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Jagon
Tr?ger




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So, hier die neueste Version der Geschichte, 14 Kapitel und 181 A4-Seiten mittlerweile... wer es lieber als Word-Dokument haben soll kann gerne ne Mail schicken oder sich im ICQ melden.

Ahja: Positives und vor allem auch negatives Feedback ist immer willkommen

Schon immer hat das Licht,
wenn es in Bedr?ngnis war,
einen Streiter auserkoren um
f?r die Menschen zu k?mpfen.

Was aber geschieht,
wenn die Wahl des Lichts
auf einen Krieger
der Dunkelheit f?llt?


DAEMON



1 ? Muttergl?ck

Als der Fremde die Taverne betrat wurde es in dem stickigen Raum schlagartig still. Gespr?che verstummten, Gesichter wandten sich dem Neuank?mmling zu und musterten die abgerissene Gestalt. Selten genug kam es vor dass hier, im verlorenen Reich Sleipgard, ?berhaupt jemand alleine reiste.
Es war ein Mann, und ein recht gro?er noch dazu, soviel war trotz des schlechten Lichtes der wenigen flackernden Kerzen zu erkennen.

Ohne im T?rrahmen zu verharren warf der Fremde die Eichenholzt?r hinter sich zu und hielt auf einen der freien Tische im hinteren Teil der Taverne zu. Einige der anderen G?ste senkten hastig den Blick wenn der Mann in seinem rabenschwarzen Umhang an ihnen vorbeischritt; die Mutigeren suchten sein Gesicht zu mustern, erkannten jedoch nur Schatten in dem d?steren Gesicht. Abgesehen von dem verwirrten Tuscheln einiger Angetrunkener wurde es totenstill in der Taverne, die einzigen Ger?usche verursachte der Mann in Schwarz. Bei jedem Schritt gaben seine schweren Stiefel einen stampfenden Laut von sich, und irgendetwas gab das unverwechselbare L?uten von Metall auf Metall ab. Seine H?nde waren in leichte schwarze Lederhandschuhe geh?llt, seine ganze Kleidung war so schwarz wie die Nacht.

Als er den Tisch erreicht hatte, der vom Kerzenlicht am sp?rlichsten erhellt wurde, lie? der Fremde sich schwerf?llig auf einen Stuhl niedersinken und richtete seinen Blick auf den Wirt, einen fettleibigen, schmierigen alten Mann, der urpl?tzlich etwas ungemein wichtiges an seinem Tresen entdeckt zu haben schien. Auch die Schankmaid vermied es in die Richtung des Mannes zu sehen und widmete sich stattdessen lieber dem intensiven Abwasch einiger Gl?ser.

Nach einigen Augenblicken angespannten Schweigens fingen hinter vorgehaltener Hand die Gespr?che wieder an, und mehr als einmal deuteten Finger verstohlen auf den Mann in Schwarz; verstummte ein Gespr?ch wenn der Blick eines der G?ste auf den Neuank?mmling fiel.

?Mara, geh hin und frag ihn was er will. Und wenn er keine bare M?nze hat, sag ihm er soll von hier verschwinden!,? bellte der dicke Wirt seiner Dienstmagd zu. Er sah die Furcht in ihren Augen aufblitzen, doch bevor sie ihm widersprechen konnte f?gte er hinzu: ?Sonst kannst du dir eine neue Arbeit suchen, und ich glaube nicht dass im Dorf jemand Verwendung hat f?r eine Schlampe wie dich!?

Mara - die Dienstmagd - war ein junges M?dchen von h?chstens siebzehn oder achtzehn Jahren, mit rotgoldenem Haar, dass sie sich zu zwei Z?pfchen gebunden hatte, die jeder ihrer Bewegungen mit ihrem eigenen Schwung folgten. Sie war es l?ngst schon gewohnt von dem dicken Wirt beschimpft und geschlagen und brutal genommen zu werden, so dass es ihr kaum noch etwas ausmachte wenn der alte Bock sich an ihr verging. Doch diesmal, jetzt, war es etwas anderes. Mara f?rchtete sich vor dem Fremden; zum ersten Mal versp?rte sie vor jemandem noch gr??ere Furcht als vor dem B?sen das ohnehin bereits in der Taverne lauerte. Denn sie konnte genau sp?ren dass den Neuank?mmling eine Aura des Dunklen umh?llte; wie der tr?ge Nebel, der sich manchmal um das Dorf legte und alles zu ersticken schien.

Z?gernd und unsicher bahnte sie sich einen Weg vorbei an den leeren und besetzten Tischen, dorthin wo der Fremde sa?. Einmal stolperte sie beinahe ?ber einen im Weg stehenden Stuhl, fing sich im letzten Moment wieder und nahm all ihren Mut zusammen als sie an den Tisch des Unheimlichen trat. Noch w?hrend sie hastig nach geeigneten Worten suchte, jedoch keine fand, hob der Fremde langsam seinen Kopf, und Mara konnte genug von seinem Gesicht erkennen um sein Alter zu sch?tzen. Zuerst hielt sie ihn f?r einen Greis, denn sie erblickte schlohwei?es Haar, doch dann erkannte sie dass der Mann h?chstens drei?ig Sommer gesehen haben mochte. Auch der Fremde musterte Mara wortlos, doch ehe sie sich weitere Gedanken ?ber ihn machen konnte sagte er mit einer leisen, doch nichtsdestotrotz befehlenden Stimme: ?Ich habe ein Pferd drau?en stehen, ein Rappe. Ich will dass er versorgt wird. Dann bringt mir einen Krug Wasser und richtet ein Zimmer her.? ?Bitte,? f?gte er noch hinzu als die Magd keine Anstalten machte sich zu bewegen, und griff unter seinen Umhang. Mara glaubte im schwachen Kerzenlicht etwas blitzen zu sehen, und ihr junges Herz tat einen erschrockenen H?pfer. Jetzt ist es aus! Er wird uns alle umbringen!

Doch seltsamerweise empfand sie keine Furcht bei diesem Gedanken. Sie hatte schon lange keine Angst mehr vor dem Tod, daf?r hatte sie ihn in diesem verfluchten Hause schon viel zu oft miterlebt. Ihre einzige Angst galt nur dem Sterben, nicht dem Tod an sich.

Doch als der Mann mit dem langen schwarzen Umhang und den wei?en Haaren seine behandschuhten Finger wieder zum Vorschein brachte, umklammerten sie einen Beutel in dem es verhei?ungsvoll klimperte. Erschrocken blickte sie zum Wirt am Tresen zur?ck und versuchte sich so hinzustellen dass er den vollen Beutel mit den M?nzen nicht sehen konnte, doch es war bereits zu sp?t. Im Gesicht des alten Fettwanstes blitzte es gierig auf, und Mara wusste aus Erfahrung dass der Fremde gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte. Sie nickte dem Mann in Schwarz z?gerlich zu, als Best?tigung dass sie seine Anweisungen verstanden hatte, dann wandte sie sich traurig ab um dem Stalljungen Bescheid zu geben und den Krug Wasser zu besorgen.


* * *

Malakai sah der jungen Schankmaid noch eine ganze Weile nach. Sie hatte Angst, das sp?rte er, doch diese Furcht galt nicht allein ihm, sondern auch noch etwas Anderem. Irgendetwas lauerte in diesem einfachen Holzhaus, etwas Dunkles, Altes, m?glicherweise ?lter als das Dorf, vielleicht sogar ?lter als die vier Reiche. Malakai konnte es sp?ren, wie immer. Und wie immer h?rte er die Stimmen, die ihm zufl?sterten. Nimm dich in acht, Sohn der Dunkelheit, nimm dich in acht...

Aufmerksam lie? Malakai seinen Blick durch die Taverne wandern. Seine ge?bten Augen machten die Eingangst?r als einzig brauchbaren Fluchtweg aus, die einzigen beiden Fenster waren aus Schweineblasen anstatt aus Glas, und ?berdies viel zu eng als dass ein Mann sich hinauszw?ngen konnte. Auf der Seite, die dem Eingang gegen?berlag, machte er die Stufen einer Treppe aus, die wohl ins zweite Stockwerk und zu den G?stequartieren f?hrte. Auf derselben Seite war auch der Tresen, und es gefiel Malakai ganz und gar nicht wie der h?ssliche, feiste Wirt zu ihm her?berglotzte. Wo Anfangs noch Furcht gewesen war, da sp?rte Malakai nun blanke Gier; und wieder einmal am?sierte er sich dar?ber wie Gold ? einfach nur Gold ? in der Lage war, das Niederste in den Menschen zum Vorschein zu bringen. Und dennoch: was seine Sinne alarmierte war nicht das gierige Funkeln in den Augen des Wirtes, sondern etwas anderes; weit entfernt, aber dennoch sp?rbar...

Als das M?dchen kurze Zeit sp?ter zur?ckkam und ihm den verlangten Krug Wasser samt Becher brachte, erkl?rte sie ihm auch wo er sein Nachtlager finden w?rde. Sie h?ndigte ihm einen Zimmerschl?ssel aus und hie? ihn, das Zimmer ganz am Ende des ersten Stockwerks zu nehmen. Malakai nickte wortlos und reichte ihr eine Kupferm?nze zum Dank. Das M?dchen z?gerte sie anzunehmen. Vermutlich w?rde der Wirt sie ihr ohnehin abnehmen, spekulierte er. Schlie?lich lie? sie die M?nze in ihrem Ausschnitt verschwinden, dankte hastig und beeilte sich aus der N?he des unheimlichen Mannes in Schwarz zu kommen.

Malakai indessen goss sich seinen Becher mit Wasser voll, wobei er wie zuf?llig einige Tropfen versch?ttete. Mit seinem behandschuhten rechten Zeigefinger wischte er ein wenig der Fl?ssigkeit auf und f?hrte sie unauff?llig zum Mund. Vergiftet, dachte er. Fr?her hatte man ihn auch in der Benutzung und den Eigenschaften von Giften unterwiesen. Das war auch der Grund warum er niemals etwas anderes als klares, geschmackloses Wasser trank. Bei diesem Gift schien es sich um einfaches Gr?npilzkraut zu handeln; welches einen Mann keinesfalls t?ten konnte. Allenfalls f?hlte man eine gro?e M?digkeit und bekam einen Dumpfsch?del. Wie plump. Und der feiste Wirt blickte immer wieder wie zuf?llig in seine Richtung. Das war wirklich ?rgerlich f?r ihn, zumal er tats?chlich durstig war.

Schulterzuckend griff Malakai nach dem Becher, f?hrte ihn an die Lippen und tat so als w?rde er trinken. In Wahrheit jedoch wartete er auf einen Moment in dem der Wirt sich der Bestellung eines anderen Gastes zuwandte und sch?ttete dann den Inhalt des Bechers hinter sich auf die groben Holzdielen, wo das Wasser schon nach wenigen Augenblicken versickerte.

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Jagon
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Wenig sp?ter tat er so als w?rde er eine pl?tzliche M?digkeit empfinden. Ohne ein Wort zu sagen erhob er sich von seinem Stuhl, ging mit wankenden Schritten auf die Treppe zu und schleppte sich in den ersten Stock hinauf. Das Zimmer fand er auf Anhieb, denn es war das letzte auf dem Flur und lag ein wenig abseits der anderen G?stezimmer. Unter keiner der T?rritzen flackerte Kerzenschein hindurch, entweder schliefen ihre Bewohner bereits, oder die Zimmer standen leer. Eine dritte M?glichkeit war nat?rlich das die Bewohner der Zimmer kein Licht mehr brauchten...

Der Schl?ssel, den das M?dchen ihm gegeben hatte, passte. M?helos drehte Malakai den T?rknauf und betrat den spartanisch eingerichteten Raum. Durch ein kleines Fenster schien fahles Mondlicht herein, und erhellte den ansonsten finsteren Raum ein wenig. Doch Malakai h?tte dieser zus?tzlichen Lichtquelle ohnehin nicht bedurft um zu sehen, denn seine Augen sahen auch bei Nacht nicht schlechter als am Tage.

Mit dem routinierten Blick eines Kriegers besah er sich den Rest des Zimmers: ein gro?er, h?lzerner Schrank nahm fast die gesamte Ostwand in Anspruch. Auf der gegen?berliegenden Seite des Raums stand ein einfaches, aber sauberes Bett; daneben ein kleines Nachttischchen mit einer Kerze darauf. Ohne zu z?gern ging Malakai zu dem Tischchen hin?ber und entdeckte dort auch einen Anz?nder, mit dem er den Docht der Kerze entflammte. Gierig breitete sich der Schein des kleines Feuers im Zimmer aus und warf makabre Schatten an die W?nde.

Unschl?ssig ?berlegte Malakai was er als N?chstes tun sollte. Er rechnete fest damit dass das B?se ihn besuchen w?rde, daf?r w?rde der geldgierige Wirt schon Sorgen. Er wusste dass er offenen Auges in eine Falle getappt war. Doch was seine Feinde nicht wussten: Sie legten sich hier mit jemandem an, der dunkler, b?ser und gef?hrlicher war als sie selbst es je sein konnten.

Sorgsam legte er seinen schwarzen Mantel ab. Darunter kam ein ganzes Sammelsurium von Waffen zum Vorschein: In seinen stahlverst?rkten Stiefeln steckten kleine, aber t?dliche Dolche, an seinem G?rtel hingen f?nf Wurfsensen. Seine schwarzen Handschuhe waren unter dem Leder?berzug nichts anderes als Kettenhandschuhe von der gleichen Machart wie das Kettenhemd, das er unter einem gleichfalls schwarzen ?berwurf trug. Auf dem R?cken schlie?lich trug er in einer ? wie k?nnte es anders sein ? schwarzen Scheide ein dunkles Schwert bei sich.

Nachdem Malakai seine Ausr?stung ?berpr?ft hatte, und das eine oder andere ein wenig zurechtger?ckt war, setzte er sich im Schneidersitz auf den kahlen Holzboden, zog sein Schwert ? eine leicht gebogene, elegante Klinge wie man sie fr?her im Ostreich Bakkanaii geschmiedet hatte - und wartete ab.

Schon nach wenigen Augenblicken erreichte er das Stadium das Meister Taka?an als Hado ku na dam bezeichnet hatte: Malakai wurde eins mit seinem Schwert, eins mit seiner Umgebung, eins mit allen toten und lebenden Dingen. Er sp?rte die Dunkelheit, er atmete die Dunkelheit, er war die Dunkelheit. Auf diese Weise wartete er ab was geschehen w?rde. Und man lie? ihn nicht lange warten.

* * *

Maras Herz schlug schneller als sie zusah wie der Wirt den schweren Riegel an der Eingangst?re der Taverne vorlegte und damit den einzigen Fluchtweg blockierte. Tief in den Schatten der Theke gedr?ckt beobachtete sie wie sich das immergleiche Ritual wiederholte: In dem Gasthaus befand sich ein knappes Dutzend M?nner. Wie auf ein geheimes Signal hin erhoben sie sich alle gleichzeitig, als der fette Wirt in die Mitte des Raumes schritt und zweien der M?nner bedeutete den Teppich der an dieser Stelle lag fortzuschleifen. Darunter kam eine Fallt?r zum Vorschein, die die beiden M?nner unter gro?er Anstrengung aufwuchteten.

Ein Raunen ging durch die versammelten Menschen, und Mara musste nicht in ihre Augen schauen um zu sehen dass sie leer und blicklos waren. Wieviele Male hatte sie das schon miterlebt? Sie sch?ttelte sich und dr?ngt sich noch enger in die Ecke. In diesem Moment war sie wieder das kleine M?dchen von f?nfzehn Jahren, dass die Vorg?nge in der Taverne zum ersten Mal mitansehen musste...

Das Herz des rotblonden M?dchens machte einen erschrockenen H?pfer und setzte dann einige Schl?ge lang aus, als sie die Schritte vernahm. Sie kamen von unten, vom Ende des geheimen Ganges! Respektvoll traten die M?nner einige Schritte zur?ck, als etwas graues, schleimiges, halbrundes in der ?ffnung erschien. Es war der Kopf einer Gestalt! W?rgend wandte Mara sich ab von der Grausamkeit die in diesem Moment der Fallt?r entstieg; wandte ihr Gesicht ab von dem Monstrum, das ihren Vater get?tet hatte.

Das... Ding war nackt, dennoch h?tte ein Beobachter nicht zu sagen gewusst ob es ein Mann oder eine Frau war, denn der K?rper des Wesens wies weder die einen noch die anderen Geschlechtsmerkmale auf.

Mit gesenktem Kopf ging der Wirt auf die grauenhafte Erscheinung zu und warf sich vor ihr auf den Boden, was trotz seiner enormen Leibesf?lle sehr schnell geschah. ?Mutter! Es ist wieder ein Fremder gekommen! Er wird dich n?hren!? Das Wesen gab einige schmatzende Ger?usche von sich, die ein wenig an das Schmatzen von Stiefeln erinnerten, die sich einen Weg durch nassen Schlamm bahnten. Zwei M?nner kamen aus der T?r die in die K?che f?hrte, ihre Arme beladen mit langen Schlachtermessern, Kn?ppeln mit N?geln darin, und einigen gef?hrlich aussehenden Forken.

Schweigend nahm sich jeder der M?nner eine Waffe, und auf ein weiteres Schmatzen der Mutter hin liefen zwei der Kerle die Treppe zu den G?stezimmern hinauf. Beinahe Gegen ihren Willen sah Mara den beiden nach und wartete darauf, dass sie mit dem leblosen K?rper des Fremden zur?ckkehren w?rden. Doch es sollte anders kommen...

Von oben erklangen hektische Ger?usche, dann ein Schrei dem man die Todesqual eines Mannes entnehmen konnte. Dann wurde es schlagartig wieder still, und betroffen senkte das rotblonde M?dchen den Kopf. Wieder einer... der wievielte war er schon seit sie in diesem verfluchten Dorf gefangen war? Und wie viele w?rden noch kommen? Ein Ger?usch lie? sie erschrocken den Kopf zur Treppe wenden, obwohl sie es ansonsten immer vermied die Toten anzublicken.


Irgendetwas kam die Treppe heruntergerollt; Mara konnte es zuerst nicht erkennen, doch dann kam noch ein zweiter abgetrennter Kopf die Treppe herabgekullert, und Mara riss ungl?ubig die Augen auf!

Ein wutentbrannter Schrei kam aus der Richtung der Mutter, doch Mara hatte nur Augen f?r die Geschehnisse auf der Treppe: Ein Schatten, f?r das Auge kaum zu sehen, kam die Treppe herabgeschossen; irgendetwas Gl?nzendes blitzte durch die schlechte Luft der Taverne und spaltete den Kopf eines der umstehenden M?nner buchst?blich entzwei. Noch bevor der K?rper tot zu Boden fiel, warf der Fremde zwei weitere Wurfsicheln, die mit ebensolch t?dlicher Pr?zision ihr Ziel fanden und das unheilige Leben zweier weiterer Diener der Mutter beendeten.

Mit einem letzten gewaltigen Satz kam der Fremde in Schwarz am Fu?e der Treppe zum Stehen; in einer flie?enden Bewegung erschien pl?tzlich ein Schwert in seiner Hand, dessen Klinge f?rmlich zu brennen schien in dem flackernden Licht der wenigen ?llampen.

Einige Herzschl?ge lang wurde es v?llig still in dem Raum, als die Mutter den Fremden, und der Fremde die Mutter mit Blicken durchbohrte. Die beiden schienen ein stummes Duell auszutragen, und weder Mara noch einer der M?nner wagte es auch nur zu atmen.

Die schleimige Kreatur verlor den Kampf. Wie von einer unsichtbaren Faust geschlagen wandte sich ihr Kopf ruckartig um und ein Schwall von Schmatzlauten entrang sich ihrem Mund. Erst nach einigen Sekunden begriff Mara dass es diesmal Worte in ihrer Sprache waren!

?Auchhh f?r dichhh geltennnn die Gesssetze der H?llllle, Basssstard!? zischte das Weib mit einer Stimme, die Klang wie eine Mischung aus dem Z?ngeln einer Schlange und dem Quaken eines Frosches. ?Du kanssst michhh nicht t???tennn!?
Gebannt sah Mara zu wie der Fremde freudlos die Mundwinkel zu einem b?sartigen Grinsen verzog.
?Wollen wir wetten?? Und dann brach in der Taverne die H?lle los...

* * *

Wie auf ein geheimes Signal hin warfen sich die Diener der Mutter alle gleichzeitig auf den Fremden in Schwarz.
Demjenigen, der das Pech hatte als erster bei dem Gegner anzukommen, stie? Malakai einfach einen der abgetrennten K?pfe entgegen. Noch w?hrend der andere sich wunderte was ihm da ?berhaupt Warmes, Nasses ins Gesicht geklatscht war, hatte Malakai sein Schwert bis zum Heft in das Herz seines Gegners gerammt. Ohne sich um das aufspritzende Blut zu k?mmern fuhr der Mann in Schwarz herum, versetzte einem weiteren Angreifer einen Fu?tritt gegen das Kinn und wich einem gef?hrlich nahe vorbeizischenden Fleischermesser aus. Malakai lie? sich in die Knie sinken, ergriff das Fleischermesser mit der linken Hand und rammte dem Besitzer die Rechte mitten ins Gesicht. Zur?cktaumelnd lie? der andere die Waffe los und hielt sich sch?tzend die Arme vor den Kopf. Davor, dass das Messer mitten durch seine Kehle gesto?en wurde, bewahrte ihn das jedoch nicht.

Mit einem hastigen Satz wich Malakai zur Treppe zur?ck und lie? sein Schwert einen blitzenden Kreis beschreiben, um sich die sieben oder acht verbliebenen Feinde von Leib zu halten. Die Mutter r?hrte sich nicht, sondern sah dem Kampf mit unbewegter Miene zu. Auch Mara war unf?hig einen klaren Gedanken zu fassen, als sie sah wie der Fremde mit einer Schnelligkeit und Pr?zision t?tete wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte!


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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Vorsichtiger geworden bedr?ngten die verbliebenen M?nner Malakai nun vor allem mit den Forken, die drei von ihnen als Waffe f?hrten. Mit der linken Hand griff Malakai in einen seiner Stiefel und zog den darin versteckten Dolch hervor, w?hrend die andere Hand, in der er sein Schwert hielt, den w?tenden Stich einer Forke parierte. Malakai machte einen Satz nach hinten und fand sich pl?tzlich auf der dritten oder vierten Treppenstufe stehend; darum verfehlte der Dolch den er warf auch knapp sein Ziel und durchbohrte die linke Augenh?hle eines der M?nner anstatt seiner Kehle. Kreischend vor Schmerz brach der Mann zusammen, und Malakai war schnell genug sich die Forke zu greifen die dieser dabei fallen lie?.

Dass er hier im Treppenflur nicht genug Platz hatte, um sein Schwert effektiv zu benutzen, war Malakai sofort klar. Meister Bernard h?tte ihn f?r diese Dummheit sicherlich bis zur Besinnungslosigkeit gepr?gelt.

Behende steckte er sein Schwert in die Scheide auf seinem R?cken und l?ste in der gleichen Bewegung noch seinen schwarzen Mantel von seinen Schultern. Wutentbrannt schleuderte er den verbliebenen sechs M?nnern seinen Mantel entgegen und nahm ihnen damit die Sicht. W?hrend die Angreifer noch damit zu k?mpfen hatten, das Hindernis loszuwerden, sammelte Malakai all seine Kraft, sprang nach vorne, st?tzte sich dabei auf den langen Stil der Forke in seinen H?nden ? und flog ?ber seine Widersacher hinweg, trotz der schweren Kettenr?stung die er trug!

Noch ehe die M?nner das Verschwinden ihres Feindes bemerken konnten blitzte in Malakais H?nden schon sein Schwert wieder auf; und nun da er wieder gen?gend Platz hatte um es einzusetzen trennte es den Kopf des Mannes der ihm am n?chsten stand vom Rumpf. Am Rande seines Gesichtsfeldes bemerkte Malakai wie der Kerl mit dem Messer im Auge kreischend davonrobbte, doch er k?mmerte sich nicht darum. Sein Augenmerk galt den anderen f?nf Gegnern, die mittlerweile bemerkt hatten dass der Feind nun in ihrem R?cken war und sich umso w?tender auf den Mann in Schwarz warfen. F?r einen Moment kam Malakai der Gedanke dass der Weg zur Mutter nun eigentlich frei war und er sie problemlos h?tte t?ten k?nnen, doch das B?se in ihm wollte Blut, wollte Schmerz verursachen und sich daran weiden, und Malakais zweite Natur war zu stark als dass er sie h?tte bez?hmen k?nnen.

Mara sah das alles mit fassungslosem Entsetzen. Sie h?tte nicht geglaubt dass irgendein Mensch sich so schnell bewegen und mit so vielen Gegnern gleichzeitig k?mpfen konnte, aber der Fremde schien es tats?chlich zu k?nnen! Wie ein Gott des Krieges, aus den Geschichten die sie fr?her von ihrem Vater auf ihren langen Wanderungen vernommen hatte, fuhr er unter die restlichen Feinde und t?tete einen nach dem anderen ohne dass deren Messer, Kn?ppel oder Forken ihn auch nur gestreift h?tten. Der Letzte versuchte den Mann in Schwarz mit einem Hieb seines Messers zu t?ten. Der Fremde jedoch fing die Hand des Angreifers m?helos ab und umklammerte sie eisern. Mit einem ungest?men Ruck, der von einem widerlich knackenden Ger?usch begleitet wurde, drehte der Mann in Schwarz den Arm seines Widersachers herum und trieb ihm das eigene Messer in die Kehle. R?chelnd hauchte auch der letzte Diener der Mutter sein unheiliges Leben aus, und einige Herzschl?ge lang blickte Malakai einfach nur auf das Schlachtfeld, zu dem er die Taverne gemacht hatte. Sein Blick wanderte ?ber die Leichen, die abgetrennten Gliedma?en, auch ?ber die Schankmaid die ihm das vergiftete Wasser gebracht hatte, und blieb schlie?lich an der schleimigen Gestalt der Mutter h?ngen. Die Kreatur hatte sich keinen einzigen Zentimeter bewegt und den Tod ihrer ?Kinder? unbeteiligt mitangesehen.

Langsam, sehr langsam wandte Malakai sich ihr zu und ging zu ihr hin?ber. Bei jedem seiner Schritte tropfte Blut von seiner Klinge, doch Malakai achtete nicht darauf. Der Hass in ihm brannte wie ein gigantisches Feuer, und es gab nur eine M?glichkeit dieses Feuer zu l?schen, das wusste er.

