufst du nicht weg?, fragte sie sich selbst, aber der Anblick des Tardukai machte ihr deutlich dass dies ein Feind war, vor dem man nicht davonlaufen konnte. Hilflos dr?ngte sie sich schutzsuchend mit dem R?cken noch st?rker gegen den Baum, als hoffte sie der alte Riese w?rde seine Zweige ausstrecken und sie sch?tzend in den Arm nehmen. Doch nat?rlich geschah das nicht.

Als der Mann vor ihr ruckartig sein Schwert erhob, wanderte Maras Hand ein letztes Mal zu dem silbernen Medaillon um ihren Hals. Mit den Fingern jeder Ritze und jede Spalte der Gravur nachzeichnend, schloss die junge Frau die Augen und bereitete sich auf den t?dlichen Schlag vor. Vielleicht, so dachte sie, hatte Shanka-Pan Mitleid mit ihr, und w?rde ihr den Eintritt in die Feste Alabastra gew?hren, trotz all ihrer S?nden. Sie glaubte es nicht wirklich, aber der Gedanke gab ihr Hoffnung ? Hoffnung, ihren Vater wiederzusehen, Hoffnung Gabriel und Esekhiel wiederzusehen ? Hoffnung den jungen Mann mit dem schneewei?en Haar irgendwann wiederzusehen.
?Malakai...? fl?stere sie leiste, und eine einzelne Tr?ne tropfte zu Boden und st?rzte sich in den Schnee. Dann fuhr das Schwert des Tardukai herab, und Mara h?rte noch wie Malakai irgendetwas schrie. Doch seine Worte wurden von einer anderen Stimme ?bert?nt; einer Stimme die sich einer Sprache bediente die das M?dchen nicht kannte. ?berhaupt kannten nur wenige diese Sprache, denn es war Muatha, die Silben der Geweihten.

Ai widere ina taki Damados ? In Langua d?ai Hid?ai-montes!

Fast schon gegen ihren Willen riss Mara die Augen auf, sie sah das rote Leuchten das auf sie zukam und erst im allerletzten Augenblick an ihr vorbeizischte. Brennender Schmerz keimte pl?tzlich in ihrer linken Wange auf, aber sie nahm es zun?chst gar nicht wahr. Ihr Blick war auf das blutverschmierte, aber von eisiger Entschlossenheit gezeichnete Gesicht des am Boden liegenden Pfeil des Lichts gebannt, dessen Rechte sich in die Robe des Tardukai gekrallt hatte, wie ein Falke der eine Maus in seinen unbarmherzigen Klauen hielt.

Noch bevor der Tardukai auf diese neuerliche Rettung Maras in letzter Sekunde reagieren konnte, wiederholte Gabriel seine Worte, und obgleich quer ?ber sein Gesicht eine h?ssliche Schwertwunde verlief, legte doch er soviel Bestimmtheit in seine Stimme, dass selbst der D?mon in Menschengestalt einen Moment lang innehielt.

Ai widere ina taki Damados ? In Langua d?ai Hid?ai-montes!
Du wirst ihr nichts antun - Im Namen derer die hoch ?ber allem stehen!

Beim Klang der Worte zuckte der Tardukai unwillig zusammen und fletschte die Z?hne, wich jedoch nicht etwa zur?ck, sondern wandte sich von Mara ab und dem Pfeil des Lichts zu. Unentschlossen blickte der h?bsche Mann auf den Verletzten hinab, sah von ihm zu Malakai - der sich mittlerweile auf die Beine gestemmt hatte, wenngleich er heftig schwankte ? und drehte dann, weiter als bei irgendeinem Wesen mit R?ckgrat m?glich, den Kopf wieder zu Mara.
Mit einem Tritt wie nach einem Kieselstein trat der Tardukai nach Gabriel; und als w?re der Pfeil des Lichts ebensolch ein kleiner Stein, wurde er einige Schritt weit davongeschleudert und durchpfl?gte den Schnee, bis er von einem Baum krachend gestoppt und unter dem von den ?sten herabfallenden Wei? begraben wurde .

?Ein drittes Mal wird mein Schwert dich nicht verfehlen, Kind? verk?ndete der Tardukai emotionslos, und wie um seine Worte zu unterstreichen hielt er Mara die rote Klinge so vor die Augen, dass sie sie ganz genau betrachten konnte.

Etwas Warmes rann ihre Wange hinab und sammelte sich an ihrem Mundwinkel. Ohne sich dessen ?berhaupt bewusst zu sein fuhr sie unwillk?rlich mit der Zungenspitze ?ber die Stelle. Es schmeckte nach Metall.

Zum dritten Mal erhob der Tardukai sein Schwert, um Maras Leben ein Ende zu setzen. Und zum dritten Mal sollte es nicht dazu kommen: Mit einem entfesselten Schrei st?rmte der letzte Ritter des Kronoss heran, sein Schwert in der Linken, die Rechte nutzlos geworden an den K?rper gepresst.
Unbeeindruckt erwartete der Mann in der Robe den Ansturm des Kronossritters, und als Malakai schlie?lich nahe genug heran war vollf?hrte der Tarduaki einen schnellen geraden Sto? mit dem Schwert ? und seine Klinge durchschlug das Kettenhemd des Kronossritters zweimal ? an der Brustseite und auf dem R?cken...

Mit Malakai auf das Schwert des Tardukai gespie?t wie ein Spanferkel ?ber dem prasselnden Feuer schien die Zeit f?r einen Moment stillzustehen. Maras langgezogener Entsetzensschrei war das letzte was sich ihrer Kehle entrang, bevor eine gn?dige Ohnmacht sie umfing und die Welt um sie herum vor ihren schockierten Augen verh?llte. Kraftlos sank sie in sich zusammen.

Malakai indessen blickte auf die Klinge hinab die ihn durchbohrt hatte. Warmes Blut schoss aus seiner Brust. Achtlos lie? der Kronossritter sein Schwert fallen, es versank im knietiefen Schnee. W?hrend der Tardukai den Kopf schief legte, fletschte Malakai die Z?hne. Unvermittelt trat ein feuriger Glanz in seine Augen, als er mit beiden H?nden ? auch der verletzten Rechten ? die Klinge des r?tlichen Schwertes umfasste und sich daran festhielt. Immer fester wurde Malakais Griff um die Schneide, bis schlie?lich auch zwischen seinen Fingern der warme Lebenssaft hervorquoll. Dennoch achtete der Kronossritter gar nicht auf die Wellen des Schmerzes die ihn mit Feuer ?bergossen; unbarmherzig gegen sich selbst griff Malakai weiter nach vorne, und zog sich selbst - durch dessen Schwert hindurch ? immer weiter auf den ?berraschten Tardukai zu. Zoll um Zoll kam der Kronossritter n?her an den Gegner heran, das Blut dass in Str?men seinen K?rper verlie? ignorierend. Und mit jeder Sekunde in der der Schmerz gr??er wurde, wuchs auch das feurige Brennen in Malakais Augen; und als er schlie?lich so nahe heran war, dass seine Brust das Heft des roten Schwertes ber?hrte, trafen sich die Blicke des Kronossritters und des Tardukai. Und zum ersten Mal seit seinem Auftauchen ? vielleicht sogar zum ersten Mal seit die Welt Bestand hatte ? zeichnete sich Furcht im Gesicht des Gro?en ?bels ab.

?Du wolltest wissen wie Schmerz sich anf?hlt,? knurrte Malakai m?hsam, ?ich werde es dich lehren...? Mit diesen Worten n?herten sich Malakais H?nde ganz langsam dem Hals des Tardukai, doch bevor sie ihn erreichten machte der Mann einen Satz zur?ck, das Schwert noch immer fest in H?nden. Ohne die Klinge in seiner Brust sank Malakai auf ein Knie, w?hrend immer noch mehr Blut seinem K?rper entrann und in den Schnee sickerte.
Die Schw?che des Kronossritters ausnutzend war der Tardukai sofort wieder heran und wollte sein Schwert auf den Knienden herabsausen lassen, doch dazu sollte es nicht kommen.

Noch immer auf ein Knie gest?tzt erreichte das Brennen in Malakais Augen schlie?lich die Intensit?t eines alles verzehrenden Feuers; mit einem Br?llen ballte er die H?nde zu F?usten und richtete sich ruckartig auf. Wie aus dem Nichts wuchsen pl?tzlich tiefschwarze Fl?gel aus seinem R?cken und sprengten die k?mmerlichen Reste seiner Kettenr?stung. Wie ein schwarzer Gott der Rache schlug Malakai das Schwert des Angreifers einfach mit blo?en H?nden beiseite und st?rzte sich r?cksichtslos auf den Feind.

Unter dem Ansturm des Kronossritters taumelte selbst der Tardukai, und schlie?lich gingen sie gemeinsam zu Boden. Doch sofort war Malakai wieder ?ber dem Mann, und schlug mit blo?en H?nden auf seinen Kopf ein. In jedem der Schl?ge lag die Kraft von zehn M?nnern, und gnadenlos hieb Malakai immer und immer wieder auf den Unterlegenen ein. Schon nach wenigen Treffern verwandelte sich das zun?chst w?tende Geschrei des Tardukai in ein klagvolles Wimmern, das bald darauf von kreischenden Lauten abgel?st wurde die keine menschliche Kehle je hervorbringen k?nnte.

Schlie?lich hielt Malakai inne, um mit beiden H?nden die Kehle seines Gegners zu umschlie?en. Ohne Mitleid begann er zuzudr?cken, mit aller Kraft die ihm zur Verf?gung stand, w?hrend er mit dem blo?en Gewicht seines K?rpers und einigen Schl?gen seiner Fl?gel den Tardukai am Boden hielt. Doch der Mann in der Robe war noch lange nicht tot.
?Du hast sie.... gerettet, f?r?s... Erste... aber eines Tages... wird diese Frau... dich t?ten, S?tyros,? presste er hervor, ?indem du sie rettest, besiegelst du dein eigenes Schicksal...?; dann lag pl?tzlich das Ger?usch rauschender Schwingen in der Luft, und von einem Moment zum anderen war an der Stelle, an der der Tardukai gelegen hatte, alles voller pechschwarzer Federn. Zwischen Malakais nun in den Schnee eingesunkenen Beinen h?pfte ein Rabe herum, gab noch ein drohendes Kreischen von sich, und erhob sich dann in die Luft.

Der Kronossritter lie? ihn entkommen, denn er hatte sein Ziel erreicht. Mara war nichts geschehen, und er hatte den ersten Schritt auf dem langen Weg zur Rache getan.

Noch immer aus seinen zahlreichen Wunden blutend kippte Malakai zufrieden vorn?ber in den eisigen Schnee und verlor das Bewusstsein.

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* * *

Gabriel hatte versagt, und die erdr?ckende Gewissheit dieser Tatsache raubte ihm fast den Verstand.
Der Fremde hatte ihn nicht von hinten angefallen, und er hatte sich auch keine M?he gegeben seine Ankunft zu verbergen. Im Gegenteil, dieses... g?tterverfluchte Monstrum war geradewegs auf ihn zugekommen, hatte den ?berraschten Pfeil des Lichts achtlos zur Seite gesto?en, wie ein Kind ein langweilig gewordenes Spielzeug fortwirft, und war weiter auf sein Ziel zugeschritten...

Rote und schwarze Nebel wallten vor Gabriels linkem Auge (das andere versagte ihm den Dienst) hin und her, als er versuchte sich zu erinnern was danach geschehen war. Ein Kampf? Nein... nein, den kurzen Schlagabtausch konnte man kaum als Kampf bezeichnen... die gesegnete Klinge des Pfeil des Lichts, das unheimliche Schwert des Fremden, von dem eine grauenhafte Aura ausging... ein Hieb ? oder waren es zwei gewesen? ? und dann die r?tliche Klinge, f?r die Bruchteile eines Herzschlages ganz nahe an seinem Gesicht, und dann ? Stille.

Und danach? Nach der Schw?rze? Mit einem Kopf, der sich anf?hlte als h?tte jemand mit einem Stock darin herumger?hrt, versuchte Gabriel einerseits sich an die vergangenen Minuten ? Stunden? ? zu erinnern, und k?mpfte andererseits gegen die erneut herannahende Umarmung einer verlockenden Bewusstlosigkeit.

Das M?dchen! Das stimmte, er hatte versucht sie zu besch?tzen...wer hatte es ihm aufgetragen? Esekhiel? Pr?lat Cernol? Nein... irgendjemand... er hatte es irgendjemandem versprochen... aber er hatte versagt...
F?r einen Moment erschien das Bild der jungen Frau vor seinen Augen; eine wundersch?ne Gestalt mit h?ftlangen, sorgsam gek?mmten Haaren, weichen Z?gen, warmen tiefbraunen Augen, und- halt... nein... nein, das war nicht die Frau die zu besch?tzen sein Auftrag gewesen w?re...
?Leandra...?, murmelte er im Delirium, bis die Frau vor seinen Augen sich allm?hlich ver?nderte; sie wurde ein wenig kleiner, ihr Haar wurde erst golden und nahm dann einen ganz leichten r?tlichen Glanz an, ihre Augen verwandelten sich in ein unergr?ndliches Gr?n... er kannte sie! Er wusste dass er sie eigentlich kennen musste, dass er ihren Namen irgendwo in dem brodelnden Chaos seiner Gedanken finden konnte, wenn er sich nur genug anstrengte. Doch so sehr er es auch versuchte, ihr Name wollte ihm einfach nicht einfallen.

An keinen dieser alptraumhaft wirren Gedanken sollte der Pfeil des Lichts sich sp?ter erinnern. An eines jedoch erinnerte er sich so klar, als h?tte man es ihm mit gl?henden Bildern in den Verstand gebrannt:
?Ai widere ina taki Damados ? In Langua d?ai Hid?ai-montes!? Es war sein Mund, der gesprochen hatte, aber es war nicht Gabriels Geist der die Worte geformt hatte. Dieser Satz in Muatha war so selbstverst?ndlich ?ber seine Lippen gekommen, wie seine Hand sich in die Robe des Tardukai gekrallt hatte. Jemand hatte ihm sanft die Kontrolle ?ber seinen K?rper genommen; aber nicht brutal, sondern mit fast schon z?rtlicher Behutsamkeit, wie eine Mutter die ihrem Kind ein ungeeignetes Spielzeug aus den H?nden nimmt. Gabriel hatte sich nicht gewehrt ? er hatte einfach nicht mehr die Kraft, noch gegen irgendetwas Widerstand zu leisten, und so war er nicht mehr als ein unbeteiligter Betrachter in seinem eigenen K?rper. Auch den Tritt des Tardukai sp?rte er gar nicht; mit einem fast schon wissenschaftlichen Interesse beobachtete Gabriel einfach nur die Dinge, die mit ihm geschahen.

Erst der Aufprall gegen den Baum trieb nicht nur die Luft aus seinen Lungen und zauberte Bunte Lichter zus?tzlich zu den roten und schwarzen Nebeln vor seinen Augen, sondern riss den Pfeil des Lichts auch in die Wirklichkeit zur?ck. Nach Luft schnappend riss Gabriel den Mund auf, schluckte etwas Schnee, w?rgte und rang erneut nach der kostbaren Luft. Ohne recht zu begreifen, was eigentlich vor sich ging, starrte er mit seinem linken gesunden Auge auf den Kampf zwischen Malakai (wo war der Prinz eigentlich hergekommen?) und dem Fremden. Dabei streifte Gabriels Blick auch den am Boden liegenden Leichnam seines Vetters, und sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Tr?nen des Zorns brachen sich die Bahn, und rannen hei? die unterk?hlte Wange des Pfeil des Lichts hinab. Nicht gut genug, dr?hnte es immer wieder hinter seiner Stirn, nicht stark genug um ihn zu besch?tzen, obwohl er dich schon so oft gerettet hat...
Als er den Schmerz nicht mehr ertragen konnte, und er abermals drohte in die tiefe Schw?rze abzust?rzen ? diesmal vielleicht f?r immer ? konzentrierte Gabriel sich ganz und gar auf den Kampf zwischen Malakai und seinem Gegner. Den Schmerz f?r eine Weile beiseite schiebend versuchte er den unglaublich schnellen Bewegungen der Kontrahenten zu folgen.

Als Malakai von der blasphemischen Klinge seines Gegners durchbohrt wurde, schrie alles in Gabriel danach, sich aufzustemmen, sein eigenes Schwert zu ergreifen und wenigstens im Kampf zu sterben, Seite an Seite mit dem Mann, der der Erl?ser von ganz Sleipgard h?tte werden sollen. Doch seine Glieder versagten ihm den Dienst, und der Pfeil des Lichts musste hilflos mitansehen was geschah.
Erst als Malakai schon fast das Heft des Schwertes erreicht hatte, begriff Gabriel dass der wei?haarige K?mpfer mit voller Absicht diese t?dliche Wunde hingenommen hatte; und als wie aus dem Nichts heraus pl?tzlich rabenschwarze Schwingen unter Malakais Kleidern hervorbrachen und seine Kettenr?stung von innen heraus sprengten, da r?hrte sich in Gabriel die Erinnerung an etwas (jemanden?) das er vor kurzem irgendwo gesehen hatte... schwarze Fl?gel... Puckens Wald... ein Wesen aus absoluter Schw?rze?

Doch die Ereignisse lie?en ihm gar keine Zeit diesen Gedanken weiterzuverfolgen; der Kronossritter hatte es mittlerweile geschafft seinen Gegner niederzuringen. Mit grimmiger Befriedigung sah Gabriel zu, wie der K?rper des Fremden unter Malakais wuchtigen Faustschl?gen erbebte und sich wand.

Gabriel blinzelte. Vermutlich war er einen Moment lang bewusstlos geworden, denn von einem Moment auf den anderen war der Unterlegene verschwunden, war einfach nicht mehr da. Der Pfeil des Lichts h?rte nur noch, wie Malakai dr?hnend in den Schnee fiel, vermutlich aufgrund seiner schweren Wunde im Begriff zu verbluten.

Eine eisige Stille legte sich ?ber die Szenerie, durchbrochen nur von den harten, sto?weisen Atemz?gen des Pfeil des Lichts. Gerade als Gabriel ? mit einer Mischung aus Trauer und Wut ?ber den Tod seines Vetters und des Prinzen, aber auch einem sehr seltsamen Gef?hl von... Erleichterung ? die Augen schlie?en wollte, trat pl?tzlich etwas Leuchtendes in sein Blickfeld.
Mit letzter Kraft hob der Pfeil des Lichts den Kopf. ?ber ihm stand Esekhiel, von seltsam durchscheinender Gestalt, und l?chelte auf seinen Vetter herab.

Der Aerisos-Priester hatte ein zur?ckhaltendes, aber bestimmtes L?cheln im Gesicht, als er sich zu seinem Vetter in die Hocke herablie? und ihm vorsichtig einen Kuss auf die blutverkrustete Stirn gab.
Gabriel wollte etwas sagen, wollte die Hand heben um ihn zu ber?hren, aber er hatte nicht die Kraft dazu. Offenbar wusste Esekhiel was sein Vetter vorhatte, denn mit einem L?cheln, das noch eine Spur trauriger war als zuvor, sch?ttelte er kurz aber bestimmt den Kopf. Dann erhob sich die Erscheinung, blickte zum Himmel empor, und in einem glei?enden Licht l?ste sie sich auf, wie eine handvoll Staub in den st?rmischen Nordwind geblasen.

Ein j?hes Gef?hl von Verlust erfasste den Pfeil des Lichts, aber irgendwo tief in seinem Herzen war er dankbar f?r diese letzte Verabschiedung von seinem Vetter. Denn in den Augen der Erscheinung hatte er gelesen, dass Gabriel und Esekhiel sich noch nicht zum letzten Mal begegnet waren, und der Pfeil des Lichts war es zufrieden.

Ob er die zweite Gestalt wirklich sah, sollte Gabriel noch f?r eine sehr lange Zeit nicht mit Bestimmtheit wissen. Kurz bevor er endg?ltig in die ?berm?chtig gewordene Ohnmacht versank, glaubte er noch ein Licht zu sehen; ein Licht dass von der Form an einen Menschen erinnerte, und das irgendetwas in ihm zum Klingen brachte. Er wusste nur nicht so recht was es war.

Mehr umnebelt als wach schien es dem rothaarigen jungen Mann, als w?rde sich die unbekannte Lichtgestalt ? die im ?brigen eine wohlige W?rme abgab, wie er bemerkte ? erst ?ber den auf dem Bauch liegenden Malakai beugen, und w?hrend sie mit der rechten Hand die klaffende Wunde auf seinem R?cken ber?hrte, die andere Hand nach Mara ausstrecken, die nicht weit von dem Kronossritter entfernt am Boden lag. Doch bevor er sich ?ber dieses seltsame Bild noch irgendwelche Gedanken machen konnte, verlangte Gabriels gemarterter Geist endg?ltig eine Pause, und der Pfeil des Lichts ergab sich in die dunkle Hand, die nach ihm griff.

* * *

Mara fand sich urpl?tzlich inmitten gewaltiger steinerner Hallen wieder, umgeben von haushohen S?ulen, die W?nde mit allerlei Wappen und Gobelins, Wandvorh?ngen und Stickereien verh?ngt. Sie hatte diesen Ort noch nie gesehen, dessen war sie sich sicher, und sie hatte auch keine Ahnung wie sie hierher gekommen war.
Ihr Blick schweifte durch den Raum, und ihr fiel auf dass sie sich in einer Art von Versammlungshalle zu befinden schien, inmitten von fremden Menschen... sie sah mehrere junge Frauen ? allem Anschein nach M?gde oder sonstige Bedienstete ? gesch?ftig hin- und hereilen, w?hrend zwei ?ltere Frauen zu beiden Seiten eines gewaltigen Bettes standen, auf welchem wiederum eine weitere Frau lag. Sie war sehr sch?n, das helle Haar zu zwei Z?pfen geflochten, obgleich ihr Gesicht eine Maske aus Schmerz und Anstrengung und Ersch?pfung war. Hinter dem Bett der Frau (war sie krank?) stand eine Gestalt, ein beeindruckender H?ne, den Mara im allerersten Moment f?r einen alten Mann hielt. Doch das stimmte nicht. Er hatte einfach nur wei?e Haare...

Die beiden alten Frauen hielten gemeinsam ein kleines schreiendes B?ndel in H?nden, das sie ganz vorsichtig in vorgew?rmte T?cher eingewickelt hatten, und nun dem Mann mit den wei?en Haaren und der Frau auf dem Bett reichten, die beide stolz auf das kleine Ding herabschauten.
Und da erst verstand das rotblonde M?dchen ihren Irrtum. Die Frau auf dem Bett war nicht krank. Sie hatte gerade entbunden. Und wenn der wei?haarige Mann K?nig Beowulf vom Thronberg war, der letzte K?nig von Sleipgard (und irgendwie wusste Mara, dass das sein Name war) dann war dieses Kind mit gro?er Wahrscheinlichkeit... Maras Augen weiteten sich ungl?ubig. Denn sie hatte gerade die Geburt Malakais mit eigenen Augen gesehen.


ENDE von Episode 7


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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8 ? Stimmen in der Dunkelheit


Es kam ihr so vor als w?rde sie tr?umen; mit dem einzigen Unterschied dass sie wusste dass es ein Traum war. Vor ihren Augen spielten sich die Geschehnisse ab, ohne dass Mara irgendwie h?tte eingreifen k?nnen; ja es war fast so als h?tte sie pl?tzlich gar keinen K?rper mehr, sondern schwebe nur im Raum, den Blick fest auf die Ereignisse gerichtet, die eine h?here Macht ihr vorf?hrte.

Es war ein prunkvolles Geb?ude; am Boden stritten Basalt und Alabaster um den h?chsten Glanz, in einem symmetrischen, dem Auge durchaus wohlgef?lligen Muster. An den weitl?ufigen W?nden der Halle standen neun Statuen, die ? von Meisterhand gehauen ? die Funktion von S?ulen ?bernahmen, und je einen der acht Schutzheiligen Sleipgards sowie Holberich den Nadler, den Begr?nder des K?nigshauses darstellten. Das Licht fiel durch mehrere riesige bunte Glasfenster herein, von denen viele die vier G?tter sowie zahlreiche Heilige darstellten, und deren Wert wohl kaum zu sch?tzen war.

Mara, selbst wenn sie trotz Staunen und Verwirrung darauf geachtet h?tte, h?tte nicht sagen k?nnen wie viel Zeit vergangen war, seit die Frau das Kind zur Welt gebracht hatte. Denn urpl?tzlich ?nderte sich die Szenerie: Wie von einem gewaltigen Sog erfasst wurde das M?dchen hinfort gerissen, bis die Welt von neuem vor ihren Augen zu entstehen schien.

?berall war Feuer; das uralte Schloss brannte an unz?hligen Stellen Lichterloh. Mara h?rte das unverwechselbare Lied von Stahl der auf seinesgleichen traf, und an ihre Ohren drangen die Todesschreie von M?nnern, Frauen und Kindern.
Der Raum, in dem sie sich befand, schien eine Art Thronsaal zu sein; zumindest gab es am Ende der von unz?hligen S?ulen ges?umten Halle einige Stufen, die zu zwei erh?ht stehenden Sesseln aus Holz hinauff?hrten. Vor dem einen Thron stand, ein gewaltiges Schwert in H?nden und mit entschlossenem Blick, K?nig Beowulf; w?hrend die Frau mit dem schwarzen Haar ?ngstlich hinter ihm auf einem der Sessel kauerte und ihr kleines Kind an sich dr?ckte als gelte es, sie mit ihrem Leben zu besch?tzen. Und wahrscheinlich war dem auch so... was hatte Esekhiel ?ber die Nacht der Katastrophe erz?hlt? Die Ritter des Kronoss hatten das Schloss des K?nigs niedergebrannt und die k?nigliche Familie erschlagen? Aber wenn Malakai wirklich der Sohn Beowulfs war ? und daran zweifelte Mara nicht mehr, nachdem sie die gro?e ?hnlichkeit zwischen den beiden M?nnern gesehen hatte ? bedeutete das etwa, dass Esekhiel sich geirrt hatte?

* * *

Beowulf, Sohn des Fredegar und Herrscher der Stadt Thorn, K?nig ?ber den Thronberg und das ganze Nordreich Sleipgard, versp?rte zum ersten Mal seit Jahren ein Gef?hl der Angst. Nicht um sich selbst nat?rlich ? er hatte schon so viele Schlachten und K?mpfe ?berstanden; hatte sich durch das Labyrinth von Harben gek?mpft, hatte den Kuss einer Norne ?berlebt; und war er es nicht auch gewesen, der den Thronr?uber Hieronymus II. vom vandrischen Thron gesto?en hatte? Nein, um sich selbst sorgte der K?nig sich wahrlich nicht, aber um die zwei Leben hinter ihm... einen Moment lang musste er gegen den Impuls k?mpfen sich umzudrehen, doch er wollte nicht dass Demona die Sorge in seinen Augen sehen konnte. Sie ist eine starke Frau; das wusste er. Sie hatte es in den endlosen G?ngen unter Harben und in der Gewalt der versto?enen Magier oft genug bewiesen. Doch der sleipgardische K?nig ? ob seiner wei?en Haare oft bewundernd ?Schneek?nig? genannt ? hatte das Versprechen nicht vergessen, dass er der Tochter des grausamsten Tyrannen in der Geschichte der vier Reiche gegeben hatte: ?Ich will nicht f?r dich sterben ? sondern den Mut aufbringen, f?r dich zu Leben?...

Der L?rm k?ndigte sie an, lange bevor die schweren eisenbeschlagenen Steineichentore sich ?ffneten und den Soldaten Einlass gew?hrten. Hinter sich das leise Greinen des Prinzen vernehmend packte Beowulf Hjalmir noch grimmiger. Mit demselben Schwert in der Hand, das sich pechschwarz verf?rbte, an jenem Tage, als dereinst Holberich der Nadler den Schneetroll von Ursus damit erschlug, war der Schneek?nig bereit den Eindringlingen entgegenzutreten.

Eine sanfte, aber ?berraschend starke Hand schlo? sich um den G?rtel seines Gewandes und hielt ihn zur?ck. Gegen seinen Willen wandte Beowulf den Kopf und sah in die traurigen, liebevollen Augen seiner Demona. Ihre vollen roten Lippen bewegten sich nicht, aber der Schneek?nig wusste trotzdem was sie dachte. Sie erinnerte ihn stumm an das Versprechen, dass er ihr vor so unendlich scheinender Zeit im Gef?ngnis der Versto?enen gegeben hatte.

W?hrenddessen str?mten immer noch mehr Soldaten in den Thronsaal, hinter sich die erschlagenen Wachen mit dem sleipgardischen Eisfalken auf der Brust zur?cklassend. Als die M?nner sicher waren, dass sich in der Halle niemand mehr au?er der k?niglichen Familie aufhielt, traten sie an die W?nde des Thronsaales zur?ck und bildeten eine Gasse. Mit einem bitteren Geschmack im Mund trat Beowulf breitbeinig vor seine K?nigin und seinen Sohn. Wenn sie das Blut seiner Familie wollten, dann bei Shanka-pan w?rden sie zuerst doch ein Meer ihres Eigenen waten m?ssen um ihn niederzuringen!

Doch zun?chst geschah einige Minuten lang gar nichts. Die Soldaten verharrten schweigend wo sie standen, die vorherrschende gespannte Ruhe immer wieder von Schmerzens- und Todesschreien aus den anderen Teilen des Schlosses gest?rt. Der Thronberg brannte... der Thronberg starb...
Dann nahmen die M?nner pl?tzlich Haltung an und strafften sich. Jetzt also offenbart die Schlange die ihr Gesicht! Mikako? Armalia? Beide gar? Wer au?er den K?niginnen von Bakkanaii und Korsilien verf?gte ?ber genug Soldaten, um den schwer befestigten Thronberg innerhalb einer einzigen Nacht zu erst?rmen?
Ungl?ubig weiteten sich die Augen des Schneek?nigs, und hinter ihm sog Demona erschrocken die Luft ein. Es waren drei Gestalten, die den Thronsaal betraten, alle in lange, aufwendig bestickte M?ntel geh?llt. Bei Drekkas verfluchtem Spie?! Sicher hatte er mit den verschlagenen Weibern aus Bakkanaii und Korsilien gerechnet, aber die dritte Gestalt, die z?gerlich hinter den beiden K?niginnen herlief, trieb dem Schneek?nig die Tr?nen in die Augen.
?Du auch, Ella...?? Beowulf hatte die Worte mehr gehaucht als gesprochen, doch K?nigin Elleiira von Harben schien sie dennoch geh?rt zu haben, denn als h?tte man ihr eine Ohrfeige gegeben blieb sie pl?tzlich stehen und senkte den Blick.

Hjalmir schien mit einem Mal um Tonnen schwerer geworden zu sein in seiner Hand. Schon allein bei der Vorstellung, jenes Schwert, welches seine Cousine ?berhaupt erst zur K?nigin gemacht hatte, gegen sie zu erheben, wurde dem Schneek?nig schlecht.
Dennoch... hatte er nicht auch gegen?ber seiner Familie eine Pflicht einzul?sen? Von all seinen Untertanen, die dort drau?en unter den Schwertern der Angreifer oder in den Flammen elendiglich starben, einmal ganz zu schweigen. Zu seiner ?berraschung versp?rte er jedoch keinen Zorn... der Hass auf Mikako und Armalia wurde von der ma?losen Entt?uschung ?ber den Verrat der einzigen Frau, die er vor Demona je geliebt hatte, noch weit ?bertroffen.
?Ich sehe vor mir drei Schlangen,? sagte er leise an die Frauen gewandt, ?doch nur eine davon tr?gt in sich ein Gift das wahrlich mein Herz zu erreichen vermag...? Elleiira drehte den Kopf zur Seite und wich seinem Blick aus. Stattdessen trat die kleinste der drei Frauen vor und machte eine sp?ttische Verbeugung vor dem Schneek?nig.

?Ich gr??e euch, Bruder K?nig,? verk?ndete Mikako mit gespielter Ehrerbietung, ?und bin erfreut Euch bei bester Gesundheit anzutreffen. Da Ihr es ja offensichtlich vorzogt, unsere... Bitte... abzulehnen, haben wir uns entschlossen Euch selbst einen Besuch abzustatten, um vielleicht Eure Meinung zu ?ndern.? Ein eisiges, lauerndes L?cheln lag auf ihren schmalen Bakkanaii-Lippen. Wenn ein Bakkanaii dich finster anstarrt, kannst du dich sicher f?hlen; l?chelt er dir jedoch zu, so achte auf versteckte Dolche...

Beowulf, entschlossen sich nicht auf das falsche Spiel der jungen K?nigin einzulassen, erwiderte nichts auf ihre Worte. Offenbar hatte sie auch nicht damit gerechnet, denn fast sofort fuhr sie fort zu sprechen: ?Nun m?ssten wir ja sehr dumm sein, oder doch zumindest auf beiden Ohren taub, h?tten wir noch nicht von der sprichw?rtlichen... Sturheit unseres Bruder K?nigs geh?rt,? sagte sie, ?darum haben wir die Leute gleich mitgebracht, die ein gewisses... Interesse am Nordstern hegen.? Und wie auf ein geheimes Zeichen der K?nigin traten urpl?tzlich zw?lf nachtschwarze Gestalten aus den Schatten der S?ulen; und nicht nur Demona sog erschrocken die Luft ein; auch die meisten der Soldaten im Raum blickten einander nerv?s an. Einige begannen zu zittern. Von den unheimlichen Fremden ging eine Art unausgesprochener Bedrohung aus, und niemand in der Halle konnte sich dieser drohenden Aura entziehen.

?Mit welchen M?chten habt Ihr Euch eingelassen, bei den G?ttern? Seid ihr denn v?llig von Sinnen?! Ist eure Gier nach dem Reichtum meines Landes denn so ?ber alle Ma?en gro?...?,? br?llte Beowulf, doch Mikako l?chelte nur ihr undurchsichtiges Bakkanaii-L?cheln, w?hrend zumindest Armalia mit dem Kupferhaar sich der furchterregenden Ausstrahlung der Tarduaki nicht ganz entziehen konnte. Sie schluckte schwer, und versuchte irgendwoanders hin zu blicken. Elleiira hatte noch immer die Augen gesenkt; Str?hnen ihres goldenen Haares fielen ihr ins Gesicht und machten es dem K?nig von Sleipgard unm?glich, die Z?ge zu deuten, die ihm doch seit dem Tage seiner Geburt so vertraut waren.

Wie ein Mann traten die zw?lf finsteren Gestalten vor den Thron des Schneek?nigs. Einer von ihnen trat vor und streckte fordernd die Hand aus, und als w?ren seine Finger mit einem unsichtbaren Seil verbunden, l?ste sich das Diadem an Demonas Stirn und schwebte zu dem Tardukai hin?ber. Mit gewaltiger Kraft schlo? der Dunkle die Faust um das Schmuckst?ck, und das einzige was unter lautem Knirschen dieser Kraft widerstand, war der gro?e blaue Saphir, der seit Generationen die Stirn der Herrscherinnen von Sleipgard geschm?ckt hatte; und nun, von einem ungew?hnlichen Licht pulsierend, in der Hand des Tardukai lag.

Beowulf wollte etwas unternehmen, wollte verhindern was geschah, doch es war als w?rde sein K?rper ihm nicht mehr gehorchen. Hilflos musste er mitansehen, wie die Dunklen nacheinander das S?dlicht von Korsilien, den Ostdiamanten Bakkanaiis und zuletzt den Weststein von den K?niginnen ?berreicht bekamen. Jeder der vier Edelsteine ? seit Urzeiten im Besitz der jeweiligen Herrscherfamilie ? schien in den H?nden der Gro?en ?bel zu einem eigenen Leben zu erwachen, und Licht pulsierte durch sie wie Blut durch die Adern eines Menschen. Unter den Anwesenden Soldaten machte sich beunruhigtes Gemurmel breit, und viele verlie?en ihren Posten und st?rmten schreiend nach drau?en, in die vom alles verzehrenden Feuer erhellten G?nge des Thronbergs. Doch auch jene, die mutig (oder furchtsam) genug waren, um zu bleiben, warfen den leckenden Flammen um sie herum ?ngstliche Blicke zu und versuchtrn sich auszurechnen, wie lange es wohl noch dauern mochte bis ihnen der R?ckweg durch Feuer, Rauch und Flammen endg?ltig versperrt sein w?rde.

Langsam, fast schon ehrf?rchtig legten die Tardukai die vier Edelsteine zu Boden; wobei die Steine entsprechend den ihnen zugeordneten Himmelsrichtungen positioniert wurden. Nur der letzte, der Nordstern, wurde von totenbleichen H?nden in die Mitte der Kleinode gelegt, anstatt nach Norden.
W?hrend um sie herum immer mehr der Soldaten herumfuhren und ihr Heil in der Flucht durch die brennenden Korridore des Thronbergs suchten, stellten sich die zw?lf Tardukai um die Edelsteine herum auf. Noch immer k?mpfte Beowulf gegen den Ungehorsam seiner Glieder an, doch als w?re er aus Stein gemei?elt, wollte es ihm nicht gelingen auch nur einen Finger zu r?hren, w?hrend die furchtbaren ?bel mit seltsamen Gesten die Luft durchschnitten. Schlie?lich trat einer von ihnen vor und sagte Worte in einer Sprache, die keiner der Anwesenden je gelernt hatte. Und dennoch verstand jeder den Sinn der Worte, als w?re das Wissen um diese Sprache von Geburt an in ihnen verborgen gewesen.

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?Durch die vier Steine, mit denen Aerisos dereinst unseren Vater Kronoss verbannte, fordern wir, die Zw?lf All-Einen, unser Schicksal ein! Die Dom?ne der H?lle soll nicht l?nger Kronoss? Reich sein; hier und heute sei die Macht der verderbten Seelen unser, die wir in den Seelen aller Menschen zu Hause sind!? Bei diesen Worten f?hlte Beowulf eine Woge der ?belkeit durch seinen K?rper hinwegfegen; jede seiner Fasern str?ubte sich gegen die blasphemischen Worte. Irgendwo hinter sich ? nur eine Arml?nge entfernt, und doch unerreichbar ? h?rte er seinen Sohn weinen.
?Bei der Macht dieser Steine, geschmiedet in den Hallen der Himmlischen Feste! Wir beenden, was die G?tter nicht wagten! Dar es doran?ai ? syt taki do nemas terodanon! Das Land soll dein Gef?ngnis sein! Die Erde soll deinen Leib halten! Die Fl?sse sollen deinen Geist davontragen,? intonierte der Tardukai, ?Auf dass die Zw?lf herrschen m?gen bis in alle Ewigkeit!? Damit zeigten die Zw?lf alle im selben Augenblick auf die vier Steine. Ein pl?tzliches, glei?endes Licht erf?llte den Thronsaal; wahre Bahnen aus Licht zerteilten den Raum, und wo immer Menschen von diesem Licht ber?hrt wurden sch?lte sich ihnen das Fleisch von den Knochen. An der Stelle wo die Steine gelegen hatten bildete sich eine Art Sog; ein Strudel wie abflie?endes Wasser, nur dass hier das Licht selbst eingesogen zu werden schien. F?r einen Moment ? einen winzigen, einzigen, kurzen Augenblick ? glaubte Beowulf, eine Gestalt in dem Strudel zu erkennen. Er konnte nicht sagen ob es ein Mann oder eine Frau war, konnte nicht sagen ob alt oder jung; doch der Anblick brannte sich in sein Herz und fra? sich bis tief in die Seele. Was er sah war so sehr nicht f?r die Augen eines Menschen bestimmt, dass die Aug?pfel des Schneek?nigs selbst wei? wurden wie Schnee, und er niemals wieder etwas mit ihnen sehen sollte. Mit einem seltsam normal arbeitenden Teil seines Geistes war er erleichtert, dass er zumindest Demona und ihrem Sohn den Blick auf den geisterhaften Nebel und die darin gefangene Kreatur versperrte.

Unter gewaltigem ?chzen und Dr?hnen, als w?rde ein urzeitlicher Riese sich nach langem Schlaf in die H?he stemmen, erbebte das ganze Schloss; erbebte das ganze Land, und ausgehend von dem Strudel ergoss sich ein Schatten ?ber ganz Sleipgard. W?lder verdunkelten sich, Fl?sse f?hrten rote Flut, V?gel hackten einander unter wildem Gekreische die Augen aus, Menschen erschlugen sich in wilder Panik gegenseitig.
Als der Strudel sich langsam schloss war von den mehreren Dutzend Soldaten nur noch eine Handvoll ?brig geblieben, die restlichen waren geflohen oder dem grausamen Licht zum Opfer gefallen. Wo die Tardukai gestanden hatten f?rbte sich der Marmorboden schwarz; von den Zw?lfen jedoch war nichts mehr zu sehen.
W?hrend Elleiira und Armalia kreidebleich am Ausgang des Thronsaals kauerten, lachte K?nigin Mikako von Bakkanaii ein schrilles, verr?cktes Lachen. Auch sie hatte die Gestalt im Strudel erblickt und ihr Augenlicht dabei verloren. Allm?hlich wurde die Hitze im Saal unertr?glich; das ganze Schloss brannte lichterloh, obwohl niemand zu erkl?ren vermochte welch unheilige Macht dieses alles verzehrende Feuer geschaffen hatte.

Einer der Soldaten ? nach den vielen Abzeichen auf seiner Brust ein Offizier ? fasste sich ein Herz und trat vor Mikako. Obwohl er die kleine Frau um mehr als Hauptesl?nge ?berragte verbeugte er sich tief und rief ihr dann, ?ber den tobenden L?rm hinweg, zu: ?Herrin, wir m?ssen jetzt gehen! Wenn wir noch l?nger z?gern werden wir alle verbrennen! Bitte, ich flehe euch an!,? f?gte er hinzu, als die K?nigin nur leise kicherte. ?Also gut,? sagte sie schlie?lich vergn?gt, ?wir gehen... aber sie dort,? und sie deutete auf Beowulf und Demona, ?d?rfen diesen Ort nicht lebend verlassen. T?tet sie, dann kommt uns nach!,? befahl sie mit Wahnsinn in der Stimme, ehe sie sich umwandte und sich von einem heraneilenden Soldaten den Weg nach drau?en weisen zu lassen.
?Nein! Du hast gesagt ihnen w?rde nichts passieren! Du hast es geschworen!? K?nigin Elleiiras Stimme war kaum mehr denn ein heiseres Kr?chzen, als sie wutentbrannt der Bakkanaii-Herrscherin den Weg vertrat. Mikako ? obwohl sie ihr Gegen?ber nicht sehen konnte ? machte eine wegwerfende Handbewegung. ?Wenn du mit ihnen sterben willst ist das dein gutes Recht, Tantchen, aber dann wird deine Tochter ihr erstes Geburtsfest wohl ohne ihre Mutter zelebrieren m?ssen. Das hei?t, nat?rlich nur wenn ich ihr gestatte meine... Gastfreundschaft nicht l?nger in Anspruch zu nehmen.?
Hilflos ballte die K?nigin von Vandrien die H?nde zu F?usten. W?hrend Mikako, auf die Schulter eines Kriegers gest?tzt, an ihr vorbei den Thronsaal verlie?, zogen ein gutes Dutzend Soldaten ? alle die noch verblieben waren ? ihre Schwerter, um die letzte Aufgabe so schnell wie m?glich hinter sich zu bringen, damit auch sie das brennende Schloss verlassen konnten. Von der Decke krachten die ersten brennenden Balken herab, als Elleiira sich an der Schulter gepackt und weggezerrt fand. Schmerzhaft schnitten Armalias ungef?rbte Fingern?gel ins Fleisch der anderen K?nigin, und lie?en die vandrische Herrscherin nicht eher los, als dass beide durch den geheimen Fluchtgang, den sie schon benutzt hatten um ins Schloss hineinzugelangen, in Sicherheit waren.