Drohend baute sich der Fremde vor der Mutter auf, und nach einer Zeitspanne die Mara wie eine Ewigkeit vorkam, in Wahrheit jedoch nur wenige Sekunden gedauert haben konnte, h?rte sie den Mann in Schwarz fragen: ?Wo ist Azrador? Wo haben die Tardukai es verborgen?? Seine Stimme war eisig, und Mara lief es bei seinen Worten eiskalt den R?cken hinab, auch wenn sie den Sinn der Worte nicht erfasste. Die Mutter jedoch spuckte den Fremden an. ?Du wirssst das H?llenschhhhwert nie besssitzen! Nicht im Leben und nicht im Tooode! Ich werde deine Seele fressen!? Mit diesen Worten schnellte die schleimige, schwammige Kreatur vor und versuchte nach Malakai zu greifen, doch der Mann in Schwarz drehte sich um die eigene Achse, trat mit dem Fu? nach dem Unget?m und schleuderte es damit mehrere Schritt durch die Luft. Mit einem platschenden Ger?usch prallte die Mutter auf die harten Bodendielen der Taverne und versuchte verzweifelt sich wieder aufzurichten, doch da war Malakai schon bei ihr und stellte sich mit dem Fu? auf ihre Brust. Quietschend stie? die Kreatur die Luft aus, und Malakai sagte: ?Ich frage dich zum letzten Mal, Hure: Wo ist Azrador!?? Die Kreatur unter ihm schleuderte ihm einen hasserf?llten Fluch entgegen und versuchte seinen Fu? zu packen zu bekommen. ?Falsche Antwort? stellte Malakai k?hl fest, und lie? mit aller Kraft seinen Fu? auf die Brust des Wesens herabfahren. Seine schweren eisenbeschlagenen Stiefel bohrten sich durch den Brustkorb und das widerliche, schwammige Fleisch der Mutter, und Malakai weidete sich an ihren Todeszuckungen. Gr?nlicher Speichel quoll aus dem Maul der Kreatur, und wie im Rausch trat Malakai immer und immer wieder auf sie ein, bis ihr gr?nliches Blut seinen Stiefel fast ganz bedeckte. Vermutlich h?tte er sich noch mehr am Tod der Kreatur erfreut, wenn nicht pl?tzlich von irgendwoher ein schriller Warnschrei erklungen w?re.

Malakai wirbelte herum, gerade noch rechtzeitig um dem herabsausenden Fleischermesser zu entgehen dass ihm ansonsten den R?cken von den Schulterbl?ttern an abw?rts aufgeschlitzte h?tte. So riss das gewaltige Messer lediglich einen langen, blutigen Kratzer an der linken Schulter, an der Stelle an der sein leichtes Kettenhemd endete. Der Mann mit dem Messer im Auge! In seinem Blutrausch hatte er diesen fast v?llig vergessen.

Unwirsch verw?nschte Malakai den Hass in seinem Inneren und wandte sich dem letzten verbliebenen Gegner zu. Blut und eine klare Fl?ssigkeit quollen aus dem Auge, in dem noch immer Malakais Dolch steckte. Sein Gegen?ber k?mpfte ohne Umsicht und ohne Verstand; f?r Malakai war es ein leichtes ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen und ihn mit einigen schnellen Schl?gen seiner Faust endg?ltig zu Boden zu schicken, wenngleich h?llische Schmerzen seine verwundete Schulter durchzuckten. Erst als auch dieser Feind keinen Atemzug mehr machte wurde Malakai pl?tzlich bewusst dass ihn jemand vor diesem Angriff von hinten gewarnt hatte.

Seine Augen suchten und fanden das rotblonde M?dchen, deren Warnung ihm wohl das Leben gerettet hatte. Sie hatte sich in die hinterste Ecke des Raumes gekauert und die Arme um die Beine geschlungen. Wie ein kleines Kind, dass sich aus Furcht selbst umarmte wenn es drau?en donnerte.

Ohne sich um sie zu k?mmern schritt Malkai die Taverne nochmals ab und sammelte seine Waffen ein. Nachdem er sie sorgsam an der Weste eines der Toten gereinigt hatte verstaute er die Wurfsensen und den Dolch wieder dort wo sie hingeh?rten, und befestigte auch den schwarzen Mantel wieder an seinen Schultern. Malakai sp?rte etwas warmes seinen R?cken hinablaufen, und als er seine behandschuhte Rechte unter seinen Mantel schob und pr?fend die Schulter betastete, durchzuckten ihn Feuerstr?me. Der Verr?ckte mit dem Messer hatte ihn ungl?cklich erwischt, soviel stand fest. Doch Malakai hatte keineswegs die Absicht an diesem Ort l?nger zu verweilen als unbedingt notwendig. Eines gab es allerdings noch zu tun...

* * *

Mara hatte dem unglaublichen Schlachten gebannt zugesehen. Obwohl ihr Magen revoltierte konnte sie einfach nicht den Blick abwenden von dem unheimlichen Mann in Schwarz, der ganz allein ein Dutzend M?nner get?tet hatte. Das war er, da war sie sich pl?tzlich ganz sicher. Das war der Ritter in strahlender R?stung (obgleich sie eher nachtschwarz denn strahlend war) der sie aus dieser H?lle herausholen w?rde. Darum rief sie ihm auch eine Warnung zu, als der schwer Verwundete sich an den Fremden heranschlich um ihn von hinten anzugreifen.

Als auch dieser letzte Feind get?tet war, dachte Mara der Fremde w?rde sich ihr zuwenden, w?rde sie in die Arme schlie?en und ihr zufl?stern dass es vorbei war, dass die vergangen dreieinhalb Jahre nur ein b?ser Alptraum waren, dass... das...
Doch der Fremde ignorierte sie einfach. Fassungslos sah Mara zu wie er das Blut an seinem Schwert und seinen Wurfwaffen abwischte und diese dann irgendwo unter seinem ?berwurf verschwinden lie?. Dann erst wandte er sich ihr zu. Blut tropfte von seiner Schulter und vermischte sich mit dem Blut der Gefallenen, das bereits den Boden der Taverne bedeckte. Als der Fremde nun vor ihr stand konnte Mara ihn zum ersten Mal wirklich gut erkennen: Er hatte strenge Z?ge und schmale Augenbrauen, seine Augen waren blau und eiskalt wie Gebirgswasser. Seine Haare waren tats?chlich schlohwei?, doch nicht wie bei einem alten Mann, sondern irgendwie... anders.
?Verschwinde von hier?. Mara brauchte einige Herzschl?ge lang um zu begreifen dass die Worte des Mannes IHR galten. Ohne sich um sie zu k?mmern wandte der Mann in Schwarz sich ab und hielt zielstrebig auf einige der ?llampen zu, welche der Taverne das wenige Licht spendeten. Wortlos warf er die Lampen zu Boden, und sofort leckten gierige Flammen nach dem alten, trockenen Holz aus dem das Haus erbaut war. In Sekundenschnelle breitete das Feuer sich aus und griff auch auf die Tische und St?hle ?ber, und innerhalb weniger Herzschl?ge stand alles in Flammen.

Jetzt erst fiel die Erstarrung von Mara ab, und hastig rettete sie sich durch die T?r der Gastst?tte nach drau?en. Als sie bereits im T?rrahmen stand blickte sie noch einmal zur?ck und sah wie der Fremde mitten durch das Feuer lief, als k?nnten ihm die Flammenzungen ?berhaupt nichts anhaben!


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K?hle Nachtluft umfing das M?dchen, und pl?tzlich wurde ihr bewusst dass auch die wenigen Habseligkeiten die sie besessen hatte ein Opfer der Flammen wurden. Jetzt besa? sie buchst?blich nichts mehr au?er den Kleidern auf dem Leib; und diese waren zu allem ?berfluss auch noch alles andere als w?rmend: ein Rock aus grobem Leinen, ein lang?rmeliges Hemd mit Bierflecken darauf und leichte Schuhe aus Leder. Wie von selbst glitt ihre Hand in den kleinen Ausschnitt ihres Hemdes und ihre zarten Finger schlossen sich um das Medaillon. Wenigstens das hatte sie retten k?nnen! Alles andere war egal... alles andere geh?rte in dieses verfluchte Gasthaus, und alles andere konnte ruhig verbrennen, solange sie nur frei war! Zum ersten Mal seit ?ber drei Jahren war sie frei ?berall hinzugehen! Nie wieder w?rde einer der M?nner nachts zu ihr kommen um bei ihr zu liegen oder sie zu irgendetwas zwingen!
Vor dem brennenden Wirtshaus stand Mara, und Tr?nen der Freude und des Trotzes rannen ihre Wangen hinab, als sie sah wie dieser Hort des B?sen langsam von reinigendem Feuer verzehrt wurde.

Erst das panische Gewieher erinnerte sie daran, dass an die Taverne angeschlossen auch der Pferdestall lag, in dem sowohl das Pferd des Fremden als auch die Tiere des toten Wirts untergebracht waren. Hastig beeilte sie sich zum Stall hin?berzulaufen und den schweren Riegel zur Seite zu schieben, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie hatte einfach nicht genug Kraft um das schwere Eichenholz zu bewegen. Nach dem dritten Versuch gab sie es auf und schlug verzweifelt mit der Faust gegen den h?lzernen Riegel, der sich noch immer keinen Millimeter bewegte. Inzwischen wurde das Wiehern der Pferde immer panischer, die Tiere mussten das Feuer, das ganz in ihrer N?he w?tete, bereits sp?ren.

Jemand stie? sie unsanft zur Seite, und noch im Wegstolpern erkannte Mara die finstere Gestalt des Fremden, in seiner Hand das seltsame schwarze Schwert mit dem er die S?hne der Mutter get?tet hatte. Ohne sich auch nur daran zu schaffen gemacht zu haben lie? der Fremde sein Schwert wuchtig auf den h?lzernen Riegel herabfahren und spaltete ihn scheinbar m?helos, obwohl dadurch noch mehr Blut aus der Wunde auf seiner Schulter den Weg zu Boden fand. Sein schwarzer Mantel wehte in einem kurzen, warmen Lufthauch als er den Stall betrat. Wenig sp?ter h?rte Mara ein Wiehern von drinnen, und gerade als sie sich ein Herz gefasst hatte und dem Fremden nachgehen wollte, f?hrte dieser einen nachtschwarzen Rappen aus der Scheune heraus. Wortlos und ohne das M?dchen auch nur eines Blickes zu w?rdigen schwang er sich auf das pr?chtige Pferd und sah noch einmal hin?ber zu der brennenden Taverne.

Nach einem Moment des Z?gerns trat Mara an das Pferd des Fremden heran und richtete vorsichtig das Wort an ihn. ?Herr, ich... ich m?chte Euch begleiten! Bitte, mich h?lt hier nichts mehr, und wenn ihr mich mit Euch ziehen lasst werde ich... jeden... eurer W?nsche erf?llen! Ich verstehe mich sogar ein wenig auf?s Heilen!? Doch der Mann in Schwarz schien ?berhaupt keine Notiz von ihr zu nehmen. Er starrte noch immer auf das gierige Feuer das in unmittelbarer N?he tobte und nun endg?ltig auch auf den Pferdestall ?bergegriffen hatte. Die Hitze lie? Mara die Augen fest zusammenkneifen, und sie fragte sich wie der Reiter es in seiner schweren Kleidung nur aushielt bei dieser Hitze.

Als der Fremde nicht reagierte trat Mara noch n?her an den Rappen heran und legte die zierliche Hand auf den R?cken des prachtvollen Tieres. ?Bitte, Herr, ich muss unbedingt-? Ruckartig wandte der Fremde ihr den Kopf zu, und seine eiskalten, blauen Augen bohrten sich in die ihren. Mit einer Stimme bar jeder Emotion beugte er sich zu ihr herab und sagte: ?M?dchen, hier im vergessen Reich lernst du besser alleine zu ?berleben. Verlass dich auf niemand anderen, sonst ist das dein Tod.? Und ohne ein weiteres Wort gab er seinem Rappen die Sporen und war bald darauf in der Nacht verschwunden, ohne auf Maras entsetzte Schreie zu h?ren. Verzweifelt sank das M?dchen in die Knie ? und weinte.


ENDE von Episode 1


2 ? Mara

Eine einzelne Schneeflocke tanzte aus dem Himmel zu Boden. Der eisige Wind spielte damit, lie? sie mal hierhin, mal dorthin treiben, wie es ihm gefiel. Schlie?lich landete das zarte Wei? in der ausgestreckten Hand einer zierlichen jungen Frau mit rotblonden Z?pfen. Sanft hob Mara die Hand vor die Augen, um die Schneeflocke zu betrachten. Es war ein wundersch?nes Gebilde, aus reinem Wei?, mit einem Muster das sie an ein wundersch?n gewebtes Spinnennetz erinnerte.

Sekunden sp?ter war es vorbei; pl?tzlich hielt sie nur noch einen winzigen silbern schimmernden Wassertropfen in der Handfl?che. Das Muster war verschwunden, geschmolzen.

Sorgenvoll blickte Mara zum morgendlichen Himmel empro, wo die Ekhi-Scheibe vergeblich versuchte die dichten Wolkenformationen zu durchdringen. Ihr Atem stieg in kleinen W?lkchen empor. Wo diese eine Flocke herkam w?rden ihr bald noch Millionen nachfolgen, und wenn sie bis dahin noch immer mit ihrem leichten Rock und dem d?nnen Hemd mitten im Wald unterwegs war, w?rde sie vermutlich erfrieren. Seltsamerweise machte ihr der Gedanke keine Angst... sie hatte schon immer den Winter geliebt, hatte schon als kleines Kind stets die ersten Schneeflocken des Jahres im Freien Willkommen gehei?en. Eine kurze Erinnerung an vergangene Kindertage lie? ein L?cheln auf dem h?bschen Gesicht des M?dchens erscheinen. Ja, wenn der Tod sie schon ereilen sollte, dann wollte sie wenigstens dass er in der Gestalt eines alten Freundes kam.

Aufmunternd t?tschelte sie den R?cken des Ponys, auf dem sie dahinritt. Sie hatte das junge Tier gerade noch rechtzeitig aus dem Stall befreien k?nnen, ehe das Feuer des Hauptgeb?udes auch auf die Stallungen ?bergriff. Sicher h?tte Mara auch eines der starken, gro?en Pferde befreien k?nnen, doch sie entschied sich f?r das kleine, kaum vier Jahre alte Pony. Warum konnte sie sp?ter selbst nicht sagen; sie f?hlte einfach dass es das Richtige war.
Vielleicht war es, weil alle anderen Pferde in Panik ausgebrochen waren, und hektisch in ihren kleinen Boxen hin- und herwankten. Nur das kleine Pony hatte mit stoischer Gelassenheit dem Feuer entgegengesehen, so als h?tte es keine Angst vor den gierigen Flammen, oder als ob es genau w?sste dass ihm nichts passieren konnte.

Sanft streichelte Mara ?ber die Ohren des Tieres, aus dessen N?stern kleine Dampfw?lkchen entwichen. Sp?testens jetzt bereute sie es, in der Hektik des Augenblicks nicht daran gedacht zu haben eine der vielen, w?rmenden Pferdedecken aus dem Stall zu retten. Sie sa? v?llig ohne Sattel oder ?hnliches auf dem R?cken des Ponys, und schlug fr?stelnd die Arme um den K?rper. Ihr war kalt... so kalt...


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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* * *

Als der Tag sich dem Ende zuneigte, und das Licht der Ekhi-Scheibe allm?hlich schw?cher zu werden begann, lag Mara, die H?nde um den Hals des Tieres geschlungen, flach auf dem R?cken des Ponys. Sie schaute nicht mehr nach rechts oder links, nach vorn oder zur?ck; sie lie? das Pferd einfach dahintraben. Immer ?fter nickte sie kurz ein, und wunderte sich stets dass sie immer wieder erwachte anstatt endlich in Ruhe zu schlafen... sie war so m?de... alles was sie tun musste war von dem R?cken des Pferdes zu steigen und sich in das weiche Gras zu legen. Die Vorstellung war verf?hrerisch, endlich die Augen zu schlie?en und alles zu vergessen. Doch eine leise Stimme in ihr stemmte sich mit aller Macht dagegen; ein Teil von ihr WOLLTE nicht sterben, wollte k?mpfen bis sie keine Kraft mehr hatte. Das, so wusste sie, war der Teil ihrerselbst, der sie auch die letzten dreieinhalb Jahre hatte ?berleben lassen...

Ohne dass sie es bemerkte l?ste sich ihre linke Hand von dem Hals des Ponys und wanderte zu dem Ausschnitt ihres Hemds. Eiskalte Finger schlossen sich um das Medaillon, das zwischen ihren Br?sten im Takt des Pferdes hin- und herschwang. Mit einem tauben Gef?hl fuhren Daumen und Zeigefinger die Konturen des kleinen Anh?ngers nach und ertasteten jeder Ritze, jede Gravur des kleinen Silberst?ckes. Dann fiel die Hand kraftlos herab und es wurde dunkel um Mara.

* * *

Der Aufprall weckte sie aus ihrem D?mmerzustand und rettete ihr damit m?glicherweise das Leben. Hart schlug Mara mit dem R?cken auf den Boden, wo sie keuchend und erschrocken nach Luft schnappte. Alles drehte sich um sie herum, sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand oder was gerade geschah. Sie schmeckte Blut auf der Zunge, und ihr Kopf f?hlte sich an als w?re er auf allen Seiten von z?hfl?ssigem Wasser umgeben. Irgendetwas schmerzte in ihrer H?ftgegend, doch es dauerte fast eine Minute bis sie begriff wo sie sich befand. Z?gerlich richtete sie sich auf, und w?re dabei beinahe gegen den Kopf des Ponys gesto?en. Denn das Tier stand ?ber ihr und stupste sie immer wieder mit seinem Kopf in die Nierengegend, als h?tte es gesp?rt dass seine Reiterin in Gefahr war. Dankbar stemmte Mara sich auf die Ellbogen sah sich um.

Sie lag auf einem schmalen Waldpfad, der ob seiner Windungen und Unregelm??igkeit wohl nicht durch den Menschen, sondern viel eher durch die Kr?fte der Natur entstanden war. Links und rechts des Weges ragten m?chtige Kiefern und andere B?ume in die H?he, und schirmten den Waldboden nahezu ganz gegen die Strahlen der untergehenden Ekhi-Scheibe ab. Mit einer gro?en Willensanstrengung und seltsam steifen Bewegungen kam Mara schlie?lich auf die Knie und erhob sich ganz langsam. Abermals drohte sie einzuknicken, doch das Pony war rechtzeitig zur Stelle, sodass ihre haltsuchende Hand sich am Nacken des Tieres festklammern konnte.

W?hrend sie noch immer versuchte, Ordnung in das brodelnde Chaos hinter ihrer Stirn zu bringen, lie? sie ihren Blick ?ber den weiteren Verlauf des Weges schweifen. War da nicht etwas? Ein... Schatten? Zuerst erkannte sie nur einen verschwommen, schwarzen Schemen, doch dann wurde das Bild vor ihren Augen klarer, und pl?tzlich waren M?digkeit, K?lte und die Taubheit ihrer Glieder vergessen!

Dort vorne, vielleicht hundert oder hundertf?nfzig Schritt entfernt, stand ein sch?nes, stolz gewachsenes Pferd, so schwarz wie die Nacht. Und wie sein Reiter! zuckte es durch ihren Kopf. Denn sie kannte dieses Tier, sie hatte es vor noch nicht einmal zwei Tagen erst aus der N?he gesehen!

Z?gernd und mit tauben Schritten n?herte sie sich dem Pferd, wobei das Pony immer unwilliger hinter ihr hertrottete, und sich schlie?lich, in vielleicht zwanzig oder drei?ig Metern Entfernung, dagegen str?ubte auch nur einen einzigen Schritt weiter auf das andere Tier zuzugehen. Mara verstand nun was passiert war; sie war nicht einfach nur vom R?cken des Pferdes gefallen, sondern das Pony musste sie regelrecht abgeworfen haben. Offenbar sp?rte selbst das junge Tier die Aura der Gefahr, die von dem schwarzen Pferd und seinem Reiter ausging, der sich vermutlich irgendwo in der N?he aufhielt. Aber wo war er?

Unschl?ssig stand die junge Frau auf dem Waldweg und sah von dem Pony zu dem Rappen und wieder zur?ck. Das prachtvolle Pferd stand ein wenig abseits des Weges, im Schatten einer m?chtigen Kiefer, doch es war unverkennbar das Reittier des Fremden, der die Mutter vernichtet hatte.

Z?gernd lie? Mara ihr Pony hinter sich zur?ck und ging n?her an das schwarze Pferd heran. Jeder Schritt schmerzte in ihren steifen Gliedern, doch sie schenkte dem jetzt keine Beachtung mehr.

Beim N?herkommen stellte sie fest dass hinter dem Tier eine Art Trampelpfad ein St?ck in den Wald hineinf?hrte. Da sie den Fremden nirgends entdecken konnte, nahm sie an dass er sich irgendwo weiter dort hinten befinden musste. Eine leise Hoffnung keimte in der jungen Frau auf; vielleicht hatte sie doch noch die M?glichkeit irgendwie diesem verfluchen Wald, vielleicht sogar dem ganzen vergessenen Reich zu entkommen, wenn sie es nur schaffte das Vertrauen des Fremden zu gewinnen...

Als das M?dchen mit den rotblonden Z?pfen bis auf wenige Meter herangekommen war, hefteten sich die Augen des Pferdes fest auf sie, und Mara h?tte geschworen dass es nicht die Augen eines Pferdes, sonder die eines Menschen waren die sie eindringlich zu mustern schienen. Mara versuchte an dem Rappen vorbeizukommen, doch das Tier vertrat ihr den Weg und stie? ihr hei?en Dampf aus seinen N?stern entgegen. Auch als sie versuchte auf der anderen Seite an ihm vorbeizukommen stellte sich das Pferd ihr entgegen. Es war fast so als wollte das Tier sie nicht passieren lassen, und sein Schnauben wurde immer aggressiver.

Ratlos blieb Mara stehen und ?berlegte was sie tun konnte. Sicher, sie k?nnte warten bis der Mann in Schwarz zur?ckkehrte, doch vielleicht hatte er irgendwo bereits sein Nachtlager aufgeschlagen... aber warum war dann sein Pferd noch hier? Unschl?ssig sah sie hinauf zum Himmel. Ekhis Scheibe ging gerade unter, und die Temperaturen w?rden noch weit unangenehmer werden als sie es ohnehin schon waren. Fr?stelnd schlang sie die Arme um den K?rper. Lange w?rde sie die K?lte nicht mehr aushalten, soviel stand fest.

Z?gerlich, ja fast schon ?ngstlich streckte sie die linke Hand aus und n?herte sie dem Kopf des schwarzen Pferdes. Sehr, sehr langsam ber?hrten ihre Finger den Hals des Tieres. Zuerst schien es als wolle der Rappe wegzucken, doch stattdessen wandte er dem M?dchen seinen Kopf zu, und wieder war da diese unheimliche, be?ngstigende Intelligenz in seinen Augen. Mit klammen Fingern fuhr Mara langsam den Hals des Tieres auf und ab. ?Ganz ruhig, ich will dir nichts tun... siehst du? Ich will dir nichts B?ses, und deinem Herrn auch nicht...? Ein Schnauben folgte, begleitet von einer m?chtigen Dampfwolke, dann wandte sich das Pferd ruckartig ab und trabte einige Schritte zur Seite. Hatte das Tier sie tats?chlich verstanden?!

Einige Herzschl?ge lang stand Mara einfach nur verwundert da und sah das unheimliche Pferd an. Hatte es wirklich ihre Worte verstanden...? Doch da die rote Ekhi-Scheibe immer weiter hinter dem Horizont versank, und Mara weder eine Fackel noch eine Lampe bei sich trug, fasste sie sich ein Herz und trat an dem Pferd vorbei auf den schmalen Trampel- oder Wildpfad, den sie zuvor schon entdeckt hatte. Ein letzter Blick zur?ck zeigte, dass ihr Pony sich nicht von der Stelle ger?hrt hatte. Wenn sie Gl?ck hatte w?rde es auch dabei bleiben, und wenn sie Pech hatte und den Fremden nicht fand, oder er ihr auch diesmal seine Hilfe verweigerte... nun, dann w?rde sie das kleine Pferdchen ohnehin nicht mehr brauchen... Mit um den K?rper geschlungenen Armen setzte sie ihren Weg fort.

Der Pfad f?hrte in Schlangenlinien in den dichten Wald hinein, doch schon nach wenigen Metern machte er eine scharfe Biegung und m?ndete in eine kleine Lichtung, wo der Schein eines Feuers mit wohliger W?rme lockte. Mara blieb so abrupt stehen als w?re sie gegen eine Mauer gelaufen. Dort, in h?chstens f?nf Schritten Entfernung, brannte ein kleines Feuer (das vor kurzem vermutlich noch bedeutend gr??er gewesen war), und daneben lag ? mit dem Gesicht nach unten ? ein Mann mit wei?en Haaren und rabenschwarzer Kleidung auf dem Boden und schlief! Maras Herz machte einen erfreuten Sprung als sie begriff, dass sie den Fremden tats?chlich gefunden hatte! Oh wie sch?n w?re es wenn sie ihn nur dazu bringen konnte sie aus diesem... diesem Hort des Wahnsinns herauszubringen!

?Herr,... erinnert Ihr Euch an mich? Ich bin Mara, das M?dchen aus der Taverne! Ich... ich wei? Ihr wolltet nicht dass ich Euch begleite, aber ich bitte Euch, im Namen der G?tter...? Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und z?gerlich trat sie Schritt f?r Schritt n?her an den Fremden und ? wichtiger noch ? an das w?rmende Feuer heran. Doch der Mann in Schwarz reagierte nicht auf ihre Worte. Schlief er etwa so fest? Oder... Nein, diesen Gedanken wollte sie gar nicht zu Ende denken...

Langsam, und sehr, sehr vorsichtig beugte sie sich zu dem Mann hinab und ber?hrte ihn leicht an der linken Schulter. Keine Reaktion. Nach einigen Augenblicken versuchte sie es noch einmal, diesmal r?ttelte sie fester an seiner Schulter. Ein schmerzerf?lltes St?hnen ert?nte, und Mara fuhr erschrocken zur?ck. Ihre Hand war mit einer warmen Fl?ssigkeit bedeckt. Selbst in den letzten Strahlen der Ekhischeibe erkannte sie sie sofort am Geruch. Es war Blut.
Die Wunde! schoss es ihr durch den Kopf. Marik hatte den Fremden mit einem Fleischermesser verletzt! Doch es war nur ein Kratzer gewesen... Die Wunde h?tte sich nach zwei Tagen l?ngst schlie?en m?ssen! Es sei denn... Ein furchbarer Verdacht keimte in ihr auf. Kurzentschlossen zog sie einen l?nglichen Stecken aus dem brennenden Feuer, kniete neben dem wei?haarigen jungen Mann nieder und beleuchtete mit ihrer provisorischen Fackel die Wunde. Ein gr?nlicher Wundrand best?tigte ihre schlimme Vermutung: Brenneiben-Gift! Nat?rlich h?tte es auch ein anderes Gift sein k?nnen, doch Mara glaubte nicht daran. Schlie?lich war SIE es gewesen, die f?r den dicken Wirt und seine Br?der immer wieder Gr?npilz- und Brenneiben-Gift hergestellt hatte... Wie oft hatte sie sich selbst dabei verflucht?

Eines jedoch verstand sie nicht: wenn es wirklich das Gift der Brenneibe war, dann h?tte der Fremde schon nach einem Tag tot sein m?ssen. Sicher, Mara h?tte auch Gifte zubereiten k?nnen die einen Menschen in sekundenschnelle t?ten konnten, doch wenn das Gift sich zu schnell im K?rper verbreitete war der Leichnahm nicht mehr... genie?bar... f?r die Mutter. Der blo?e Gedanke an dieses Monstrum reichte aus um Mara, trotz der N?he zu dem inzwischen fast abgebrannten Feuer, fr?steln zu lassen.