* * *

Als die Tardukai verschwunden waren, fiel auch die Starre von Beowulfs Gliedern ab. Von hinten f?hlte er, wie seine Gemahlin sich ?ngstlich an ihn presste, und dabei Worte der Beruhigung zu dem schreienden B?ndel in ihren H?nden sprach. Bei Mikakos Befehl schloss sich die Hand des Schneek?nigs fester um Hjalmir. Er mochte vielleicht blind sein, seine Freunde und Getreuen mochten allesamt erschlagen oder geflohen sein; ja selbst die G?tter mochten sich gegen ihn verschworen haben: Beowulf war fest entschlossen seine ?ber alles geliebte Gattin und seinen Sohn so lange zu verteidigen, bis sie ihm auch den letzten Tropfen Blut aus dem K?rper entrissen hatten. Breitbeinig hob der Schneek?nig die nachtschwarze Klinge und erwartete den Ansturm der feindlichen ?bermacht. Doch der Angriff blieb aus.

Noch w?hrend er seinen M?nnern Befehl gab, den K?nig und die K?nigin zu t?ten, riss der Offizier ungl?ubig staunend die Augen auf. Aus seinem Hals ragte pl?tzlich ein handgro?es, unglaublich scharfes St?ck Metall. R?chelnd sackte er zu Boden und war tot noch ehe sein K?rper ganz darniederlag. Aus einer Kammer an der Ostseite des Saals st?rmten unvermittelt sieben ganz in schwarz ger?stete Krieger, an ihrer Spitze ein Mann in einer wallenden rot-blauen Robe. Ohne ein Wort zu sagen warfen sich die Neuank?mmlinge auf die Bakkanaii- und Korsilien-Soldaten, und im Handumdrehen spiegelte sich das allgegenw?rtige Feuer auf dem Stahl ihrer Waffen.

?Noch ist nicht alles verloren, der Adorian lebt, Bernard! Besch?ftigt sie, ich rette die k?nigliche Familie,? schrie der Mann in der Robe ?ber den L?rm des Feuers und des Kampfes hinweg; und einer der schwarzen Krieger, der gerade mit drei Gegnern gleichzeitig k?mpfe, nickte grimmig. ?Wir werden sie lehren was es hei?t, die Macht des Kronoss herauszufordern! K?mpft, Br?der!?
Hakenschlagend, um herabst?rzenden Tr?mmern auszuweichen, hastete der Mann auf den Thron zu. Im allerletzten Moment konnte er den Kopf einziehen, den ihm Hjalmir beinahe vom Rumpf getrennt h?tte. ?Nicht!? keuchte der Mann in der Robe, ?Ich bin es, Arcorius! Das Pentagramm der Versto?enen hat seine Schuld Euch gegen?ber nicht vergessen! Es ist gut euch beide wiederzusehen, aber wir m?ssen sofort hier heraus!? schrie er, ?Bitte, im Namen der Weisheit, beeilt euch!? Demona nickte dem Mann knapp zu, fasste dann mit der freien Rechten ihren Gatten an der Hand und zog ihn einfach hinter sich her, als sie Arcorius? Weg durch die Flammenh?lle folgte.

Die Kronossritter hatten mittlerweile die meisten ihrer Gegner in die Flucht geschlagen oder niedergestreckt. Bernard selbst zog seine Klinge durch den Hals des letzten Bakkanaii-Soldaten und hielt anschlie?end in dem tobenden Inferno Ausschau nach dem verr?ckten Magier und dem K?nigspaar. Das hie?, eigentlich interessierten ihn die drei nur am Rande ? f?r ihn war der junge Prinz am wichtigsten, das Kind welches im Zeichen des Adorian geboren war.

Der Mann in der Robe hatte beide Arme weit vom K?rper gestreckt; so als glaube er mit dieser Geste die z?ngelnden Flammen auf Distanz halten zu k?nnen. Hinter ihm tauchten auch der K?nig und die K?nigin auf, und mit ihnen das prophezeite Kind. Mit einem Sto?gebet an den Gott des Todes auf den Lippen st?rmte Bernard vor um sich zu den Vieren durchzuschlagen. Doch das Schicksal hatte andere Pl?ne mit den Figuren auf seinem gro?en Spielfeld:

Noch w?hrend bereits die ersten Flammen gierig an seiner Robe leckten, vernahm Arcorius hinter sich einen ged?mpften Schrei und fuhr herum. Die K?nigin war ?ber den am Boden liegenden Leichnam eines toten Soldaten gestolpert und gest?rzt. Um das Kind zu besch?tzen hatte sie versucht sich auf den R?cken zu drehen, und bei dem Sturz wohl ihr Bein verletzt.
?Barmherzige Weisheit,? fluchte der Magier, und kniete neben der K?nigin zu Boden. Beowulf, der noch immer nichts sehen konnte, versuchte ungeschickt seine Gemahlin hochzuheben, doch da er blind war wollte es ihm nicht gelingen.
?Rettet unseren Sohn, alter Freund, ich flehe Euch an!? Unter Tr?nen, die mit ihren k?rperlichen Schmerzen nichts zu tun hatten, streckte Demona dem grauhaarigen Magier das Kind entgegen. Ohne lange zu ?berlegen griff Arcorius nach dem greinenden B?ndel, presste den Jungen eng an seine Robe und rannte davon.
?Ich komme zur?ck um Euch zu holen!?

Gerade als der Priester des Kronossordens den Entschluss gefasst hatte, sich selbst einen Weg durch die Flammen zum Thron zu bahnen, sah er irgendwo im Feuer den grauen Haarschopf des verschrobenen Magiers auftauchen. Auf seinen Wink hin eilten zwei Kronossritter auf den Mann in der Robe zu und halfen ihm dem Flammenmeer zu entkommen. Mit ru?geschw?rztem Gesicht und angesengten Haaren ?berreichte Arcorius dem Kronosspriester den schreienden Prinzen.
?Gebt gut auf ihn acht; ich werde versuchen seine Eltern zu retten!? Ehe Bernard irgendetwas erwidern konnte war der Magier schon herumgefahren und hielt auf das Inferno zu, dem er gerade erst entkommen war.
?Das ist Wahnsinn! Ihr werdet sterben,? br?llte Bernard ihm hinterher, doch wenn er die Worte ?berhaupt verstanden hatte, so zog es Arcorius vor nichts darauf zu erwidern. W?tend ?ber die Dummheit des Magiers, ohne den die Flucht aus dem Schloss sich sehr schwierig gestalten w?rde, spielte Bernard einen Moment lang mit dem Gedanken einige seiner stumm wartenden Ritter hinterherzuschicken um den Magier zur?ckzuschleifen. Ein ohrenbet?ubendes Dr?hnen beendete jedoch j?h seine ?berlegungen, als eine gigantische Menge brennender Balken und Mauerbrocken von der Decke regnete und alles unter sich begrub an der Stelle, wo Bernard den Magier und das Herrscherpaar vermutete. Fluchend gab er seinen M?nnern den Befehl zum R?ckzug aus dem Schloss.
?Vergebt mir, mein Prinz, aber Ihr seid zu wichtig als dass ich Euer Leben hier noch l?nger gef?hrden darf. Wir werden das Andenken Eurer Eltern in Ehren halten, doch jetzt gilt es zuallererst, Euch in Sicherheit zu bringen,? raunte er dem Kind zu, als spreche er zu einem Erwachsenen. Und fast als h?tte er die Worte des Kronosspriesters verstanden, h?rte der Junge pl?tzlich auf zu weinen. Es sollte das letzte Mal sein, dass irgendein Mensch auf der Welt dieses Kind weinen sah.

Hinter den fliehenden Kronossrittern st?rzte der Thronsaal des Geschlechts von Holberich dem Nadler in sich zusammen und begrub die Leichen all derer unter sich, die in dieser schicksalhaften Nacht ihr Leben auf dem Thronberg ausgehaucht hatten.


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:12 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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* * *

?Was machen wir jetzt mit dem Knaben? Graf Bernard, ihr glaubt dieser Junge sei der Adorian-?
?Das ist unm?glich, Meister! Es gibt keinen Beweis daf?r, au?er dem Wort eines zwielichtigen Magiers ? es w?re nicht das erste Mal dass die Graue Gilde versucht, andere f?r ihre undurchsichtigen Zwecke einzusetzen,? wurde der Hohepriester von dem rotgekleideten Aeoniten unterbrochen. Ungehalten wandte Malachias, der H?chste unter den Priestern der geheimen Bruderschaft des Kronoss, sich dem jungen Mann zu, der es gewagt hatte ihm ins Wort zu fallen. Unter dem stechenden, alles durchdringenden Blick des alten Mannes schwer schluckend schien der Aeonit ein gutes St?ck zu schrumpfen und senkte schuldbewusst den Blick. Mit einer Geste seiner Rechten bedeutete Malachias daraufhin dem dritten Mann im Raume, sich zu ?u?ern.

Nickend trat Bernard vor, schlug rituell die rechte Faust in die linke Handfl?che, verneigte sich einem Moment lang dem?tig, und sagte:
?Es stimmt, Meister, ?ber die Motive des Magiers wei? ich nichts mit Sicherheit zu berichten. Fest steht jedoch, dass die Graue Gilde unter Kaiser Hieronymus noch schlimmer zu leiden hatte als der Rest des Volkes. Aber obwohl ihre Mitglieder erschlagen, verbrannt, oder in die Katakomben unter Harben verschleppt wurden, wei? auch die Graue Gilde sehr gut, dass es die Gro?en ?bel waren, die Hieronymus an die Macht verhalfen und das Gleichgewicht der Dinge, das zu besch?tzen sie so erpicht waren, f?r immer zerst?rten. Nein Herr, die gottlosen Zauberer hassen die Tardukai kaum minder als wir.? Bei den Worten des Ritters wollte der Aeonit etwas einwenden, doch der flammende Blick des Hohepriesters machte ihm sehr schnell klar dass es keine zweite Vergebung f?r ihn geben w?rde.

?Ich zweifle nicht an Euren Worten, Bernard. Euer Vater war ein Freund, und ich wei? dass Ihr von derselben ehrenhaften Art geraten seid. Dennoch, was macht Euch glauben dass der Sohn Beowulfs der Adorian ist, der uns in den ?ltesten der Alten Schriften geweissagt wurde? Torheit w?re es, uns leichtfertig t?uschen zu lassen.? Der Alte richtete seinen alles durchdringenden Blick nun auf den jungen Kronossritter, doch anders als der Aeonit hielt dieser ihm stand und erwiderte ihn mehr oder minder gefasst.
?Ich kann es nicht beschreiben, Herr, aber dennoch: Vom ersten Moment an als ich ihn sah wusste ich, dass dieses Kind der Menschensohn ist. F?r uns ist die Zeit der Tausend Toten angebrochen, denn dieses Kind leitet das Ende unserer jahrhundertealten Gesellschaft ein. Ich bitte Euch... nein, ich flehe Euch an, Meister: Beseht den Knaben zumindest!?
Der alte Mann nickte. ?Also gut. Torheit w?re es auch, eure Botschaft leichtfertig abzutun. Bringt den Jungen zu mir!?

Auf einen Wink des Kronossritters hin traten zwei M?nner in der nachtschwarzen R?stung des Bundes vor und ?bergaben Bernard das B?ndel, das sie bei sich trugen. Pr?sentierend hielt der Kronossritter dem Hohepriester das Kind entgegen.

Malachias strich die sch?tzende Wolle beiseite und besah sich pr?fend das Gesicht des Kindes. Seine Finger tasteten ?ber Stirn, Ohren und Hals des Knaben, welcher all das so reglos mit sich geschehen lie? als w?re er tot. Nur das leichte Heben und Senken des winzigen Brustkorbes und das leichte Beben der Nasenfl?gel zeigten an, dass der Junge noch am Leben war. Auch der Aeonit versuchte einen Blick auf das Kind zu erhaschen, w?hrend Malachias and?chtig zur?cktrat und mit altersgefleckten H?nden seine m?den Augen massierte.
?Ich kann an ihm nichts ungew?hnliches Finden, Meister,? meinte der Aeonit in die aufkommende Stille hinein, ?nichts was diesen Knaben von Hunderten anderer unterscheiden w?rde.?

?Dann ist es ein Wunder, dass eure Gemeinschaft sieben Jahrhunderte und ungez?hlte Gefahren ?berstanden hat,? kam eine Stimme aus der D?sternis der schwarzen S?ulenreihen. Alarmiert presste Bernard das Kind st?rker an sich und zog mit der freien Rechten sein Schwert, w?hrend der Aeonit einen erschrockenen Satz zur?ck machte. Langsam und bed?chtig trat eine Gestalt aus der Dunkelheit; ein Mann, dessen K?rper vom Licht der Fackeln kaum ber?hrt zu werden schien.
Die beiden Wachen wollten auf ihn zust?rmen, aber eine herrische Geste des Hohepriesters lie? sie innehalten.
?Dieses Haus ist euch verschlossen, Tardukai! Mit dem Verrat an Eurem Vater ist der Tempel des Kronoss nicht l?nger ein Hort seiner S?hne!? Malachias Stimme dr?hnte gebieterisch durch die marmornen Hallen, doch der Mann lachte nur ein kehliges, freudloses Lachen. Als er schlie?lich zum Stehen kam, gerade au?erhalb des Fackelscheins in dem die drei M?nner und das Kind sich befanden, hob er den Kopf und offenbarte Augen, in denen ein H?llenfeuer zu brennen schien.

?Du solltest vorsichtiger sein in der Wahl deiner Worte, Marionette, denn die Macht des Kronoss wacht nicht l?nger ?ber dich und die Deinen. Der Gott des Todes ist fort; von seinen eigenen S?hnen an diese Sph?re des Seins gekettet, mit einem Fluch den selbst die G?tter in ihrem rasenden Zorn nicht ?ber einen der Ihren zu verh?ngen wagten.?
?All das wissen wir bereits.? Malachias hob anklagend die Hand. ?Ihr wart es, die es wagten einen Gott in Ketten zu legen!?
?Nein... nein... zw?lf waren es, die den Gott des Todes betrogen, zw?lf aus alter Zeit. Einen jedoch, einen einzigen Sohn schuf mein Vater im Augenblick seines Todes; geboren aus Wut und dem alles verzehrenden Verlangen nach Rache. Wo einst zw?lf waren, wandeln nun dreizehn ?ber das Angesicht der Welt.? Mit diesen Worten trat der Fremde endg?ltig in den Lichtschein, und es war als w?re ein eisiger Wind ihm gefolgt. Schreckensbleich wich der Aeonit weiter zur?ck, w?hrend Bernard ? noch immer sein M?ndel an sich gedr?ckt ? seine Klinge fester packte.
?Wir wissen dass die L?ge Euch fremd ist,? hob Malachias schlie?lich an, ?und so glauben wir was Ihr sagt. Doch frage ich mich, warum Ihr ausgerechnet zu uns kommt? Die Bruderschaft des Kronoss ist nicht mehr was sie einst war; wir sind alt und unbedeutend geworden. Auch an uns hat die Kaiserzeit ihre Spuren hinterlassen. Darum-?
Ohne sich um die Worte des alten Mannes zu k?mmern, trat der Tardukai zu Bernard, und der Kronossritter konnte nicht umhin die dunkle Sch?nheit und die ?berlegenheit dieses Wesens zu bewundern. Wortlos zeigte der Dunkle auf das Kind, und ohne dar?ber nachzudenken ? oder auch nur einen Gedanken an Weigerung ? ?berreichte Bernard dem Tardukai den Jungen. Atemlos starrte jeder auf den Dunklen, der mit langsamen, fast schon sanften Fingern das Kind aus den sch?tzenden Decken sch?lte, bis er seinen nackten, warmen Leib in H?nden hielt. Stechend bohrten die brennenden Augen sich in das k?hle Blau der Kinderaugen.
?Als die Welt noch nicht geboren war, gew?hrte Er-der-noch-?ber-den-G?ttern-steht deinen sterblichen Ahnen einen Blick auf diesen Tag... all die anderen Marionetten sind bedeutungslos, aber du... du bist der Schl?ssel f?r die Rache meines Vaters... Zw?lf S?hne schuf mein Vater, und zw?lf Tugenden machte er ihnen zu eigen: Hass, Zerst?rung, Chaos, Neid, Habgier, Ma?losigkeit, Eifersucht, Selbstsucht, J?hzorn, Herrschsucht, Grausamkeit und zuletzt die Wollust. Mich jedoch erschuf er nur f?r einen einzigen Zweck: Ich sollte das Werkzeug seiner Rache an jenen sein, die es wagten ihn zu verraten. Darum machte er mich dem Menschen ?hnlich, auf dass ich verstehen sollte warum die Tardukai niemals ?ber diese Welt regieren d?rfen.
Wisse, Menschensohn, dass heute der Tag der Tage ist. Es liegt in deiner Hand wie die Zukunft aussehen soll. Dein Herz mag noch jung sein, dein Verstand noch ungepr?gt, aber ich f?hle dass du von demselben Wunsch erf?llt bist wie ich! Auch dich verzehrt das Verlangen nach Rache! Rache an jenen die dir deine Eltern nahmen, Rache an jenen die dir dein Geburtsrecht stahlen.? Langsam beugte er sich hinab und fl?sterte dem Kind ins Ohr: ?Ich bin die Rache... und gemeinsam liegt es in unserer Hand Vergeltung zu ?ben!?
Wie aus dem Nichts glei?te helles Licht auf und lie? Bernard hastig die H?nde vor die Augen legen. Doch selbst durch seine Glieder drang das Licht, so machtvoll und allumfassend war es. Geblendet warf der Kronossritter sich herum und versuchte irgendwie seine Augen zu sch?tzen. Als nach langen Minuten die Blindheit wieder von ihm wich, und der Tempel des Kronoss um ihn herum allm?hlich wieder an Konturen gewann, war der Tardukai verschwunden. Vor ihm, auf dem Boden, lag das Kind und schaute aus seltsamen, irgendwie... wissenden Augen zu ihm auf. Aus einem unbewussten Reflex heraus fiel der Kronossritter auf die Knie und begann inbr?nstig zu beten. Denn er hatte soeben die Geburt des Adorian erlebt, die Geburt der ?doppelten Klinge?...

* * *

Gleicherma?en ver?ngstigt und fasziniert starrte Mara wie gebannt auf die Geschehnisse die um sie herum ihren Lauf nahmen. Es war nicht einfach so dass sie ein unbeteiligter Zuschauer war; vielmehr hatte sie das unbeschreibliche Gef?hl als... als w?re sie alle Personen gleichzeitig, und doch keine von ihnen.

Die Kronossritter fanden eine B?uerin, deren Kind kurz zuvor gestorben war, und die genug Muttermilch hatte um den S?ugling durchzubringen. Die ersten Jahre seines Lebens waren niemals weniger als zwei der schwarzger?steten Kronosskrieger zur Stelle, um ein Auge auf ihn zu haben; und oftmals kam es vor dass die schwarzen Priester in ihren Lobesstunden nicht nur zu ihrem Totengott, sondern auch zu dem namenlosen Tardukai und dem Kind beteten.
Da niemand mehr am Leben war, der zu sagen vermocht h?tte welchen Namen das Herrscherpaar Sleipgards sich f?r seinen Sohn gew?nscht hatte, nahm es Malachias in die Hand einen Namen f?r den Jungen auszuw?hlen. Nach n?chtelanger Suche in den alten B?chern und Aufzeichnungen entschied er sich schlie?lich f?r einen Namen aus dem Muatha: Mal?aki - in der Gemeinsprache ?Malakai? ausgesprochen ? war ein Kronoss-Heiliger zur Zeit der Streitenden Reiche vor ?ber f?nfhundert Jahren gewesen. Man sagte Mal?aki nach, dass er bis zu seinem M?rtyrertod in der Folterkammer des aufkeimenden zweiten Kaiserreiches ein unbesiegter Krieger war, der nur durch Verrat ?berwunden werden konnte.

Als der Junge vier Jahre alt wurde, schickte Malachias nach den besten Lehrern die der Dunklen Bruderschaft verpflichtet waren, darunter auch bekannte Namen wie Taka?an, der Schwertherr aus Hida?kano, und Xyroson, der geachtete Philosoph aus den korsilischen Steppen am Feuermeer.

Malakai wuchs in v?lliger Abgeschiedenheit auf; bis er ins Mannesalter kam war ein jeder seiner Tage mit der Schulung seines K?rpers und seines Geistes angef?llt. Doch wo die meisten Menschen vor Einsamkeit und Verzweiflung den Verstand verloren h?tten, lie? Malakai alles ?ber sich ergehen; sowohl die schmerzhaften Gefechte mit dem Schwert, als auch stundenlanges Meditieren und den Unterricht in dem man ihn die Geschichte der G?tter lehrte.