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Dennoch blieb noch die Frage wie der junge Mann vor ihr so lange ?berlebt hatte... Selbst ein Mensch in seinen besten Jahren und mit einer perfekten Gesundheit h?tte keinen ganzen Tag gegen die Wirkung des Brenneiben-Giftes bestehen k?nnen; und der Fremde hatte offensichtlich bereits ZWEI Tage mit dem Gift gerungen und lebte noch immer!

Fieberhaft ?berlegte Mara was sie jetzt tun sollte. Die einfachste Entscheidung w?re es sicherlich gewesen, den Fremden einfach liegen zu lassen... die Nacht an seinem Feuer zu verbringen, am n?chsten Morgen von seinen Sachen zu nehmen was immer sie brauchen konnte und dann zu verschwinden. Sie war schon f?r den Tod von so vielen Leuten verantwortlich, spielte einer mehr oder weniger denn ?berhaupt noch eine Rolle...?
Wie immer, wenn sie nerv?s war, tastete ihre rechte Hand nach dem Medaillon das zwischen ihren Br?sten hing. ?Jedes Leben ist kostbar, Mara?? glaubte sie eine Stimme aus der Vergangenheit zu h?ren. Unschl?ssig blickte sie von dem kleinen silbernen Anh?nger zu dem Fiebernden auf dem Boden und wieder zur?ck. Selbst WENN sie ihm helfen konnte, WENN sie die richtigen Kr?uter in diesem Teil des Waldes fand, wer garantierte dass der Fremde ihr dann gestatten w?rde bei ihm zu bleiben? Dass er sie aus diesem g?tterverlassen Reich hinausbringen w?rde? Vielleicht war es das beste wenn sie einfach-

Mit einem leisen Schrei taumelte sie zur?ck, als der junge Mann urpl?tzlich den Kopf hob und sie anstarrte! Sein Gesicht war eine Maske des Schmerzes und der Anstrengung, doch seine Augen blickten sie ausdruckslos an. Mit flatterndem Herzen stand die junge Frau einfach nur da und starrte in die Augen des Mannes, und der Fremde starrte zur?ck.

Als sich ihr Puls wieder beruhigt hatte wagte Mara sich ein wenig n?her an den auf dem Boden Liegenden heran, bis sie knapp au?erhalb seiner Reichweite schlie?lich verharrte. Z?gerlich lie? sie sich in die Hocke herab und sah dem Mann abermals in die Augen. Noch immer mit ihrer provisorischen Fackel in der Hand sprach sie ihn schlie?lich an. ?Erkennt Ihr mich? Erinnert Ihr euch an mich?? Der Mann nickte nur, doch der Bewegung haftete eine besorgniserregende M?digkeit an. Wie auch immer er es geschafft hatte so lange zu ?berleben, allm?hlich ging ihm sichtlich die Kraft aus.

?Ich kann Euch helfen. Ich wei? mit welchem Gift Ihr es zu tun habt...? Dass sie selbst es gemischt hatte verschwieg sie wohlweislich. ?Ich kann Euch auch heilen, wenn Ihr es w?nscht. Versteht ihr??
?Was... willst... du...?? presste der Fremde hervor, wobei sich sein Gesicht in eine Grimasse des Schmerzes verwandelte. Es musste ihn unendliche M?he kosten zu sprechen.

Mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen beugte sich Mara noch n?her zu dem Mann in Schwarz, ehe sie mit bedeutungsvoller Stimme sagte: ?Ich will dass ihr mich fortbringt... ich will heraus aus Sleipgard, in die Grenzstadt Rand?al?tor oder sonst wohin, Hauptsache weg!? Mara wunderte sich selbst ?ber die Festigkeit ihrer Stimme, doch die Worte kamen scharf und unmissverst?ndlich. Sie sandte ein kurzes Sto?gebet zu Juturna dass der Fremde darauf eingehen m?ge. Doch der Mann in Schwarz sagte gar nichts, er sah sie nur aus diesen seltsamen, kaltblauen Augen an, und Unsicherheit bem?chtigte sich der jungen Frau. Er geht nicht darauf ein! Juturna, er geht nicht darauf ein! Doch dann, langsam aber bestimmt, nickt der Fremde, wobei ihm sein wei?es Haar ?ber die Stirn fiel.
?Ihr... Ihr versprecht mich zu besch?tzen und nach Rand?al?tor zu bringen??
?Du... hast... mein Wort.? Danach fielen ihm die Augen zu, und sein Kopf fiel unsanft zu Boden.

Hastig war Mara bei ihm und f?hlte seinen Puls. Er lebte noch, doch das Schlagen seines Herzens wurde allm?hlich langsamer. Jetzt kam es auf Schnelligkeit an, auch das hatte sie von ihrem Vater gelernt. Hastig sah sie sich in der N?he des Feuers um, bis sie gefunden hatte wonach sie suchte. Eine lederne Satteltasche lehnte an einem kleinen Felsen, nicht weit vom Feuer entfernt. Der Mann musste sie wohl seinem Rappen abgenommen und hierher getragen haben. Mit fliegenden Fingern l?ste sie die beiden Lederschn?re, mit denen die Taschen verschn?rt waren, und leuchtete mit ihrer Fackel hinein. In der einen Seite der Tasche befanden sich nur ein paar eingewickelte Gegenst?nde, nichts was in diesem Moment f?r sie von Interesse gewesen w?re. In der anderen Seite der Tasche jedoch ertastete sie eine kleine Wasserflasche, die sie herausnahm und pr?fend sch?ttelte. Sie war h?chstens noch halbvoll, doch das w?rde gen?gen m?ssen.

Ihr war immer noch kalt, doch durch die Bewegung und die N?he zu dem kleinen Feuer war es inzwischen viel ertr?glicher geworden. Zwar waren ihre Bewegungen immer noch steif, aber zumindest die unheimliche M?digkeit war aus ihren Gliedern verschwunden.

Nachdem sie ein paar herumliegende ?ste ins Feuer geworfen hatte, um es wieder ein wenig anzufachen, machte Mara sich auf um im Wald nach dem Kraut zu suchen dass sie ben?tigte. Sie wusste, dass die Wahrscheinlichkeit eine Rama-Bl?te zu finden selbst bei Tageslicht nur gering war, doch angewiesen auf den flackernden Schein des brennenden Steckens in ihrer Hand war sie auf die Gnade Juturnas angewiesen. So dauerte es auch fast vier Stunden bis sie f?ndig wurde, und w?re sie nicht ?ber einen abgestorbenen Ast gestolpert, und f?rmlich mit der Nase in eine kleine Siedlung von Rama-Bl?ten gefallen, so h?tte es vermutlich noch viel l?nger gedauert. Mit einer schmerzenden Schulter, aber erfreut ?ber ihr Gl?ck im Ungl?ck, lief sie zur?ck zum Feuer und w?rmte sich erst einmal wieder die H?nde.

Anschlie?end hielt sie nach zwei m?glichst flachen Steinen Ausschau, zwischen die sie die gepfl?ckten Rama-Bl?ten legte, ehe sie anfing die gelblichen Pflanzen zu zermahlen. Es war weit nach Mitternacht als sie endlich eine breiige, gelbliche Masse hatte und diese vorsichtig in die Wasserflasche kratzte. Sie sch?ttelte das Gemisch gut durch, dann riss sie von dem schwarzen Umhang des Fremden ein kleines St?ck ab und begann die Wunde auf seiner Schulter mit dem Rama-Wasser abzutupfen. Und Juturna sei Dank: schon nach wenigen Minuten hatte das Fleisch am Wundrand einen Teil seiner widernat?rlichen gr?nen Verf?rbung verloren. Als die Wunde ges?ubert war, versuchte Mara noch einen Verband anzulegen, doch es wollte ihr nicht so recht gelingen. Also beschr?nkte sie sich darauf die Schulter mit dem Mantel des Fremden zu verbinden, ehe sie eine kurze Pause machte. Sie konnte vor M?digkeit kaum noch die Augen offen halten, doch es gab noch mehr zu tun. Wie sie es bei ihrem Vater gelernt hatte benetzte sie die Lippen des jungen Mannes mit dem Rama-Wasser, und gab ihm schlie?lich sogar ein oder zwei Schlucke davon zu trinken. Der Geschmack war widerlich, wie sie aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste, doch der Fremde war entweder zu benebelt um es zu bemerken, oder es war ihm schlichtweg egal.

Sp?ter trug sie abermals einige ?ste und etwas Reisig zusammen, um dem niederbrennenden Feuer neue Nahrung zu geben. Beil?ufig schoss ihr die Frage durch den Kopf, wie der Fremde es in seinem Zustand ?berhaupt geschafft hatte das Feuer zu entz?nden und so lange in Gang zu halten, doch sie war viel zu m?de um dar?ber nachzudenken. Mit einem letzten, sorgenvollen Seufzer blickte sie in Richtung des Fremden, schlang die Arme um die Knie und legte sich einfach auf den Waldboden, in unmittelbarer N?he des Feuers. W?rde er sein Versprechen halten? W?rde er sich ?berhaupt noch daran erinnern? W?rde er... ihre Augen schlossen sich, und Mara fiel in einen ersch?pften, traumlosen Schlaf.

* * *

Sie erwachte ohne ?bergang. Im einen Moment schlief sie noch, im N?chsten war sie bereits hellwach. Irgendetwas stimmte nicht, denn sie f?hlte sich... beobachtet! Verstohlen hob sie den Kopf und sah sich um. Das Feuer vor ihr brannte noch ein wenig, die Ekhi-Scheibe stand bereits hoch am Himmel, doch sie konnte keinen Grund f?r ihr seltsames Gef?hl entdecken. Solange bis ihr Blick den Platz streifte wo der Fremde eigentlich liegen sollte. Aber er lag nicht mehr dort wo er gestern Nacht eingeschlafen war... Er sa? aufrecht ihr gegen?ber am Feuer, und sah sie aus seinen blauen Eis-Augen an! Das war doch gar nicht m?glich! Niemand erholte sich so schnell von einer so weit fortgeschrittenen Vergiftung!

Hastig stemmte sie sich hoch und stand auf. Jetzt w?rde sich zeigen ob der unheimliche junge Mann sich an sein Versprechen halten w?rde... Erst einmal jedoch geschah ?berhaupt nichts. Mara starrte den Mann in Schwarz an, und dieser starrte zur?ck, ohne dass einer der beiden etwas gesagt h?tte. Als die Stille allm?hlich erdr?ckend wurde nahm Mara all ihren Mut zusammen. ?Ihr... Ihr seid sehr schnell genesen, Herr. Ich h?tte nicht damit gerechnet dass ihr so bald-? Eine Geste des Mannes lie? sie verstummen.
?Wer bist du, M?dchen??

??hm, erinnert Ihr Euch nicht an mich, Herr? Ich bin Mara... das M?dchen aus der Taverne! Ich habe Euch-?
?Das meinte ich nicht. Ich habe gefragt wer du bist.? Seine Stimme war v?llig ausdruckslos, aber seine Augen schienen bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Irgendwie war der junge Mann mit den wei?en Haaren und der schwarzen Kleidung ganz anders als Mara ihn in den N?chten zuvor erlebt hatte. Sie r?tselte einige Augenblicke was an ihm ver?ndert war, doch sie kam einfach nicht darauf.

?Was... was meint Ihr denn? Ich will Euch bestimmt alles sagen was Ihr wissen wollt!? Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit, denn der Blick des Mannes irritierte sie in einem Ma?e wie sie das noch nie zuvor erlebt hatte.
Der Fremde tastete, ohne den Blick von ihr abzuwenden, nach dem Verband der um seine Schulter geschlungen war. ?Ich meine das hier. Du warst in einem Hort der Chekrin ? und sie haben dich nicht get?tet. Warum? Du bist keine von ihnen...?

Mara wusste nicht was das Wort ?Chekrin? bedeutete, aber der Fremde meinte damit wohl die Taverne, die in Wahrheit eine Todesfalle gewesen war. Doch konnte sie ihm wirklich alles erz?hlen? Was wusste sie schon ?ber ihn? F?r einen Moment spielte sie mit dem Gedanken ihn anzul?gen, einfach irgendeine Geschichte zu erfinden, doch ein einziger Blick in seine Augen gen?gte um sie diesen Plan sofort wieder vergessen zu lassen. Er w?rde es merken, und damit w?rde sie sich wom?glich um die einzige Chance bringen aus dieser H?lle zu entfliehen. Also setzte sie sich unsicher ihm gegen?ber an das noch ein wenig glimmende Feuer, und begann zu erz?hlen.


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?Ich... ich wurde in einem kleinen Dorf geboren, irgendwo weit oben am Fu? des Salayad. Ich wei? nicht wo es liegt... oder lag... Soweit ich zur?ckdenken kann war ich auf Wanderschaft mit meinem Vater.? Sie stockte, sah kurz zu Boden und fuhr dann fort: ?Damals war bereits das B?se ?ber das Land gekommen, vielleicht seit vier oder f?nf Jahren... zu Reisen war gef?hrlich, doch ich glaube das k?mmerte meinen Vater nicht besonders. Ihr m?sst wissen, er war ein gelehrter Mann, jedenfalls habe ich ihn so in Erinnerung...meine Mutter habe ich nie kennen gelernt...? Ohne dass sie es bemerkte griff ihre Rechte unter ihr Hemd und umschloss fest den kleinen Silberanh?nger. ?Mein Vater war ein Heiler, und in den D?rfern durch die wir kamen blieben wir immer f?r ein halbes Jahr oder l?nger, ehe wir weiterzogen. Ich... ich hatte nie Freunde, wir waren immer Fremde in den D?rfern und wurden auch so behandelt... deswegen war ich fast immer bei meinem Vater, und er brachte mir alles bei was er ?ber die Natur und ihre Pflanzen wusste.? Eine Spur von Stolz schlich sich in ihre Stimme, doch unter dem eisigen Blick des Wei?haarigen verging das Gef?hl so schnell wie es gekommen war.

?Ich lernte also... und ich lernte flei?ig, denn ich wollte auch einmal so klug werden wie er. Eines Nachts dann, ich war damals gerade dreizehn oder vierzehn Jahre alt, f?hrte uns der Weg nach Zandon durch einen Wald... durch diesen verfluchten Wald!? Ihr Stimme erstarb, und ein Schluchzen entrang sich der Kehle der jungen Frau. Wie lange hatte sie nicht mehr an diese Ereignisse zur?ckgedacht? Wochen? Monate? Jahre? Bei allen vier G?ttern, wie sehr hatte sie versucht zu vergessen?
?Es war... dunkel, und kalt, und wir waren mitten im Wald und h?tten beinahe im Freien ?bernachten m?ssen. Aber dann kamen wir schlie?lich doch noch zu einem Gasthaus, mitten im dichtesten Wald, ein wenig abseits von der Stra?e...? Mara schluckte. Sie erz?hlte nicht dass sie es gewesen war, die ihren Vater ?berredet hatte noch ein St?ck weiterzulaufen als dieser bereits im Freien ?bernachten wollte, und sie erz?hlte auch nicht dass sie es gewesen war, die schlussendlich die Taverne ersp?ht hatte. Sie f?hlte sich so schuldig deswegen, dass sie es nicht wagte es laut auszusprechen...

?Wir betraten das Gasthaus, und mieteten uns ein Zimmer. Mein Vater f?hlte sich nicht so recht wohl dort, glaube ich, aber ich war m?de und wollte unbedingt in einem weichen Bett schlafen.? Eine einzelne Tr?ne schlich sich in ihr Auge, doch sie fuhr hastig mit dem ?rmel dar?ber und hoffte dass der Mann ihr gegen?ber sie nicht gesehen hatte. ?In der Nacht haben sie uns... aus den Betten geholt und nach unten gezerrt. Da war die Mutter, und der fette Endol, der Wirt, und dann haben sie... sie haben... meinen Vater... ich h?rte ihn schreien aber ich konnte doch nichts tun!? Zu der ersten Tr?ne gesellten sich nun noch weitere, und ihre Stimme zitterte h?rbar, doch der Mann sa? einfach ruhig da und blickte sie teilnahmslos an. Soviel Mitleid wie ein Stein...

W?hrend sie ein Schluchzen unterdr?ckte erz?hlte sie weiter: ?Die Mutter war wohl... satt... und sie sah mich an und ihre... ihre Hand legte sie auf meine Stirn und pl?tzlich erz?hlte ich ihr alles, alles ?ber mich.? Etwas Feuchtes, Kaltes kitzelte Mara an der Nase, doch sie achtete nicht darauf, sondern packte das Medaillon noch fester und fuhr fort zu erz?hlen. ?Vielleicht lie? sie mich am Leben weil ich mich auf?s Heilen verstehe... vielleicht weil ich die Wirkung vieler giftiger Pflanzen kenne... vielleicht auch nur um... ihren S?hnen...? Sie brach ab, einem Weinkrampf nahe. ?Jedenfalls war ich fortan die Gefangene dieser Kreatur, und dieses g?tterverlassenen Hauses, in das nie ein Strahl von Ekhis heiliger Scheibe drang! Ich musste f?r sie arbeiten, f?r sie Gifte und Heiltr?nke mischen, das Haus sauber halten und... den M?nnern... freundlich zu den M?nnern sein,? verbesserte sie sich. Mit verweinten Augen, aber irgendwo im Grunde ihrer Seele doch froh dar?ber die Geschichte endlich erz?hlt zu haben, sah sie zu dem Wei?haarigen hin?ber und wartete darauf was er sagen w?rde.

Der junge Mann sagte nichts. Auf seinem Gesicht zeigte sich nicht die kleinste Regung, nur dieser unangenehme Blick, der bis zum Grunde ihrer Seele zu reichen schien. Es kam Mara wie eine Ewigkeit vor, bis er schlie?lich seine Augen von ihr abwandte und sie auf das allm?hlich erl?schende Feuer richtete. ?Hast du nie versucht zu fliehen?? fragte er schlie?lich teilnahmslos.

?Doch...? sie nickte heftig.
Fragend legte sich der Blick des Wei?haarigen Mannes auf das M?dchen, und sie verstand was er wissen wollte.
Unsicher erhob sie sich und wandte ihm den R?cken zu. Mit z?gerlichen Fingern griff sie hinter sich und schob ganz langsam ihr d?nnes Hemd hoch, wodurch sechs rote Narben sichtbar wurden, die quer ?ber Maras ansonsten schwanenwei?e Haut verliefen. Sie hatte f?r den Versuch zu entkommen schmerzhaft bezahlt.

Zitternd vor K?lte zog sie das Hemdchen wieder herunter und wandte sich dem jungen Mann zu. Nun, da sie ihn zum ersten Mal im Tageslicht richtig betrachten konnte, fiel ihr erst auf wie jung er wirklich war. Bisher hatte sie ihn auf vielleicht dreissig gesch?tzt, doch jetzt war sie sich fast sicher dass er nur wenige Jahre ?lter als sie selbst sein konnte. Vielleicht Dreiundzwanzig, eher noch j?nger.

?Und... und jetzt Herr? Werdet ihr Euer Wort halten?? Erst als sie die Worte ausgesprochen hatte fiel ihr auf dass sie f?r einen Ehrenmann fast schon eine Beleidigung sein mussten, doch der Mann in Schwarz schien keinen Ansto? daran zu nehmen. Stattdessen griff er noch einmal auf seine Schulter und betastete den provisorischen Verband.

?Hast du das angelegt??
?Ja Herr! Es... tut mir leid dass ich einen Teil von eurem Umhang abrei?en musste, aber die Wunde war entz?ndet und-? er schnitt ihr mit einer raschen Handbewegung das Wort ab.
?Unwichtig. Du hast dieses Gift gebraut dass mich beinahe get?tet h?tte, oder??
Erschrocken krampfte Maras Herz sich zusammen. Sie hatte die Frage bef?rchtet, erwartet, verdr?ngt, doch sie hatte gewusst dass sie kommen w?rde. Irgendetwas an der Stimme des jungen Mannes sagte ihr, dass sie mit der Antwort, die sie gleich geben w?rde, ?ber ihr eigenes Schicksal entschied. Sollte sie L?gen? Die Wahrheit sagen? Die junge Frau suchte fieberhaft nach der richtigen Erwiderung.
?Ja.? war schlie?lich alles was sie entgegnete. Der Wei?haarige nickte verstehend, und eine Pause folgte.

?Warum hast du mir geholfen? Du h?ttest mich t?ten k?nnen, und mit meiner Ausr?stung h?ttest du es vielleicht geschafft dich alleine nach Rand?al?tor oder gar bis nach Vandrien durchzuschlagen.? Noch immer war seine Stimme ohne jede Emotion, aber irgendwie sp?rte Mara dass auch diese Frage von einer ungeheuren Wichtigkeit war. Und da sie bisher bereits die Wahrheit gesagt hatte, wollte sie diesen Weg auch zu Ende gehen, selbst wenn sie den Fremden damit ver?rgern sollte.
?Weil... ich... gehofft habe, dass Ihr... Euer Wort haltet und mich besch?tzt auf dem Weg heraus aus diesem Reich,? sagte sie leise. ?Aber nicht nur deswegen!,? f?gte sie rasch hinzu ?Sondern auch weil mein Vater immer gesagt hat dass jedes Leben etwas Kostbares ist!?

Der Fremde lachte leise ? etwas das irgendwie nicht so recht zu ihm passen wollte, zumal seine Augen dabei so kalt blieben wie sie es die ganze Zeit ?ber waren.
?Eine seltsame Einstellung f?r jemanden der Gifte f?r die Chekrin braut.?
?Ich hatte keine andere-? wollte Mara sich verteidigen, doch ihr Gegen?ber unterbrach sie harsch.
?Das war kein Vorwurf. Zumindest bist du ehrlich. Du hast angeboten, mein Leben zu retten, wenn ich dich daf?r sicher aus Sleipgard herausbringe, und ich habe akzeptiert.? Seine Stimme wurde eine Nuance dunkler und kr?ftiger als er fortfuhr: ?Nach dem Kodex meines Ordens bin ich durch mein Wort gebunden. Was ich letzte Nacht versprochen habe gilt - ich werde dich begleiten. Aber ich bin auch einem Schwur verpflichtet der schon weit ?lter ist: Ich bin auf der Suche nach einem Schwert, nach einem besonderen Schwert, und sollte sich unterwegs die M?glichkeit bieten etwas dar?ber zu erfahren, dann werde ich mich auf die Suche danach machen. Hast du das verstanden??

Mara nickte hastig. In ihrem Kopf ?berschlugen sich die Gedanken: Sie w?rde tats?chlich aus dem vergessenen Reich herauskommen! Sie w?rde Rand?al?tor, das ?Himmlische Tor? sehen und danach nach Vandrien oder Bakkanaii gehen, vielleicht sogar ins hei?e Korsilien, und danach w?rde alles gut werden!

?Also sch?n M?dchen... dein Name ist Mara, nicht wahr??
?Ja Herr!? Der Fremde deutete ein Kopfsch?tteln an.
?Nenn mich nie wieder so... ich bin kein... Herr und auch kein reicher Kaufmann.? Er spuckte die Worte f?rmlich aus. ?Mein Name ist Malakai.?

Mittlerweile war das Feuer vollends abgebrannt, und nur noch ein wenig Glut war zu sehen. Erste Schneeflocken fielen zu Boden, und Mara schlang, wieder einmal, w?rmend die Arme um ihren zierlichen Leib.

?Ja He.. Malakai!? verbesserte sie sich hastig. Z?gerlich, fast schon sch?chtern trat sie ein wenig n?her an den Fremden ? der nun zwar einen Namen hatte, aber deswegen nicht weniger fremdartig war ? heran.


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Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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?Darf ich dich noch etwas fragen... Malakai?? Ohne auf eine Antwort zu warten knetete sie unbewusst ihre zarten H?nde und fuhr fort: ?In der Taverne hast du dich schneller bewegt als ich das je bei einem Menschen gesehen habe... obwohl du eine schwere Kettenr?stung anhattest! Du hast gegen ein Dutzend M?nner gek?mpft und sie alle get?tet... du hast t?dliches Brenneibengift in deinem K?rper gehabt und es zwei Tage lang ?berlebt... und nach einer einzigen Nacht mit dem Gegenmittel sitzt du schon wieder aufrecht und man sieht dir nichts, gar nichts an! Wer... was bist du?? Es dauerte eine Weile bis Malakai etwas erwiderte, und Mara f?rchtete schon dass sie ihn mit ihrer Frage endg?ltig erz?rnt hatte; denn auch wenn es jetzt nicht mehr so schlimm war wie bei ihrer ersten Begegnung, strahlte der junge Mann doch noch immer eine gef?hrliche Aura aus.

?Ich bin der Sohn zweier K?nige die keine Krone mehr tragen,? sagte er bedeutungsvoll, und schwieg danach. Mara fragte auch nicht weiter. Denn zumindest eines hatte sie verstanden, was Malakai betraf: Er war gef?hrlich...


ENDE von Episode 2

































3 ? Dreizehn

Das Fr?hst?ck fiel ?beraus sp?rlich aus ? Malakai brachte aus seiner Satteltasche ein l?ngliches St?ck Brot zum Vorschein, von dem er ein St?ck abbrach und es Mara hinhielt. Hastig griff das rotblonde M?dchen danach; und obwohl das Brot steinhart war biss sie ein gro?es St?ck davon heraus und schluckte es so schnell hinunter dass sie sich verschluckte und husten musste. Seit fast drei Tagen war dies das erste Mal, dass sie etwas anderes als eine Handvoll k?mmerlicher Waldfr?chte zu essen hatte; und obwohl es schon alt und hart war konnte Mara sich in diesem Augenblick nicht erinnern jemals etwas k?stlicheres gegessen zu haben als dieses vertrocknete St?ck Brot.

Noch w?hrend sie a? l?schte der junge Mann mit den wei?en Haaren das Feuer, an dem sie ?bernachtet hatten, und schulterte seine Satteltaschen. ?Wir gehen? war alles was er zu Mara sagte, ehe er sich abwandte und auf dem schmalen Waldpfad verschwand, der sich zur?ck zur Stra?e schl?ngelte. Schnell war sie auf den Beinen, warf einen letzten bedauernden Blick zu dem erkalteten Feuer zur?ck und beeilte sich dann ihrem neuen ?Besch?tzer? nachzueilen.

Als Mara den Wald hinter sich lie? und wieder auf die Stra?e hinaustrat, sah sie zuallererst den schwarzen Rappen Malakais. Das Tier stand noch immer an exakt derselben Stelle wie sie es am vorigen Abend zur?ckgelassen hatte, als h?tte es sich keinen Schritt bewegt. Der junge Mann war gerade damit besch?ftigt ihm die Satteltaschen anzulegen.

Von Maras kleinem Pony aber war keine Spur zu sehen.
Sie bedauerte das Verschwinden des kleinen braunen Tieres sehr; nicht nur weil sie jetzt wohl zu Fu? w?rde reisen m?ssen, sondern auch da ihr das Pony in der kurzen Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, bereits irgendwie ans Herz gewachsen war. Um sicherzugehen dass das Tier nicht einfach nur irgendwo hinter einer der zahlreichen Biegungen des Weges versteckt war, lief Mara einige Dutzend Schritte in die Richtung aus der sie gestern gekommen war, doch von dem jungen Pferd war nichts zu sehen.

Mit einem Seufzen wandte sie sich wieder und wollte zu Malakai zur?ckgehen, als urpl?tzlich etwas Braunes aus dem Dickicht des Waldes zu ihrer Linken erschien und sie aus gro?en runden Augen neugierig anglotzte. Mit einem erfreuten Wiehern trat das Pony auf den Weg hinaus, schnaubte eine kleine Dampfwolke und trottete dann gem?chlich auf das M?dchen mit den beiden Z?pfen zu.
?Da bist du ja! Wo hast du denn gesteckt?? Mara streichelte dem kleinen Braunen begr??end ?ber den Hals, wobei sie feststellte dass auch das Pony etwas unterk?hlt war. In der Luft lag ein Geruch nach Schnee ? das sp?rten sowohl Pferd als auch Reiterin. Mit einem aufmunternden Klaps schwang sich Mara auf den R?cken des Braunen und lenkte ihn dann zur?ck zu der Stelle wo ihr junger Begleiter inzwischen ebenfalls aufgesessen war.

Sehr deutlich sp?rte das M?dchen auch diesmal den Widerwillen; ja fast schon die Angst ihres Ponys, je n?her sie Malakai und seinem rabenschwarzen Pferd kamen; und Mara ben?tigte all die Kraft, die ihr zierlicher K?rper aufbringen konnte, um das Pony daran zu hindern auszubrechen. ?Ganz ruhig... ich wei? dass sie unheimlich sind... aber sie tun uns nichts!?
Das kleine Pferd schien ihr nicht den Geringsten Glauben zu schenken; doch zumindest gab es seinen Widerstand auf und trabte vorsichtig solange weiter bis es auf gleicher H?he mit dem anderen Pferd war.
Malakai sah sie nicht einmal an, als er seinem Rappen ein Zeichen gab und vorausritt.

* * *

Die n?chsten Stunden verliefen recht ereignislos. Einzig der Weg auf dem die beiden schweigend dahinritten begann allm?hlich sich zu ver?ndern; vom dichtbewachsenen Mischwald hin zu einem eher lichten Wald aus Kiefern und Fichten. Dennoch war der Wald irgendwie... unheimlich. Sie wusste nicht recht wie sie es in Worte fassen konnte... aber zum Beispiel erblickte Mara nur selten einen Vogel oder sonst irgendein Tier; ja nicht einmal der Wind schien sich in diesen Teil des Waldes zu wagen.

Dennoch war es eisig kalt, und Mara fror ganz erb?rmlich; ganz zu Schweigen davon dass durch das ungewohnte Reiten ? noch dazu ohne Sattel ? ihr ganzer K?rper schmerzte wie damals, als sie noch Jedem in der Taverne willig sein musste.
Immer wieder richtete sie einen verstohlenen Blick auf Malakai, der ein kleines St?ck vor ihr ritt, in der Hoffnung er w?rde eine kleine Rast verk?nden, doch ihr Hoffen war vergebens. Entweder bemerkte der seltsame junge Mann nicht, dass sie dringend eine Pause brauchte, oder es war ihm schlichtweg egal. Mit einem Seufzen schlang sie die Arme um den K?rper und schmiegte sich noch ein wenig enger an das braune Pony auf dem sie ritt.

Auf diese Art verging der ganze Tag; und w?hrend Mara immer schlimmere Schmerzen in ihren Muskeln versp?rte, und ihre Lippen sich allm?hlich blau verf?rbten, neigte sich die Ekhi-Scheibe schlie?lich dem Horizont zu. Noch immer war der Schnee ausgeblieben, doch es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein bis die wei?en Federn vom Himmel schweben w?rden.

* * *

Als Mara fast schon ?berzeugt war, dass Malakai auch noch die Nacht durchreiten wollte, brachte er endlich sein Pferd zum Stehen und schwang sich aus dem Sattel. Sie waren mittlerweile in einem sehr lichten Teil des Waldes angelangt; ein sicheres Zeichen daf?r dass sie sich allm?hlich den Ausl?ufern dieses unheimlichen Forstes n?herten.

An der Stelle, die Malakai f?r das Nachtlager ausgesucht hatte, waren einige B?ume umgest?rzt, vermutlich durch einen Sturm. Sie bildeten somit einen nat?rlichen Sicht- und Windschutz zum Waldweg hin.
W?hrend der Wei?haarige seinen Rappen an einem der umstehenden B?ume festband, versuchte Mara von dem R?cken ihres Ponys zu steigen. Ihre Glieder f?hlten sich seltsam taub an, und ihre Bewegungen waren steif und abgehackt. Mit einem St?hnen schwang sie ihr rechtes Bein ?ber den R?cken des Braunen ? und st?rzte geradewegs zu Boden. Haltsuchend schossen ihre H?nde noch vor um sich irgendwo festzuklammern, doch ihre klammen Finger griffen ins Leere. Hart schlug der K?rper der jungen Frau auf dem steinigen Boden des Waldweges auf. Es trieb ihr f?r einen Moment die Luft aus den Lungen, und Tr?nen schossen ihr in die Augen.


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Sie war nicht sicher ob das nur wegen des pl?tzlichen Schmerzes war. Doch dann glitt ihr Blick zu Malakai hin?ber, der mittlerweile einige trockene ?ste vom Waldboden aufgehoben und ?bereinandergeschichtet hatte. Aus einer seiner Satteltaschen brachte er ein kleines Fl?schchen mit einer dunklen Fl?ssigkeit zum Vorschein, goss ein paar Tropfen davon auf das Holz und hantierte dann mit zwei wei?en Steinen herum, die er immer wieder gegeneinander schlug. Dabei entstanden Funken, doch Mara war viel zu ersch?pft und gepeinigt als dass sie auf Malakais Art Feuer zu machen geachtet h?tte. Mit einer puren Willensanstrengung stemmte sie sich auf die aufgeschlagenen Knie und stand schlie?lich auf, wobei sie sich haltsuchend an den Braunen klammerte. Das Pferd sah seine Herrin aus gro?en, ebenfalls braunen und irgendwie besorgt wirkenden Augen an, doch auch daf?r hatte Mara kaum einen Blick ?brig. Vor ihren Augen lag noch immer ein feuchter Schleier, den sie auch mit ihrem Hemds?rmel nicht wegzuwischen vermochte.

Zornig ?ber ihre eigene Schw?che schniefte das rotblonde M?dchen noch einmal; dann ging sie langsam zu Malakai und dem kleinen, aufkeimenden Feuer das dieser entz?ndet hatte. Als sie zu ihm trat, schenkte der wei?haarige junge Mann ihr zum ersten Mal seit Stunden wieder Beachtung, wenn auch auf eine g?nzlich unerwartete Art und Weise. Mit der linken Hand deutete er ihr, still zu sein, w?hrend seine Rechte an dem Kettenhemd, das er trug, langsam hinabglitt. Schlie?lich schloss sich sein eiserner Griff um eine der f?nf Wurfsensen an seinem G?rtel.

Malakais Blick war starr auf einen Punkt im Geb?sch gerichtet, vielleicht zwei oder zweieinhalb Dutzend Schritt von den umgest?rzten B?umen und dem kleinen Feuer entfernt. Zuerst konnte Mara dort nichts erkennen; doch als sie dann die noch immer ger?teten Augen zusammenkniff konnte sie im schw?cher werdenden Licht der Ekhi-Scheibe eine Bewegung in dem Geb?sch ausmachen. Irgendetwas huschte dort herum, und auch wenn Mara schon Schwierigkeiten hatte auch nur das Rascheln einiger Bl?tter zu bemerken, so schien Malakai?s Blick wesentlich sch?rfer und pr?ziser als der Ihre zu sein. Denn urpl?tzlich l?ste sich seine Hand vom G?rtel, riss dabei die Wurfsense mit sich und schleuderte das seltsame Wurfgeschoss wie einen silbernen Blitz auf den Punkt der Bewegung zu.

F?r einen Augenblick glaubte Mara ein flatterndes Ger?usch zu h?ren, doch vielleicht irrte sie sich auch. Malakai jedenfalls erhob sich aus seiner halb knienden Position und eilte zu dem Geb?sch hin?ber, wo sein Wurfgeschoss eine regelrechte Schneise geschlagen hatte.

Getrieben von Neugier (und dem inneren Gef?hl, dass die N?he des unheimlichen jungen Mannes besser war als gar keine N?he eines menschlichen Wesens,) hastete Mara dem Dunklen hinterher und langte schlie?lich gerade rechtzeitig bei ihm an, um zu sehen wie seine Hand in das Gestr?pp hineinfasste und die silberne, im letzten Abendrot gl?nzende Wurfsense hervorzog. Doch war es wirklich nur das Rot der untergehenden Ekhi-Scheibe? Erschrocken erkannte Mara dass der r?tliche Schein auf der Waffe zu Boden tropfte... das war Blut!

Mit der Wurfsense trennte der kniende Malakai noch einige weitere Zweige des dichten Buschwerkes ab, bis die beiden schlie?lich ein freies Blickfeld hatten. Was Mara erblickte lie? sie erbleichen und hastig die Hand vor den Mund halten. Denn ihr Magen revoltiere beim Anblick eines abgetrennten Vogelkopfes und dem danebenliegenden Torso, aus dem noch immer eine kleine Blutfont?ne spritzte. Eine Scharte im Boden zeugte davon wie weit sich Malakais Wurfwaffe in die gefrorene Erde gebohrt hatte. Vor ihrem inneren Auge entstanden Bilder einer inzwischen abgebrannten Taverne; Bilder von M?nnern die andere M?nner und Frauen gnadenlos abschlachteten; Bilder von... ihrem Vater...

Neben dem toten Vogel (es war ein recht gro?es Tier, vermutlich eine Art von wildlebender Ente) erblickten Maras geweitete Augen ein kleines Nest, mit mehren zwitschernden, fiependen K?ken darin. Das Tier das Malakai erlegt hatte war wohl ihre Mutter gewesen... Ohne sich um das entsetzte Keuchen des M?dchens oder das anklagende Fiepen der K?ken zu k?mmern griff der wei?haarige junge Mann nach dem K?rper des toten Vogels und zerrte ihn durch die ?ffnung ins Freie, wo er ihn einige Augenblicke lang pr?fend begutachtete und sich schlie?lich abrupt erhob.

Fassungslos beobachtete Mara wie ihr Begleiter ihr den R?cken zuwandte und wieder auf das kleine Feuer zuhielt, das er zuvor entz?ndet hatte. Z?gerlich nahm sie all ihren Mut zusammen und rief ihm hinterher: ?Willst... willst du einfach so gehen? Diese K?ken werden sterben ohne ihr Muttertier!? Obwohl sie wusste dass sie es besser nicht tun sollte warf Mara noch einen Blick auf den abgetrennten Vogelkopf, und die Augen darin schienen sie vorwurfsvoll anzustarren. Dem jungen M?dchen wurde noch k?lter, wenn das ?berhaupt m?glich war.

Auf halbem Wege blieb Malakai stehen. Er wandte sich ihr nicht zu, als er erwiderte: ?Wer nicht stark genug ist, um allein zu ?berleben, hat den Tod verdient.?
?Aber... aber...? verzweifelt suchte Mara nach den richtigen Worten. ?... sie werden elendig verhungern! Oder erfrieren! Das ist grausam!?
Malakai drehte ihr noch immer den R?cken zu, als er entgegnete: ?Wenn du solches Mitleid mit ihnen hast ? dann gib ihnen einen schnellen Tod.? Ohne ein weiteres Wort setzte der schwarzgekleidete junge Mann seinen Weg fort. Mara sah ihm noch zu bis er sich auf einen der umgekippten Baumst?mme niederlie? und anfing dem Vogel die Federn auszurupfen. Als sie es nicht mehr mit ansehen konnte glitt ihr Blick zur?ck zu den j?mmerlich fiependen K?ken. Es waren insgesamt f?nf, doch keines von ihnen war auch nur ann?hernd alt genug um allein zu ?berleben. Irgendwie f?hlte Mara sich schuldig, auch wenn sie es nicht selbst gewesen war die dem Leben der Vogelmutter ein Ende gesetzt hatte. Mit einem schlechten Gewissen wandte auch das rotblonde M?dchen sich ab und ging zum Feuer zur?ck. Sie wusste dass sie nichts f?r die kleinen V?gel tun konnte, denn mitnehmen konnte sie sie nicht ? Mara hatte schon genug damit zu tun um selbst am Leben zu bleiben. T?ten, so wie Malakai es vorgeschlagen hatte, daran dachte sie noch nicht einmal. In diesem Moment war sie sich sicher dass sie so etwas grausames niemals ?bers Herz bringen w?rde. ?Juturna,? murmelte sie zu der gnadenreichen G?ttin, ?was soll ich nur tun??

Doch war es wirklich grausam, jemanden zu t?ten, wenn die einzige Alternative ein langes und qualvolles Ende f?r denjenigen bedeutete? Wortlos setzte sie sich etwas abseits von Malakai ans Feuer, streckte ihre H?nde und F??e den knisternden Flammen entgegen... und weinte lautlos.

* * *

Die Nacht brach nun schnell herein, und mit jedem Grad das es k?lter wurde r?ckte Mara ein St?ck n?her an das Feuer heran. Malakai hatte mittlerweile den Vogel zur G?nze gerupft und ihn auf einen l?nglichen Ast aufgespie?t. Diesen hatte der junge Mann dann schr?g in den weichen Waldboden gerammt und einigerma?en so ?ber dem Feuer positioniert, dass der Vogel m?glichst viel Hitze und wenig Rauch abbekam. Der Duft des gebratenen Fleisches lie? in Mara widerspr?chliche Gef?hle aufkeimen; zum Einen war da die Erinnerung an den abgetrennten kopf, den blutenden Halsstumpf, die anklagenden Blicke des Tieres, das Fiepen der K?ken... doch dann meldete sich auch der schier ?berm?chtige Hunger, und Maras Magen beschwerte sich lautstark dar?ber dass das wenige Brot vom Morgen l?ngst nicht ausgereicht hatte.

Als Malakai dann mit einem der zahllosen Messer, die er an seinem K?rper trug, ein gutes St?ck aus dem gebratenen Vogel herausschnitt, es auf eine Scheibe des inzwischen steinharten Brotes legte und es ihr wortlos reichte, war ihr dringlichster Gedanke: Du kannst das nicht essen! Doch als h?tten sie einen eigenen Willen schlossen sich ihre Finger um das Essen, w?hrend Malakai sich daranmachte einen weiteren Brocken herauszuschneiden.

Mit geschlossenen Augen nahm Mara immer wieder kleine Bissen von dem Fleisch. Es schmeckte k?stlich; das Beste was sie seit langem gegessen hatte. Und trotzdem war da diese Stimme in ihr die ihr sagte dass das, was sie tat, falsch war. Doch der Hunger lie? ihr keine gro?e Wahl.
Mit Ekel vor sich selbst, aber zum ersten Mal seit Tagen richtig satt, rollte sie sich neben dem Feuer auf dem einigerma?en trockenen Waldboden zusammen und versuchte zu schlafen. Doch sobald sie die Augen schloss war da wieder dieses Bild: Der abgetrennte Kopf; die starren Augen; die unschuldigen K?ken... doch was konnte sie schon tun? Was? Was konnte sie tun um den jungen V?geln ihr grausames Schicksal zu ersparen?

* * *

Zwei Stunden sp?ter hatte Malakai die Reste des gebratenen Vogels verzehrt, seine Wurfsense und das Messer gereinigt, trockene ?ste ins Feuer nachgelegt und seinen R?cken l?ssig an einen dicken Baumstamm gelehnt. Die Augen hatte er geschlossen, doch als er die Bewegung registrierte ?ffnete er sie einen Spalt breit. Er sah wie die junge Frau sich langsam erhob, einen kurzen Blick in seine Richtung warf und sich dann vom Feuer entfernte. Sich in die Richtung entfernte, wo sich das Nest des Vogels befand. Interessiert registrierte Malakai, dass das M?dchen auf halbem Wege kurz innehielt und etwas Gro?es, Flaches vom Boden aufhob. Ein Stein, vermutete er. Danach verlor er sie einige Minuten lang aus den Augen. Als sie wieder in Sichtweite kam sah er gerade noch wie sie kraftlos den Stein fallen lie? und immer wieder die H?nde an ihrem d?nnen Rock abrieb. Selbst durch die schmalen Schlitze seiner kaum ge?ffneten Augen, und im flackernden Licht des Feuers, konnte er erkennen, dass Maras schmutziges Gesicht tr?nen?berstr?mt war. Wenig sp?ter, nachdem sie sich wieder zum Schlafen gelegt hatte, vernahm Malakai ein unregelm??iges, schweres und st?hnendes Atmen aus ihrer Richtung, was auf einen recht schlimmen Alptraum schlie?en lie?.

Offenbar hatte er sich in dem M?dchen nicht get?uscht; sie war etwas besonderes. Keine Chekrin zwar, aber dennoch irgendwie... anders als die meisten Menschen denen er begegnet war seit er das Kloster verlassen hatte. Langsam und vorsichtig erhob sich der junge Mann, dann wanderten seine Arme hinauf zu seiner linken Schulter, wo noch immer der Gro?teil seines leichten ?berwurfs als Verband zusammengeknotet war. Geschickt l?ste er den Knoten, lie? das leichte Stoffteil herabsinken und betrachtete es einige Herzschl?ge lang nachdenklich. Dann schritt er zu der schlafenden Mara hin?ber, breitete den ?berwurf ?ber ihr aus und deckte sie damit zu.


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H?tte ein zuf?lliger Beobachter ihn in diesem Moment gesehen, er h?tte sich sicherlich gefragt warum der Fremde ?berhaupt einen Verband getragen hatte. Denn die Haut unter diesem war so rein und unverletzt wie sie nur sein konnte...

* * *

Mara konnte den leisen Schrei nicht unterdr?cken, als etwas an ihrer Schulter r?ttelte und das rotblonde M?dchen erschrocken hochfuhr. Hastig und sto?weise atmend stemmte sie sich auf die Arme und sah zu Malakai hoch. Der Wei?haarige blickte ausdruckslos auf sie herab, l?ste seine Hand von ihrer Schulter und verk?ndete tonlos: ?Es ist Zeit ? wir reiten weiter. Heute Abend erreichen wir Zandon.? Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und machte sich daran die letzten glimmenden Reste ihres Feuers mit feuchtem Waldboden zu bedecken.

Mara schloss noch einmal die Augen und versuchte ihre Atmung zu beruhigen. Sie wusste dass sie einen Alptraum gehabt hatte, doch an Einzelheiten konnte (und wollte) sie sich nicht mehr erinnern. Erst nach einer ganzen Weile fiel ihr ein unangenehmer Geruch auf. Sie bemerkte auch dass ihr bei weitem nicht mehr so kalt war wie in den letzten Tagen. Verwundert schlug sie die Augen auf und sah an sich herab. Es dauerte einige Herzschl?ge lang bis sie Malakais schwarzen Umhang erkannte; und nun wusste sie auch woher der widerliche Geruch kam: Es war der Duft der Rama-Bl?ten, mit denen sie seine Wunde behandelt und verbunden hatte... Verbunden! schoss es ihr durch den Kopf, und mit einem Mal war sie hellwach. Dieser pechschwarze ?berwurf sollte doch eigentlich um Malakais Schulter gebunden sein, um die Wunde daran zu hindern sich zu entz?nden; und um daf?r zu sorgen dass das Gift den K?rper endg?ltig verlie?! Hatte der junge Mann etwa ihretwegen-

Doch sie kam nicht dazu den Gedanken zu vollenden, denn mittlerweile hatte ihr junger Begleiter die letzten Spuren des Feuers beseitigt und auch die Satteltaschen wieder an seinem Pferd befestigt. Hastig stand Mara auf und wendete das schwarze Kleidungsst?ck unsicher hin und her. Malakai hatte es ihr offensichtlich gegen die K?lte ?berlassen... und er hatte den ?berwurf ja gerade eben auch nicht zur?ckgefordert...
Die bei?ende K?lte war es schlie?lich, die dem M?dchen die Entscheidung abnahm, und daf?r sorgte dass sie ihre Abscheu gegen?ber dem Rama-Gestank beiseite schob. Z?gerlich streifte sie das viel zu gro?e Kleidungsst?ck ?ber den Kopf und zog es fest um ihren zierlichen K?rper. Das schwarze Ding war ganz offenkundig nicht f?r eine kaum erwachsene Frau gedacht, sondern f?r einen st?mmigen Mann der mehr als nur eine Waffe an seinem K?rper f?hrte. Doch der Vorteil daran war, dass er Mara sogar ?ber die leichten Lederschuhe hinweg vor den gierigen Fingern der Eisesk?lte sch?tzte ? nicht viel, aber immerhin besser als ihr Hemdchen und der d?nne Rock.

Erfreulicherweise musste sie an diesem Morgen nicht einmal nach dem Pony suchen; der Braune kam von ganz allein zu ihr als er bemerkte dass seine Herrin aufgewacht war. W?hrend sie umst?ndlich seinen R?cken erklomm wurde ihr zum ersten Mal bewusst dass sie dem Pferd noch gar keinen richtigen Namen gegeben hatte ? bisher hatte sie ihn stets einfach ?Du? oder ?Pferdchen? genannt. ?Wir werden noch einen sch?nen Namen f?r dich finden m?ssen?, sagte sie zu ihm, w?hrend ihre Linke das Pony hinter dem Ohr kraulte. Wenig sp?ter ritten Malakai und Mara wieder auf dem breiten Weg, durch einen Wald der immer lichter wurde und allm?hlich sogar Spuren einer gelegentlichen menschlichen Pr?sens aufwies.

Gegen Mittag fing es dann wieder an zu schneien. Nicht viel, und auch nicht sehr stark, doch Mara sandte insgeheim ein Dankesgebet an alle vier G?tter dass ihr die K?lte jetzt immerhin ein wenig ertr?glicher war als in den Tagen zuvor. Tief in den schwarzen ?berwurf geh?llt lie? Mara ihren Braunen hinter Malakais Rappen hertraben, und dachte ?ber allerlei Dinge nach die sie besch?ftigten. Ihre Gedanken waren ein wirbelndes, brodelndes Chaos aus unverarbeiteten Emotionen und Ver?nderungen, die sie noch gar nicht in voller Konsequenz erfasst hatte. So hatte sie sich zum Beispiel noch gar keine Gedanken ?ber die Zukunft gemacht. Gut, Malakai hatte versprochen sie nach Rand?al?tor, dem ?Himmlischen Tor? zu bringen; doch wie es dann weitergehen sollte... sie wusste es einfach nicht.

Ihr Vater hatte einen Bruder gehabt, der es in Rand?al?tor als Leibmedicus eines reichen Kaufmanns zu etwas Wohlstand gebracht hatte; doch das letzte Mal dass Mara von diesem Onkel etwas geh?rt hatte lag bereits gute f?nf Jahre zur?ck. Vielleicht ? nur vielleicht ? gelang es ihr ja, ihn zu finden...
Doch zuvor waren da noch viel naheliegendere Probleme die sie auf sie zukamen: Zum einen die Tatsache, dass sie keinen Heller Geld besa? ? wie es aussah war sie auf die Gnade Malakais angewiesen. Das wiederum f?hrte sie zu einer anderen Sorge, die sie schon seit Tagen plagte: Sie wusste nichts, rein gar nichts ?ber den seltsamen jungen Mann mit dem Schwarzen Kettenhemd und den schneewei?en Haaren, aber eines wusste sie genau: Er war ein Mann; und Mara hatte in ihrem noch jungen Leben schon oft zu Sp?ren bekommen dass M?nner nicht zimperlich mit jungen M?dchen umgingen, wenn es sie nach ihren K?rpern verlangte. Darum fragte sie sich schon die ganze Zeit, wann Malakai die ?Bezahlung? f?r alles einfordern w?rde was er ihr gegeben hatte...

Ihr Atem bildete kleine W?lkchen vor ihren Lippen, ein eisiger Schauer durchlief sie, und unwillk?rlich hob sie den Blick an und sah zu dem vor ihr Reitenden hin. Malakai sa? leicht gebeugt wie ein ge?bter Reiter auf seinem Pferd und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Die K?lte schien er gar nicht zu sp?ren, oder zumindest schien sie ihm im Gegensatz zu Mara nichts auszumachen. Dort, wo zwischen den Ringen des Kettenhemdes noch vor einem Tag eine h?ssliche, gr?n verf?rbte Wunde geklafft hatte, war nun nur noch ein Streifen unber?hrter blasser Haut zu sehen.

Auch die Ekhi-Scheibe hatte mittlerweile ihre Zenit erreicht, und Mara begann allm?hlich wieder das Knurren ihres Magens zu versp?ren. Doch wie schon tags zuvor schien Malakai keine Pause einlegen zu wollen.

Der herabfallende Schnee bedeckte inzwischen bereits die Kronen der B?ume am Wegesrand sowie den Weg selbst, auf dem sie dahinritten, zusehends mit wei?er K?lte. Die Hufe der beiden Pferde begannen verr?terische Spuren im Schnee zu hinterlassen, w?hrend Mensch und Tier kleine Dampfw?lkchen ausatmeten. Zum mittlerweile tausendsten Mal schalt Mara sich selbst eine N?rrin daf?r, dass sie nicht daran gedacht hatte auch einen Sattel aus dem niederbrennenden Pferdestall zu retten; denn ihre Beine und ihr Ges?? schmerzten furchtbar durch das ungewohnte Reiten. Andererseits konnte sie zumindest froh sein, dass sie es ?berhaupt einigerma?en beherrschte zu reiten, auch wenn es bereits einige Jahre her war seit sie zum letzten Mal auf einem Pferd gesessen war.

Auf diese Weise in Gedanken versunken bemerkte Mara zun?chst auch nicht was vor sich ging.
Der Waldweg machte eine scharfe Biegung und verbreiterte sich danach zusehends. Die beiden Pferde waren kaum um die Ecke gebogen, als Malakai und Mara pl?tzlich hektische Stimmen und das Geklirr von Metall auf Metall vernahmen. Alarmiert schreckte Mara aus ihren ?berlegungen hoch und starrte auf die Szene die sich den beiden Neuank?mmlingen darbot:

Sechs abgerissene, zerlumpte Gestalten hatten eine Uniformierte (eine Frau, wie Mara verwundert feststellte) umringt. Neben ihr, auf dem Boden, lag ein Mann der dieselbe Uniform trug. Selbst aus ihrer Distanz von zwei Dutzend Schritt war zu erkennen dass f?r ihn jede Hilfe zu sp?t kommen w?rde.
Einer der Wegelagerer ? denn um solche handelte es sich augenscheinlich ? hielt zwei Pferde am Z?gel, vermutlich hatten sie den beiden Uniformierten geh?rt. Wie alle anderen auch trug er einen schartigen S?bel am G?rtel, hatte ihn jedoch noch nicht gezogen. Ein anderer hielt die Arme der Frau hinter ihrem R?cken zusammen, w?hrend die restlichen vier Gestalten sich an der Kleidung der Frau zu schaffen machten.

Mara wollte helfen, wollte hinreiten und der Frau beistehen, wollte irgendetwas tun. Doch noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte drehte Malakai sich zu ihr um. Seine Stimme war kalt, und so verdammt emotionslos wie stets, als er ihr einsch?rfte:
?Das geht uns nichts an. Egal was passiert, du reitest einfach an ihnen vorbei. Hast du verstanden?? Er sagte es eindringlich, und wartete gar nicht auf ihre Antwort, sondern wandte sich um und ritt weiter, so als ob dort in einigen Schritt Entfernung ?berhaupt nichts w?re.