All das sah Mara mit an, und wo bisher in ihrem Herzen Furcht vor dem wei?haarigen Krieger geherrscht hatte, da machte sich nun ein anderes Gef?hl breit. Es dauerte eine Weile, bis sie verstand dass es sich dabei um Mitleid handelte... ja, sie, die den wichtigsten Teil ihres Lebens als Hure f?r D?monenpaktierer dienen musste; sie, die dazu gezwungen worden war das Gift zu mischen das zahllosen unschuldigen Reisenden zum Verh?ngnis geworden war, sie hatte Mitleid mit dem jungen Mann. Denn, so verstand sie pl?tzlich, w?hrend all der Jahre, in denen sie gelitten hatte, trug sie in ihrem Herzen stets die Erinnerung an bessere Zeiten; an ihren Vater, an seine W?rme und die Freude die es irgendwo auf der Welt auch f?r sie geben musste. Malakai jedoch hatte all diese Gef?hle niemals kennen gelernt. Der Einzige, der ?berhaupt au?erhalb des Unterrichts mit dem Jungen sprach, war der Mann namens Bernard, doch auch aus seinem Munde wurde dem Jungen nie ein ?berfl?ssiges Wort zuteil. In gewisser Weise konnte das M?dchen sich kein schlimmeres Schicksal vorstellen, als das des jungen Prinzen.


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?Die Prophezeiung besagt, dass genau Eintausend Ritter aus dem Orden des Kronoss den Tod finden werden, ehe der Adorian seine Aufgabe beenden kann. Darum ist es gut m?glich, dass du eines Tages der Letzte aus unserer Gesellschaft sein wirst, Malakai! Wir werden dich alles lehren was wir wissen, wir werden dir beibringen was immer wir dir zu vermitteln haben. Wir werden dich stark machen f?r den Tag an dem du dein Schicksal erf?llst; den Tag an dem du das H?llenschwert gegen deine Feinde f?hren wirst! Du bist die fleischgewordene Rache, Malakai, darum musst du stark und gnadenlos werden!? Von Zeit zu Zeit nahm sich auch Malachias selbst des Jungen an, und lehrte ihn was es hie? der Adorian zu sein. ?F?rchte dich niemals vor dem K?mpfen. Nur durch den Kampf kannst du an Erfahrung gewinnen! Z?gere niemals zu T?ten ? wer es wagt, gegen dich zu streiten, hat den Tod verdient. Vertraue niemandem. Niemandem, h?rst du Junge?! Unsere Feinde sind m?chtig, und unser Schutz ist schwach geworden ohne unseren Herrn. Doch als seine Diener ist es unsere Pflicht, Kronoss zu befreien und seine Verr?ter zu bestrafen. Du bist das Schwert unserer und seiner Rache, Malakai!?

In einer Zeitspanne, in der ein einziges Blinzeln Maras ein ganzes Jahr umfassen konnte, wuchs der Junge allm?hlich zum Manne heran, und immer ?fter geschah es dass er seine in die Jahre gekommen Lehrer ?bertraf.
Irgendwann kam schlie?lich der Tag, als Malakai das Kloster zum ersten Mal verlassen durfte, doch es geschah nicht freiwillig.

?berall in dem Wehrkloster rannten die Kronossj?nger hin und her, bewaffnete Ritter in schwarzen R?stungen zum Haupteingang hin, unbewaffnete Br?der in Richtung des R?sthauses davon weg.
Bernard, Malachias und der junge Malakai befanden sich in den Privatgem?chern des Hochgeweihten. Bernard - an dessen Schl?fen sich bereits die ersten grauen Haare dreist eingenistet hatten ? trug die volle Ordensr?stung, ebenso wie Malakai. Der alte Malachias ? mittlerweile ein erstaunlich r?stiger Greis von ?ber achtzig Jahren ? lie? sich gerade von zwei Akoluthen in seine Kampfr?stung helfen. Jeder im Raum wusste, dass der alte Mann fr?her ein kampfkr?ftiger H?ne gewesen war, vor dem seine Feinde schreiend geflohen waren; doch der Verfall der Zeit hatte auch vor dem Hohepriester des Kronoss nicht haltgemacht.

?Wieviele sind es, Bernard,? fragte der alte Mann, w?hrend die beiden jungen Burschen verzweifelt versuchten die viel zu gro? gewordene R?stung irgendwie anzupassen.
?Zahllose, Herr. Die Stadt haben sie schon ?berrannt, Rand?al?tor wurde dem Erdboden gleichgemacht. Jetzt ziehen sie hierher.?
?K?nnen wir sie besiegen??
Bernard z?gerte. ?Hoffnung... gibt es immer... aber ich f?rchte es sind zu viele. Wir m?ssen Malakai in Sicherheit bringen.? Der junge Kronossritter wandte sich zu dem ?lteren um, war jedoch diszipliniert genug nicht zu protestieren.
?Ich verstehe.? entgegnete Malachias. ?Man sagt, der Anf?hrer des D?monenheeres sei ein Mensch? Haben die Tardukai endlich eine Marionette gefunden, die uns an ihrer Statt den Garaus machen soll??
?Es sind nur Ger?chte, Herr, aber es hei?t tats?chlich dass ein Mensch den D?monen befiehlt. Angeblich ist es Graf Mordekai.?
Der Hohepriester zog erstaunt eine Augenbraue hoch. ?Mordekai...,? murmelte er, ?Schwert dass den Tod bringt... interessant...? Seine Miene verdunkelte sich als er sich Malakai zuwandte.
?Junge, der Tag des Abschieds ist gekommen. Das Heer der Tardukai ist auf dem Weg hierher; sie streben nach unserer Vernichtung, weil die gro?en ?bel dich f?rchten. Du machst ihnen sogar soviel Angst, dass sie sich mit Menschen eingelassen haben um dich zu bekommen. Darum darf genau das nicht geschehen. Bernard!?
?Ja, Meister??
?Gib dem Jungen alles was er f?r eine lange Reise braucht. Er soll das beste Pferd erhalten, und trage Sorge daf?r dass er das Kloster sicher verl?sst.?
Bernard nickte verstehend. Als Malachias dem fragenden Blick des Jungen begegnete, erkl?rte er:
?Du wirst dich nach Norden halten; einfach immer nach Norden. Dort oben liegt das Reich, dass so manches gekr?nte Haupt am liebsten vergessen w?rde. Beginne deine Suche nach Azrador dort, und vergiss niemals was Xyroson und ich dich gelehrt haben: Niemand wei? wie das Schwert der H?lle aussieht, aber es wurde prophezeit dass nur du es finden kann. Denke immer daran: Das Schwert des Kronoss ist der Schl?ssel f?r den Sieg ?ber die Tardukai und ihre Diener. Hast du verstanden??
Tonlos nickte der junge Mann.
?Dann ist es gut. Geht jetzt.? Er winkte Malakai und Bernard hinaus und wandte sich dann den Akoluthen zu. ?...und ihr sorgt endlich daf?r, dass diese R?stung richtig sitzt, bei allen G?ttern!?

* * *

Das Pferd, welches Bernard f?r Malakai aussuchte, war sein eigenes, ein schwarzer Rappe namens Stumwind. Der Stallmeister des Klosters schwor, dass das Pferd in direkter Linie von Taradas abstammte; dem Pferd auf dem Radagast der K?hne in seine letzte Schlacht gegen die Wilden St?mme geritten war.
Die Verabschiedung verlief so k?hl und distanziert wie alles in Malakais Leben. Bernard ?berreichte ihm zwei Satteltaschen die mit allerlei Dingen gef?llt waren, von Proviant ?ber zwei Feuersteine bis hin zur Salzlecke f?r das Pferd. Au?erdem h?ndigte Bernard ihm auch noch einen langen, schwarzen Gegenstand aus. Malakai nahm ihn schweigend entgegen und betrachtete das Ding. Es war Etwas langes, dunkles, dass die roten Strahlen der untergehenden Ekhi-Scheibe f?rmlich aufzusaugen schien. Mit einem leichten Ruck, gefolgt von einem metallischen Kratzen, zog der junge Kronossritter das Schwert aus seiner Scheide ? denn um nichts anderes handelte es sich dabei. Die Klinge war nicht nur ebenso schwarz wie ihre Scheide, sondern sie war auch leicht gebogen, wie die Schwerter mit denen Meister Taka?an seinen Unterricht zu halten pflegte.
?Es ist ein Bakkanaii-Schwert,? verk?ndete Bernard mit einer h?rbaren Spur von Respekt in der Stimme, ?es geh?rte Beowulf, deinem Vater; und vor ihm dessen Vater, und auch dieser ?bernahm es von seinem Vater. Ich bedaure dass du es nun aus meiner Hand empfangen musst. Aber es wird dir gute Dienste leisten, denn die Klinge ist hunderte von Jahren alt, aber noch immer so scharf wie an dem Tage da sie geschmiedet wurde. Sie hat das Blut von unz?hligen m?chtigen Feinden gekostet, darum h?te sie gut.?
Malakai nickte unger?hrt, schob das Schwert in seine Scheide zur?ck und befestigte sie an den Schnallen auf seinem R?cken, nachdem er sein altes Schwert ? eine einfache Klinge aus der Waffenkammer des Klosters ? sorgsam an Bernard ?bergeben hatte.
?Wir fanden es in den Ruinen des Thronberges, in einer Art Grabkammer. Jemand hat dort einen kleinen Schrein f?r das K?nigspaar und Meister Arcorius errichtet. Ich dachte mir dass dein Vater gewollt h?tte, dass es seine Klinge ist, die - von dir gef?hrt - Rache an den Verr?tern nimmt.?
Malakai nickte abermals knapp und schwang sich in einer kraftvollen Bewegung auf sein Pferd. Der Rappe t?nzelte zun?chst etwas unruhig hin und her ob des unbekannten Reiters, beruhigte sich jedoch gleich wieder als Bernard ihm einige Worte ins Ohr fl?sterte. Schlussendlich ?berreichte er Malakai noch einen dunklen Umhang, der sowohl vor K?lte als auch vor neugierigen Blicken auf die Kettenr?stung des Kronossritters sch?tzen sollte.

Auf diese Weise ausger?stet verlie? Malakai das geheime Wehrkloster in den Nebelbergen, und die einstmals m?chtige und weltbeherrschende Stadt Rand?al?tor. Nicht ein einziges Mal wandte der Kronossritter sich um oder sah zur?ck zu dem Ort an dem er aufgewachsen war. Sein Leben begann erst jetzt wirklich, erkannte er. W?hrend hinter ihm die ersten Flammen aufloderten, und begannen das Kloster zu verzehren, lenkte er sein Pferd auf einen der zahlreichen Bergp?sse, die nach Norden f?hrten. Malakai war noch nie au?erhalb des Klosters gewesen, aber er w?rde sein Ziel erreichen. Das Schicksal w?rde ihn leiten, denn seine Bestimmung war es, das H?llenschwert zu finden. Mit dem befriedigenden Gef?hl, seiner Rache einen Schritt n?hergekommen zu sein, ritt Malakai in die anbrechende Nacht hinein.

* * *

So war es also geschehen, dachte sie, so war aus Malakai der Mensch geworden, der er war. Allerdings... wusste sie wirklich, was f?r ein Mensch der Kronossritter war? War es nicht vielmehr so, dass in seiner Brust zwei Seelen wohnten; die eines Prinzen und die eines... eines... b?sen Geistes? Und als die beiden getrennt waren, wie in Puckens Reich damals, was f?r eine Art Mensch war Malakai dann? Sie wusste es nicht, aber sie wusste dass-
Eine Ber?hrung ?berraschte sie und lie? sie zusammenzucken. Etwas hatte sich um ihre H?fte geschlungen ? war sie etwa nicht mehr feinstofflich wie bisher?
Alarmiert wirbelte sie herum ? und hielt fassungslos den Atem an. Vor ihr stand, den einen Arm um sie geschlungen, den anderen wie tot herabh?ngen lassend, ein Kind! Der Junge hatte schneewei?es Haar, den Kopf an ihre Brust geschmiegt. Aber das war nicht alles: Die eine H?lfte des Jungen schien - sie wusste nicht wie sie es anders h?tte beschreiben k?nnen ? von innen heraus in einem warmen Licht zu leuchten; w?hrend die andere H?lfte d?ster und bedrohlich wirkte. Wie gel?hmt starrte Mara auf den Jungen, der nun den Blick zu ihr emporhob und sie aus zwei ? einem von Tr?nen ger?teten und einem teilnahmslos dreinblickenden ? Augen ansah.

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Die unheimliche Teilung in Hell und Dunkel zeichnete sich auch im Gesicht des Jungen ab, der noch immer den einen Arm um ihre H?fte geschlungen hielt. Mara war so ?berrumpelt, dass sie nur sprachlos auf das Kind herabblicken konnte, und so war es der Junge der als Erster etwas sagte, mit einer Stimme die zugleich hoch und tief war, als spr?chen zwei Menschen dieselben Worte.
?Ich... ich mag dich.,? verk?ndete er schluchzend.
Z?gerlich, teils aus Verwunderung, teils um den Jungen nicht zu erschrecken, ber?hrte sie das Kind an der Schulter, wie um zu pr?fen ob er auch wirklich da war.
?Du... du bist Malakai, nicht wahr?? Die Frage mochte dumm klingen, doch es war das Erste was ihr ?ber die Lippen kommen wollte.
Der Junge nickte. ?Wir sind Malakai.?
Mara lie? sich in die Hocke, um auf gleicher H?her mit dem Kind zu sein. Es stimmte, seine Z?ge waren die des Jungen, dessen Vergangenheit sie eben gesehen hatte.
?Wir?,? fragte sie z?gerlich, ?ist denn noch jemand hier??
Der Junge legte den Kopf schief - eine Bewegung die in Mara eine unangenehme Erinnerung wachrief ? und nickte dann. ?Wir sind hier; ich und Er.?
?Wen meinst du mit ?Er??,? wollte sie wissen.
?S?tyros und ich... er ist immer zornig, wei?t du? Er ist zornig auf seine Br?der, weil sie etwas B?ses gemacht haben; und er ist zornig auf alle Menschen, aber ich wei? nicht warum.?
?Ist er... ist er auch b?se auf mich??, fragte sie vorsichtig. Der Junge sch?ttelte hastig den Kopf.
?Nein, auf dich ist er nicht b?se. Ich... ich glaube das ist, weil...? er geriet ins Stottern, ?weil... na ja.. weil... ich dich mag! Wenn ich jemanden mag, dann ist S?tyros nicht b?se auf ihn.?
Ein j?hes Gef?hl der W?rme wallte in der jungen Frau auf. Ohne dass sie h?tte sagen k?nnen warum erleichterten sie Malakais Worte.
?Ich mag dich auch,? l?chelte sie, und fuhr ihm aufmunternd ?ber die linke ? helle ? Wange.
?Wei?t du was,? fragte der Junge im Brustton der ?berzeugung, ?ich werde dich besch?tzen. Niemand darf dir etwas antun wenn ich da bin; niemand,? wiederholte er. ?Ich besch?tze dich, und du besch?tzt mich. Einverstanden??
Mara l?chelte und versuchte einen ernsthaften Gesichtsausdruck zu wahren, als sie erwiderte:
?Einverstanden. Du besch?tzt mich, und ich besch?tze dich. Aber ich glaube das ist kein gutes Gesch?ft f?r dich, denn vor wem k?nnte ich dich schon retten??
Der Junge brachte sein Gesicht ganz nahe an das der jungen Frau, und fl?sterte ihr ins Ohr: ?Vor ihm...?
Einem Impuls folgend schloss Mara das Kind in die Arme. Licht war pl?tzlich um sie herum; irgendwo am Rande ihres Gesichtsfeldes glaubte Mara noch eine helle Gestalt zu erkennen. Dann war es vorbei, es war dunkel um sie herum.

* * *

Malakai war verschwunden; und ihre Vision mit ihm. Sie lag auf dem R?cken; nass, kalt und steif. Es dauerte einige Herzschl?ge lang, bis sie verstand dass es dunkel war, weil sie die Augen geschlossen hielt. Flatternd ?ffneten sich ihre Lider, nur um sich geblendet sofort wieder zu schlie?en. K?hles Abendlicht, vom Schnee tausendfach wiedergespiegelt, erhellte den Ort an dem des Morgens der schier unfassbare Kampf zwischen Malakai und seinem dunklen ?Bruder? getobt hatte. Offenbar hatte der Kronossritter gesiegt, denn sonst w?re sie sicherlich nicht mehr am Leben gewesen.
Jetzt erst gewahrte sie, dass ihre rechte Hand nicht so kalt und klamm war wie der Rest ihres K?rpers. M?hsam stemmte sie sich auf einen Ellbogen hoch und ?ffnete vorsichtig die Augen. Neben ihr lag Malakai mit dem Gesicht im Schnee, der ganze K?rper blut?berstr?mt. Ihre Rechte ruhte fest in der Seinen; und in diesem Moment, diesem Augenblick au?erhalb der Zeit; konnte Mara sich nichts Zufriedenstellenderes vorstellen, als einfach nur dazuliegen und die warme Hand des Mannes neben ihr zu halten.

* * *

Sowohl der Kronossritter als auch der Pfeil des Lichts waren schwer verletzt, w?rden ihre Wunden aber ?berleben. M?hsam bette Mara die beiden auf ihre Decken und versuchte sie so gut wie m?glich warm zu halten, ehe sie sich ihre Verletzungen ansah. Eine breite Wunde zog sich von der Stirn quer ?ber Gabriels Gesicht bis hinab zum Hals. Das rechte Auge war aufgeplatzt, und der Pfeil des Lichts w?rde damit nie wieder sehen k?nnen.
Bei Malakais Wunden ? obwohl sie ungleich schwerer waren als die des Pfeil des Lichts ? hatten schon begonnen sich zu schlie?en. Der junge Kronossritter atmete ruhig und gleichm??ig; ein Juturnawunder wenn man bedachte dass er sich vor nur wenigen Stunden selbst auf das Schwert eines Feindes gespie?t hatte.
Bis zu den Knien in Schnee eingesunken fuhr Mara mit warmen Fingern sanft ?ber Malakais Wange. Was war aus der Furcht geworden, die sie vor ihm gehabt hatte? Mara erkannte pl?tzlich, das sie sich in ein anderes Gef?hl gewandelt hatte; nicht erst seit ihrer Vision, sondern bereits davor, in der diffusen D?mmerzeit in Puckens Wald...

F?r Esekhiel kam jede Hilfe zu sp?t. Zumindest hatte der arme alte Mann nicht gelitten, sondern war sofort tot. Gegen den Brechreiz ank?mpfend bedeckte sie den Kopf und den Torso des Aerisos-Priesters mit seiner Decke und sprach ein kurzes Gebet an Juturna. Es war nicht lang, und auch nur ein einfaches Bauerngebet, aber sie war sich sicher dass es eben darum dem alten Mann sehr gefallen h?tte.

Des Lebens Kreis durchbrochen,
der ehern Ring gesprengt,
ruhn? der Menschen Knochen
in der Erde, tief versenkt.

Und doch, am Ende aller Trauer
wenn der Tod den Mensch besiegt,
gleich ob K?nig oder Bauer
durch Alabastras Hallen zieht.

* * *

Sp?ter versuchte sie, mit den Feuersteinen aus Malakais Satteltaschen (er hatte seinen Rappen in wenigen Dutzend Schritt Entfernung zur?ckgelassen, und der Rappe lie? sie diesmal widerstandslos an die Habseligkeiten seines Herrn heran) ein Feuer zu entz?nden, doch der Versuch scheiterte kl?glich. Das wenige Holz das sie gefunden hatte, war schon zu lange mit Schnee bedeckt, als dass es noch Lust zu brennen versp?rt h?tte. So gab Mara es schlie?lich auf und lehnte sich an eine uralte Tanne, um dem Untergang der Ekhi-Scheibe zuzusehen. Zwar versperrten die dicken B?ume ein wenig die Sicht, doch da die Laubb?ume ihr gr?nes Kleid l?ngst abgeworfen hatten, war Maras Blick auf das majest?tische Schauspiel dennoch ein Erlebnis. In allen Farben, von Gelb ?ber Gold bis hin zu einem satten Rot leuchtete die Scheibe, ehe sie hinter dem Horizont verschwand und von der anderen Seite her Ekhis Spiegel die Herrschaft ?ber die Nacht antrat.

Mara zog die F??e an den K?rper und h?llte sich dick in Mantel und Decke. Ihr Blick wanderte abermals zu dem schlafenden Kronossritter hin?ber. Wie w?rde die Zukunft aussehen? Was hielt sie bereit f?r eine Frau, die so gar nichts von der Welt wusste, und die doch nichts sehnlicher w?nschte als irgendwo Ruhe und Frieden zu finden? Eines wusste sie sicher: Sie w?rde Malakai nicht von der Seite weichen, wohin er auch gehen w?rde. Da war ein Band, dass sie zusammenhielt; Mara wusste nicht wer es geflochten hatte oder aus welchem Grund, aber sie sp?rte dass ihr Platz auf dieser Welt an der Seite des Sleipgard-Prinzen, des Adorian, des letzten Kronossritters war. Und was auch immer das Schicksal noch f?r sie bereithielt, daran w?rde sich nichts ?ndern.
Zufrieden senkte sie den Kopf auf die Knie und war bald darauf friedlich eingeschlafen.


ENDE von Episode 8


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9 ? Auf dem Weg...


?Was will er schon ausrichten? Es ist nur ein einzelner Mann. Ihr habt hier eine ganze Armee um euch geschart, Graf Mordekai. Und dazu kommt noch dass diese Festung erst ein einziges Mal erobert wurde. Die Mauern des Thronbergs sind stark, selbst heute noch. Warum also all dieser Aufwand wegen diesem Mann?? Der kleine Mann wischte sich die verr?terischen Schwei?perlen von der Stirn. Sein Gegen?ber machte ihn noch immer nerv?s, ganz gleich wie oft der gro? gewachsene, st?mmige Kerl ihn mit seiner Gegenwart begl?ckte.

?Wir reden hier nicht von einem gew?hnlichen Mann, Cernol. Er ist der Sohn des rechtm??igen K?nigs... ?ber zwanzig Jahre lang hat der Kronossorden ihn vor mir verborgen, und er wurde stark in dieser Zeit... Wisst Ihr was ihn antreibt? Der Hass... sein Hass auf mich und meine Verb?ndeten. Was denkt Ihr, Pr?lat? Ist es nicht eine Ironie des Schicksals dass ein Mann, der von einem Tardukai besessen ist, mich mehr hasst als Ihr, der Ihr doch der hochbedeutende ?Wahrer des Lichts? seid?? Als Cernols Gesicht sich puterrot verf?rbte lachte der Graf heiser und herablassend.

?Wer sagt dass ich Euch nicht hasse?! Aerisos sei?s geklagt, wenn ich k?nnte w?rde ich-? Mit einem wilden Z?hnefletschen, das auch den an der T?r stehenden jungen Mann in der silbernen R?stung ?berrascht die Braue hochziehen lie?, unterbrach Mordekai den ?lteren Mann.
?Ihr seid es nicht wert den Namen des Gottes auf Euren Lippen zu tragen! Wenn Ihr ein Mann des Glaubens w?rt, Cernol, h?ttet ihr Euch nicht so erb?rmlich an Euer unbedeutendes kleines Leben geklammert, sondern h?ttet den Tod im Kampf gegen meine Diener gesucht, wie es Eure tapferen Soldaten taten. Ihr aber winselt wie ein getretener Hund, Pr?lat.?

Der kleine Mann wollte entr?stet etwas zu seiner Verteidigung erwidern, aber ein heiseres Kichern lie? ihn verstummen und unsicher in die Richtung der alten Hexe blicken. Die zahnlose Alte stand am Kamin und hatte die faltigen, fleckigen H?nde zum Feuer gestreckt, um sich daran zu w?rmen. Allein schon wenn er sie ansah erf?llte sie ihn mit Unbehagen, doch davon wollte er sich nichts anmerken lassen. Schlimm genug wenn der Graf ihn schon f?r einen Feigling hielt; aber dem Kronossweib wollte er diese Genugtuung nicht auch noch g?nnen.
?Was ist so lustig, verfluchte Schwarzseherin? Hast du jemandem die Pocken an den Hals gehext, oder dir einen Hund als Liebessklaven f?r die Nacht besorgt?? Cernol versuchte seine Stimme so fest wie m?glich klingen zu lassen, doch so recht wollte es nicht gelingen.
Die Alte jedoch kicherte nur noch lauter und schriller, bis der Graf schlie?lich vortrat und ihr einen finstern Blick schenkte. Fast augenblicklich verstummte sie.
?Was gibt es zu lachen, Hagtys??

Die Alte rieb sich nochmals kurz die H?nde, nahm dann ihren Stock, den zwei kunstvoll ineinandergeschnitzte Dreiecke verzierten, an sich, der an der Wand neben dem Kamin lehnte, und kam auf die beiden M?nner zugehumpelt.
Wie zuf?llig stampfte sie mit dem Stock genau auf Cernols linken Fu?, als sie mit ungelenken Bewegungen eine Verbeugung vor Graf Mordekai andeutete. Cernol stie? einen wehleidigen Schrei aus und h?pfte unter deftigen Verw?nschungen wie wild auf dem anderen Bein umher.
Schmatzend leckte sich die Alte ?ber die Lippen, ehe sie sich an den Grafen wandte.
?Er kommt... er, f?r den Tausend sterben m?ssen... er kommt hierher... wenn er hier ist, wird er das Schloss seiner Familie von Euch zur?ckfordern...?
?Erz?hl mir etwas was ich noch nicht wei?, Schwarzseherin!?
?M?chtige Verb?ndete habt Ihr, Graf, m?chtige Verb?ndete, ja... aber selbst f?r die Zw?lf ist der Blick ins Morgen verschlossen... nur die alte Hagtys, ja die alte Hagtys wei? was die Zukunft f?r Euch bereith?lt.?
Ein ungeduldiger Ausdruck trat auf Mordekais Gesicht, und die missbilligend heraufgezogene Lippe k?ndete von nur noch schwer unterdr?cktem Ungest?m. ?Ich wei? l?ngst was die Zukunft f?r mich bereith?lt, Alte. Malakai wird mich t?ten, so oder so. Was noch k?nntest du sehen das f?r mich von Interesse ist??

?Nicht mehr allein ist der Adorian, nicht mehr allein... daraus erw?chst ihm gro?e St?rke... aber auch gro?e Schw?che, wenn Ihr sie zu nutzen wisst!?
Der Graf sah sie verst?ndnislos an.
?Wovon redest du, altes Weib??
?Ein M?gdelein, jung und sch?n, mit Haaren so golden wie der Ekhi? Scheiben Flug... und einer der den goldenen Pfeil auf der Brust tr?gt... sie sind zu seiner Rechten und zu seiner Linken... auf sie kann er sich st?tzen... doch wenn Ihr sie ihm nehmt, wird er zusammenst?rzen wie ein Haus dem die Pfeiler weggeschlagen wurden!?

Mordekai nickte langsam. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab. Sein schwarzer Umhang gab ein rauschendes Ger?usch von sich als der gro?e Mann mit den breiten Schultern den Raum verlie? und auf den Hauptplatz des Schlosses hinaustrat, das vor f?nfundzwanzig Jahren einmal der Thronberg, Sitz der sleipgardischen K?nige gewesen war. Hinter ihm folgte, gleichsam imposant, ein nur wenig kleinerer Mann in einer R?stung aus reinem Silber, den roten Eber auf die Brustplatte gemalt.

* * *

Es war fr?her Morgen als Mara erwachte. Irgendetwas hatte sie aufgeweckt, doch sie wusste zun?chst nicht zu sagen was es gewesen war. Mit einem m?den Summen streckte sie die steifen Glieder und blinzelte zur ebenfalls neu erwachten Ekhi-Scheibe hinauf. Es tat gut endlich wieder einmal richtig geschlafen zu haben, auch wenn die Decke die sie um die Schultern geschlungen hatte kaum ausreichend Schutz gegen die K?lte der Nacht geboten hatte. Mit einer wohligen Schwere in den Gliedern schnupperte sie die Morgenluft, deren Geruch von noch mehr Schnee k?ndete.
Und da war es wieder, das klopfende Ger?usch das sie geweckt hatte. Sie konnte es nicht richtig einordnen, also erhob sie sich und sah sich alarmiert nach der Quelle um. Zuerst fiel ihr Blick auf Malakais Pferd, das in einer kleinen Gruppe junger B?ume Schutz vor dem eisigen Wind gesucht hatte; dann erblickte sie den Kronossritter, der noch immer wie tot auf dem Boden lag. Einzig die kleinen Dampfwolken, die seine Lippen in regelm??igen Abst?nden formten, zeugten davon dass noch Leben in dem jungen Mann war.
Dann sah sie zu den Decken, in die sie den Pfeil des Lichts geh?llt hatte. Gabriel war verschwunden. Viele unsinnige Gedanken kamen ihr: Hatte man den rothaarigen jungen Mann entf?hrt? Nein, Unsinn, dann w?ren auch sie und Malakai sicherlich mitgenommen worden... war er vielleicht im Fieberwahn aufgestanden und irrte hilflos im Wald umher? Bei dieser Bef?rchtung tat Maras Herz einen erschrockenen H?pfer. F?r einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Malakai zu wecken, doch sie verwarf ihn sofort wieder. Der Kronossritter war am Abend zuvor mehr tot als lebendig gewesen, und selbst wenn sie ihn wach bekommen h?tte, konnte der junge Mann vermutlich noch nichteinmal aufstehen. Also war es an ihr...

Als das Klopfen wieder ert?nte, fasste sie sich ein Herz und schlich langsam in die Richtung aus der das Ger?usch kam. Auf dem Boden f?hrten Schleifspuren im Schnee in Richtung eines Kreises, der von einer Familie dicht beisammenstehender Schillerhecken gebildet wurde. Als die junge Frau den Spuren folgend den Heckenring hinter sich gelassen hatte, sog sie erschrocken die Luft ein. Ihr den R?cken zugewandt stand Gabriel breitbeinig inmitten des Heckenkreises. Von einer Fl?che von ungef?hr ein auf drei Schritt hatte der Pfeil des Lichts den allgegenw?rtigen Schnee vertrieben und hieb mit seinem Langschwert immer und immer wieder auf den festgefrorenen Waldboden ein. Daneben, auf das k?hle Wei? wie auf Daunen gebettet, lag Esekhiels Leichnam; die H?nde wie zum Gebet gefaltet.

Die Arbeit des Pfeil des Lichts war aussichtslos. Die K?lte hatte den Boden so hart wie Fels werden lassen, und selbst wenn er nicht die Wunde im Gesicht davongetragen h?tte, so w?re es ihm sicherlich ebenso wenig gelungen sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Hilflos streckte Mara die Hand nach ihm aus, ohne ihn jedoch zu ber?hren. Sie wollte etwas sagen, aber die richtigen Worte wollten ihr einfach nicht ?ber die Lippen kommen.
?Seit ich drei Jahre alt war hat er sich um mich gek?mmert.? Offenbar hatte Gabriel sie bereits bemerkt, obwohl er ihr noch immer den R?cken zugewandt hatte und mit seinem Schwert den Boden aufkratzte, in dem sinnlosen Versuch eine Kuhle f?r die Leiche seines Vetters zu graben. ?Meine Eltern starben im gro?en Feuer das die Kronossdiener gelegt hatten, aber Esekhiel kam zur?ck um mich zu holen... der Erzbischof hatte einen geheimen Ausgang aus dem Thronberg... Esekhiel h?tte einfach mit den anderen Akoluthen und Novizen fliehen k?nnen. Doch er kehrte zur?ck um nach mir und meinen Eltern zu suchen... Egal welches Alter die G?tter mir zubilligen, ich werde diese Nacht nie vergessen; niemals...? Seine Stimme klang heiser, wie die eines Mannes der erk?ltet war, oder der seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. ?Die Flucht nach Vandrien dauerte fast zwei Monde... obwohl ich ihn mit meinen kurzen Beinen nur aufhielt f?hrte er mich den ganzen Weg nach Harben... mit mir auf seinen Schultern ?berquerten wir die westlichsten Ausl?ufer der Nebelberge, die die Bakkanaii das Toriiya-Gebirge nennen; ?Ort der T?uschungen?...
Wir hatten selten etwas zu trinken, und noch seltener zu essen... ich glaube es gab keinen Tag an dem ich ihm, der er ja selber kaum ein Mann geworden war, vorweinte wie hungrig ich war...? Der Pfeil des Lichts hielt f?r einen Moment mit seiner Arbeit inne und presste die freie Rechte auf sein Gesicht. Als er sie wieder senkte schimmerte sie dunkelrot. Seine Wunde hatte sich durch die Anstrengung wieder ge?ffnet. ?Eines Nachts, in einem kleinen Tal zwischen zwei m?chtigen Bergen, schrie ich ihn an dass ich lieber im Feuer verbrannt w?re, als hier elendig zu verhungern... es war das erste und einzige Mal dass er mir eine Ohrfeige gab. Die G?tter haben dir das Leben gerettet, sagte er damals, und es steht uns nicht zu ihre Entscheidungen in Zweifel zu ziehen. Mag sein dass es meine H?nde waren, die dich aus den brennenden Hallen geleitet haben, aber es war der Wille der G?tter dass wir beide heil entkamen. Darum ist es undankbar wenn du dir jetzt w?nschst tot zu sein, h?rst du?
Damals verstand ich es noch nicht, aber sp?ter erkannte ich dass es diese Art von Denken war, die ihn vorantrieb; die ihm die Kraft gab all die wunderbaren Dinge zu leisten die er tat. Er war mir ein Vobild, von damals bis zum heutigen Tage. Und jetzt... jetzt ist er... weil ich zu schwach war... weil ich die G?tter entt?uscht habe...? Seine Schultern hoben und senkten sich ungleichm??ig. Mara schluckte schwer und suchten nach Worten um dem jungen Mann Trost zu spenden, doch sie fand keine die das Leid des Pfeil des Lichts h?tten mildern k?nnen.
?Denkst du es k?mmert die G?tter ob du lebst oder stirbst?? Die Stimme war eisig, sie war teilnahmslos, und sie erklang so unerwartet dass Mara erschrocken zusammenfuhr. Hinter ihr erschien Malakai wie aus dem Nichts; im Gesicht totenbleich und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht, aber nichtsdestotrotz aus eigener Kraft stehend. Diese beiden M?nner waren einfach unglaublich! Sorgten sie sich denn ?berhaupt nicht um ihre Gesundheit?!

Auch Gabriel wandte sich nun um und suchte den Blick des Kronossritters. Bei seinem Anblick musste Mara einen erschrockenen Laut unterdr?cken: Das Gesicht des jungen Mannes war mit einer Kruste aus getrocknetem und frischem Blut ?berzogen; das verwundete Auge war grau-wei? getr?bt und starrte ausdruckslos vor sich hin, w?hrend sich das gesunde Linke in Malakais Blick bohrte. Mara hatte das Gef?hl, als laufe zwischen den beiden M?nnern eine Art stummes Zwiegespr?ch ab.
?Der Glaube lehrt mich, dass jedes Leben f?r die G?tter wichtig ist?, sagte der Pfeil des Lichts schlie?lich.


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Malakais Lippen verzogen sich zu einem abf?lligen L?cheln. ?Dein Glaube lehrt dich auch, dass Kronoss, und alle die ihm huldigen, das absolute B?se sind... dass er und seine Diener es nicht wert sind auf Erden zu wandeln.? Er lachte leise. ?Glaubst du wirklich, Kronoss w?re der Feind der Menschen??
Gabriel nickte langsam, aber bestimmt, und lie? den wei?haarigen jungen Mann dabei nicht aus den Augen. Zwischen den beiden schien sich eine Spannung aufzubauen die Mara fast k?rperlich sp?ren konnte; und was sie in Gabriels Blick sah jagte ihr regelrecht Angst ein...
?Dann irrst du, Pfeil des Lichts. Kronoss liebt die Menschen nicht weniger als die anderen vier G?tter. Auf seine Art liebt er sie sogar mehr als jeder andere. Denn durch sie, durch die Taten die sie begehen, geben sie ihm Recht... wann immer ein Mensch die Hand gegen einen anderen Menschen erhebt, wiederholt er die S?nde des dunklen Gottes, und die Frage nach Recht und Unrecht muss neu gestellt werden.?
?Kronoss liebt die Menschen nicht, er f?hrt sie in Versuchung! Er verdirbt ihre Seele und l?sst sie grausame Verbrechen begehen!? Gabriels Stimmte zitterte vor m?hsam unterdr?ckter Wut. Der Verlust seines Vetters hatte ihn schwer getroffen. F?r einen Moment ?berlegte Mara, ob der junge Mann einfach nur jemanden suchte dem er die Schuld geben konnte, um sie nicht bei sich selbst suchen zu m?ssen und um den Schmerz leichter ertragen zu k?nnen. Doch sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Gabriels Entr?stung kam aus seinem inneren religi?sen Verst?ndnis. Und in gewisser Weise beneidete sie ihn um diese Reinheit eines tiefempfundenen Glaubens... es musste sehr tr?stlich sein ein so enges Band zu den G?ttern gekn?pft zu haben.

?Nein, Gabriel, nein... Kronoss zwingt die Menschen zu nichts... er zeigt ihnen einen Weg, abseits der alten Wege. Und glaube mir, er besch?tzte die Menschen nicht weniger als die Vier es taten; denn solange es Menschen gibt, die sich f?r seinen Weg entscheiden, solange sch?ren sie mit dieser Best?tigung auch den Hass des dunklen Gottes auf seine Geschwister, die ihm sein Geburtsrecht als K?nig der G?tter nahmen. Dieser Hass hat ihn stark gemacht.?
?Stark genug um ganz Sleipgard zu verw?sten. Wie k?nnt Ihr einen Gott verteidigen der euch Euer Geburtsrecht nahm und der seine D?monenhorden ?ber das ganze Land versendet?! Das Land dass Ihr regieren und besch?tzen solltet!? Der Pfeil des Lichts sah Malakai herausfordernd an, und Mara fiel auf dass Gabriels Griff um sein Schwert so fest geworden war, dass die Fingerkn?chel bereits wei? unter der Haut hervortraten. Sollte sie etwas sagen um die beiden zu vers?hnen? Konnte sie ?berhaupt irgendetwas tun?

Malakais Miene verfinsterte sich. ?F?r die G?tter sind die Menschen nur Figuren auf einem gro?en Spielfeld. Sie verschieben sie nach Belieben, wie immer es ihnen gef?llt; gleich ob Aerisos, Shanka-Pan, Ekhi, die ach so gn?dige Juturna oder sogar Kronoss. Die G?tter sind es nicht wert dass man ihnen ihr Leben weiht, Gabriel, und sich auf sie zu verlassen ist gef?hrlich. Er dort...? Malakai nickte mit dem Kopf in Richtung des Leichnams auf dem Boden ?...hat es getan. Aber kamen die G?tter um ihm beizustehen? Oder um dir oder dem M?dchen beizustehen??

Zu Maras ?berraschung erschien ein d?nnes, aufrichtiges L?cheln auf den Lippen des Pfeil des Lichts. ?Die G?tter kamen nicht selbst um uns beizustehen, nein. Aber sie haben uns jemanden geschickt der es tat.?
Malakais Blick verfinsterte sich noch mehr als er ein unwilliges Grollen von sich gab. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verlie? den Heckenring in Richtung der B?ume, in deren Schutz sie die Nacht verbracht hatten.

Mara sah ihm zu bis er hinter den d?rren ?sten verschwunden war. Als sie sich wieder umwandte hatte der Pfeil des Lichts sich bereits wieder seiner m?hsamen Arbeit zugewandt, und die junge Frau wagte es nicht ihn in diesem Moment anzusprechen.

* * *

Mit hochrotem Kopf marschierte Pr?lat Cernol durch die stockfinsteren Hallen des Thronbergs. Dank der G?tterverfluchten Alten und ihrem seltsamen Stock schmerzte sein linker Zehen wie die H?lle pers?nlich, und wenn der gleichsam verfluchte Gro?kotz von Graf nicht so gro?e St?cke auf die Hexe gehalten h?tte, h?tte Cernol sie l?ngst steinigen lassen. Ah, verdammt... wahrscheinlich h?tten Mordekais M?nner nichtmal diesen einfachen Befehl von Cernol ausgef?hrt! Wer war er denn? Das verfluchte Haustier dieses wahnsinnigen Schl?chters?! Ja, er hatte den Grafen angefleht sein Leben zu schonen... aber warum hatte er das denn getan? Doch nur um sich das Vertrauen des Unholds zu erschleichen und ihn bei n?chstm?glicher Gelegenheit an die Inquisition auszuliefern! Sicher, seine Leibw?chter - die beiden Pfeile des Lichts ? hatten sich geweigert es ihm gleichzutun; hatten ihn als Verr?ter bespuckt... aber was wussten die beiden schon?! Sie waren tot, und er war noch am Leben, das war schlie?lich alles was z?hlte! Und ja, es war verdammt beeindruckend gewesen, wie der silberne Ritter ? Cernol sch?tzte ihn auf Anfang dreissig, und wenn er je einen Sohn gesehen hatte der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war, dann war es dieser Kerl namens Dion der dem Grafen so sehr ?hnelte ? die beiden Pfeile des Lichts scheinbar m?helos niedergestreckt hatte.

Wenn der Graf nur endlich sein Versprechen einl?sen w?rde und die Prinzessin t?ten lie?e! Schon zwei Tage sa? das elende G?r im Verlie? unter dem Thronberg, und sann wahrscheinlich Stunde um Stunde auf einen neuen Fluchtplan! Das durfte nicht geschehen... wenn die Prinzessin ein zweites Mal entkommen sollte - dessen war Cernol sich sicher - w?rden selbst Mordekais unheimliche D?monendiener sie nicht wieder einfangen k?nnen. Und das letzte was Cernol gebrauchen konnte, war eine vandrische Prinzessin, die zu ihrer hochwohlgeborenen Mutter zur?ckrannte und ihr von dem ach so schlimmen Verrat des Pr?laten erz?hlen konnte... damit w?ren seine Pl?ne, eines Tages selbst auf dem Schl?sselthron zu sitzen, f?r lange Zeit vereitelt gewesen.

Verflucht! So war diese Expedition in den Norden wahrlich nicht gedacht!
Noch immer vor Wut sch?umend stolzierte der Pr?lat an den wachestehenden Soldaten und betrat das Zimmer, welches des Graf in seiner ?unendlichen G?te? f?r ihn bereitgestellt hatte... Zu Hause in Harben h?tte nichteinmal seine Kammerzofe in so einem engen Raum gehaust! Selbst die zahnlose Alte hatte eine Kemenate die dreimal so gro? war wie seine Unterkunft. Cernol hatte einmal einen Blick hinein geworfen, als er den Fehler begangen hatte sich zu tief ins innere des Schlosses zu begeben. Die Alte hauste in einem verkohlten Trakt, in dem der Staub von Jahrzehnten sich zu kleinen Gebirgen auft?rmte, und wo selbst Mordekais Soldaten nicht freiwilligen hingingen. Dort hatte die Schwarzseherin unz?hlige Tiegel und M?rser, Kolben und B?cher angesammelt; und in der Mitte ihres Raumes hatte sie irgendetwas Gro?es mit einem purpurfarbenen Tuch abgedeckt. Die menschlichen Umrisse die er darunter zu erkennen glaubte, hatten ihm f?r den Beschluss ausgereicht, nie wieder einen Fu? in diesen Teil des Thronberges zu setzen.

Verflucht! Wenn der Graf nur endlich die Prinzessin aus dem Weg ger?umt h?tte! Und die Alte gleich mit! Verflucht!