* * *

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Die Raben sa?en auf den Wipfeln der B?ume, hoch ?ber dem Waldweg. Es waren zw?lf an der Zahl, und sie alle sa?en und schauten hinab auf die Dinge die sich dort unten begaben. Er ist gekommen kr?chzte eines der Rabentiere, und ein anderes sagte : Gekommen wie wir es gesehen haben... k?nnt ihr ihn sp?ren? Ein simultanes Nicken der V?gel erfolgte. Wir werden sehen ob er erwacht ist.

* * *

Als Mara und ihr Begleiter nahe genug herangekommen waren, wurden sie von den schmierigen Wegelagerern misstrauisch be?ugt. Derjenige, der die beiden Pferde am Zaum hatte, wartete bis Malakai nahe genug war, eher er sich drohend am Stra?enrand aufbaute und dem Mann in Schwarz zurief:
?Tust? besser dran weiterzureiten! Gibt hier nix zu seh?n!?
W?hrenddessen hatten seine Kumpanen es geschafft, ihrer Gefangenen trotz deren heftiger Gegenwehr die Uniformjacke, welche ein goldener Schl?ssel zierte, und das darunter liegende Hemd vom Leib zu rei?en. Zorn wallte in Mara auf, denn sie wusste was jetzt folgen w?rde. Die Frau war sch?n, sehr sch?n sogar. Goldenes, halblanges Haar fiel auf ihre Schultern herab, und ihre Statur war die eines jeden M?nnertraumes. Mara sch?tzte sie auf dreiundzwanzig, vielleicht vierundzwanzig Jahre.

Malakai ritt einfach vorbei. Er wandte nicht einmal den Blick von der Stra?e als er seinen Rappen an den Geschehnissen am Stra?enrand vorbeilenkte. Mara jedoch z?gerte. Sie sah wie der Mann in Schwarz weiterritt, doch dann glitt ihr Blick zur?ck zu der Frau, die sich - inzwischen nur noch wimmernd - gegen die Schurken zu wehren versuchte. Einer von ihnen hielt noch immer ihre Arme hinter ihrem R?cken fest, w?hrend ein anderer sich an ihrer Uniformhose zu schaffen machte. ?H?rt auf!,? vernahm Mara ihre eigene Stimme, ?im Namen der G?tter, h?rt auf!? Ohne zu ?berlegen sprang sie von ihrem Pony, kam unsicher mit den F??en auf und k?mpfte einen Moment lang mit ihrem Gleichgewicht, ehe sie ein paar Schritte vorrannte um der Fremden zu helfen. Sie kam genau drei Schritt weit.

Mara am n?chsten stand der Kerl der die Pferde hielt. Als er sah, was das M?dchen vorhatte, lie? er das Zaumzeug fahren und griff stattdessen nach ihr. Der abgewetzte S?bel an seiner Seite erzeugte ein klirrendes Ger?usch, als der gut einen Kopf gr??ere Mann das zierliche M?dchen packte und mit eisernem Griff festhielt.
?Lasst mich los!,? verlangte Mara mit feuchtem Blick, w?hrend der grobe Kerl ihr mit seinem Griff die Luft aus den Lungen trieb. ?Schaut mal Jungs! Das muss unser Gl?ckstag sein! Zwei h?bsche V?gelchen auf einmal, und dein Freund ist auch nirgends mehr zu sehen.? Ein meckerndes Lachen folgte, und eine seiner H?nde wanderte von ihren H?ften hoch zu ihren Br?sten. ?Nein!? schrei Mara panisch, und weil ihr nichts besseres einfiel senkte sie den Kopf und biss mit aller Kraft in den forschen Arm des Mannes.

Der ungeschlachte Schurke jaulte auf vor Schmerz, lie? Mara los und versetzte ihr einen Sto? in Richtung seiner Gef?hrten. Mit einem Fluch hielt er sich den Arm, wo Maras Z?hne einen blutigen Abdruck hinterlassen hatten. ?Haltet sie fest,? br?llte er, ?ich werde die kleine Wildkatze schon z?hmen!? Sofort lie?en zwei seiner Kumpane von ihrem Opfer ab und ergriffen Mara an jeweils einem Arm. ?Wenn es dir so gro?en Spa? macht zu Bei?en, meine Kleine, dann bin ich mir sicher dass wir das richtige f?r dich finden,? sagte der mit dem blutenden Arm, anscheinend der Anf?hrer des Haufens. Mit einem gef?hrlichen Grinsen baute er sich vor ihr auf, ergriff mit seiner Rechten Maras Kinn und besah sich das rotblonde M?dchen von beiden Seiten.
?Du bist ja eine richtige Sch?nheit,? stellte er fest, wobei er sich gierig mit der Zunge ?ber die Lippen fuhr. ?Wir werden viel Spa? miteinander haben, das verspreche ich dir... aber zuerst werde ich daf?r sorgen dass wir quitt sind.?

Mit angstgeweiteten Augen sah Mara wie der widerliche Kerl ein Messer aus seinem Stiefel hervorzog und es ihr von allen Seiten pr?sentierte. ?Nein...? stammelte sie und versuchte sich loszurei?en, doch der Griff der beiden Schurken die sie festhielten war eisern. Langsam, fast schon gen?sslich lie? der Kerl vor ihr den Dolch an ihrem Gesicht herabwandern, ?ber ihren Hals und ihre Schultern bis zu ihrem linken Arm. Ungef?hr ?ber der Stelle, an der sie ihn gebissen hatte, verharrte das Messer f?r eine Sekunde. Mit einem meckernden Lachen verk?ndete er: ?Ich glaube das wird dir mehr wehtun als mir, Kleine? und lie? den Dolch herabfahren.

Mara kniff ver?ngstigt die Augen zu und wartete auf den Schmerz. Welcher Wahn hatte sie nur dazu gebracht, es ganz allein mit sechs r?udigen Wegelagerern aufnehmen zu wollen? Warum das alles? Sie h?tte nur, so wie Malakai gesagt hatte, weiterreiten m?ssen! Warum? Weil du ein gutes Herz hast, antwortete eine Stimme in ihrem Inneren. Dann sp?rte sie pl?tzlich etwas Hei?es, Feuchtes im Gesicht, und schlug verwundert die Augen auf.

Der Kerl vor ihr stand mit offenem Mund da und starrte ungl?ubig auf sein Messer. Es lag einen guten Schritt von ihm entfernt auf dem Boden, wo der Schnee allm?hlich eine r?tliche F?rbung annahm. Seine Hand hielt es noch immer umklammert...

Mit einem schmerzerf?llten Jaulen hielt er sich den Stumpf, an dem noch vor einer Sekunde sein Arm gehangen hatte, und versuchte das aus der Wunde herausschie?ende Blut zur?ckzuhalten. Es gelang ihm nicht. Mit einem erb?rmlichen Jammern sank der schmierige Kerl zu Boden und wand sich vor Schmerz im nicht l?nger jungfr?ulichen Schnee.

Genau wie die Kumpanen des Verwundeten starrte Maras wie gebannt auf der schwarzen Gestalt, die in einem guten Dutzend Schritt Entfernung stand und sich wie ein fleischgewordener Alptraum vor dem gl?henden Rot der untergehenden Ekhi-Scheibe abzeichnete. Langsam, aber unaufhaltsam kam Malakai n?her, und die verbliebenen f?nf Wegelagerer warfen einander unsichere Blicke zu. ?Es ist nur ein Mann!? rief schlie?lich derjenige, der noch immer die Uniformierte gefangen hielt. ?Erschlagt ihn!,? und als keiner seiner Kameraden Anstalten machte, zu gehorchen, f?gte er hinzu: ?Na los, ihr feiges Gesindel! Oder ihr k?nnt euren Anteil vergessen!?

Das schien gewirkt zu haben; die vier M?nner - auch die beiden die Mara festgehalten hatten - setzten ?ber ihren am Boden liegenden Kameraden hinweg, z?ckten ihre schartigen S?bel und liefen Malakai entgegen.

Der Wei?haarige junge Mann sah den Angreifern gelassen entgegen. Der Erste der bei ihm anlangte f?hrte gleich einen mehr oder weniger geschickten Hieb mit seinem S?bel, doch Malakai wich einen Schritt zur Seite. Zielsicher fand seine Faust das Gesicht seines Gegen?bers und zertr?mmerte dessen Nase. Dem Hieb des N?chsten wich Malakai elegant aus, ehe er einen Satz nach hinten machte und in einer flie?enden Bewegung sein pechschwarzes Schwert aus der R?ckenscheide gleiten lie?. ?Noch k?nnt ihr fliehen? stellte er kalt fest, doch die Angreifer machten keine Anstalten sein Angebot anzunehmen. Stattdessen st?rzten sie sich zu dritt gleichzeitig auf den jungen Mann und versuchten ihm durch wildes Hauen und Stechen einen Treffer beizubringen. Malakai jedoch wich immer wieder aus, parierte ohne sichtbare Anstrengung die Schl?ge seiner Gegner und ging dann seinerseits in den Angriff ?ber.

Mit einem schnellen Ausfallschritt bohrte sich seine Klinge in den Bauch eines Kerls, der den Fehler gemacht hatte zu nahe an den Mann in Schwarz heranzukommen. Gurgelnd brach er zusammen, und Malakai wusste aus Erfahrung dass Dieser niemals wieder jemandem gef?hrlich werden w?rde. Blieben noch drei; den mit der blutigen Nase eingerechnet. Dieser jedoch schien erkannt zu haben dass keine Beute der Welt es wert war, im Kampf gegen den unheimlichen Wei?haarigen den Tod zu finden, denn er drehte sich um und rannte so schnell ihn seine Beine trugen tief in den Wald hinein, ohne sich um die erbosten Rufe seiner Kameraden zu k?mmern.

Die beiden verbliebenen Wegelagerer warfen sich abermals unsichere Blicke zu, doch schlie?lich siegte die Gier auf die verhei?ungsvolle Beute von vier Pferden, zwei h?bschen Frauen und einigen Wertgegenst?nden. Mit wild geschwungenem S?bel st?rzten sie sich wieder auf Malakai. H?tten sie sich die Zeit genommen und einen Blick in Malakais Augen geworfen, wie ihr geflohener Kamerad es getan hatte... wahrscheinlich w?ren auch sie dann davongelaufen. Denn in Malakais Pupillen brannte ein Feuer, und zwar im wortw?rtlichen Sinne. Rotgl?hendes Feuer, von derselben Farbe wie die gerade untergehende Ekhi-Scheibe, schien den Blick des jungen Mannes geradezu zu verzehren, als er sich mit einem wilden, durchdringenden Schrei den Beiden entgegenwarf. Schneller als der Fl?gelschlag eines Vogels wirbelte Malakais Schwert durch die Luft, wie ein tiefschwarzer Blitz aus heiterem Himmel.

Stille kehrte ein, nur unterbrochen vom Rauschen des Windes. Malakai und seine Gegner standen sich reglos Gegen?ber.

Dann, owohl es zuerst so schien als h?tte Malakais Schwert nicht ein einziges Mal sein Ziel gefunden, spritzte pl?tzlich Blut aus den Kehlen der beiden M?nner. R?chelnd sanken sie zu Boden und blieben mit dem Gesicht im Schnee liegen, w?hrend sie die wei?e K?lte allm?hlich rot f?rbten.

Malakai b?ckte sich kurz und sammelte mit seiner behandschuhten Linken etwas Schnee auf. Damit rieb er sein Schwert sauber, w?hrend er langsam aber zielstrebig auf den letzten verbliebenen R?uber zuschritt.

Der Wegelagerer war kreidebleich im Gesicht geworden, w?hrend er den Tod seiner Kameraden mit ansah. Erst als der unheimliche junge Mann zielstrebig auf ihn zukam, wurde ihm bewusst dass auch er sich jetzt in h?chster Gefahr befand. Endlich lie? er die Arme seiner Gefangenen los, versetzte ihr einen Sto? auf die nackten Schultern und wandte sich zur Flucht. Doch er kam nicht weit. Die Frau, jetzt endlich wieder Herrin ihres eigenen K?rpers, schnellte herum und bekam den Fliehenden an seiner Kleidung zu packen. Durch den unerwarteten Ruck verlor der Kerl das Gleichgewicht und st?rzte vorw?rts in den Schnee. Sofort war die Frau ?ber ihm. Grimmig L?chelnd ergriff ihre Rechte sein Kinn und ihre Linke seinen Hinterkopf. Mit einem pl?tzlichen, heftigen Ruck drehte sie den Kopf des Mannes herum, bis ein Knacken ert?nte. Zufrieden vernahm sie das Ger?usch und sah wie der K?rper des Wegelagerers erschlafft in sich zusammensank.

Dann erst wandte sie sich ab und streifte hastig ihr Hemd und ihre Uniformjacke mit dem vandrischen Goldschl?ssel ?ber. Das Hemd war an mehreren Stellen zerrissen, doch sie achtete gar nicht darauf, sondern kniete neben ihrem Gefallenen Kameraden nieder, der dieselbe Uniform trug wie sie. Mit feucht schimmernden Augen streckte sie zwei Finger aus und schloss die Augen des Toten. ?Schlaf gut, Juron,? fl?sterte sie leise, und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.


__________________
"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

04.08.2002, 23:01 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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Mara trat leise zu der Fremden, doch da sie nicht wusste was sie sagen sollte blieb sie stumm. W?hrend Malakai einfach in einiger Entfernung stand und den beiden zusah, war es schlie?lich die Fremde, die zu Mara und aufblickte und sagte: ?Ich... danke Euch. Wir waren in einem wichtigen Auftrag unterwegs, als wir ?berfallen wurden...? Sie musste ihrem Begleiter sehr nahe gestanden haben, denn obwohl sie versuchte ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen, h?rte Mara sehr deutlich die tiefe Trauer der Frau. Zugleich waren ihre Worte aber auch wohlformuliert und h?flich. ?Mein Name ist Dirya... wie... wie lauten eure Namen? Ich werde nicht vergessen was ihr heute f?r mich getan habt.? Mit kurzen Worten stellte Mara sich selbst und auch Malakai vor.

?Ich muss zur?ck zum Lager... ich habe eine wichtige Nachricht zu ?berbringen.? Die Gestalt der Frau straffte sich, und eine gewisse Strenge trat auf ihr Gesicht. ?Ich danke euch f?r eure Hilfe ? euch beiden,? sagte sie und machte Anstalten zu Malakai zu laufen um sich auch bei ihm zu bedanken. Als sie jedoch erst wenige Schritte in seine Richtung getan hatte, wandte Malakai sich in die entgegengesetzte Richtung und lief in Richtung der untergehenden Ekhi-Scheibe.

Schlie?lich gab Dirya es auf und ging zur?ck zu Mara und ihrem gefallenen Kameraden. Mit den Worten: ?Hier... nehmt das als Zeichen meines Dankes,? dr?ckte sie dem M?dchen einen kleinen Lederbeutel in die Hand, der bislang in einer Seitentasche ihrer Uniformjacke versteckt gewesen war. ?Ich bin mir sicher Ihr k?nnt es gebrauchen?, f?gte sie hinzu, ehe sie zu den beiden Pferden hin?berlief und mit ge?bten Bewegung in den Sattel des gr??eren der beiden Tiere stieg. ?Wenn es euch je nach Harben verschl?gt, geht in die Taverne Blauer Adler und fragt den Wirt nach mir. Er wird euch f?r eure Tat angemessen Belohnen.?

?Juturna mit Euch?, rief Mara ihr noch zu.
?Auch mit Euch die milde G?ttin,? nickte Dirya zur?ck. Dann lenkte sie ihr Pferd in dieselbe Richtung in die auch Mara und Malakai reisten. Das M?dchen vermutete, dass Dirya fr?her oder sp?ter zur?ckkommen w?rde um ihren Gef?hrten zu begraben, doch offenbar hatte sie zuvor eine Pflicht zu erf?llen...
Ein Wiehern erschall irgendwo hinter ihr. Malakai war auf seinen Rappen gestiegen und trottete ebenfalls in Richtung der untergehenden Ekhi-Scheibe; wenn auch ungleich langsamer als Dirya zuvor. Mara beeilte sich zu ihrem Braunen zur?ckzukommen und kletterte umst?ndlich auf seinen R?cken. Wenig sp?ter hatte sie zu Malakai aufgeschlossen. Der junge Mann sagte kein Wort; keine Ermahnung, kein Tadel, keine Schelte wegen ihrer Dummheit.
Vielleicht, so vermutete sie, w?re er gar nicht so ungl?cklich gewesen wenn sie mich get?tet h?tten bevor er da war... dann w?re er aus seinem Versprechen entlassen gewesen...

Noch eine gute halbe Stunde ritten sie nebeneinander, dann machte der Wald eine letzte Biegung, und gab im letzten Licht des Tages den Blick auf ein lauschiges kleines Tal frei. Zorskrygg, schoss es ihr durch den Kopf; die Stadt die wir vor dreieinhalb Jahren h?tten erreichen sollen... unwillk?rlich umschlossen ihre zarten Finger das silberne Medaillon um ihren Hals. ?Vater...? murmelte sie, und hei?e Tr?nen rannen ihre Wangen hinab.

* * *

Dimitri war schlau. Ja, er war sogar sehr schlau. Schlie?lich war er doch der Einzige gewesen, der schnell genug die Beine in die Hand genommen hatte um diesem Schl?chter, diesem D?mon in Menschengestalt, zu entkommen. Sicher, seine Nase schmerzte so sehr dass der Schmerz ihn fast um die Besinnung brachte, aber immerhin: Er war am Leben, und seine Kumpane nicht!
Doch nicht nur das; Dimitri war sogar schlau genug gewesen, um zum Ort des Kampfes zur?ckzukehren nachdem der fremde Krieger und die beiden Schlampen verschwunden waren.

Hastig schritt er von Leiche zu Leiche, untersuchte jede von ihnen gr?ndlich, und wenn ihm etwas wertvoll erschien nahm er es an sich. Sicher, die Ausbeute war nicht so gut wie sie gewesen w?re wenn sie auch diese vandrische Dirne erwischt h?tten; doch wie hatte schon seine Mutter - m?ge sie in Kronoss? H?lle schmoren - stets zu sagen gepflegt? ?Wenn das Schicksal dir etwas bietet ? dann greif zu?. Und genau das tat Dimitri auch.

W?re der verkappte Wegelagerer nicht gar so sehr in das Fleddern der Leichen seiner toten Kameraden vertieft gewesen, h?tte er vielleicht bemerkt wie hinter ihm zw?lf Raben auf dem breiten Waldweg landeten. So jedoch hatte er es gerade geschafft, den Geldbeutel von Marlik an sich zu nehmen, in dem es verhei?ungsvoll klimperte, als ein Ger?usch hinter ihm ihn dazu veranlasste herumzuwirbeln.

Da standen zw?lf Kerle, jeder von ihnen in eine lange, schwarze Kutte geh?llt, alle gleich gro? und von derselben pechschwarzen Haarfarbe; mit ebenm??igen, gutaussehenden Z?gen. Ihr Alter war schwer zu sch?tzen, doch sie waren auf keinen Fall ?lter als drei?ig.

?Was seid denn ihr f?r Kerle??, rief Dimitri ihnen beunruhigt zu, ?Wenn ihr was abham? wollt? dann vergesst es. Das geh?rt mir! Alles meins, kapiert?? Einer der Zw?lf trat vor und legte den Kopf irgendwie seltsam schief. Von einer pl?tzlichen Eingebung ber?hrt wollte Dimitri herumfahren und wegrennen. Doch der Schwarzgewandete machte eine kurze Bewegung mit der linken Hand; eine fast schon nebens?chliche Geste. Dimitri erstarrte mitten in der Bewegung, seine Haut wurde aschfahl, dann grau, und schlie?lich wei?, ehe er ganz in sich zusammenfiel. Eine Sekunde sp?ter war an der Stelle, an der Dimitri der Wegelagerer gestanden hatte, nur noch ein Haufen wei?er Asche, zusammen mit einem ledernen Beutel, aus dem einige Geldst?cke herausrutschen und in den inzwischen kn?cheltiefen Schnee einsanken.

Die Zw?lf standen in einem weiten Halbkreis und blickten auf die sechs Leichen, die hier ihr Leben gelassen hatten. Ein Murmeln unter ihnen hob an: ?Er ist noch nicht erwacht? ?Trotzdem ist er sehr stark geworden? ?Er hat noch nicht Azrador? ?Und wenn er das Schwert der H?lle finden sollte?? ?Wir k?nnen ihn nicht t?ten.?
Schlie?lich hob einer unter ihnen die Hand und trat vor. ?Br?der, er ist st?rker als je zuvor. Und er ist noch immer entschlossen Azrador zu finden und den dunklen Gott zu befreien. Wir k?nnen das nicht zulassen.? Die anderen Elf nickten. ?Lasst uns herausfinden ob sie noch immer zusammen sind. Das Dunkle in ihm darf nie vollst?ndig mit ihm verschmelzen, oder die Tage unserer Herrschaft sind gez?hlt. Bevor das geschieht ? muss er sterben.?

ENDE von Episode 3
4 ? Pfeil des Lichts

?Der Wald, der Wald!? schnatterten einige der Raben, ?Puckens Wald ist Nahe. Fordert einen Gefallen ein!?
Ein vielschichtiges, zustimmendes Kr?hen ert?nte, und die V?gel waren es zufrieden.

* * *

Auf der langen, gewunden Stra?e, welche hinab ins Tal f?hrte, schlugen Malakai und Mara eine schnellere Gangart ein. Sowohl die Reiter als auch die Pferde wollten die Stadt Zorskrygg unbedingt vor Einbruch der Nacht erreichen, und die Aussicht auf einen warmen Stall und gutes Heu schien die Tiere selbst die eisige K?lte und den anstrengenden Tag vergessen zu lassen.

Eine halbe Stunde sp?ter war es schlie?lich soweit: Die Stadt Zorskrygg, eine der wenigen verbliebenen freien St?dte im ganzen Reich, lag vor Maras staunendem Blick. Mit einem sehr seltsamen Gef?hl fragte sie sich, wie lange es her war seit sie v?llig normale Menschen und v?llig normale H?user gesehen hatte.
Nicht dass Zorskrygg eine nennenswerte Stadt gewesen w?re, es war lediglich eine Ansammlung gr??erer H?user, mit einem Wirtshauses und mehreren kleineren Handwerksbetrieben.

Als Mara hinter ihrem Begleiter in die Stadt ritt, rieselte noch immer ein wenig Schnee von Himmel herab und verwandelte den Atem der Pferde in hochsteigenden Dampf. Das rotblonde M?dchen jedoch hatte keinen Blick f?r die kleinen W?lkchen die zwischen ihren zarten Lippen hervorquollen, denn ihre Augen konnten sich an den Geb?uden und den drei, vier Menschen, die tief in ihre dicken M?ntel geh?llt vorbeihuschten, gar nicht satt sehen.

Irgendwann sp?ter, es mochten Stunden oder auch nur Minuten gewesen sein, brachte Malakai seinen Rappen vor einem gro?en, gem?tlich aussehenden Holzhaus zum stehen, aus dessen Kamin es verhei?ungsvoll qualmte. ?R-E-I-S-E S-E-G-E-N,? verk?ndete ein gro?es, l?ngliches Schild, das ?ber dem Eingang hing...

* * *

Ein Jahr zuvor, im K?nigreich Vandrien:

Die beiden K?mpfer prallten aufeinander wie Licht und Dunkelheit. Der Eine in reinem Wei? ger?stet, der Andere in einer Kettenr?stung aus tiefschwarzem Eisen. Funkenspr?hend trafen zwei Klingen aufeinander, und verbissen sich wie zwei ausgehungerte Raubtiere in einer Schlacht auf Leben und Tod.

Der Kampf dauerte nicht lange, und der wei?e K?mpfer trug den Sieg davon. Mit einem ?berraschten Augenaufschlag sank der getroffene Schwarze in sich zusammen, und versuchte, mit seiner Linken das herausquellende Blut daran zu hindern aus seinem Bauch zu str?men. Doch kein Wort des Schmerzes kam ?ber seine Lippen, stolz und furchtlos sah er dem weit j?ngeren Mann entgegen, dessen Klinge seinem Leben ein Ende setzen w?rde.

?Ihr habt tapfer gek?mpft, wie Eure Br?der vor Euch? sagte der wei?e K?mpe, und in seiner jugendlichen Stimme war weder Hass noch Wut, sondern lediglich ein Anflug von Bedauern zu h?ren. ?Wenn Ihr auf dem Pfad der G?tter gegangen w?rt h?ttet Ihr ein machtvoller Streiter des Lichts sein k?nnen.?

Der Mann am Boden wurde allm?hlich fahl im Gesicht, w?hrend die Lebenskraft aus ihm herausrann; dennoch schaffte er es zu entgegnen: ?Narr... Ihr und die Euren haltet euch f?r die Streiter des Guten und denkt ihr bes??t die einzige Wahrheit... ihr irrt euch, Gabriel!? ein Husten folgte, und Bluttropfen besprenkelten den Boden der Kathedrale. Der junge Mann in Wei? deutete auf sein Schwert und sagte: ?Wenn Ihr w?nscht erweise ich Euch die Gnade eines schnellen Todes. Ihr habt ihn wahrlich verdient?.
Doch sein Kontrahent lachte nur ver?chtlich.
?Glaubt mir, ich werde meinem Herrn noch fr?h genug gegen?berstehen... und Ihr... Ihr glaubt Eure Aufgabe sei erf?llt, nicht wahr? Ihr denkt Ihr k?nnt zu Eurem Liebchen zur?ckkehren weil ihr uns alle gerichtet habt?? Der wei?e Mann nickte und sagte: ?Ja. Euer Orden ist zerschlagen, der letzte Ritter des Kronoss stirbt hier vor meinen Augen, und mit ihm ein dreihundertf?nfzig Jahre alter Irrglaube. Meine Aufgabe IST erf?llt.? Und er wandte sich zum Gehen, doch noch w?hrend der Hall seiner schweren Stiefel durch die Kathedrale dr?hnte, rief ihm der Sterbende hinterher: ?Ihr irrt Euch, Gabriel! Es gibt noch einen... einen letzten Ritter aus dem Orden des Kronoss. Er ist oben im Norden, und auf einer Queste die unserem Herrn endlich die Freiheit wiedergeben wird!?

Der Mann in Wei? blieb stehen, sein langer hellblauer Umhang umwehte ihn. Ohne sich umzudrehen fragte er: ?Warum erz?hlt Ihr mir das, Bernard??
Mit seinem letzten Atem entgegnete der am Boden Liegende: ?Dass ich Euch von ihm erz?hle ist... ist meine letzte Rache an Euch, denn wenn Ihr ihm gegen?bertretet ist es Euer Tod. Er mag der letzte meines Ordens sein, doch ich prophezeie euch Eines: Er ist auf der Suche nach Azrador, nach dem Schwert der H?lle, und wenn er es gefunden hat wird er den dunklen Gott wiedererwecken, und danach wird nichts mehr so sein wie es einmal war!?
Der wei?e Ritter ging davon, doch ein allerletzter ersterbender Ruf eilte ihm hinterher:
?Denkt an meine Worte: Er ist Malakai, er ist der Adorian, und er wird Euch t?ten. H?rt Ihr, Gabriel? Er wird Euch t?ten!?


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"Optimismus ist, bei Gewitter auf dem h?chsten Berg in einer Kupferr?stung zu stehen und ?Schei? G?tter!? zu rufen."

Feminismus ist nur dazu da, um h?ssliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren." (Charles Bukowski)

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* * *

?Nur noch Doppelzimmer ? so leid es mir tut. Aber,? f?gte der Wirt mit einem schelmischen Blick von Malakai zu Mara hinzu, ?ich denke mal dass das ganz in Eurem Sinne ist,? und zwinkerte unversch?mt. Der junge Mann ignorierte den Wirt einfach, schob zwei matt schimmernde Geldst?cke ?ber den Tresen und entriss seinem Gegen?ber f?rmlich den Zimmerschl?ssel. F?r einen Moment schien der Gastwirt protestieren zu wollen, doch ein eisiger Blick aus Malakais unergr?ndlichen blauen Augen lie? den Protest versiegen noch bevor er sich Bahn gebrochen hatte. Mit einem Achselzucken wandte der dickliche Glatzkopf sich den ?brigen G?sten zu, von denen einige schon seit Minuten lautstark nach mehr Bier verlangten.

Mara f?hlte sich mehr als unwohl in dieser Umgebung. Vielleicht lag es an ihrer M?digkeit, wahrscheinlich jedoch eher an den vergangenen dreieinhalb Jahren, an die dieser Ort sie allzu sehr erinnerte. Nerv?s spielten ihre Finger in den Rocktaschen mit dem Schn?ren des ledernen Beutels, den die Fremde namens Dirya ihr gegeben hatte. Sie hatte ihn noch immer nicht ge?ffnet, wie ihr jetzt erst bewusst wurde, doch nach dem Gewicht und dem klimpernden Ger?usch zu urteilen handelte es sich bei dem Inhalt wohl um M?nzen, und gar nicht mal wenige davon.

Schweigend folgte sie Malakai die Treppe hinauf, w?hrend sie allm?hlich wieder die leise Furcht beschlich, die schon am Mittag ihre Gedanken besch?ftigt hatte: Malakai war ein Mann, sie selbst ein durchaus h?bsches M?dchen, und ihm hilflos ausgeliefert...

* * *

Nachdem Malakai den Schl?ssel zweimal im Schloss herumgedreht hatte, erklang ein klickendes Ger?usch, und die T?r schwang auf. Der Raum der sich vor ihnen erschloss war nicht besonders gro?, vielleicht zehn auf zehn Schritt, und abgesehen von einem gro?en Doppelbett und einem wuchtigen Schrank aus Eichenholz v?llig kahl. Ein kleines Fenster zeigte zur Strasse hin, und lie? etwas fahles Licht ? das Licht vom Spiegel der Ekhi ? in das Zimmer fallen. Auf zwei kleinen Nachttischen brannten ?llampen und sorgten dadurch f?r gespenstische Schatten an den W?nden.

Schnellen Schrittes trat Malakai in den Raum, eilte zum Fenster und sah angestrengt hinaus. Seine Augen, die auch im Dunkeln so gut sahen wie bei Tage, suchten misstrauisch die Stra?e ab. Es war der Instinkt des Kriegers der ihn so handeln lie?, jedenfalls sagte er das zu sich selbst. Als drau?en nichts Verd?chtiges zu entdecken war, wandte er sich vom Fenster ab. Sein Blick fiel auf Mara...

Sie stand unweit der T?r, im flackernden Schein der Lampen, die H?nde vor dem Scho? ineinandergefaltet, und schaute ihn aus gro?en, furchtsamen Augen an. In diesem Moment wusste Malakai genau was in ihr vorging und woran sie dachte, denn ihr angsterf?llter Blick und die verkrampfte Haltung sprachen B?nde.

Einige Herzschl?ge lang standen die beiden einfach nur im Raum und starrten einander an. Schlie?lich war es Malakai, der den Kopf senkte, das Zimmer durchquerte und an Mara vorbei den Raum verlie?. Ohne ein Wort zu sagen schloss er die T?r hinter sich, und kehrte in dieser Nacht auch nicht mehr zur?ck.

* * *

Mit dem R?cken gegen die T?r gelehnt stand Mara noch lange in dem halbdunklen Zimmer und lauschte ihren verwirrenden Gedanken. Malakai machte ihr noch immer Angst, er war dunkel, geheimnisvoll und ? nicht zuletzt - gef?hrlich. Eigentlich, so ?berlegte sie, war er wie dieses ganze Land. Und ohne dar?ber nachdenken zu m?ssen wusste sie eines: Sie hasste dieses ganze Land...

Langsam streifte sie Malakais ?berwurf ab und schl?pfte aus Hemd und Rock. Beide Kleidungsst?cke waren in den vergangenen drei Tagen so verschlissen und zerl?chert, dass kaum noch zu erkennen war was sie urspr?nglich dargestellt hatten. Auch die beiden Haarb?nder, die ihre Z?pfe zusammengehalten hatten, nahm sie nun ab. Mit einem schnellen Kopfsch?tteln fiel das rotblonde Haar ihr bis auf die Schultern herab, ehe sie sich mit einem leicht schmerzverzerrten Gesicht auf den Rand des gro?en Bettes setzte, und begann ihre Aufsch?rfungen und blauen Flecke abzutasten. Einige hatte sie sich bei ihrem Sturz vom Pony zugezogen, andere stammten von ihrer blinden Suche im Wald, und drei sehr schmerzhafte Flecke an ihrem Oberarm markierten die Stelle, an der die Finger des Wegelagerer sie unbarmherzig festgehalten hatten.

Nackt wie sie war - bis auf ihr Medaillon - glitt sie von der Bettkante, kniete sich auf den rauen Holzfu?boden und sagte noch ein kleines Gebet an die immerjunge G?ttin Juturna auf. Es war, wie sie sich erinnerte, das Lieblingsgedicht und gleichzeitig auch das liebste Gebet ihres Vaters gewesen.

Gefallen will ich stets
der Herrin hoch im Licht,
mit ihrem Segen unterwegs
f?rchte ich mich nicht.

Auf allen meinen Wegen
in ihrem Glanze wunderbar geborgen,
in ihre H?nde ganz ergeben
vergesse ich die Sorgen.

Meine t?glich? Qual empfohlen
In der G?ttin treue Hand,
kann meine Seele sich erholen,
meine Sorgen sind gebannt.

Als sie sich wieder erhob fiel ihr Blick zuf?llig auf eine kleine Ausbeulung in ihrem Rock, den sie ?ber einen Stuhl geh?ngt hatte. Sie erinnerte sich wieder an Diryas Geschenk. Flink kramte sie den Beutel aus den Taschen des Rockes hervor, betrachtete ihn noch einen Moment lang unschl?ssig und l?ste dann ungeschickt die Lederschnur die ihn verschlossen hielt. Staunend fiel ihr ungl?ubiger Blick auf eine Menge Silberm?nzen, mehr Geld als sie je auf einem Haufen gesehen hatte! Ein wirklich gro?z?giges Geschenk hatte die Soldatin ihr da gemacht, und im Nachhinein hatte Mara fast schon ein schlechtes Gewissen es anzunehmen. Sie hatte zwar keine Ahnung was man als Kriegerin oder Soldatin an Sold bekam, doch das hier war bestimmt mehr als man in drei Monden verdienen konnte. Da sie das Geld aber nun mal schon hatte, ?berlegte sie mit einem Blick auf ihre zerschundene Kleidung, konnte sie es auch dazu verwenden um sich neu einzukleiden. Und vielleicht endlich einen Sattel f?r ihr Pony zu kaufen...

Mit diesem Gedanken lie? sie sich ins Bett sinken und kroch unter die Decke. Herrlich weich! dachte sie noch, dann war sie auch schon eingeschlafen, und holte einiges von dem nach, was die Strapazen der letzten Tage ihr versagt hatten.

* * *

Der n?chste Morgen kam rasch, und er brachte neue Schneewolken mit sich. Der Himmel war wieder ein tristes Grau in Grau, und frischer Neuschnee h?llte Zorskrygg in einen hauchd?nnen Mantel aus zartem Wei?. ?ber Nacht war es auch in Maras Zimmer deutlicher k?hler geworden, darum stand sie gar nicht erst auf, sondern griff nach ihren Kleidern und zog sich im warmen Bett liegend an. Nach kurzem ?berlgen entschied sie, auf Malakais zerfetzten, ?belriechenden Umhang zu verzichten. Danach blieb sie noch einige Minuten lang auf dem R?cken liegen und starrte einfach nur zur Decke empor. Sie genoss die W?rme und das angenehme, weiche Gef?hl; und sie fragte sich ob es mit allen Dingen so war: Dass man etwas Allt?gliches erst dann zu sch?tzen wei?, wenn man es nicht mehr hat...

Als es sp?ter Vormittag wurde, qu?lte sie sich schlie?lich wehm?tig aus dem Bett. Immerhin wusste sie nicht wie lange Malakai noch in der Stadt bleiben wollte, und bevor sie wieder aufbrachen wollte sie noch einige Besorgungen machen.

Warum eigentlich? Wof?r brauchst du ihn jetzt noch?, fl?sterte eine leise Stimme in ihrem Kopf; er ist gef?hrlich, und das wei?t du. Doch die Antwort war dieselbe wie schon einige Male zuvor: Malakai war gef?hrlich, ja... aber solange er sich an seinen Schwur hielt, sie zu besch?tzen, war an seiner Seite wohl der sicherste Ort im ganzen Reich... und au?erdem war er... anders... als die M?nner die sie bisher kennen gelernt hatte. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie das Gef?hl dass es Bestimmung war dass sie und der schweigsame Krieger aufeinander getroffen waren...

* * *


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Unten a? Mara hastig das Brot und den Eintopf, den die nette Frau des Wirts ihr brachte, ohne sich um die neugierigen, teilweise fast schon ?ngstlichen Blicke der ?berwiegend m?nnlichen anderen G?sten zu k?mmern. Eine so h?bsche junge Frau bekam man hier nur selten zu sehen, und h?tte Mara mehr Erfahrung mit solchen Orten gehabt, h?tte es sie sicherlich gewundert dass kein einziger der Anwesenden M?nner es wagte sie anzusprechen. So jedoch wunderte sie sich nur ?ber den seltsamen, roten Fleck der unweit der Treppe auf dem Fu?boden zu sehen war, ohne sich weiter darum zu k?mmern.

Unbehelligt beendete Mara ihr Mahl, bedankte sich bei der rundlichen, netten Wirtin daf?r und wandte sich dann dem Ausgang zu. Malakai war noch immer nirgends zu sehen, doch irgendwie hatte sie das sichere Gef?hl dass er nicht weit weg war. Es war fast als konnte sie seine N?he, den kalten Hauch der von dem jungen Mann mit en wei?en Haaren ausging, fast k?rperlich sp?ren. Ein kalter Hauch ganz anderer Art jedoch sprang ihr entgegen als sie ins Freie trat. Der eisige Wind biss nach ihr und lie? das rotblonde M?dchen fr?stelnd die Arme um den K?rper schlingen. Der Winter hatte endg?ltig die Herrschaft ?ber Sleipgard angetreten, und w?rde sich nun f?r die n?chsten Monate auch nicht mehr vertreiben lassen.

Mit weit ausgreifenden Schritten stapfte Mara durch den Schnee, vorbei an den vielen kunstvoll gearbeiteten Feinwerkh?usern aus alter Zeit, die in Zorskrygg Dach an Dach mit unauff?lligen Neubauten standen. ?berhaupt erweckte die kleine Stadt den Eindruck eines sehr verschlafenen kleinen Nestes.

W?hrend der eisige Wind sie umpfiff und sein eigent?mliches Lied sang, suchten Maras gr?ne Augen die am Stra?enrand stehenden H?user nach dem Einen ab, dass die Wirtsfrau ihr beschrieben hatte. ?Ja, wir haben einen kleinen Laden,? hatte die rundliche Frau stolz verk?ndet, ?Er geh?rt dem alten Petrul. Normalerweise versucht er jeden Fremden ?ber den Tisch zu ziehen, aber wenn so ein h?bsches junges Ding wie du kommt wird er sicherlich eine Ausnahme machen,? sagte sie und zwinkerte Mara spitzb?bisch zu. Mara war dann sehr rot geworden, hatte den Blick gesenkt und sich sehr schnell wieder ihrem Eintopf zugewandt.

?Das hier muss es sein,? murmelte sie, als sie schlie?lich vor einem gro?en, aus gelben Backsteinen erbauten Haus anlangte. Ein kleines Schild, das an einer Schnur zwischen zwei d?nnen Eisenstangen im schneidend kalten Wind baumelte, zeigte einen vollen Getreidekorb und einen Stiefel.

Die T?r schwang leichtg?ngig und frisch ge?lt nach innen auf, und gab - begleitet von dem hellen Ton einer Glocke, die ?ber der T?r angebracht war - den Blick auf einen recht gro?en, gut sortierten Verkaufsraum frei. Drei lange, h?lzerne Regale, prall gef?llt mit allerlei N?tzlichem und Unn?tzem, nahmen einen Gro?teil des Raumes ein. An der Wand rechts vom Eingang war eine wuchtige Theke aufgestellt, hinter der ein schmerb?uchiger alter Mann, wohl schon ?ber die sechzig Sommer hinaus, der h?bschen Kundin neugierig entgegenblickte.
?Womit kann ich helfen, junges Fr?ulein?,? fragte der Alte. Nachdem Mara ihm kurz erz?hlt hatte, was sie alles ben?tigte, sah er sie f?r einen Moment zweifelnd an. Vermutlich fragte er sich, ob ein junges M?dchen, noch dazu in zerschlissenen Kleidern, genug Geld f?r Reisebekleidung, Proviant und einen Pony-Sattel hatte. Schlie?lich jedoch zuckte er mit den Schultern und f?hrte Mara in den hinteren Teil des Ladens, wo an einigen Kleiderb?gel aufgereiht die unterschiedlichsten Gew?nder hingen. Staunend ?ber die Vielfalt der Auswahl, die sie in einem so kleinen Gesch?ft sicherlich nicht erwartet hatte, besah Mara sich ein St?ck nach dem anderen sehr genau, w?hrend der H?ndler zu seinem Tresen zur?ckeilte, denn ein heller Glockenlaut verk?ndete das Eintreten eines neuen Kunden. ?Sattel habe ich vorne!? verk?ndete er noch nickend, ehe er das M?dchen allein zur?cklie? um sich wieder dem Gesch?ftlichen zu widmen.

Nach l?ngerem ?berlegen entschied sich Mara schlie?lich f?r eine gef?tterte Hose aus Leinen, ein dickes Wollhemd, und einen Ledermantel, der auch gegen Regen und Schnee standhaft schien. Dazu fand sie noch ein Paar fester, hoher Lederschuhe, die ihre inzwischen schon arg abgelaufenen eigenen Schuhe ersetzen sollten.

Mit der Hose, dem Hemd, dem Mantel und den Schuhen unter die Arme geklemmt schritt sie zur?ck zur Verkaufstheke. Unterwegs kam sie an einem ?lteren Mann vorbei, der, auf einen knorrigen Wanderstab gest?tzt, vor einem Regal mit gebundenen B?chern stand. Der Fremde ? Mara sch?tzte ihn im Vorbeigehen auf f?nfzig oder f?nfundf?nfzig Jahre ? trug ein seltsames, braunes Gewand, dass von den Schultern bis zum Boden reichte, und ungef?hr in H?fth?he von einer breiten Kordel zusammengehalten wurde. Als er sie bemerkte l?chelte er ihr aus aufgeschlossenen, ebenfalls braunen Augen zu, und Mara l?chelte kurz zur?ck, ehe sie an ihm vor?ber war und ihre Eink?ufe sorgsam auf die Verkaufstheke stapelte. In den Augen des Ladenbesitzers blitzte es freudig als er zu einem Rechenschieber griff und sich ausrechnete, dass er an diesem Tag einen ?beraus guten Schnitt machen w?rde ? vorausgesetzt das h?bsche junge Ding konnte auch bezahlen. Aber daran sollte es nicht scheitern, dachte er bei sich; es w?rde sich schon eine Bezahlungsm?glichkeit finden...
Als er sich die vorl?ufige Gesamtsumme notiert hatte, zeigte er Mara noch das versprochene Sortiment an Satteln, wo sich dann jedoch ein unerwartetes Problem auftat:

?Wie alt ist das Tier denn? Ich habe hier ganz wunderbare Sattel f?r Jungpferde, aus bestem Leder gearbeitet; oder diese hier, damit wird ein pr?chtiges Ross erst vollkommen,? und er zeigte ihr ?ber ein Dutzend verschiedener Reitsitze, doch nach dem Alter ihres Pferdes gefragt brachte Mara nur ein gestammeltes ?Das... das wei? ich leider nicht? hervor. ?Aber es ist ungef?hr so gro?,? sie hielt die Hand ein wenig ?ber ihren Kopf. Der alte Kr?mer sah sie noch einen Moment lang zweifelnd an, dann griff er nach einem der kleinsten Sattel und hielt ihn ihr hin. ?Der hier ist f?r ein ganz junges Tier, so zwischen vier und f?nf Jahre alt... der m?sste passen.? Mara versuchte abzusch?tzen ob der Sattel zu ihrem Pony passen w?rde, aber da es ihr einfach nicht gelingen wollte nickte sie z?gerlich. Der Verk?ufer w?rde sich schon auskennen...

?Das macht dann alles in allem dreizehn Silberst?cke und vierzig Heller,? verk?ndete der Alte, und h?tte Mara ein wenig mehr Menschenkenntnis besessen, oder h?tte sie sich besser mit den Preisen ausgekannt, dann h?tte sie sicherlich bemerkt dass die geforderte Summe der reinste Wucher war. So jedoch griff sie arglos in den Beutel den sie in ihrer Tasche hatte, fischte nacheinander vierzehn blinkende Silberst?cke heraus und reichte sie den gierigen H?nden des Verk?ufers. Der Alte z?hlte kurz nach, lie? das Geld dann hastig in seiner Sch?rze verschwinden und gab Mara einige Kupferst?cke als Wechselgeld.

W?hrend hinter ihr der seltsam gekleidete Fremde ein Buch auf den Tresen legte und es bezahlte, gelang es Mara irgendwie, auf den Sattel sowohl den Mantel und das Hemd, als auch die Hose und das Paar Schuhe aufzuh?ufen, ohne dass der kleine Turm gekippt w?re. Bem?ht die Schwankungen ihrer Schritte irgendwie auszugleichen erreichte sie die T?r des Ladens; und nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihr auch sie mit dem Fu? aufzusto?en.

Sofort blies ihr ein eiskalter Wind entgegen und zerrte an dem bereits bedrohlich schwankenden Turm, ?ber den Mara ohnehin kaum hinwegsehen konnte. So war das rotblonde M?dchen auch noch kaum ?ber die Schwelle getreten, als der Wind hinter ihr die T?r auch schon wieder knallend ins Schloss warf; sodass das Ger?usch sicherlich noch zwei Stra?en weiter zu h?ren war. Mit einem gestammelten ?Entschuldigung...? auf den Lippen machte sie sich anschlie?end daran die wenigen Treppenstufen hinabzusteigen. Und es w?re ihr vermutlich auch gelungen, w?re nicht in just diesem Moment eine besonders starke Windb?e herangefegt, die den gesamten Turm in Maras H?nden zum Kippen brachte, und daf?r sorgte dass die H?lfte zu Boden fiel. Zu allem ?berfluss wollte Mara noch in einer unbewussten Reaktion versuchen die Kleider aufzufangen, und so kam es dass sie auf den matschigen Stufen auch noch ausrutsche und das letzte St?ck der Treppe polternd hinabfiel.

Zwar d?mpfte der allgegenw?rtige Schnee ihren Sturz, dennoch blieb sie mit aufgesch?rften Ellbogen und feurigen Tr?nen in den Augen einige Herzschl?ge lang der L?nge nach ausgestreckt liegen. Sie f?hlte sich hilflos... verloren..., und das nicht nur wegen des Sturzes.

Schniefend stemmte sie sich auf die Knie, klopfte sich den ?rgsten Schnee von den Kleidern, und wollte gerade aufstehen, als sie eine Hand auf der Schulter versp?rte.
?Geht es dir gut, mein Kind??
Mara sah ?berrascht auf und erblickte den Mann, dem sie im Laden kurz begegnet war. Seine warmen, offenen Augen sahen besorgt auf sie herab, und f?r einen Moment ? einen winzigen, wundersch?nen Moment nur - glaubte Mara in die Augen ihres Vaters zu sehen, wie er auf sie herabblickte und sich um sie sorgte. Doch der Augenblick verging so schnell wie er gekommen war, und die Realit?t holte sie wieder ein.
?Kannst du aufstehen?? Die Stimme des Fremden war angenehm vollt?nend, und sein warmes L?cheln nahm Mara sofort f?r ihn ein. Hastig beeilte sie sich zu nicken, und nahm die dargebotene Hand des Fremden dankbar an. ?Ja, mir ist... nichts passiert...? brachte sie hervor, als sie schlie?lich wieder auf ihren eigenen zwei Beinen stand und den restlichen Schnee von ihrem zerschlissenen Rock abklopfte.

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?chzend b?ckte sich der ?ltere Mann nach dem Sattel, und auch das paar Schuhe hob er auf und hielt es dem M?dchen hin.
?So... na da hast du ja einen h?bschen Einkauf get?tigt, Kind,? l?chelte er. ?Ah, da f?llt mir doch ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name lautet Esekhiel.?
?Ich... mein Name lautet... Mara,? entgegnete die junge Frau, und nahm den Sattel und die Schuhe an sich.

Ungeschickt versuchte sie abermals alles aufeinander zu stapeln, doch so recht wollte es ihr auch diesmal nicht gelingen, sodass der merkw?rdige Fremde namens Esekhiel schlie?lich anbot ihr etwas abzunehmen und f?r sie zu Tragen.
Sie bedankte sich artig, und ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohntheiten versp?rte sie diesem Mann gegen?ber keinerlei Misstrauen. Es ist fast wie bei Malakai, erkannte sie, nur dass er nicht diesen eiskalten Hauch von Hass und Ablehnung verstr?mt, sondern irgendwie... irgendwie Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt...

Auf dem Weg durch Zorskrygg stellte sich heraus, dass auch Esekhiel im ?Reisesegen? abgestiegen war, zusammen mit seinem j?ngeren Vetter. Erst jetzt fiel Mara auf, dass Esekhiel tats?chlich nur dieses d?nne, braune Leinengewand trug. Auch dass seine F??e in den Sandalen durch den kalten Schnee stapften schien ihn wenig zu k?mmern. Verwundert sprach sie ihn darauf an.
Esekhiel zog erst zweifelnd eine Augenbraue hoch, dann erschien ein ?berraschter Ausdruck auf seinem Gesicht. ?Kind, du wei?t tats?chlich nicht, was ich bin, oder?,? fragte er mit seiner vollt?nenden Stimme, die Mara das Gef?hl gab, etwas ungemein Dummes gesagt zu haben. Hastig senkte sie den Blick, beim Laufen auf den Schnee vor ihren F??en starrend, w?hrend sie den Kopf sch?ttelte.
Der Mann neben ihr gab ein leises, am?siertes Lachen von sich. ?Ich wusste dass es mit dem Glauben hier oben nicht zum Besten steht, doch bislang erkannte man noch ?berall wo ich hinkam einen Priester des Aerisos. Obwohl ich zugeben muss,? f?gte er hinzu, ?dass es lange her ist, seit ich oder mein Vetter oder sonst irgendjemand aus dem Orden so hoch oben im Norden von Sleipgard war.?
?Ich... ich habe noch nie einen Priester gesehen,? stammelte Mara, ?jedenfalls nicht mehr seit ich ein kleines Kind war. Bitte verzeiht wenn ich Euch nicht sofort erkannt habe!,? sagte sie bittend, fast schon flehendlich. Esekhiel wandte sich ihr zu, und seine Stimme war absolut ernsthaft, als er ihr in die Augen blickte und sagte:
?Wenn du wirklich seit so langer Zeit bei keinem meiner Br?der Trost und Heil gefunden hast, dann ist es an mir, dich um Verzeihung zu bitten.?

Der Weg zur?ck zur Gastst?tte dauerte noch fast eine halbe Stunde, und als Esekhiel anbot ihr etwas ?ber die G?tter und die Geschichte des Glaubens zu erz?hlen, war Mara nat?rlich sofort einverstanden. Also fing der ?ltere Mann an zu erz?hlen, und verfiel dabei in einen eigenartig klingenden Tonfall; fast als w?rde er ein Gedicht vortragen:

?Unsere Welt wurde geschaffen von f?nf G?ttern. Ihre Namen waren Aerisos, Ekhi, Juturna, Shanka-Pan und Kronoss.

Doch Es begab sich eines Tages, dass unter den beiden st?rksten G?ttern ? Aerisos und seinem ?lteren Bruder Kronoss ? ein Streit entbrannte, wer denn nun der M?chtigere von beiden sei. Lange Zeit bek?mpften Aerisos und Kronoss einander, w?hrend die anderen drei G?tter zusahen und den Wettstreit ihrer Br?der nicht verstehen konnten. Schlie?lich war es Kronoss, der mit seinem Schwert Azrador seinen Bruder Aerisos ?berwand und ihn niederwarf.
Doch der Zorn des Gottes war dadurch noch nicht gestillt; siegestrunken und blind vor Hass versuchte Kronoss seinen am Boden liegenden Bruder zu t?ten. Da jedoch schritten die anderen G?tter ein, und sie beschlossen, dass Kronoss f?r seinen Frevel auf ewig aus der himmlischen Feste Alabastra verbannt werden m?ge. Sie schickten ihn hinab in die karge und ?de W?ste, die unsere Welt damals war, und f?r viele ?onen wanderte der Versto?ene allein durch die Welt. Als er der Einsamkeit ?berdr?ssig wurde, riss sich der dunkle Gott zw?lf Haare aus, und nach den Gef?hlen, die ihn beherrschten, gab er ihnen Namen: Hass, Zerst?rung, Chaos, Neid, Habgier, Ma?losigkeit, Eifersucht, Selbstsucht, J?hzorn, Herrschsucht, Grausamkeit und Wollust hie? er sie. Alle zw?lf waren sie seine S?hne, und in seinem Namen brachten sie das Verderben ?ber die Menschen, die die anderen vier G?tter mittlerweile geschaffen hatten.

Oh welch Wunderwerk war der Mensch! Aerisos, der H?chste der G?tter selbst, formte die Menschen nach seinem Willen. Sein Bruder Shanka-Pan erf?llte die leblosen H?llen mit einer Seele, und gab ihnen das Geschenk des Willens. Die hohe Dame Ekhi gab ihre Scheibe und ihren Spiegel, auf dass die Welt Licht haben m?ge, sei es nun Tag oder Nacht. Und Juturna, die ewigjunge G?ttin schlie?lich, hauchte den Menschen das Leben ein und schenkte ihnen das Gras, den Himmel, das Wasser, die B?ume und die Tiere. So waren die ersten Menschen geboren, und lange Zeit waren sie den G?ttern ein wohlgef?lliges Ebenbild. Sie wurden mehr und zahlreicher, und verteilten sich schlie?lich ?ber die ganze Welt. Nie jedoch verga?en sie, den G?ttern welche sie geschaffen hatten, zu huldigen und nach ihrem Worte zu leben.