* * *

Malakais Wunde verheilte so irrwitzig schnell dass man ihr fast dabei zusehen konnte. Alles was ihr Vater Mara ?ber Wundheilung in langen Stunden des Unterrichts beigebracht hatte, schien f?r den jungen Kronossritter nicht zu gelten. Da weder Malakai, noch Gabriel an diesem Tag weiterziehen wollten oder konnten, geriet Mara ins Gr?beln. Sie h?tte die Geschehnisse, die sie in ihrer Vision beobachtet hatte, gerne ins Reich der Fantasie verbannt; h?tte sich gerne eingeredet dass es nur ein Traum gewesen war. Doch daf?r war es zu real gewesen, zu greifbar ? und zu passend. Die K?lte die der Kronossritter verstr?mte, seine unheimliche Aura, das fast schon k?rperliche Gef?hl der Bedrohung das von ihm ausging ? es war alles die Schuld des unglaublichen Wesens, das sich mit Malakai verbunden hatte. Tardukai hatte Esekhiel sie genannt, oder auch ?Gro?e ?bel?. Doch wenn sie die Erz?hlungen des Aerisos-Priesters mit dem verglich, was sie in ihrer Vision erfahren hatte, dann kam sie zu dem Schluss dass Esekhiels Geschichten nicht der Wahrheit entsprachen ? nicht ganz zumindest. Es waren nicht die Kronossritter gewesen, die den Thronberg niedergebrannt hatten, im Gegenteil: Die dunklen Krieger hatten sogar noch versucht dem K?nig beizustehen. Dasselbe galt auch f?r den seltsam bunt gekleideten Mann, dessen Namen sie vergessen hatte (war er ?berhaupt genannt worden?), und der das Neugeborene gerettet hatte.

Doch bedeutete das nicht, ?berlegte sie weiter, dass Gabriels Kreuzzug gegen die Kronossritter im Grunde genommen unberechtigt war? Es konnte doch nicht richtig zu sein, jene zu verfolgen und zu erschlagen, die gar nicht schuld waren an dem Fluch, der nun auf Sleipgard lastete... Doch andererseits... wer waren hier wirklich die B?sewichte? Die drei K?niginnen? Die Zw?lf, die in Wahrheit Dreizehn waren (auch so ein Punkt der Geschichte, die der Aerisos-Priester anders erz?hlt hatte)? Oder doch Malakai, der einen dunklen Gott befreien wollte, ohne dass er wirklich wissen konnte was dann geschehen w?rde?
Bald schon schwirrte ihr der Kopf von all den schwierigen ?berlegungen, die sie doch zu keinem Ergebnis f?hren wollten; und so beschloss sie, sich zuallerst dem naheliegendsten aller Probleme zuzuwenden: dem emp?rten Knurren ihres zierlichen Magens.
Der K?se hatte schon leicht den ledrigen Geruch der Satteltaschen angenommen, doch er schmeckte nach wie vor nicht schlecht und war sehr s?ttigend. W?hrend sie so bed?chtig daran kaute, hatte sie fast ein schlechtes Gewissen, dass sie hier sa? und es sich gut gehen lie?, w?hrend zu ihrer linken Malakai mit geschlossenen Augen an einem Baum sa? und seine Verletzung auskurierte; und zu ihrer Rechten, irgendwo hinter den Hecken, der Pfeil des Lichts m?hselig ein Grab f?r seinen gefallenen Vetter aushob. Gerne h?tte sie einem von beiden etwas Gesellschaft geleistet, doch sie hatte das bestimmte Gef?hl, dass es besser war keinen von beiden zu jetzt zu st?ren. Seufzend schob sie noch ein St?ck K?se in den Mund und versuchte an etwas Anderes zu denken.


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:13 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
Jagon
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* * *

Sie setzten ihre Reise an diesem Tag nicht mehr fort. Als es Nacht wurde entz?ndete Malakai ein kleines Feuer aus herumliegendem Holz; dank der erstaunlichen Brennfl?ssigkeit die er dabei verwendete brannte selbst das nasse Holz als w?ren es getrocknete S?gesp?ne.
Erst als das letzte Licht der Ekhi-Scheibe triumphierend vergl?hte stie? der Pfeil des Lichts zu ihnen. Seine einstmals wei?e Kleidung war v?llig verdreckt; verkrustetes Blut bedeckte sein Gesicht und hatte den r?tlich schimmernden Bart des jungen Mannes getr?nkt, und aus seinem rechten Auge rann noch immer ein hauchd?nner roter Faden des kostbaren Lebenssaftes seine Wange hinab und tropfte unbeachtet in den Schnee. Einzig der goldene Pfeil auf seiner Brust erstrahlte fast wieder so hell an dem Tage da sie sich getroffen hatten; es schien so als habe Gabriel diesen Teil seines ?berwurfs mit dem allgegenw?rtigen Schnee ges?ubert. Mara eilte zu ihm um sich die Wunde anzusehen, doch Gabriel, aschfahl im Gesicht, sch?ttelte nur abwehrend den Kopf. Bed?chtigen Schrittes ging er zu der Stelle wo der Tardukai ihn ?berrascht hatte, und wo noch immer sein leichter Reiserucksack auf dem Boden lag. Bedrohlich schwankend zog der Pfeil des Lichts einen Schlafsack daraus hervor, suchte sich einen Platz am Feuer (auf der Malakai genau entgegengesetzten Seite der rotglimmenden Glut, wohlgemerkt) und schlo? ohne ein weiteres Wort die Augen. Es vergingen nur wenige Augenblicke bis Mara sein rhythmisches Atmen vernahm und wusste dass der Pfeil des Lichts eingeschlafen war. Ein kurzer Blick zu Malakai zeigte ihr, dass auch der Kronossritter bereits schlief (sofern man bei ihm ?berhaupt von Schlafen sprechen konnte, denn sie hatte noch nie bemerkt dass Malakai in der Nacht oder am Morgen ein Anzeichen von M?digkeit gezeigt h?tte), und so beschloss sie, dass es auch f?r sie selbst an der Zeit war etwas Schlaf zu finden.

Doch sie hatte sich noch nicht lange niedergelegt, als sie die eisige K?lte der Nacht unangenehm zu empfinden begann. Auch als sie n?her an das Feuer heranrobbte fror sie noch immer ganz erb?rmlich, und ihr eigenes Z?hneklappern hielt sie solange wach bis sie es schlie?lich nicht mehr l?nger ertrug. Entschlossen erhob sie sich, zog den Schlafsack hinter sich her und kauerte sich neben Malakai, wie er mit dem R?cken an einen Baumstamm gelehnt. Anders als der eisige Frost der Umgebung erschien ihr die andere Art von K?lte in der Gegenwart des Kronossritters nun nicht mehr furchteinfl??end, sondern auf eine seltsame, schwer beschreibliche Art... beruhigend; ja, sie f?hlte sich besch?tzt in seiner N?he. W?rmesuchend legte sie den Kopf auf seine Schulter und war bald darauf eingeschlafen.

Malakais Linke Hand war vorgezuckt um das M?dchen; nein, die menschliche N?he ?berhaupt von sich wegzusto?en, doch kurz bevor er sie ber?hrte hielt er inne. Seine Hand schloss sich zur Faust, ?ffnete sich wieder und schloss sich abermals. F?r einen Moment starrte der Kronossritter das wei?e, zerbrechliche Gesicht der jungen Frau an, das an seiner Schulter ruhte. Das herunterprasselnde Feuer zeichnete seltsame Schatten auf ihre Z?ge.
Ungeh?rte Worte geisterten durch seinen Kopf, nie ?ber seine Lippen gekommen, und dennoch ausgesprochen in der Tiefe seiner Selbst: Ich besch?tze dich, und du besch?tzt mich...
Z?gerlich wickelte er sich aus der Decke und schlang sie so um seinen Leib, dass das Hirschfell auch Mara warmhielt. Und mit der Linken Hand sein Schwert in der R?ckenscheide umfassend, mit der Rechten die Decke an ihrem Platze haltend, fand auch der Kronossritter Schlaf in dieser Nacht.

* * *

Der n?chste Morgen schien die frostige K?lte der vorangegangenen Tage noch ?bertrumpfen zu wollen. Mara erwachte bei den ersten Strahlen der aufgehenden Ekhi-Scheibe, um ?berrascht festzustellen dass Malakai und Gabriel etwas abseits beisammen standen und etwas beratschlagten. Der Pfeil des Lichts schien ?ber etwas das Malakai gesagt hatte sehr aufgeregt zu sein; fast schon ver?rgert, befand sie, und fragte sich worum das Gespr?ch sich wohl drehte. Doch sie hatte keine M?glichkeit das aus den Wortfetzen zu entnehmen, denn in eben diesem Moment wandte Gabriel sich kopfsch?ttelnd ab und kam zur?ck zum mittlerweile herabgebrannten Feuer, um seinen Schlafsack zusammenzurollen. Als er gewahrte dass Mara wach war ?nderte sich sein Gesichtsausdruck, und er l?chelte ein d?nnes, aber aufrichtiges L?cheln. ?Guten Morgen, Herrin. Es trifft sich gut dass Ihr wach seid, denn wir wollen bald aufbrechen.?
?Ich bin keine-? Herrin, wollte sie sagen, doch der Pfeil des Lichts fiel ihr ins Wort.
?Ich habe nicht vergessen, dass Ihr es wart die mich damals gerettet hat.? Er fuhr mit der Hand ?ber die Stelle an seinem Hals, wo Malakais Schwert ? Hjalmir hie? die Klinge, wie sie in ihrer Vision erfahren hatte ? eine feine rote Linie gezogen hatte. Der Pfeil des Lichts gab wirklich ein erbarmungsw?rdiges Bild ab, wenn sie sich seine Wunden so betrachtete, aber in seinen Augen glomm noch immer das sympathische, jungenhafte Glitzern, dass ihn von Anfang an f?r sie eingenommen hatte. Es war schw?cher geworden, und doch reichte es noch immer aus, um ihn in einer Art innerem Licht erstrahlen zu lassen.

Erst als Gabriels milde fragender Blick sie traf wurde Mara bewusst, dass sie den jungen Mann l?nger angestarrt hatte als es sich geziemte. Mit einem nerv?sen L?cheln erhob sie sich von ihrem Lager, fischte mit den H?nden den Schnee aus ihren Haaren, der ?ber Nacht gefallen war, und machte sich daran ihren Schlafsack und die Decke zusammenzupacken. Da erst fiel ihr auf, dass es gar nicht ihre eigene Decke war, die sie warmgehalten hatte...

Wenig sp?ter waren sie bereit zum Aufbruch, und was Mara insgeheim gehofft hatte, trat ein: Gabriel schloss sich ihnen an; offenbar hatte er am Morgen unter anderem auch dar?ber mit Malakai geredet. Der Kronossritter war an diesem Tage jedenfalls sehr schweigsam und abweisend ? mehr noch als f?r gew?hnlich, urteilte Mara ? und sie fragte sich, ob es vielleicht an der Gegenwart des Pfeil des Lichts lag, oder an dem Streit den die beiden in der Nacht zuvor gehabt hatten...
W?hrend sie so dahinreisten ? Malakai und Mara zu Pferd, aber langsam genug damit auch Gabriel zu Fu? folgen konnte ? ?berlegte sie, ob sie dem Pfeil des Lichts von ihrer Vision erz?hlen sollte. Schon vorhin h?tte sie die Gelegenheit dazu gehabt; w?hrend sie dem Pfeil des Lichts anbot auf ihrem Pferd zu reiten, was der junge Mann jedoch abgelehnt hatte. Doch wie w?rde er reagieren, wenn sie ihm davon erz?hlte, dass die Kronossritter eigentlich die Guten in diesem Komplott gegen den Sleipgard-K?nig gewesen waren? Und, fragte sie sich pl?tzlich, was sollte sie ihm sagen woher sie dieses Wissen bezog? Dass sie ohnm?chtig geworden war und dann eine Vision erlebt hatte? Gabriel w?rde sie bestenfalls auslachen, schlimmstenfalls f?r eine Verr?ckte halten, und das wollte sie nicht. Das wollte sie auf gar keinen Fall.

* * *

Den ganzen Tag setzten sie ihre Reise in Richtung S?dwesten fort, obwohl der Schneefall immer st?rker wurde, und der eisige Wind grimmig nach ihrer Haut biss, wo immer sie ihm Angriffsfl?che darboten. Mara hatte ihre Decke wieder hervorgeholt und sie fr?stelnd ?ber die Schultern geworfen, und dennoch fror sie ganz erb?rmlich. Wie musste da der Pfeil des Lichts sich erst f?hlen, der ja zu allem ?berfluss auch noch verwundet und zu Fu? unterwegs war? Doch Gabriel ertrug die Strapazen ebenso stoisch und unber?hrt wie Malakai, und so kamen die drei trotz des immer schlechter werdenden Wetters gut voran. Einige Male versuchte Mara, Gabriel in ein Gespr?ch zu verwickeln. Der Pfeil des Lichts antwortete ihr stets h?flich und l?chelnd, doch blieb er dabei so einsilbig und distanziert dass sie es schon bald aufgab, und sich nur noch darauf konzentrierte ihre blauen Lippen und Finger warm zu reiben. Der Weg unterdessen zeigte immer ?fter Spuren von Menschlicher Gegenwart; hier lag eine halb zugeschneite Speiche am Wegesrand, dort ragten einige verkohlte Stecken aus dem Schnee. Einmal ritten sie sogar am gefrorenen Kadaver eines toten Hundes vorbei, wie Mara bedauernd feststellte.

Als es auf den Abend zuging ragte am Wegesrand unvermittelt ein Holzf?ller-Unterstand auf, der zwar nicht besonders ger?umig war, daf?r jedoch einen ausgezeichneten Schutz vor dem allgegenw?rtigen Schnee bot. Zu Maras gro?er Erleichterung war sogar ein kleines Lager von Holzscheiten fein s?uberlich an der Wand aufgeschichtet, und so dauerte es nicht lange bis sie sich genie?erisch einem prasselnden Feuer entgegenr?keln konnte. F?r einen Moment verga? sie alles um sich herum, und war dabei so leichtsinnig dass ihre feuchten Kleider um ein Haar ein Raub der Flammen geworden w?ren.

?Ihr wisst, was in dieser Richtung liegt, nicht wahr? Wenn wir in diesem Tempo weiterreiten, werden wir morgen im Laufe des Tages in die letzte Siedlung vor... in die letzte Siedlung davor kommen.? Gabriels Worte klangen heiser. Vielleicht, dachte Mara am Rande, hatte der junge Mann sich erk?ltet.
?Ich habe dir gesagt wonach ich auf der Suche bin, Pfeil des Lichts, und es war deine Entscheidung mir trotzdem zu folgen. Es zieht mich dorthin; ich will ihn mit eigenen Augen erblicken, den Thronberg. Das Schwert k?nnte sich dort so gut wie an jedem anderen Ort hier im Norden befinden.?
?Der Thronberg ist aber nicht wie jeder andere Ort im Norden!? Gabriels Stimme hatte einen Unterton von Besorgnis angenommen, der Mara ganz und gar nicht gefiel. Wenn es dort etwas gab, das selbst dem Pfeil des Lichts ernstliche Sorgen bereitete, dann war der Thronberg heutzutage sicherlich kein Ort, den sie gerne aufsuchen wollte. ?Dort herrscht jetzt das B?se. Auf dem Thron der eigentlich Holberichs Geschlecht zust?nde sitzt jetzt Mordekai, Graf von Urag?n. Und ich f?rchte um Eure Sicherheit wenn wir dem Schwarzen Schloss zu nahe kommen, mein Prinz.?
?Wir haben gar keine andere Wahl. Schau hinaus, Gabriel: Das Unwetter wird immer schlimmer, ein Schneesturm kommt auf uns zu. Wenn wir bis morgen Abend keine Unterkunft gefunden haben, werden wir erfrieren.?
Gabriel schien ?ber diese Worte wenig erfreut, entgegnete jedoch nichts mehr darauf sondern starrte nur noch vor sich hinbr?tend in die Flammen ihres kleinen Feuers.

* * *

Am n?chsten Morgen in aller Fr?he sattelten Mara und der Kronossritter ihre Pferde, und die Reise ging weiter. Nun jedoch kamen sie weit langsamer voran als am Vortag, denn ?ber Nacht war soviel Schnee gefallen dass Gabriel fast bis zum Knie darin einsank, und schon nach kurzer Zeit mussten auch die beiden Reiter absteigen und ihre Tiere zu Fu? hinter sich herf?hren. All ihren Kindheitserinnerungen zum Trotz kam Mara der Winter nun gar nicht mehr wie ein alter Freund, sondern eher wie ein geh?ssiger Sp?tter vor, der sich einen Spa? daraus machte sie zu qu?len; der ihnen von Zeit zu Zeit sichere H?fen wie die H?tte am gestrigen Abend zubilligte, nur um am n?chsten Tag wieder seinen Spa? mit ihnen zu haben.

04.08.2002, 23:14 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Gegen Mittag kamen die drei an einem Wagen vorbei, dessen R?der sich festgefahren hatten. Der Fuhrknecht gab dem Gaul den er davorgespannt hatte ordentlich Peitschenhiebe, doch so sehr der alterschwache Schimmel sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht so recht sich aus der Schneesenke hervorzuk?mpfen, in der die R?der des Karrens gefangen waren. W?hrend Malakai einfach nur vorbeiritt, trat Gabriel zu dem Wagen hin und bot dem Fuhrknecht seine Hilfe an. Der zahnlose Alte betrachtete ihn einen Moment lang m?rrisch und schlo? demonstrativ die Hand um seine Peitsche, doch das offene und freundliche L?cheln des Pfeil des Lichts lie? den Alten seinen Argwohn vergessen. Mit gemeinsamer Anstrengung schafften sie es schlie?lich den Karren freizubekommen. Zum Dank daf?r erfuhren Gabriel und Mara, dass die Stadt Thorn nur noch wenige Stunden entfernt war. Der Alte bot auch an, den Pfeil des Lichts auf seinem Karren mitzunehmen, da dieser ja nicht nebenher noch auf ein Pferd achten musste wie Mara und der Kronossritter, doch Gabriel lehnte dankend ab. Er wollte auf keinen Fall von der Seite seines Prinzen weichen. Mara indessen versuchte sich zu erinnern, wo sie den Namen der Stadt schoneinmal geh?rt hatte. War das in ihrem ?Erlebnis? gewesen? Dann mussten sie dem stolzen Schloss, das Holberich der Nadler nach seinem Sieg ?ber die freien St?mme erbaut hatte, schon sehr nahe sein...

Gegen Nachmittag ? der Alte und sein Gaul waren l?ngst hinter ihnen verschwunden ? wurde der Schneefall wieder dr?ngender. Schlie?lich wurde das Schneetreiben so dicht, dass man von einem regelrechten Wintersturm sprechen konnte. Mara hatte die Decke tief ins Gesicht gezogen und starrte zu Boden, so dass ihr geruhsamer Brauner eigentlich eher sie f?hrte als andersherum. Die K?lte biss umbarmherzig nach ihrer Nase und ihren Ohrl?ppchen, und alles Reiben wollte keine rechte Erw?rmung bringen. Maras Gedanken kreisten indessen wieder um ihr seltsames Erlebnis auf der Lichtung, als sie ohnm?chtig geworden war und ihrem Geist die Bilder aus Malakais Vergangenheit aufgestiegen waren. Obwohl sie nicht wusste wie es zu dieser... ja, man konnte es fast schon Geistreise nennen ? gekommen war, matte sie mittlerweile beschlossen, zu glauben was sie gesehen und geh?rt hatte. Es war einfach zu viel und zu detailliert gewesen, als dass sie es als blo?en Nebeneffekt ihres schreckgemarterten Verstandes abtun konnte. Ich besch?tze dich, und du besch?tzt mich. Da waren sie wieder, die Worte des hell-dunklen Jungen, mit dem sie gesprochen hatten. Waren das Malakais zwei Seiten gewesen? Was f?r ein Mann w?re der Kronossritter wohl ohne den Tardukai in ihm geworden? Ein guter Mensch? Hilfsbereit, freundlich, offen? Schwer fiel es ihr, sich Malakai anders vorzustellen als schweigsam, verschlossen, m?rrisch und distanziert; doch der blo?e Gedanke dass der ?wahre? Malakai im Grunde genommen dieser furchtsame, liebebed?rftige kleine Junge war lie? ihr Herz unrhythmisch klopfen.

Insgesamt dreimal versuchte der Pfeil des Lichts der jungen Frau ?ber das Br?llen des Sturmes hinweg etwas zuzurufen. Schlie?lich r?ttelte er sie wenig ehrerbietig an der Schulter und deutete irgendwo in die Wand aus wirbelndem Schnee vor ihnen. Mara folgte hochschreckend seinem ausgestreckten rechten Arm und versuchte zu erkennen worauf Gabriel sie aufmerksam machen wollte, konnte jedoch nichts erkennen. Sie stellte eine entsprechende Frage, doch der messerscharfe Wind riss ihr die Worte von den Lippen und wirbelte sie davon in die Weite des sleipgarder Nordens. Abermals deutete der Pfeil des Lichts nach vorne, und jetzt konnte auch sie es erkennen: in kaum f?nfhundert Metern Entfernung ? bei normalem Wetter sicherlich schon von weitem sichtbar ? konnte sie dunkle Umrisse ausmachen, die sich schon wenig sp?ter als die Silhouetten gro?er H?user entpuppten. Gabriel schrie ihr abermals etwas zu, aber alles was sie verstehen konnte war ihr eigener Name und das Wort ?Thorn?.

* * *

Als sie die Stadtgrenze erreicht hatten, und in den Windschatten der ersten H?user eintraten, entdeckte Mara eine kleine Gestalt. Zuerst dachte sie es handele sich um ein dickes Kind, und beinahe w?re sie zu ihm hingelaufen um es daf?r zu schelten dass es bei diesem Wetter nach drau?en ging. Als die Gestalt jedoch n?her kam konnte Mara einen kunstvoll geschnitzten Stock und rot bestickte, b?uerliche Kleidung ausmachen. Als sie an ihnen vor?berhumpelte hob die Alte den Kopf, und wie zuf?llig begegneten sich die Blicke der beiden Frauen. Einen winzigen Herzschlag lang glaubte Mara sich abermals get?uscht zu haben; sie bildete sich ein anstatt der faltigen, fleckigen Haut des alten Weibleins die straffen, feingeschnittenen Z?ge einer Frau im besten Alter zu sehen. Doch der Eindruck verflog so unvermittelt wie er gekommen war, und die Alte fuhr sich schmatzend ?ber die Lippen um sie anzufeuchten, w?hrend sie den Blick von Mara abwandte und in den Schneesturm verschwand.

Es dauerte nicht lange, bis Malakai stehenblieb und wortlos auf einen gro?en Backsteinbau vor ihnen deutete. Eine auf ein h?zernes Schild aufgemalte Laterne und ein Bett deuteten Reisende darauf hin, dass sich hier ein Gasthof befand, in dem man die Nacht verbringen konnte. Noch bevor einer der Drei das Geb?ude betreten hatte, kam aus dem angebauten Pferdestall ein ungemein gro?gewachsener, kr?ftiger Bursche angelaufen und erbot sich die Pferde zu versorgen.
Mit hastigen Fingern klopften Malakai und die anderen sich den Schnee von den Kleidern, dr?ckten die Klinke der gewaltigen Eichenholzt?re herab und beeilten sich in die warme Stube einzutreten.

Dahinter erwartete sie ein einladendes Gewirr aus St?hlen und Tischen, B?nken und Hockern; und zu allem ?berfluss auch noch ein gewaltiger Tresen, hinter dem ein kaum weniger gewaltiger Mann stand und Gl?ser polierte. Mara war sich auf den ersten Blick sicher, dass er der Vater des Burschen von drau?en war, so sehr ?hnelten sich die Beiden in ihrer h?nenhaften Gestalt und den breiten Schultern.

Zun?chst bemerkten nur wenige die Ankunft der Drei, doch als sie sich ihren Weg zwischen den anderen G?sten hindurch zum Tresen bahnten, hefteten sich viele neugierige Blicke auf sie, was kein Wunder war wenn man bedachte in welchem Zustand sich sowohl Kleidung als auch Tr?ger befanden: Malakais schwarze Kleider hingen ihm in Fetzen vom Leib, die Brust zierte ein gewaltiger Blutfleck. Gabriels ehemals rein wei?er ?berwurf stand vor Dreck und getrocknetem Blut ? von der m?hsam ges?uberten Stelle um den goldenen Pfeil einmal abgesehen - und sein verletztes Auge schimmerte wei? durch die langen Haarstr?hnen, die es zu verdecken suchten. Und die Blicke die Mara schlussendlich zugeworfen wurden, waren eher bewundernd und begehrlich als misstrauisch, was sie einerseits zwar err?ten lie?, ihr aber andererseits auch eine unbestimmte Angst einfl??te.

W?hrend sich Malakai an den Tresen stellte und dem Wirt zwei silbern schimmernde Geldst?cke ?berreichte, schaute Mara sich weiter im Raume um. Au?en bestand das Haus zwar aus Backsteinen; die Inneneinrichtung jedoch war aus ?ber die Jahre dunkel gewordenem Holz gefertigt. Fast ?berall an der Wand hingen ausgestopfte Tierk?pfe ? Troph?en, wie es schien ? und blickten still und erhaben auf die zahlreichen G?ste herab. Mara sch?tzte dass es zwei Dutzend Leute waren, die an den Tischen verteilt sa?en und tranken, a?en, Karten spielten oder sich einfach nur unterhielten.

Als Malakai zur?ckkam deutete er auf einen Tisch in einer dunklen Ecke. Mara und der Pfeil des Lichts folgten ihm wortlos. Dabei war die junge Frau jedoch so in ihre Studie der Umgebung vertieft, dass sie ?bersah wie knapp vor ihr einer der G?ste sich von seinem Stuhl erhob. Mit einem kaum unterdr?ckten Schrei der ?berraschung stolperte sie ?ber den vorschnellenden Stuhl und w?re der L?nge nach hingefallen, wenn der Mann der sich eben erhob nicht blitzartig zugegriffen h?tte und sie mit ?beraus geschickten Bewegungen so auffing, dass sie sanft zu Boden glitt. Gabriel und Malakai, die bei dem Schrei sofort herumgewirbelt waren, tauschten vielsagende Blicke.
?Ich entschuldige mich vielmals,? l?chelte der Fremde Mara mit einer sehr gepflegten und sauberen Sprechweise an, ?f?r meine unverzeihliche Unachtsamkeit. Hier!?
Z?gerlich ergriff Mara die helfend ausgestreckte Hand des Mannes und lie? sich von ihm hochziehen. Er war noch recht jung; vom Alter her irgendwo zwischen Malakai und Gabriel, und sein Haar war so pechschwarz wie seine Augen. F?r einen Sekundenbruchteil bef?rchtete das M?dchen, vor ihr st?nde wieder diese grausige Gestalt die Esekhiel get?tet hatte; doch das begehrliche Funkeln in den Augen dieses jungen Mannes war immerhin irgendeine Emotion.
?Nun, womit kann ich das wiedergutmachen, sch?ne Frau?, fragte er nachdem Mara wieder auf eigenen Beinen stand und scheu wie ein Reh zu ihm aufblickte.
?Am Besten indem du sie in Ruhe l?sst, Andres?, erschall es hinter ihm. Der junge Mann mit den schwarzen Haaren wandte mit s?uerlichem Gesichtsausdruck den Kopf und sah nach oben ? wohlwissend dass der Sprecher ihn um mehr als zwei H?nde ?berragte. Es war der H?ne der ihnen die Pferde abgenommen hatte, wie Mara an den breiten Schultern und den strohblonden Haaren unschwer erkannte. F?r einen Moment dr?ngte sich ihr die Geschichte von den beiden ungleichen Br?dern auf, die sie als kleines Kind geh?rt hatte; doch zwischen dem Andres Genannten und dem blonden H?nen schien es wenig Sympathie zu geben. Giftig starrte der Schwarzhaarige zu dem Gr??eren aber wohl nur wenig ?lteren Kerl hinauf und brachte ein herablassendes L?cheln zustande. ?Hat der Pferdeknecht etwa schon Feierabend, oder ist ihm nur das Bier drau?en ausgegangen,? fragte er h?hnisch; und bei diesen Worten richteten auch drei anderen jungen M?nner, an deren Tisch er gesessen hatte, sich beunruhigt auf.
Der Blonde lief rot an und spannte ganz unverkennbar die Muskeln an. ?Der ?Pferdeknecht? wird dir gleich zeigen wo der Hammer f?r die Hufeisen h?ngt, du schmierige Ratte!?
Mit einem Mal wurde es sehr still in dem Raum, und einige schaulustige Blicke wandten sich den beiden Streith?hnen zu. Gabriel trat rasch zu Mara und f?hrte sie vor sich herschiebend an den Tisch, an dem Malakai bereits sa? und mit Argusaugen beobachtete was vor sich ging; die Hand stets am Griff von Hjalmir. Abermals tauschten der Kronossritter und der Pfeil des Lichts bedeutsame Blicke, w?hrend Mara mit sich selbst im Widerstreit lag, ob es nun ihre Schuld war dass die beiden M?nner sich stritten, und was sie nun tun konnte um dem ein Ende zu bereiten.
Doch das Problem erledigt sich von selbst, denn der Mann namens Andres drehte sich zu ihr um, deutete etwas an was durchaus als huldvolle Verneigung durchgehen konnte, und ging mit ?berlegenem L?cheln an dem Blonden vorbei auf den Ausgang zu. Die anderen Kerle an seinem Tisch entspannten sich sichtlich, obwohl der H?ne ihnen immer noch absch?tzige Blicke zuwarf.
?Beide, denke ich?, sagte Gabriel. Malakai nickte ausdruckslos.
?Vermutlich die H?lfte der Leute hier; wenn nicht noch mehr. Fast alle von den Alten, und auch einige der J?ngeren.?
Diesmal war es an dem Pfeil des Lichts, seine Zustimmung durch ein Nicken auszudr?cken. Der Blonde nickte ihr zu und verzog sich dann zum Tresen; und Mara, die zuerst nicht auf das Gespr?ch der beiden M?nner geachtet hatte, starrte sie nun erwartungsvoll und gleichsam besorgt an, in der Hoffnung herauszufinden wor?ber die beiden da sprachen. Doch die M?nner setzten ihre Unterhaltung nicht fort, sondern schienen stattdessen angestrengt damit besch?ftigt zu sein, die anderen G?ste in der Taverne anzustarren.


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Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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Wenig sp?ter kam der Wirt zu ihnen, und erkl?rte ihnen mit seiner b?rbei?igen, aber nicht unfreundlichen Art, dass ihm der Vorfall mit seinem Sohn ? der Blonde war also tats?chlich sein Spross, wie Mara vermutet hatte ? sehr leid tat, und dass er gerne eine Runde Bier oder Wein umsonst ausgeben wollte. Freudig nahm Mara das Angebot eines Glas Weins an; hatte sie doch so gut wie nie die Gelegenheit gehabt, den verlockend riechenden Rebensaft probieren zu k?nnen. Die beiden M?nner jedoch lehnten ab und wollten stattdessen einfach nur klares, nicht zu kaltes Wasser. Der Wirt sah die beiden ob dieser Bestellung mit kaum verhohlenem Argwohn an, zuckte jedoch nach einigen Augenblicken mit den Schultern und bahnte sich einen Weg zur?ck zum Tresen, wobei ihm seine gewaltigen Schultern recht behilflich waren.

* * *

F?r die Nacht hatte ein jeder von ihnen ein eigenes Zimmer bekommen, wor?ber Mara sehr froh war. Sie hatte in den letzten Jahren ihres jungen Lebens nur zu oft nicht nur das Zimmer, sondern auch das Bett mit M?nnern geteilt, und versp?rte nicht den geringsten Drang das zu wiederholen. Nat?rlich war diese Angst unsinnig, gr?belte sie w?hrend sie sich erst aus dem Ledermantel, dann aus dem Wollhemd und zuletzt aus der Leinenhose sch?lte und alles fein s?uberlich ?ber einen Stuhl hing; und nat?rlich w?rden weder Malakai noch Gabriel je das tun, was andere M?nner ihr angetan hatten, da war sie sich sicher. Trotzdem weckten diese Zimmer und diese gro?en Betten einfach zu viele schmerzliche Erinnerungen.
Als sie im Begriff war auch ihr Leibchen ?ber den Kopf zu ziehen, fiel ihr Blick auf den gro?en Spiegel der nahe der Kommode stand. Darin spiegelte sich ihr blo?er R?cken wieder.

Mit tastenden Fingern fuhr sie die sechs roten, l?nglichen Narben entlang, die sich durch die ansonsten schwanengleich wei?e Haut der jungen Frau zogen.
Eine.
?Dion? hatte er gehei?en, und der einzige Reisende war er gewesen, den die Diener der Mutter nie behelligt hatten. Der gutaussehende, junge Mann mit den dunklen Haaren kam regelm??ig in die Taverne; ungef?hr einmal in einem Vierteljahr, und brachte dem Wirt stets ein versiegeltes Schreiben mit. Der dicke Alte war nie besonders gut gelaunt, doch wenn Dion kam und ?ber Nacht in der Taverne blieb, war es besonders Schlimm.
Zwei.
Dann wurde Mara nicht nur verpr?gelt weil sie etwas falsch oder zu langsam getan hatte ? sondern einfach nur so, ohne besonderen Anlass. Aus dem schlichten Grund dass sie am Leben war und sich nicht wehren konnte.
Drei.
Mit der Zeit lerne Mara es, dem Alten aus dem Weg zu gehen, sobald der junge Mann mit den schalkhaften Augen und der betont fr?hlichen Art zu Gast war in der Taverne ?Muttergl?ck?. Einmal jedoch war der Alte ?ber den Inhalt des Schreibens so erz?rnt ? Mara hatte nie erfahren was auf den Papieren geschrieben stand ? dass er tobend durch das ganze Haus lief, und solange nach ihr br?llte bis er sie schlie?lich aus ihrem Versteck hinter dem wuchtigen gusseisernen Ofen hervorzerrte und mit einem seiner Schuhe auf sie einpr?gelte.
Vier.
Die junge Frau hatte geweint wie ein kleines Kind in ihrer Hilflosigkeit; doch sie wagte es nicht sich auch nur zu ducken, denn sie wusste aus Erfahrung dass der Alte dann nur umso st?rker und fester zuschlagen w?rde. Dann aber war Dion gekommen, hatte dem Wirt den Schuh aus der Hand genommen und ihn angel?chelt. Eigentlich l?chelte der junge Bote immer, doch selbst der Alte war klug genug um die unverhohlene Drohung in den gleichsam dunklen Augen des J?ngeren zu sehen. Auf den Boden spuckend entriss er Dion seinen Schuh, zog ihn wieder an und verschwand in Richtung der Theke. Mara blickte ihm aus tr?nengeschwollenen Augen nach, in dem fatalen Wissen dass ihre Bestrafung (Bestrafung wof?r?) nur aufgeschoben wurde, und nicht etwa an ihr vor?bergegangen war. Der junge Mann vor ihr indessen l?chelte ihr zu und reichte ihr seine Hand um ihr aufzuhelfen. Das M?dchen jedoch wich ?ngstlich zur?ck, bis der noch immer W?rme verstrahlende Ofen in ihrem R?cken war.
F?nf.
Langsam, fast bedauernd, zog Dion die Hand zur?ck und lie? sich in die Hocke herab, bis er auf gleicher H?he mit dem verst?rten H?uflein Mensch war. Wie ein verschrecktes Reh blickte sie aus gr?nen Augen zu ihm auf, und erblickte das erste L?cheln in was ihr vorkam wie ein halbes Leben. Und dann...
Nein!
Sechs.
Nein... sie schob all die Gedanken und die Erinnerungen beiseite die in ihr aufstiegen. Es war vorbei; all das lag weit hinter ihr. Gabriel und Malakai waren da; gleich zwei grundverschiedene M?nner; und doch hatten beide gelobt sie zu besch?tzen...
Mit einer seltsamen Mischung aus Furcht, Zuversicht und M?digkeit lie? sie sich, nackt wie sie nunmehr war, in das Bett fallen und kroch unter die Decke. Entschlossen zwang sie sich, an etwas anderes zu denken, und schlief bald darauf ein.

* * *

Die Gestalt, die ?ber den Gang des G?stetrakts schlich, achtete darauf nie den Schatten zu verlassen, den die sparsam verteilten ?ll?mpchen an den W?nden ?brig lie?en. Erstaunlich lautlos langte der Mann vor einem der Zimmer an, dr?ckte vorsichtig die Klinke herab und schob die T?r einen spaltbreit auf.
Gabriel blickte in eine nachtschwarze Klinge, die genau auf seine Kehle zielte. Seine leeren H?nde vorzeigend huschte er in den Raum hinein, vorbei an Malakais drohend erhobenem Schwert Hjalmir, und sah sich kurz nach allen Richtungen um. Als er ?berzeugt war dass Malakai allein war (hatte er etwas anderes erwartet?) deutete er etwas an das eine Verneigung sein konnte.
Die Klinge wegsteckend musterte der Kronossritter ihn ausdruckslos.
?Es steht ihnen fast auf die Gesichter geschrieben,? hob Gabriel an. ?So deutlich als w?rden sie Uniformen tragen und ein Banner mit sich f?hren.?
Malakai nickte.
?Soldaten,? fuhr der Pfeil des Lichts fort, ?einige der Alten sind etwas aus der ?bung, aber auch die Jungen bewegen sich wie Krieger. Die schnelle Reaktion des Einen, und der Griff mit dem er sie zu Boden gleiten lie? ? mit solchen Reflexen kommt man nicht zur Welt. Sie werden antrainiert...?
Abermals nickte der Kronossritter. ?Ich wei?,? sagte er tonlos. ?Was ich aber nicht wei?, ist wem sie dienen... und was diese Verkleidung als einfache D?rfler bezwecken soll.?
?Eine Falle,? vermutete Gabriel, doch Malakai sch?ttelte entschieden den Kopf.
?Nein. Wozu denn... selbst wenn sie w?ssten wer wir sind - wenn sie w?ssten wer ich bin - ein direkter, offener Angriff w?re mit solch einer ?bermacht das Einfachste und Erfolgversprechendste. Und das d?rfliche Leben.. es wirkt viel zu echt um nur Maskerade zu sein. Nein, dahinter steckt etwas anderes.?
?Woran denkt Ihr, mein Prinz??
Malakai sch?ttelte bei der Anrede unwillig den Kopf, entgegnete jedoch nur ?Ich wei? es nicht. Aber wir sollten in diesem Dorf nicht l?nger bleiben als unbedingt n?tig. Und habt mir ein Auge auf das M?dchen... die Stimmen... sie sind im Aufruhr...? Er blickte durch das Fenster nach drau?en, wo der Sturm Fensterladen klappern lie? und alles mit seiner wei?en Last best?rmte.


ENDE von Episode 9


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10 ? ...durch die Dunkelheit...


Es herrschte ein wildes Durcheinander; jeder der vielleicht hundert M?nner versuchte sich Geh?r zu verschaffen, was letztendlich nur zu einem gewaltigen Stimmengewirr f?hrte, bei dem jeder Versuch einer Schlichtung fehlschlug. Schlie?lich wurde es Engulf zu bunt. Der gewaltige Wirt erklomm, gefolgt von seinem Sohn Deodorn, die Stufen die hinauff?hrten auf das Podest der Stadthalle. R?cksichtslos bahnte der H?ne sich seinen Weg, und nahm dabei durchaus auch in Kauf dass der ein oder andere, der sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte, zu Boden ging. Als seine Stimme sich dr?hnend Geh?r verschaffte verstummten die meisten anderen Gespr?che im Saal. Allenfalls hier und da, wo die Gem?ter besonders erhitzt waren, wurde r?cksichtslos weiterdisputiert. Die Mehrheit der M?nner jedoch schaute gespannt und erwartungsvoll zu dem Wirt und seinem Sohn auf; selbst Sagoth - den sie alle nur den ?S?ufer? nannten, und der zugleich auch Engulfs bester Kunde war - setzte f?r einen Moment mit hochrotem Gesicht den Weinschlauch ab und starrte aus vernebelten Augen nach vorn; wenn auch weniger aus aufrichtigem Interesse, als vielmehr aus Sorge die hei?geliebte Quelle seines Dunkelbr?us zu ver?rgern.
?Wir wissen doch alle weshalb wir hier sind,? hob der Wirt an, ?also spare ich mir die Erkl?rungen. Der Sohn des K?nigs ist zur?ckgekehrt ? ganz wie Hagtys es vorausgesagt hat. Damit stellt sich uns jetzt die Frage, was wir nun tun sollen.?
Das wilde Durcheinander drohte wieder aufzuflammen; bis ein Mann - mit ebenso schwarzen Haaren wie sein Sohn Andres, der mit ihm an einem Tisch sa? ? sich erhob und zu sprechen begann. Wie schon zuvor bei Engulf wurden die anderen beim Klang seiner weniger volumin?sen, daf?r umso sch?rferen Stimme hellh?rig. Unter neugierigen und teils unentschlossenen, teils zustimmenden und teils ablehnende Blicken sagte er:
?Und woher, Hauptmann-? er betonte das Wort so seltsam dass es fast wie eine Beleidigung klang - ?wissen wir denn, dass dieser omin?se Kerl wirklich Beowulfs Erbe ist, und nicht irgendein dahergelaufener Hochstapler? Er ist nicht der erste der umherzieht und sich als Nachkomme oder naher Verwandter von toten Adligen ausgibt.? Zustimmendes Gemurmel erf?llte den Raum, und aller Augen wanderten nach vorne zur Trib?ne um Engulfs Reaktion zu sehen. Der Wirt ? dem man ob seiner kr?ftigen Statur, der breiten Schultern und seinem schieren ?berma? an K?rpergr??e nur schwer ansah dass er bereits auf die Sechzig zuging ? hob beschwichtigend die H?nde um f?r Ruhe zu sorgen. Doch erst als sein Sohn Deodorn neben seinen Vater trat und einen grimmigen Blick aufsetzte, verstummte der Saal genug um den Wirt sprechen zu lassen.
?Nun, wer k?nnte sich mit toten Adligen besser auskennen als die lebenden Adligen, nicht wahr?? Engulfs Worte wurden von einigen Leuten mit verhaltenem Lachen und schadenfrohem Grinsen quittiert. Andres sprang mit hochrotem Gesicht vom Tisch auf, und seine Vettern waren im Begriff es ihm gleichzutun. Doch sein Vater Hengist bedeutete ihm mit einer unwilligen Geste sich zur?ckzuhalten. Widerstrebend; das Gesicht eine Maske der Wut, lie? der junge Mann sich auf seinen Stuhl zur?cksinken und tauschte hasserf?llte Blicke mit dem auf der B?hne stehenden Deodorn, w?hrend Engulf fortfuhr und seine Rede mit zahlreichen weitausholenden Gesten unterstrich. Man merkte dem Wirt an dass es ihm reichlich unangenehm war vor so vielen Leuten zu sprechen; doch seine Stimme war fest und klar.
?Ich verlange nicht von euch dass ihr es glaubt. Ich aber habe es mit eigenen Augen gesehen; und viele von euch k?nnen das best?tigen. Haare so wei? wie Schnee! Augen so blau wie die des K?nigs als er uns gegen die Kaiserlichen f?hrte! Und vor allem: Das Schwert an seiner Seite ist ganz eindeutig Hjalmir, der Trollt?ter. Beim Barte meines Urgro?vaters, ich werde nie vergessen wie der Herr K?nig diese Waffe in der Schlacht um Harben gef?hrt hat; wie ein t?dlicher, rabenschwarzer Blitz! All das l?sst gar keinen anderen Schluss zu ? der Sohn des K?nigs ist zu uns zur?ckgekehrt, so wie sie es gesagt hat!