Dann jedoch kamen die Zw?lf, kamen die Tardukai, und mit ihnen kam das Verderben. Die S?hne des dunklen Gottes pflanzten das ?bel in die Herzen der Menschen, und Kronoss selbst gab ihnen schlie?lich sein ?Geschenk?: Das Verlangen, einander zu t?ten.

So ward die Sch?pfung verunreinigt, und die Menschen trugen nicht l?nger nur das G?ttliche in sich. Denn nun erhob der Bruder gegen den Bruder seine Hand, wie einst Kronoss gegen seinen Bruder Aerisos. Niemand wei? wirklich was geschah, als die G?tter die Taten ihres versto?enen Bruders und seiner Kinder bemerkten; doch die Menschen leben seither so wie sie es heute tun: Zur H?lfte aus der G?ttlichkeit Alabastras, zur H?lfte aus der Verderbtheit der H?lle geschaffen, wandeln wir stets auf jenem Pfad zwischen den beiden Rufen, die in unserem Herz erklingen; und welchem Ruf wir nachfolgen, liegt letztendlich nur an uns...?

Esekhiel erz?hlte, w?hrend des Gehens auf seinen Wanderstab gest?tzt, noch fast eine halbe Stunde lang, und Mara h?rte ihm so gebannt zu, dass sie sogar die K?lte und den eisigen Wind um sie herum v?llig verga?. Der ?ltere Mann erz?hlte von den G?ttern, vom Glauben ? und davon wie das vergessene Reich fr?her einmal gewesen war, zu einer Zeit noch vor ihrer Geburt:

?Es ist wohl schon um die dreiundzwanzig Jahre her, da war dieses Land hier ein bl?hendes K?nigreich,? hob er an, ?regiert von einem der weisesten und st?rksten K?nige die es je erleben durfte. Sein Name war Beowulf, Sohn des Fredegar, und er war der M?chtigste unter den vier K?nigen. Nun, eigentlich K?niginnen, denn die Herrscher der anderen drei Reiche waren damals, so wie heute: K?nigin Elleiira von Vandrien, K?nigin Armalia von Korsilien, und K?nigin Mikako von Bakkanaii; doch von ihnen sp?ter mehr...? Sein Blick heftete sich auf den Horizont, und Mara konnte nur erahnen was Esekhiel dort sah. Als er weitersprach war seine Stimme eine Nuance dunkler geworden:
?Ich war damals einer der Sch?ler des Erzbischofs, darum war ich am Hofe des K?nigs als... die Dunkelheit ?ber das Land hereinbrach. Niemand wei? heute wirklich noch was geschehen ist, aber ich werde dir erz?hlen wie man es mir sp?ter zutrug: K?nig Beowulf war in seiner Jugend ein Abenteurer, und lange Zeit sah es so aus als w?rde aus ihm nie ein guter Herrscher werden. Er war jung und hitzk?pfig; so hitzk?pfig dass er in Vandrien sogar von seiner eigenen k?niglichen Cousine dazu verurteilt wurde, das gigantische Labyrinth unter der Stadt Harben durchqueren zu m?ssen; ein Unterfangen das seit den Zeiten des grausamen Tyrannen Hieronymus II. nicht mehr in Angriff genommen worden war. Dennoch ?berlebte Prinz Beowulf die Katakomben, und mit ihm die Frau die zu demselben Schicksal verurteilt worden war, und die er sp?ter zum Weibe nahm: Demona, die Tochter des Tyrannen... Doch ich schweife ab: Mit den Jahren wandelte er sich, und als es sich begab dass sein Vater Fredegar einem Siechtum erlag, da war Beowulf reif genug um die Last der Krone auf seinem Haupt zu tragen. Lange Jahre regierte er sein Reich weise und umsichtig, und f?hrte es zu einem Wohlstand der selbst in den Nachbarreichen unerreicht blieb.

Eines Nachts dann, in nur wenigen Stunden, endete das alles. Unbekannte Soldaten tauchten auf und verw?steten den Thronberg; Feuer regnete vom Himmel in jener Nacht, und man sagt dass es die Ritter vom Orden des Kronoss waren ? unheilige, verblendete Schl?chter ? die in den Palast des K?nigs eindrangen und den Herrscher, sein Weib und seinen neugeborenen Sohn t?teten. Fast jeder im Schlo? wurde erschlagen, und auch mein Leben h?tte damals wohl ein Ende gefunden, h?tten nicht einige beherzte Ritter und Adlige eine handvoll ?berlebender nach drau?en gef?hrt.?

Mara konnte deutlich den Schmerz h?ren, der aus der Stimme des Priesters sprach w?hrend er erz?hlte, und sie konnte nur erahnen wie schrecklich jene Nacht gewesen war, die ?ber das Schicksal eines K?nigreiches entschieden hatte.

?Ohne K?nig, ohne Hofstaat und ohne Erben st?rzte das Land ins Chaos... schreckliche Kreaturen tauchten ?berall auf und verbreiteten Angst und Schrecken, und was einst das bl?hende Reich Sleipgard, das m?chtige Nordreich gewesen war, wurde alsbald in den anderen K?nigreichen hinter vorgehaltener Hand nur noch ?Das vergessene Reich? genannt.


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Ich schlug mich mit meinem dreij?hrigen Vetter bis nach Vandrien durch... mein Kirchenornat verschaffte uns dort schnelle Aufnahme. Meine Tante und ihr Mann jedoch schafften es nicht... sie starben bei dem gro?en Feuer auf dem Thronberg. Ich verlor damals zum zweiten Mal meine Familie, wie auch der kleine Junge, f?r den ich fortan sorgte.? Schwer sog der ?ltere Mann die Luft ein, und lief eine Zeit lang schweigend neben Mara her. Als die Stille schlie?lich gar zu bedr?ckend wurde, entfuhr dem M?dchen eine Frage.
?Haben denn... die anderen Reiche nichts getan um den Menschen hier zu helfen??

Esekhiel wandte sich ihr zu, und seine g?tigen braunen Augen blickten sie direkt an, als er antwortete: ?Doch... doch, das haben sie. Sie nahmen Fl?chtlinge auf... solche wie mich und meinen Vetter. Oft wurden Versuche unternommen, Recht und Gesetz in Sleipgard wiederherzustellen, doch du musst wissen: Im S?den sind die Zust?nde anders als hier oben; an dem Ort wo die Grenze von Sleipgard auf die Grenzen von Vandrien und Bakkanaii trifft, ist das B?se sehr stark. Dort unten sind ?berall Chekrin, und die Grenzpatrouillen der Reiche habe ihre Liebe Not die unheiligen Kreaturen daran zu hindern die Ruinen des Himmlischen Tors zu passieren.?

Erschrocken fasste ihn Mara am ?rmel. ?Heisst das... heisst das Rand?al?tor...??
M?de nickte der ?ltere. ?Die Stadt, so wie sie einmal war, existiert nicht mehr. Die Chekrin haben sie dem Erdboden gleichgemacht, und nicht einen der Bewohner am Leben gelassen; vor Jahren schon. Selbst von den m?chtigen S?ulen des Angbar, vom Triplatz der Reichsbegegnung, und dem Wehrtempel der Lysistra stehen nicht einmal mehr die Grundmauern. Wenn mein junger Vetter nicht zu den ?berragendsten Schwertk?mpfern unseres Ordens z?hlen w?rde, dann h?tten wir sicherlich den Weg hierher nicht ?berlebt... Aber, du solltest dir von einem alten Mann wie mir keine solch d?steren Geschichten erz?hlen lassen... schau, wir sind schon an der Herberge!?

Und tats?chlich waren die beiden mittlerweile bereits vor dem gro?en Haus angekommen. Esekhiel bot Mara dann auch noch an, ihr beim Anlegen des Sattels zu helfen, da das junge M?dchen so etwas noch nie getan hatte. Dankend nahm sie das Angebot an, und so suchten sie gemeinsam den Pferdestall auf, der ein wenig versetzt hinter dem Haupthaus angebaut war. Einer der Pferdeknechte zeigte ihnen dann den Weg zu Maras jungem Pferd. W?hrend die beiden, in ein angeregtes Gespr?ch vertieft, von Box zu Box schritten, kam ihnen ein hochgewachsener junger Mann entgegen, der einen wei?en ?berwurf, ein silbernes Kettenhemd und wei?e Stiefel trug. Sein Haar war r?tlich, und obwohl er h?chstens sechsundzwanzig Jahre alt sein konnte war sein Gesicht von einem dichten, r?tlichen Bart umgeben. Auf seinem ?berwurf war ein goldener Pfeil aufgen?ht, an seiner Seite baumelte ein m?chtiges Schwert.
Genau so stellte sich Mara nach Esekhiels Erz?hlung den alten K?nig Beowulf vor: majest?tisch und erhaben, aber dennoch offen und sympathisch. Erfreut l?chelnd trat der junge Mann auf sie zu, deutete vor der jungen Frau eine Verneigung an, und schenkte der v?llig ?berraschten Mara ein warmes, aufrichtiges L?cheln. Dann wandte er sich ihrem Begleiter zu. ?Ah, da bist du ja, Vetter. Ich wollte schon losgehen um nachzusehen wo du bleibst. Du schuldest mir noch immer eine Revanche im Daban-Spiel!?
Esekhiel lachte. ?Sp?ter, wenn es dir recht ist.? Er nickte dann und wandte sich der jungen Frau zu. ?Das hier ist Mara. Ich habe sie eben kennen gelernt, und wir sind ein wenig ins Plaudern verfallen.? Der Alte schmunzelte, w?hrend Mara unter dem Blick des fremden jungen Mannes err?tend die Augen senkte. Dieser Mann war etwas besonderes, das sp?rte sie sofort. Und da war dieses seltsame Gef?hl in ihr... ihr wurde pl?tzlich sehr warm.

?Nun, wie gesagt, das hier ist Mara, und der fesche junge Mann dort ist ein Pfeil des Lichts ? mein Vetter Gabriel.?

* * *

Unter der kundigen Anleitung des jungen Kriegers war der Sattel dem Pony schnell angelegt, und zu Maras Erleichterung passte er wie angegossen. Zumindest w?rde ihr Hintern nicht mehr so schmerzen wenn sie ritt... es stellte sich nur die Frage wohin sie reiten sollte. Denn wenn Rand?al?tor nicht mehr existierte, dann w?rde sie wohl auch ihren Onkel dort nicht mehr vorfinden...

Gabriel war ein au?ergew?hnlicher Mann, das fiel ihr schon nach sehr kurzer Zeit auf. Ihn umgab eine Aura der Freundlichkeit und der W?rme; mit Glauben und Zuversicht in den gutm?tigen Augen. Das M?dchen mochte ihn von Anfang an, fast noch mehr als sie den alten Priester in ihr Herz geschlossen hatte.

Als sie das Pferd wieder abgesattelt und Gabriel ihr gezeigt hatte wie man ein so junges Tier striegeln und pflegen musste, war es bereits sp?ter Nachmittag. Mit knurrenden M?gen beschlossen die drei, im Gasthaus ein Abendbrot zu sich zu nehmen, wobei Mara erstmals daran erinnert wurde dass sie Malakai fast v?llig vergessen hatte. Ob er bereits weitergereist war und sie allein zur?ckgelassen hatte? Er schien nicht sehr begeistert davon zu sein auf sie aufpassen zu m?ssen, und sicherlich h?tte es ihm nichts ausgemacht sie zur?ckzulassen... doch tief in ihrem Innern wusste die junge Frau, dass es Malakais Vorstellungen von Ehre widersprochen h?tte so zu handeln... Bis auf den Sattel, den sie im Stall zur?ckgelassen hatten, trug Mara nun ihre ganzen Eink?ufe selbst, obwohl ihre beiden Begleiter eigentlich darauf bestanden hatten ihr zumindest einen Teil abzunehmen. Daher trat sie auch als letzte in den Schankraum des Gasthauses ? und w?re um ein Haar mit dem abrupt stehen gebliebenen Aerisos-Priester vor ihr zusammengesto?en.

?Was ist denn-? hob sie an, doch dann bemerkte sie dass auch Gabriel wie versteinert dastand. Die Blicke der beiden Geistlichen waren fest auf eine Gestalt gerichtet, die am Tresen stand und den drei Neuank?mmlingen den R?cken zuwandte. Doch auch so erkannte Mara an der pechschwarzen Kettenr?stung und den schlohwei?en Haaren, auf wem die Blicke ihrer beiden neuen Freunde ruhten. ?Malakai...? fl?sterte sie leise. Und als h?tte er ihre Stimme geh?rt, wandte sich der schwarze Krieger in eben diesem Moment langsam um und heftete seine Augen auf die Eingangst?r. Mara und Esekhiel schien er gar nicht zu bemerken; sein Blick bohrte sich einzig und allein in den von Gabriel, und der rothaarige Pfeil des Lichts erwiderte den Blick ohne auch nur ein einziges Mal zu Blinzeln.

Es wurde schlagartig stockstill im Schankraum, die wenigen anwesenden G?ste erhoben sich gr??tenteils und wichen auf Tische zur?ck die nahe an den W?nden standen. In der Luft lag pl?tzlich etwas ungemein Knisterndes; und bewusst oder nicht, jeder versuchte m?glichst viel Distanz zwischen sich und die beiden jungen Kerle zu bringen. Der Wirt, bereits unz?hlige Male Zeuge von ?blen Raufereien in seiner Taverne gewesen, brabbelte etwas Beschwichtigendes, doch niemand h?rte ihm zu.

Mit gemessen Schritten trat Gabriel ein wenig weiter in den Raum hinein, blieb dann stehen, und sagte, mit glasklarer, durchdringender Stimme an Malakai gewandt: ?Ich bin Gabriel. Ich bin ein Pfeil des Lichts; und Ihr seid der f?r den ich Euch halte, nicht wahr? Ihr k?nnt es nicht vor mir verbergen.?
Auch Malakai trat einige Schritte vor und baute sich dann vor seinem nur wenige Zentimeter gr??eren und nur unwesentlich ?lteren Gegen?ber auf.
?Es interessiert mich nicht wer Ihr seid. Geht und lebt ? oder k?mpft und sterbt.?

Unbeirrt erwiderte der Pfeil der Lichts seinen eiskalten Blick. ?Also seid Ihr es wirklich... Ihr seid Malakai, der letzte Ritter des Kronoss... heute findet also mein Schwur sein Ende... verteidigt Euch, Ketzer!? Mit diesen Worten glitt Gabriels Rechte zu dem Schwert an seiner Seite, und mit einem eleganten Halbkreis lie? er es aus der Scheide springen. Bunte Lichter, Reflektionen des Lichtes, tanzten auf der silbernen Klinge des Langschwertes, als er es in einer anmutigen Bewegung in beide H?nde nahm und sich einen sicheren Stand suchte.
Malakai nickte leicht, dann zog auch er sein Schwert. Anders als bei Gabriel schien die rabenschwarze Klinge des leicht gebogenen Schwertes das Licht jedoch nicht zu spiegeln, sondern es vielmehr in sich aufzusaugen, wie ein durstiger Schwamm eine nasse Pf?tze aufsaugt.

Hastig schl?pfte Mara an dem alten Aerisos-Priester vorbei, und stand v?llig hilflos in dem Schankraum. Sie verstand nicht was vor sich ging, sie hatte keine Ahnung warum die beiden jungen M?nner ihre Waffen gezogen hatten.
?Ihr... Ihr m?sst einschreiten!,? sagte sie in flehendem Tonfall an Esekhiel gewandt. Doch der ?ltere Mann schenkte ihr keine Beachtung; seine Augen waren starr auf Malakai fixiert, und f?r einen kurzen Moment glaubte das M?dchen, so etwas wie ein Wiedererkennen in den Augen des alten Priesters zu entdecken. Doch die Ereignisse, die folgten, lie?en ihr gar nicht die Zeit um sich dar?ber zu wundern: Mit einem Schrei auf den Lippen st?rmte Gabriel vorw?rts, das Schwert im Anschlag. Malakai erwartete ihn reglos, erhob seine Klinge erst im allerletzten Moment, doch anstatt auszuweichen schmetterte der Kronossritter sein eigenes Schwert mit aller Kraft gegen Gabriels Langschwert. Ein ohrenbet?ubendes Kreischen von Metall auf Metall ert?nte, Funken stoben davon, und sowohl der Pfeil des Lichts als auch der Ritter des Kronoss taumelten einige Schritte zur?ck.
Nach diesem ersten, heftigen Zusammensto? wurden die Kontrahenten vorsichtiger, sie umkreisten einander und lauerten auf eine L?cke in der Aufmerksamkeit des jeweils Anderen. Keiner von beiden sagte ein Wort, und auch das halbe Dutzend anderer G?ste hielt den Atem an. Der Wirt und seine Frau hatten sich durch eine Hintert?r zur?ckgezogen und beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung.

Nachdem sie sich einige Male umkreist hatten war es abermals Gabriel, der als Erster angriff. Mit einem schnellen Ausfallschritt zielte er auf das Herz seines Gegen?bers. Der Kronossritter jedoch unterlief den Stich, wandte sich zur Seite und versuchte seinerseits einen Hieb nach den Beinen des Gegners. Mit einem tollk?hnen Sprung zur?ck kam Gabriel auf einem der Schanktische zum Stehen und musste sich sofort weiteren Schl?gen Malakais erwehren. Ein m?chtiger, senkrecht gef?hrter Hieb brach den Tisch unter ihm splitternd in zwei St?cke, und Gabriel konnte sich gerade noch mit einem Satz in Sicherheit bringen, um nicht mitsamt den Tr?mmern zu Boden zu gehen. Ein ungl?ubiges Raunen lief durch die Anwesenden, als sie mitansahen wie das rabenschwarze Schwert des Kronossritters den Tisch mit einem einzigen Schlag zerteilte.
Gabriel landete, mehr oder minder geschickt, einige Schritte von Malakai entfernt. Trotz der schweren Kettenr?stung, die er trug, gelang es ihm irgendwie sich ?ber die Schulter abzurollen und wieder in Verteidigungsstellung zu gehen, ehe der wei?haarige Kronossritter nachsetzen konnte. Dann jedoch war Malakai heran, und die beiden Krieger lieferten sich ein gnadenloses Duell. Blanker Stahl prallte mit irrwitziger Geschwindigkeit aufeinander, und mehr als einer der Zuschauer sollte noch in Jahren von diesem unglaublichen Kampfe erz?hlen!
Gabriel hielt sich recht gut gegen Malakais harte, schnelle Streiche, doch nach ?ber einer Viertelstunde des Kampfes begannen seine Kr?fte sichtlich zu erlahmen. Immer h?ufiger parierte der Pfeil des Lichtes einen Schlag nicht, sondern versuchte ihm auszuweichen. Gleichzeitig trieb Malakai, der noch immer keinerlei Zeichen von Erm?dung zeigte, seinen Gegner immer weiter vor sich her, bis Gabriel schlie?lich mit dem R?cken zur Wand stand, und auf beiden Seiten von Tischen flankiert wurde.

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Es dauerte nur wenige Herzschl?ge lang, ehe Malakai eine gekonnte Drehung mit dem Schwert vollf?hrte ? und Gabriels silberne Klinge in hohem Bogen davonflog, um sich irgendwo unerreichbar weit hinter den beiden Kontrahenten in die Holzdielen zu bohren, wo es zitternd zur Ruhe kam. Entwaffnet, aber dennoch stolz und mit hoch erhobenem Kopf stand der Pfeil des Lichtes da und blickte dem Kronossritter ohne Anzeichen von Furcht entgegen.
Langsam richtete Malakai sein Schwert auf die Brust des Gegners, in H?he des Herzens. Dieser Teil wurde zwar von dem silbernen Kettenhemd gesch?tzt, doch keiner der Anwesenden zweifelte daran, dass ein Mann, der ?ber solche Kr?fte verf?gte wie Malakai sie gezeigt hatte, auch in der Lage war eine solche Ringr?stung zu durchsto?en.

?Wieviele?? fragte Malakai fl?sternd, ?Wieviele meiner Ordensbr?der hast du get?tet?? Weder Hass noch sonst irgendeine Emotion lagen in seiner Stimme; ja, nicht einmal sein Atem ging schneller als f?r gew?hnlich.
?Neun,? sagte Gabriel, ? Und der letzte war Euer Gro?meister, Bernard. Du bist der Letzte aus deinem Orden, und mit dir endet euer Verrat. Daran wird auch mein Tod nichts mehr ?ndern.?

?Ich verstehe. Dann sind die Tausend nahe,? war alles was Malakai erwiderte. Dann holte er mit dem Schwert weit aus. Gabriel atmete tief ein, fixierte seinen Blick auf einen imagin?ren Punkt irgendwo hinter dem Kronossritter. Und dann ging alles sehr schnell.

* * *

Malakais Schwert zuckte nach vorne und schoss unbeirrt auf sein Ziel zu, doch ein l?ngliches braunes Etwas fuhr von unten herauf und lenkte die Klinge ab. Anstatt sich in Gabriels Herz zu bohren, verfehlte das Schwert sein Ziel und streifte den Hals des jungen Mannes.
Malakais eisiger Blick wanderte von dem Stab, der seine Klinge abgelenkt hatte, hin?ber zu dem Alten Mann, in dessen H?nden er sich befand. W?hrend der Pfeil des Lichts mit gegen die Wunde gepressten H?nden allm?hlich an der Wand darniedersank, schritt der Kronossritter bedrohlich auf den ?lteren in der Priesterrobe zu.
?Im Namen der G?tter,? keuchte der Alte, ?kehre um von deinem blasphemischen Weg, ehe deine Seele f?r immer verloren ist! Die G?tter halten selbst f?r einen Gefallenen wie dich ihre Vergebung bereit!?
Ein abf?lliges L?cheln huschte ?ber Malakais ebenm??iges Gesicht. ?Wenn jemand hier zu den G?ttern beten sollte, Alter Mann, dann bist du das, denn du wirst ihnen in K?rze gegen?bertreten.? Drohend erhob er seine schwarze Klinge und kam n?her und n?her ? bis pl?tzlich eine rotblonde junge Frau hinter dem Priester hervortrat und sich erst z?gerlich, dann jedoch sehr bestimmt zwischen die beiden stellte.
?Bitte... bi-bitte... nicht...? brachte Mara hervor, und ihre Worte, obgleich nur gestammelt, brachten den wei?haarigen Kronossritter tats?chlich dazu innezuhalten.
Sie hatte Angst, wahnsinnige Angst sogar. Malakai war unberechenbar, er war gef?hrlich, und was sie in seinen Augen glitzern sah, waren reiner Hass und pure Mordlust. Und trotzdem, trotz der riesigen Furcht war da eine Stimme in ihr, die ihr sagte dass sie das Richtige tat, dass jedes Leben kostbar war, und das der beiden Geistlichen ganz besonders.

Keiner der anderen M?nner in dem Raum wagte es auch nur sich zu bewegen, einzig Mara stellte sich zwischen den unheimlichen Krieger in Schwarz und den Alten Mann. Malakai k?mpfte deutlich sichtbar mit sich selbst; eben packte er noch das Schwert fester, dann lie? er es wieder ein St?ck sinken; nie jedoch wandte er seinen Blick von Mara ab. Schlie?lich, nach einer schweigenden Ewigkeit wie es schien, steckte er sein Schwert in die Scheide, stie? Mara unsanft beiseite und packte den Alten an seiner Kutte.
?Dieses M?dchen hier wei? nichts ?ber deine G?tter, und trotzdem hat sie mehr Mut als ein halbes Dutzend sogenannter M?nner, die jeden Morgen zu Shanka-Pan beten. F?r dieses Mal hat sie dein Leben gerettet ? doch solltest du dich je wieder in meinen Weg stellen, wirst du erfahren wie ein schmerzvoller Tod sich anf?hlt, alter Mann.? Mit diesen Worten lie? der Kronossritter die Kutte des Priesters los und stie? ihn angewidert von sich. Ohne sich noch einmal umzusehen lief er mit gemessenen Schritten zum Ausgang und verlie? das Gasthaus.

* * *

Kaum war er von Malakais unbarmherzigem Griff befreit, da st?rzte Esekhiel auch schon zu dem am Boden liegenden Pfeil des Lichts. Mittlerweile hatte sich eine gro?e Blutlache am Boden gebildet, und allem Anschein nach hatte der junge Mann das Bewusstsein verloren. Hastig zog der Priester aus einer Tasche seiner Kutte einige lange, saubere Stoffstreifen hervor, und begann mit fliegenden Fingern die Wunde zu verbinden. Auf Mara achtete er in seiner Sorge um den Vetter gar nicht mehr ? sonst h?tte er wohl bemerkt, dass das rotblonde M?dchen mit den schulterlangen Haaren nicht mehr da war.

* * *

Als Malakai langsam in s?dlicher Richtung aus der Stadt ritt, ging es bereits auf den Abend zu. In seinem Kopf kreisten die unlogischsten Gedanken umeinander; er war erf?llt von Fragen, doch eine einzige war ?berm?chtiger als alle anderen: Warum?! Meister Bernard h?tte ihn f?r diese Schw?che sicherlich halbtot gepr?gelt, und er h?tte Recht gehabt: Einen Feind am Leben zu lassen war dumm, war gef?hrlich, und im schlimmsten Falle sogar t?dlich. Warum also? Er wusste keine Antwort darauf, und irgendwie hatte er auch das Gef?hl dass sie ihm gar nicht gefallen h?tte.
Als er dann das schnelle Hufgetrappel eines Ponys oder sehr kleines Pferdes hinter sich vernahm, brauchte er sich nicht erst umzuwenden um zu wissen wer da gerade zu ihm aufschloss, und hinter ihm herritt. Doch das h?mmernde ?Warum?!? in seinem Kopf wurde noch eine Nuance dr?ngender...

* * *

Die Barden und Geschichtenerz?hler sp?terer Generationen sollten auf diesen Tag zur?ckblicken, und sagen: ?Ja, an diesem Tag wurde die Zukunft geboren?.
Weder Malakai, noch Mara oder sonst irgendjemand ahnte das freilich. Genausowenig wie die Beiden ahnten, dass keiner von ihnen zu Lebzeiten jemals wieder so hoch in den Norden des Vergessenen Reiches Sleipgard kommen sollte...


ENDE von Episode 4

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5 - Im Wald der Zeit


?In unser?n Wald er kommt, kommt er in unser?n Wald? Und Einlass in unser Reich wir sollen ihm gew?hren, gew?hren sollen den Einlass wir ihm??, fragte das kleine M?nnchen, und der Rabe der ihm gegen?bersa? legte den Kopf schief und kr?chzte best?tigend.
?Aber gef?hrlich... hm jaja, hm gef?hrlich ist er, ist gef?hrlich er aber. Viel st?rker als ein Mensch er ist, und gr??er noch sein Hass, hm hm hm wird lohnen sich f?r uns es denn? Denn wir, Puck, nur selten holen jemand in unser Reich, jemand selten nur holen, hm, und auch dann nur solche die es wollen, m?ssen wollen es solche, hm hm. Gegen seinen Willen zu holen ihn, hm... das nicht einfach wird... "
Der Rabe starrte ihn nur aus eiskalten Augen an, wie ein Habicht eine Maus anstarrt kurz bevor er auf sie harbst?rzt, und nach einigen Sekunden nickte das M?nnchen und verneigte sich. "Puck tun wird was wir k?nnen, hm ja, was k?nnen werden wir..."