Zustimmendes Gemurmel hob an, und wer am Abend in der Taverne gesessen und die Ankunft Malakais und seiner beiden Gef?hrten miterlebt hatte, war eifrig dabei seinem Tischnachbarn die Worte des Wirts zu bezeugen; und schm?ckte ganz nebenbei noch die unheimliche Aura mit aus, die den vermeintlichen K?nigssohn umgab.
Wieder war es Hengist, der in seinem Stuhl sitzend l?ssig die linke Hand erhob und sich damit tats?chlich Geh?r verschaffen konnte.
?Zur?ckgekehrt zu uns soll er sein? Woher? Woher, Hauptmann? Du wei?t besser als jeder andere hier dass der Thronberg v?llig ausbrannte in jener Nacht. Wer nicht rechtzeitig nach drau?en entkam, der wurde bei lebendigem Leibe geschmort. Woher also soll dieser Junge kommen? Auferstanden von den Toten?? Der Mann l?chelte h?hnisch und sah demonstrativ fragend zu Engulf hinauf.
?Du hast ihn nicht gesehen, B?rgermeister?, entgegnete dieser, ?sonst w?rdest du die Frage gar nicht stellen. Wenn je ein Sohn seinem Vater ge?hnelt hat, dann dieser junge Mann. Er ist genau in dem Alter, in dem unser Prinz jetzt sein m?sste; und ich will verdammt sein wenn er nicht aussieht wie der selige Herr Beowulf in seiner Jugend!?
?Ich glaube es trotzdem nicht. Welchen Beweis haben wir schon, dass er es wirklich ist? Und selbst wenn... das K?nigreich Sleipgard ist Vergangenheit; die Eisfalkengarde ist ein Haufen alter M?nner geworden. Schau dich doch um, Engulf! Bislang hat dein ?Prinz? sein angebliches Erbe nicht eingefordert ? aber was wenn er es tut? Denkst du der Graf wird es einfach so mitansehen? Glaubst du wirklich, Mordekai w?rde seine Macht freiwillig abgeben?? Hengists Stimme war immer lauter geworden; die letzten Worte schrie er beinahe. ?Du bist ein Narr wenn du dir auch nur w?nschst dass dieser Kerl Beowulfs Sohn ist. Denn wenn er es w?re, so w?rde das den sicheren Untergang unseres Dorfes bedeuten!? Auf die Worte des B?rgermeisters folgten tumultartige Szenen im Dorfhaus; die jeweiligen Anh?nger von Engulfs und Hengists Sichtweise versuchten sich gegenseitig mit lautstarkem Geschrei zu ?bert?nen; und diesmal gelang es selbst dem finster dreinblickenden H?nen Deodorn nicht, die Menge soweit zur Ruhe zu bringen dass sein Vater etwas sagen konnte. In dem hilflosen Bestreben sich Geh?r zu verschaffen fuchtelte der Wirt unkontrolliert mit den gewaltigen Armen ? und tats?chlich wurde es innerhalb weniger Augenblicke totenstill. Engulf, von dieser Entwicklung selbst am meisten ?berrascht, hob an etwas auf die Worte des B?rgermeisters zu erwidern, doch sein Sohn Deodorn stie? ihn an der Schulter an und deutete hinter sich.

Auf einen Schlag wich die Farbe aus dem markanten Gesicht des Wirts, und wie alle anderen starrte auch er fassungslos auf die Stelle, von der er gerade eben noch unter Verwettung seiner unsterblichen Seele behauptet h?tte, dass sich dort niemand befand! Jetzt aber stand dort eine Gestalt, und das heisere Kichern der Alten lie? so manchen der gestanden Nordm?nner in der Halle fr?steln.
?Kinder... hihihi... Kinder!?, kicherte die Alte, und schlurfte, auf ihren Stock gest?tzt, nach vorne. Nur mit M?he konnte Engulf sich beherrschen, um nicht vor der h?sslichen Alten zur?ckzuweichen.
?Gro? und stark wie Ochsen?, verk?ndete sie weiter vergn?gt, ?und zweimal so dumm hihihi.? Obwohl sie leise sprach, war ihre zittrige Stimme bis in den letzten Winkel der Halle zu h?ren, so still war es unter den Nordm?nnern. Deodorn wurde hochrot im Gesicht, und hitzk?pfig wollte der starke junge Mann vorst?rmen um die Alte ihre L?sterung bereuen zu lassen, doch sein Vater packte seinen Arm und sch?ttelte hastig den Kopf. Das Weib indessen musterte Deodorn von oben bis unten, lie? ihren Blick ?ber die breiten Schultern und die gest?hlten Muskeln wandern, und leckte sich demonstrativ ?ber die Lippen. Angewidert verzog der junge Mann das Gesicht, was die Alte zu einem erneuten, noch lauteren Lachen anregte.

?Was willst du hier, Schwarzseherin??, war Hengis der B?rgermeister der erste sich von seinem Stuhl erhob und ihr zurief, ?Dieser Thing geht dich nichts an, du geh?rst nicht zum Dorf, Hagtys. Du hast hier nichts zu sagen...?
Die Alte fuhr sich schmatzend ?ber die Lippen, beugte sich, auf ihren Stock gest?tzt, weit nach vorne, und wedelte mit dem Zeigefinger, wie eine B?uerin die einem kleinen K?tzchen das herumtollen im Haus verbot.
?Meine Hilfe braucht ihr, wenn Thorn bestand haben soll... vor zwanzig Jahren, wer ist sie gewesen die euch hat geholfen? Ich war es gewesen die eure Verwundeten geheilt und vor den Feinden versteckt hat... lange gewartet habe ich auf diesen Tag, und heute ist er gekommen... er ist gekommen...?
?Was du sagst ist wahr, weise Hagtys, wir stehen in deiner Schuld.? Engulf machte eine anerkennende Handbewegung. ?Und doch kannst du uns nicht ver?beln, dass wir misstrauisch sind. Wir haben dich seit damals nicht mehr gesehen; und doch scheinst du keinen Tag gealtert zu sein...? Deodorn musste bei diesen Worten seines Vaters gegen ein h?hnisches Lachen ank?mpfen; denn es war kaum vorstellbar dass dieser faltige alte Salamander auch nur einen einzigen Tag ?lter aussehen konnte.
?Hihihi... ich kann euch helfen... abermals helfen... denn Hilfe braucht ihr, ihr Kinder, ja die braucht ihr, hihi.?
?Wie willst du uns schon helfen, alte Hexe? Willst du den Grafen und seine Armee wegfluchen?? Engulfs Stimme troff vor Hohn, und einige der umstehenden Nordm?nner lachten z?gerlich; verstummten jedoch sofort als die Alte antwortete:
?Fluchen m?sst ihr selber, oh ihr Kinder der Einfalt...?, Sie sch?ttelte schmatzend den Kopf, ?Doch kann ich euch bei eurer Frage helfen: Ist euer Gast der Sohn des Eisfalken? Ist er der Erbe des Sleipgard-Throns; schuldet ihr im Treue?? Sie starrte von Gesicht zu Gesicht; so als erwarte sie tats?chlich eine Antwort der Nordm?nner auf ihre Frage. Die meisten wandten den Blick ab wenn der ihre sie streifte; Engulf; Hengist, Anders, Deodorn und einige andere jedoch erwiderten ihn mit einiger Anstrengung. Schlie?lich warf die Alte in einer hilflosen Geste die Arme ?ber den Kopf und rief mit ihrer zittrigen Stimme: ?Ja er ist. Der Sohn von K?nig Beowulf; das Blut der K?nige flie?t in seinen Adern; davon zeugen schon seine Haare so wei? wie der Schnee, ?ber den der Eisfalke hinweggleitet; an seiner Seite Hjalmir, der ?Verzehrer?. Er ist der, auf den ihr mehr als zwanzig Jahre gewartet habt! Der Adorian - der Erl?ser - ist zu euch gekommen!?

F?r einen Moment wurde es totenstill im Saal. Jeder ?berdachte das soeben Geh?rte; jeder dachte an die Konsequenzen. Schlie?lich war wiederum Hengist der erste der ver?chtlich schnaubte und auf die T?r zuhielt; gefolgt von seinem Sohn, seinen Vettern und einigen weiteren M?nnern, insgesamt wohl ?ber zwanzig Mann.
Engulf sch?ttelte w?tend den Kopf. ?Wo willst du hin, Hengist? Hast du nicht geh?rt was sie gesagt hat??
Der B?rgermeister hob die rechte Hand in einer abf?lligen Geste, ohne sich nach dem Wirt oder Hagtys umzudrehen. ?Ich kaufe ihr dieses M?rchen nicht ab. Wenn der Kerl wirklich Beowulfs Sohn ist, dann soll er es beweisen... dann, und erst dann, wird meine Familie wieder einen Holberich ?ber sich dulden...?
Eisiger Wind fegte gierig durch die T?r herein und empfing die M?nner die nach drau?en traten. Der finster dreinschauende Anders war der Letzte der seinem Vater folgte; nicht aber ohne einen letzten Blick zur?ck auf das Podest und ein herausforderndes L?cheln an Deodorn. Dann schloss sich die Eichent?r hinter ihm, und es war ein gutes St?ck leerer geworden in der Dorfhalle.

04.08.2002, 23:15 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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?Angenommen wir glauben deinen Worten, weise Frau... Wo ist der Junge dann all die Jahre gewesen; und was f?hrt ihn gerade jetzt hierher zur?ck? Und was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun? Wenn Mordekai von ihm erf?hrt ist er so gut wie tot... und wir und unsere Familien mit ihm?, wandte sich der Wirt an die Alte.
?Was zu tun ist, das entscheidet selbst... was zu tun ich vorschlage ist folgendes: Der Schneesturm wird noch sieben Tage lang vorhalten... sieben Tage habt ihr Zeit, in der der Prinz das Dorf nicht verlassen kann... nutzt diese sieben Tage! Sendet Boten aus; denn es gibt ?berall in Sleipgard noch freie St?dte, freie D?rfer, freie H?fe, freie Menschen! Jeder der eine Waffe zu f?hren versteht...all jene die noch die Kraft haben, sich gegen die D?monen zu erheben... versammelt sie! Ruft sie zusammen! Schart sie um Euch mit dem Versprechen, dass der Sohn des Eisfalken sie in die Schlacht f?hren wird. Gebt eurem K?nig eine Armee, die des stolzen Nordlandes Sleipgard w?rdig ist; denn nur so kann das Reich das vergessen war, sich wieder in Erinnerung rufen. Nur unter dem Banner des Eisfalken findet ihr zu alter St?rke!? Je l?nger die Alte sprach, desto weniger zittrig war ihre Stimme, und als sie geendet hatte sprangen viele der M?nner von ihren Hockern und St?hlen und gr?lten zustimmend, stie?en ihre Kr?ge auf die Tische oder nickten einfach nur mit entschlossenem Gesichtsausdruck.

?Ich glaube Euch wenn Ihr sagt, dass der Sturm noch sieben Tage dauern wird, weise Frau?, sagte Engulf, ?doch wenn der Prinz das Dorf nicht verlassen kann in dieser Zeit ? wie k?nnen wir es dann? Auch unsere Boten w?rden sich verirren, oder w?ren gezwungen umzukehren, oder schlimmeres.?
Die Alte kicherte, griff in ihre Tasche und zog eine handvoll Haseln?sse hervor. ?Jeder der losreitet soll eine dieser N?sse mit sich nehmen, und sie stets fest in der Hand behalten. Wer hiermit hinaustritt, der wird von dem Sturm verschont bleiben... nehmt sie, wer bereit ist seinem Prinzen zu Diensten zu sein!?
Tats?chlich traten nacheinander sechs der j?ngeren M?nner und auch vier der ?lteren M?nner vor, und jedem dr?ckte die Hexe schelmisch grinsend eine ihrer verhexten N?sse in die Hand. Die letzte Nuss wollte Deodorn ergreifen, doch die alte zog ihre Hand blitzschnell weg und lie? die Zaubernuss in ihrer Tasche verschwinden.
?Du nicht,? brachte sie unter heiserem Kichern hervor; ?dich brauche ich f?r etwas anderes; einen wichtigen Teil meines Plans... doch davon sp?ter mehr.? Gem?chlich und offenkundig sehr zufrieden mit sich selbst kletterte die alte Hagtys vom Podest und humpelte durch die Reihen der noch immer gr?lenden Nordm?nner; die jeden der zehn Boten bereits wie einen Helden feierten. Deodorn blickte ihr fragend nach; und f?r einen Moment ? einen winzigen Augenblick lang, als die Alte im T?rrahmen stand und in den Schneesturm hinaustrat ? glaubte er, an ihrer statt eine wundersch?ne, gro? gewachsene und schlanke Gestalt zu erkennen, die anmutig in die Nacht hinausschritt. Verwirrt gab der wuchtige Wirtssohn sich selbst eine schallende Ohrfeige und sah dann abermals zur T?r ? doch die Gestalt war l?ngst im brodelnden wei?en Chaos dieser Nacht aufgegangen.

* * *

Mara erwachte nicht wirklich erfrischt. Irgendwo pfiff etwas, doch sie konnte das Ger?usch nicht einordnen. Ihr langes rotblondes Haar hing ihr in wirren Str?hnen ins Gesicht, als sie herzhaft g?hnte und einen Moment lang einfach nur auf dem R?cken lag; zur Decke empor starrte und dem seltsamen, pelzigen Geschmack in ihrem Mund nachsp?rte. Z?gerlich kroch ihr rechtes Bein unter der Decke hervor, wie der Hals eines besonders sch?nen Schwans, und betastete pr?fend den Boden vor dem Bett. Zu ihrer ?berraschung waren die Holzdielen erstaunlich warm; scheinbar wurde das Gasthaus gut beheizt. Das dumme daran war nur, dass damit auch diese Entschuldigung wegfiel um noch etwas liegen zu bleiben...
Mit einem theatralischen Seufzer f?gte sie sich in ihr Schicksal und stieg aus dem Bett, wobei ihre Bewegung sehr ungelenk wirkten. Aus irgendeinem Grund tat ihr alles weh, so als h?tte sie nicht zehn s??e Stunden geschlafen, sondern einen Dauerlauf durch den Wald gemacht, oder... oder... ihre Hand fuhr langsam hinab zu dem sanft geschwungenen H?gel zwischen ihren Beinen. Als sie sie anschlie?end vors Gesicht hielt seufzte sie g?tterergeben. Schon wieder diese Zeit im Monat... Wo waren eigentlich Gabriel und Malakai? Zuerst hatte sie gedacht es sei noch fr?h am morgen, weil durch das Fenster ihres Zimmers kaum Licht hereindrang. Als sie jedoch in der Waschnische zuerst ihre Hand und dann den Rest ihres K?rpers wusch, bemerkte sie dass die Ekhi-Scheibe sehr wohl schon recht hoch stand ? es war sicherlich schon nach zehn Uhr. Der Grund f?r die D?sternis lag ganz einfach darin dass der Wind, - im ?brigen die Quelle des unterschwelligen Pfeifens, wie sie jetzt erkannte ? in unversch?mter Verbr?derung mit Unmassen von Schneeflocken das ganze Dorf heimsuchte, soweit sie von ihrem Fenster aus sehen konnte. Das war wohl auch der Grund warum man sie hatte schlafen lassen ? diesem gewaltigen, schon seit gestern anhaltenden Schneesturm konnte selbst der unerbittliche Kronossritter nicht trotzen. Das hie?... als sie n?her dar?ber nachdachte war sie sich gar nicht so sicher dass er es nicht konnte ? sie wusste nur, dass sie es keinesfalls l?nger als eine halbe Stunde dort drau?en aushalten w?rde... Schon allein bei dem Gedanken fr?stelte sie und h?tte um ein Haar den kleinen Zuber mit dem Wasser versch?ttet. Gl?cklicherweise gelang es ihr im letzen Moment das Zucken ihre Hand unter zu Hilfenahme der anderen auszugleichen. Danach trocknete sie sich mit dem bereitliegenden Handtuch ab (diesmal achtete sie bewusst darauf, dabei nicht in den Spiegel zu schauen) und kleidete sich an.

Als sie die Stufen herabkam war sie wenig ?berrascht, den Pfeil des Lichts und den Kronossritter in der hintersten Ecke der Gaststube zu entdecken. Malakais Blick schien noch d?sterer zu sein als f?r gew?hnlich, und als ihre Augen sich trafen wandte er sich schnell ab und starrte zum Tresen hin?ber, so als g?be es dort etwas ungemein interessantes zu sehen. Dieses Verhalten wunderte Mara zuerst, doch sie hatte es ohnehin l?ngst aufgegeben, Malakais Verhalten verstehen zu wollen. Vielleicht, ?berlegte ein launischer, ungewohnt geh?ssiger Teil von ihr, den sie sonst gut unter Verschluss hatte, war der Kronossritter einfach kein Morgenmensch und hasste es in Wahrheit, fr?h aufzustehen... Es kostete sie einige Selbstbeherrschung, um bei diesem Gedanken nicht in ein breites Grinsen auszubrechen. Zumindest h?tte ein solcher Umstand dem Kronossritter viel von seiner Unnahbarkeit, seiner... ?Unmenschlichkeit? genommen.
Als Gabriel die junge Frau erblickte l?chelte er zun?chst sehr freundlich, dann musterte er ihr zerknittertes Aussehen, und pl?tzlich umspielte ein wissendes L?cheln seine Lippen, das Mara ganz und gar nicht gefallen wollte. Mit hochrotem Kopf setzte sie sich hastig auf einen freien Stuhl am Tisch der beiden M?nner und starrte angestrengt und mit krausgezogenem Schmollmund auf die sachkundig verarbeiteten Eichenh?lzer, aus denen der Tisch gezimmert war. Gabriels L?cheln wuchs noch ein wenig in die Breite, doch er versuchte es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Der Pfeil des Lichts hatte sich augenscheinlich ausgiebig gewaschen, und er hatte seine langen roten Haare so ?ber das Gesicht gek?mmt, dass sie sein verletztes rechtes Auge verdeckten. Erstaunlicherweise stand es ihm recht gut, fand Mara, denn die Aura des geheimnisvollen um Gabriel wurde damit noch verst?rkt.

Wenig sp?ter kam der gro?e junge Mann angetrabt, den die anderen G?ste alle Deodorn riefen. Er nahm die leeren Becher der M?nner vom Tisch, und fragte dann ob er noch etwas bringen sollte. Mara nahm freudig das Angebot eines weiteren Glases verd?nnten Weins an (der schwere, s??liche Rebensaft am Abend zuvor hatte ihr sehr gut geschmeckt), w?hrend Malakai und Gabriel sich auf einen weiteren Becher Wasser beschr?nkten. Deodorn zog missbilligend eine Augenbraue hoch und wandte sich ab um die Bestellung auszuf?hren. Abrupt jedoch blieb er stehen, atmete tief ein und trat wieder an den Tisch der drei. Wie zuf?llig schienen sowohl der Kronossritter als auch der Pfeil des Lichts zur gleichen Zeit einen hartn?ckigen Juckreiz an der H?fte zu versp?ren, nur wenig ?ber dem Schwertgriff, dem sie sich ausgiebig widmeten.
Deodorns Kopf war zornesrot, und auf seiner Stirn traten zwei Adern pulsierend hervor. Er war durchaus gutaussehend und stark gebaut, fand Mara, und sie hatte auch nicht vergessen dass er sie am Vorabend gerettet hatte (auch wenn sie gar nicht das Gef?hl hatte, gerettet werden zu m?ssen). Nun aber fuhr sie erschrocken zusammen als der junge Mann die beiden Becher die er in der Hand gehalten hatte wuchtig auf die Tischplatte krachen lie? und sich dann mit seinem ganzen Gewicht am Tisch abst?tzte bis er auf Augenh?he mit Malakai war.
?Ihr beleidigt meinen Vater, Ihr beleidigt mich, und Ihr beleidigt de gastfreundlichen Ruf von meines Vaters Haus,? donnerte er, und die beiden Adern an seinem Kopf schwollen abwechselnd an und ab, ganz so als folgten sie einem f?r andere unh?rbaren Takt.
?Ich wei? nicht was Ihr-?, hob Gabriel an Malakais statt an, doch der blonde H?ne schnitt ihm das Wort ab als er seine Faust wuchtig auf den Tisch h?mmerte.
?Doch das wisst Ihr,? dr?hnte er, ?und Eure Beleidigung wiegt gleich dreifach! Warum wollt Ihr nur Wasser? Denkt Ihr zum Ersten Euch drohe Gefahr im Hause meines Vaters? Und denkt Ihr zum zweiten wir w?rden Euch vergiften? Und denkt Ihr zum dritten wir w?ren zu dumm, um zur Not auch ein Gift zu ersinnen, das weder riecht, noch schmeckt, noch seine Farbe abgibt?! Wahrlich, Ihr bezahlt gut, und doch vergeltet Ihr meinem Herrn Vater seine Gastfreundschaft schlecht!?
Die wenigen anderen G?ste, die zu dieser fr?hen Stunde in der Wirtschaft sa?en, starrten unverhohlen zum Tisch an dem die drei Fremden sa?en, und Mara begann allm?hlich sich sehr unwohl in ihrer Haut zu f?hlen. Und die Tatsache, dass Malakais zielstrebige Hand sich immer mehr Hjalmir n?herte, war nicht gerade dazu angetan dass sie sich entspannte.


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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