* * *

Er hatte sie noch nicht gefragt. Vielleicht war es ihm auch einfach gleichg?ltig, doch Mara hatte den Eindruck dass Malakai sich irgendwie... ver?ndert hatte, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Beil?ufig kam ihr der Gedanke, dass das in einem anderen Leben gewesen sein musste; und wenn sie genauer dar?ber nachdachte, dann war es das wohl auch.
Dabei war sie erst einige Tage bei ihm, bei diesem wei?haarigen.. wie hatte Gabriel ihn genannt? F?r einen Moment klang die wohlt?nende Stimme des b?rtigen jungen Mannes noch einmal in ihren Ohren: Also seid Ihr es wirklich... Ihr seid Malakai, der letzte Ritter des Kronoss...

"Ritter des Kronoss..." Der Begriff hallte in ihrem Kopf nach, und der Klang, den die Worte hatten, gefiel ihr gar nicht. Denn Esekhiel, der Priester des Aerisos, hatte ihr ja von den Grausamkeiten und Verbrechen des gefallenen Gottes Kronoss berichtet, und ein Ritter dieses Gottes... je weiter sie den Gedanken verfolgte, desto weniger behagte er ihr. Seufzend schob sie all das von sich, und versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren, durch die sie ritten.
Nach ihrer aufsehenerregenden "Abreise" aus Zorskrygg waren sie zun?chst eine halbe Stunde ?ber offenes Gel?nde gereist, den Windungen einer verschneiten Stra?e folgend. Die junge Frau hatte zwar nicht die geringste Ahnung was in dieser Richtung lag, aber nach dem Stand der Ekhi-Scheibe zu urteilen ritten sie gen S?den. Sp?ter waren sie dann wieder in eine bewaldete Gegend gekommen; ja, der Wald in diesem Gebiet schien sich geradezu endlos hinzuziehen, wie Mara staunend feststellte. Wie ein Teppich aus gr?n und wei?... wundersch?n, dachte sie, und f?r ein paar Stunden an diesem Tag verga? sie tats?chlich all ihre Sorgen und alles was sie bedr?ckte. So, dachte sie ?berzeugt, m?sste man sich immer f?hlen k?nnen...

* * *

"Lass mich... Vetter, lass mich, es geht mit gut..." Gabriels Stimme klang schwach, und sie war seltsam kratzig, was wohl an dem langen blutigen Schnitt an der linken Seite seines Halses liegen mochte. Dennoch stie? der Pfeil des Lichtes die hilfreich dargebotene Hand seines Vetters beiseite und k?mpfte sich m?hsam auf die Beine. Trotzigen Blickes und auf wackligen Knien stand er schlie?lich zu voller Gr??e aufgerichtet da; mit der Linken an die Wand gest?tzt, mit der Rechten den provisorischen Verband betastend, den der Priester ihm angelegt hatte.
"Bist du verletzt, Vetter?"
Esekhiel sch?ttelte mit sorgengetr?btem Blick den Kopf.
"Nein, es geht mir gut... aber Mara ist verschwunden."
"Du meinst, er hat sie mitgenommen?" Doch der Priester sch?ttelte nur den Kopf. Nein... nein, das denke ich nicht. Ich glaube sie ist freiwillig mitgegangen..." Ein kurzes, nachdenkliches Schweigen machte sich breit.

"Er ist stark... unglaublich stark... Was denkst du, Vetter... warum hat er uns am Leben gelassen? Er h?tte ohne Probleme diese ganze Stadt erschlagen k?nnen."
"Ich wei? es nicht," seufzte Esekhiel. "Wie es aussieht hat das M?dchen uns gerettet. Es scheint dass sie einen gewissen Einfluss auf diesen Malakai hat. Aber..."
"Ein Kronossritter der Mitleid zeigt und einen unterlegenen Feind nicht t?tet... ha... dieses Reich hier ist wahrlich ein Ort der ?berraschungen...", unterbrach Gabriel mit auf die Wunde gepressten Fingern seinen Vetter, sah ihn dann schuldbewusst an und murmelte
"Entschuldige... was wolltest du noch sagen?"
Der Aerisos-Priester blickte ihn einen Moment lang unschl?ssig an. "Ist dir nichts an ihm aufgefallen? Kam er dir nicht irgendwie... bekannt vor, dieser Malakai?"
"Nein, warum sollte er? Aber er ist der letzte Kronossritter, und solange er lebt kann ich weder meinen Schwur erf?llen, noch zu Leandra zur?ckkehren..."
"Dann hast du ein Problem, Gabriel, denn du kannst ihn nicht t?ten... du bist vielleicht zu jung um dich zu erinnern, aber ich glaube... ich bin mir fast sicher... dass dieser Malakai nicht nur der Adorian aus dem heiligen Buch ist, sondern weit mehr...".
Und daraufhin erz?hlte Esekhiel von seiner Vermutung, und auf Gabriels Gesicht machte sich ungl?ubiges Staunen breit...

* * *

Die erste Nacht nach ihrem Aufbruch aus der Stadt verbrachten Malakai und Mara wieder im Freien. Hinter einem umgest?rzten Baumstumpf fanden die beiden einen geeigneten Schutz vor Wind und Schnee, auch wenn sie dicht zusammenr?cken mussten um beide im Windschatten Platz zu haben. Mehrmals hatte der Kronossritter versucht ein Feuer zu entz?nden, doch das feuchte Holz und der eisige Wind machten dieses Vorhaben nachhaltig zunichte. Schlie?lich gab Malakai es auf, kauerte sich an den umgest?rzten Baum und zog seine Reisedecke eng um den K?rper. Aufrecht sitzend, und ohne vorher auch nur eine Einzige seiner Waffen abzulegen, schloss er die Augen, und schon wenig sp?ter vernahm Mara gleichm??ige Atemz?ge. Eng zusammengekauert schlang sie die H?nde um den K?rper. Wenig sp?ter war auch sie eingeschlafen.

* * *

Mara tr?umte. Sie wusste dass es ein Traum war; das allein irritierte sie bereits. Doch mehr noch verwunderte sie, was sie in ihrem Traum sah: Eine gr?ne Ebene, mit H?geln und kleinen Erhebungen, ein sonnendurchflutetes Land in dem Rehe an kleinen B?chen tranken und junges Korn sich sanft im Wind wog. Mara sah das alles von oben. Staunend betrachtete sie den friedvollen Ort, und sie glaubte zu l?cheln. Dann jedoch erschienen die V?gel... pechschwarz waren sie, und die Laute die sie von sich gaben waren b?sartig und furchterregend. Fr?stelnd wandte sie sich von den Tieren ab und lie? ihren Blick weiter schweifen, und ganz weit dort unten entdeckte sie zwei Menschen im hohen Gras liegend. Beide waren unbekleidet, und sie hatten einander so eng umschlungen wie nur Liebende es verm?gen. So sehr Mara sich auch anstrengte, die Gesichter der beiden konnte sie jedoch nicht erkennen, sie schienen sich ihrem Blick entziehen zu wollen, schienen irgendwie zu... zerflie?en wenn sie versuchte ihren Blick darauf zu konzentrieren. Es war ein Bild des Friedens das sich ihr darbot... so lange bis die V?gel die beiden Liebendn erreicht hatten. Die Tiere lie?en sich rund um die beiden Menschen nieder, bildeten einen perfekt symmetrischen Kreis um sie, doch die beiden schienen die Anwesenheit der schwarzen V?gel gar nicht zu bemerken.
Unvermittelt sah Mara etwas helles aufblitzen: Wie aus dem Nichts erschien in der Hand der Frau ein Messer, dessen Klinge in der Ekhi-Scheibe silbrig gl?nzte. Mara wollte etwas tun, wollte rufen, doch kein Ton entrang sich ihrer Kehle; sie wollte hineilen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Fassungslos musste sie mit ansehen, wie die gesichtslose Frau das Messer hob und damit auf den Mann neben ihr einstach. Immer und immer wieder fuhr die Kling herab, gnadenlos, und das gr?ne Gras f?rbte sich rot von Blut. Die V?gel kreischten aufgeregt, aber r?hrten sich dennoch nicht von der Stelle.
Irgendwann - Mara vermochte nicht zu sagen ob es Sekunden, Minuten oder Tage sp?ter war - hielt die Frau schlie?lich inne. Sie war blutverschmiert, auf ihrem ganzen nackten K?rper bildeten kleine Tropfen ein rotes Perlenmeer.
Urpl?tzlich, als h?tte man einen Schleier vor ihren Augen weggezogen, erkannte Mara den am Boden liegenden Mann: Er hatte wei?e Haare, eisblaue Augen, und trotz der grausamen Art auf die er gestorben war, zeigte sein Gesicht ein zufriedenes, ja beinahe schon gl?ckliches L?cheln. Es war Malakai, ohne Zweifel.
Fast schon gegen ihren eigenen Willen glitt Maras Blick von ihm zu der Frau hin?ber, stieg von den Zehenspitzen bis hinauf zu den Z?gen, der blutverschmierten Fratze, die Mara nur allzu gut kannte. Denn es war ihr eigenes Gesicht...

Schreiend fuhr sie hoch, ihr Atem ging sto?weise, und mehrere Sekunden schlug sie panisch um sich. Es dauerte einige Herzschl?ge bis sie begriff wo sie war, und noch l?nger bis ihr keuchender Atem sich wieder beruhigt hatte. Sie war schwei?gebadet, und eine zeitlang sa? sie einfach nur mit den H?nden vor dem Gesicht aufrecht da und rang nach Luft. Malakai neben ihr r?hrte sich nicht, und sein Atem ging so gleichm??ig wie zuvor, doch sie wusste dass er wach war; dass er, auch wenn seine Augen geschlossen waren, jede ihrer Bewegungen wahrnahm. In diesem Moment war sie unschl?ssig, ob sie ihn hassen sollte weil ihr Zustand ihn v?llig unber?hrt lie?, oder ob sie ihm dankbar sein sollte daf?r dass er ihr Zeit f?r sich selbst gab.

Eine Viertelstunde sp?ter hatte sie sich wieder beruhigt, und genoss den angenehm k?hlenden Wind auf ihrer Stirn, der den Schwei? trocknete und ihr ein Gef?hl von Ruhe vermittelte.
Mara sch?tzte dass es noch einige Stunden bis zum Aufgang der Ekhi-Scheibe sein w?rden, doch wegen ihres seltsamen Traumes war sie unschl?ssig ob sie es riskieren wollte nochmals einzuschlafen. Dann jedoch siegten M?digkeit und Vernunft, und der Rest der Nacht verlief dunkel und traumlos f?r sie.

* * *

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Die Beiden liefen und liefen, doch der geheimnisvolle Ort schien nicht n?her zu kommen. F?r jeden Schritt den sie machten, schien das dunkle Land ebenfalls Einen in dieselbe Richtung zu machen.
"Dorthin ihr nicht gelangen k?nnt, k?nnt dort gelangen ihr nicht hin, hm ja, keiner kann gelangen nicht, denn keiner darf. Ist gef?hrlich dort, oh ja, gef?hrlich f?r jeden der dort hingelanget." Pucks Stimme war so fr?hlich und freundlich, und seine Worte machten absolut Sinn. Urpl?tzlich verga? Mara, warum sie ?berhaupt an diesen d?steren Ort wollte. Sie blieb unvermittelt stehen, ihre H?nde l?sten sich von Malakais Arm. Auch der junge Mann hielt kurz inne als er Mara nicht mehr an seiner Seite sp?rte, doch dann fuhr er fort, einen Fu? vor den anderen zu setzen.

Ein tadelndes Seufzen erklang.
"Nein nein nein, ihr dem alten Puck warum glauben wollen nicht, nicht glauben wollen dem Puck? Wir euch sagen, dort vorne ihr sehen wollt es nicht. Warum nicht halten hier, zur?ck zu den anderen mit mir? All die anderen auf uns schon warten, warten auf uns die anderen schon."
Die Worte des kleinen M?nnleins waren einschmeichelnd, sie waren absolut logisch; und es war sicherlich das Vern?nftigste was er tun konnte. Und dennoch h?rte Malakai nicht auf sie. Stur lief er weiter in Richtung der Dunkelheit, obwohl sie niemals wirklich n?herzukommen schien. Mara war l?ngst hinter ihm entschwunden, und er vermisste sie unglaublich. Doch der Ruf war st?rker; der Ruf - und ein Gef?hl von... von Widerstand; Widerstand gegen die Worte des kleinen M?nnleins.
"Nur Leid und Schmerz und Schmerz und Leid, hm ja. Bewahren wir euch vor Leid und Schmerz, vor Angst und Einsamkeit. Warum nicht h?ren ihr auf uns, wollt h?ren nicht, und kehrt zur?ck mit uns, mit uns zur?ck ihr kehrt?"

Erneut sp?rte Malakai das Verlangen den Worten Folge zu leisten, doch gerade als er fast schon so weit war, ballte er die H?nde zu F?usten und marschierte verbissen weiter. Er war nun fest entschlossen sein Ziel zu erreichen, und mit jedem Schritt den er tat, lie? das Gef?hl des Gl?cks in ihm nach. Und obwohl es ihn verwunderte: Ein Teil seiner selbst freute sich ?ber das Abklingen des wohligen Gef?hles...
"Unverbesserlich ihr seid, seid unverbesserlich, und gewarnt der Puck euch hat, der Puck euch hat gewarnt, hm ja, gewarnt er gleich, dass ihr finden werdet nichts was euch gefallen, gefallen euch nicht wird was ihr dort finden. Doch nicht h?rt ihr auf uns, h?ren auf Puck, ja das sein was ihr nicht wollt, so gehen fort und treten gegen?ber dort was erwarten euch allein."
Mit diesen Worten war der kleine Puck, das M?nnlein mit dem viel zu gro?en Strohhut, verschwunden, und Malakai fand sich urpl?tzlich inmitten tr?ber Finsternis wieder.

Die Dunkelheit war allgegenw?rtig; sie bildete einen Nebel, war fast schon greifbar. Ohne zu z?gern trat Malakai in diesen Nebel ein; geleitet von unsichtbaren Kr?ften; gerufen von unsichtbaren M?chten die er nicht verstand.
Er hatte den Nebel noch kaum betreten, als urpl?tzlich auch der letzte Rest Gl?ckseligkeit von ihm abfiel. Eine ungeheure Leere machte sich in ihm breit, und ein wenig f?hlte er sich jeder Emotion beraubt.
Doch auch davon lie? er sich nicht aufhalten; unbeirrt lief er weiter in die einmal eingeschlagene Richtung.

Irgendwann schlie?lich lichtete sich der Nebel, Malakai trat in eine kreisf?rmige freie Zone hinaus, und besah sich staunend was er dort entdeckte.

Hier, im Zentrum der Dunkelheit, war eine Art durchscheinender Kugel aus Licht, doppelt so gro? wie Malakai selbst; und in dieser Kugel bewegte sich ein Schatten. Zuerst hielt er es nur f?r ein Spiel des Lichtes, doch dann bemerkte Malakai dass der Schatten die Umrisse eines Menschen hatte, aber viel viel breiter als ein Mensch war. Langsam trat er auf die Kugel zu, und als der Schatten ihn bemerkte n?herte auch er sich dem Menschen.
Schlie?lich trennten die beiden nur noch wenige Meter voneinander, und Malakai betrachtete staunend das seltsame Bild das sich ihm bot: Die Kreatur dort sah entfernt aus wie ein Mensch, doch ein Mensch ohne Gesicht und ohne Geschlechtsmerkmale. Aus seinem R?cken wuchsen gewaltige Schwingen; und sein ganzer K?rper schien aus purer Schw?rze zu bestehen, die in stetiger Bewegung war; der Vergleich mit nachtschwarzem, flie?enden Wasser dr?ngte sich ihm auf.

Der Schatten streckte eine Hand aus, doch sie kam nur bis zum Rand der schimmernden Kugel. Z?gerlich und sehr langsam hob Malakai den Arm, trat noch einen Schritt n?her heran und legte seine Hand ebenfalls auf die Kugel.
Du bist gekommen, raunte eine Stimme, und es dauerte einige Herzschl?ge lang, ehe Malakai verstand dass er die Worte gar nicht geh?rt hatte, sondern dass sie direkt in seinem Kopf entstanden waren. Seltsamerweise jedoch versp?rte er keine Angst.
"Wer... bist du?" fragte er leise.

Erinnerst du dich nicht?, fragte ihn die Stimme, Ich bin dein Gef?ngnis... du bist das Meine... und zusammen sind wir die Rache.
Rache... Das Wort hallte in Malakais Gedanken nach; er war sich sicher dass er das Wort und seine Bedeutung kannte, und aus irgendeinem Grund wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Rache das war, wof?r er einmal gelebt hatte.

"Wie.. heisst du?"
Manche nennen mich S?tyros, doch ich habe viele Namen... einer davon lautet Malakai, erwiderte der gefl?gelte Schatten. Ich will fort aus diesem Gef?ngnis... und das willst auch du im Grunde deines Herzens. Und obwohl es mir widerstrebt, so erkenne ich doch dass ich allein zu schwach bin. So wie auch du.
"Zu schwach? Was... was meinst du damit, und warum bist du allein zu schwach?"
Der Schatten beugte sich ein wenig vor, so dass auch sein Kopf beinahe den Rand der Kugel ber?hrte.
Ich kann diesen Platz nicht verlassen... zwar bin ich frei von DIR, doch gefesselt an diesen Ort. Ich will von hier entfliehen, und du willst es auch. Das wei? ich, denn wir waren einmal eins, du und ich, und wir m?ssen es wieder werden wenn wir frei sein wollen.

"Eins... mit dir sein? Ich glaube nicht dass ich... dass ich das m?chte," stammelte Malakai widerstrebend und sch?ttelte zaghaft den Kopf.
Willst du lieber bis in alle Ewigkeit in dieser L?ge hier leben?, erwiderte der Schatten, und wie auch zuvor erklang seine Stimme direkt in Malakais Kopf, bar jeden Gef?hls.

"Nein... nein, das will ich nicht," sagte Malakai schlie?lich, "Dieser Ort ist nicht real, die Gef?hle sind nicht echt, und ich... ich glaube ich habe noch eine Aufgabe zu erf?llen, irgendetwas sehr wichtiges."
Der Schatten nickte langsam und gewichtig.
"Aber wie kann ich dich... befreien... und eins mit dir werden?"
Das dunkle Wesen deutete mit der Linken auf einen Gegenstand, der nicht weit entfernt von ihm au?erhalb der Kugel im Boden steckte.
Geh dorthin, und nimm all das wieder an, was dich ausmacht... all das, was du bist. Erst wenn du wieder vollst?ndig bist, werde auch ich meine Kraft zur?ckerlangen. Denn die Bindung, die uns seit der Geburt des Adorian zusammenh?lt, ist noch immer stark und ungebrochen.

Schluckend nickte der junge Mann, l?ste die Hand von der Kugel und lief zu dem Platz den der Schatten ihm gewiesen hatte. Dort steckte tats?chlich etwas im Boden. Es war pechschwarz, und irgendwie so geformt, als ob es genau in eine Hand passen w?rde, wenn diese sich darum schl?sse.
Ein Schwert, raunte es in seinen Gedanken, Hjalmir; dein Schwert... es ist das Symbol f?r das Leben, das wir f?hrten, das Symbol f?r unseren Wunsch nach Vergeltung, das Symbol unserer Gemeinsamkeit... nimm es an dich, und wir werden wieder eins sein!

"Schwert..." raunte Malakai, und hatte dabei das Gef?hl, dass er doch eigentlich um die Bedeutung dieses Wortes h?tte wissen m?ssen. Was tat man doch gleich mit einem Schwert?, fragte er sich. Ohne jedoch auf die Antwort zu warten lie? er sich auf das linke Knie hinab und wollte nach dem Griff des "Schwertes" greifen. Urpl?tzlich jedoch - von einer Sekunde zur anderen - erschien Pucks sommerh?tige Gestalt auf der anderen Seite des Schwertgriffs.

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"Gef?hrlich der Weg ist den einschl?gst du, hm ja, gef?hrlich sehr der Weg f?r dich... warten Schmerz und Leid auf dich wandelst diesem Pfade nach, diesem Pfade nach du wandelst Leid und Schmerz erwarten dich... lass ab davon, davon lass ab, ja, zur?ck mit uns du kehrst, du kehrst mit; dort wo ewige Zufriedenheit erwartet dich, erwarten dich dort sehns?chtig." F?r einen Moment war Malakai tats?chlich versucht das Angebot des kleinen Mannes anzunehmen... einfach zur?ckgehen, vergessen was war, sich keine Sorgen mehr machen um das was sein w?rde... es war verlockend, ohne Frage... und doch wusste er, dass er niemals diesen einfachsten aller Wege gehen konnte.

Langsam, als ob sie gegen einen unsichtbaren Widerstand ank?mpfen w?rden, n?herten sich Malakais Finger dem Schwertknauf... ber?hrten ihn- und zuckten sofort zur?ck. Eine Welle des Schmerzes ergoss sich ?ber seinen K?rper, und der junge Mann konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdr?cken. Im gleichen Moment zuckte auch der Schatten innerhalb der Kugel zusammen und taumelte einige Schritte zur?ck.

Fassungslos starrte der junge Mann auf seine rechte Hand, die zwar unverletzt war, aber noch immer die Erinnerung an den d?monischen Schmerz durch seinen K?rper sandte.
Tadelnd sah Puck zu ihm auf.
"Gesagt wir haben es dir doch, gesagt der Puck dir hat. Hm ja, Schmerz und Leid nur erwarten dich, nur graus?ge Sachen dich erwarten... und jene welche mit dir ziehen." Auf einen Fingerzeig des kleines Mannes hin lichtete sich der Nebel an einer Stelle, und Malakai sah die drei Menschen die mit ihm angekommen waren: Esekhiel, Gabriel - und Mara...
"Wenn gehst du nun, werden ohne dich sie weiterruh?n..."

Sie sind Gefangene hier, so wie ich es bin, so wie du es bis;, vernahm er die mittlerweile fast schon vertraute Stimme in seinem Geist, K?mmere dich nicht um sie - besiege den Schmerz, und erlange zur?ck was uns genommen wurde!

Langsam und z?gerlich n?herte sich Malakais Hand abermals dem Schwertknauf. Wenige Zentimeter davor verharrte er, sammelte sich, bereitete sich auf den Schmerz vor- und griff abermals danach. Der Schmerz war noch grausamer als zuvor.

Hinter ihm prallte der Schatten dr?hnend gegen sein rundes Gef?ngnis, w?hrend Malakai vor Schmerzen panisch aufschrie und sich am Boden zusammenkauerte. Mara sprang sofort zu ihm, und auch von ihrem Gesicht waren alle Spuren der falschen Gl?cksgef?hle verschwunden.
Hastig kniete sie sich neben dem wei?haarigen jungen Mann zu Boden und redete beruhigend auf ihn ein, doch auch das schien sein schmerzerf?lltes Zucken nicht lindern zu k?nnen. Mit zitternden Fingern umschloss sie seinen Kopf und legte ihn in ihren Scho?. Irgendwann flaute dann das Zucken ab, und Malakai rang sto?artig nach Luft. Besorgt blickte sie auf ihn herab, und der junge Mann sah zu ihr empor, und als ihre Augen sich trafen, da wusste Malakai pl?tzlich, wof?r es sich lohnte diesem Ort zu entfliehen.
Langsam rollte er sich zur Seite, stemmte sich m?hsam und mit Hilfe der jungen Frau auf die F??e, und trat abermals auf das Schwert zu.
"Nicht," fl?sterte sie ihm ins Ohr, "das ist es nicht wert... wir k?nnen hier leben und f?r immer zusammen sein... f?r immer!"

Sie hat recht, t?nte es in seinem Kopf; sei dir bewusst, dass eure Wege sich trennen werden wenn du zur?ckforderst was dir geh?rt... wenn wir zur?ckfordern, was uns geh?rt... Aber du kannst nicht hierbleiben... wir sind der Adorian, unser Kommen wurde vorherbestimmt... wir k?nnen nicht gegen dieses Schicksal aufbegehren. Und darum, darum musst du f?r uns beide die Freiheit erk?mpfen. Rache, Malakai, Rache!

Rache, durchschoss es seine Gedanken, Rache f?r alles was man ihm genommen hatte, Rache f?r alles um das man ihn betrogen hatte...
Mit Feuer in den Augen streifte er Maras st?tzende H?nde ab und trat zu dem im Boden steckenden Schwert hin. Der Ausdruck auf seinem Gesicht lie? sogar den kleinen Puck ?ngstlich zur?ckweichen.

"Vergeltung..." murmelte er ein weiteres dieser seltsamen Worte, und legte die Hand um den Schwertknauf. Sofort durchrollten ihn erneute Wellen der Pein, doch diesmal weigerte sich Malakai, das Schwert loszulassen. Der Schmerz wurde unertr?glich, schlimmer und schlimmer, bis er schlie?lich das Gef?hl hatte, die ganze Welt best?nde nur noch aus rasendem Schmerz...

Hinter ihm br?llte der Schatten auf und warf sich immer und immer wieder gegen die Kugel, die sein Gef?ngnis war. Die Schreie des Wesens waren so laut und schrecklich, dass Mara sich entsetzt die Ohren zuhielt und zu Gabriel und Esekhiel zur?ckrannte.

Malakai w?hrenddessen stand noch immer mit der Hand am Schwertgriff da, und ganz langsam, Millimeter f?r Millimeter, begann die Waffe nachzugeben...
Der junge Mann hatte das Gef?hl, dass sein K?rper gleichzeitig zerrissen und verbrannt, verst?mmelt und gemartert wurde, doch er weigerte sich die Waffe loszulassen. Und mit jeder Sekunde die verstrich, mit jeder Winzigkeit die der Schmerz gr??er wurde, wuchs in ihm auch der Widerstand. Alte Gef?hle kehrten zur?ck, alte Erinnerungen; der Hass bekam wieder ein Gesicht und eine Bedeutung, das Wort Vergeltung wurde wieder der klare Pfad seines Lebens.
Mit einer letzten ruckartigen Bewegung l?ste sich das Schwert vollends aus dem Erdboden, und mit einem triumphierenden Schrei hielt Malakai es weit ?ber seinen Kopf.
In derselben Sekunde vernahmen sie ein urt?mliches Br?llen hinter sich, und die Kugel zerbarst in Myriaden winziger Splitter, die zu Boden fielen. Der Schatten war frei, und mit einigen wenigen Schl?gen seiner m?chtigen Schwingen erhob er sich einige Schritt ?ber den Boden.

Puck indessen rang ungl?cklich mit seinen H?nden und murmelte immer wieder etwas vor sich hin, w?hrend die anderen, Malakai ausgenommen, noch immer fassungslos auf das Geschehen starrten. Der wei?haarige junge Mann jedoch wandte sich zu dem Schatten um, und beide sahen einander einige Herzschl?ge lang schweigend an. Dann streckte der Schatten einladend die Hand aus, und Malakai nickte. Bevor er jedoch zu der dunklen Einladung hin?berging, lief er zuerst zur?ck zu Mara. L?chelnd sah er ihr in die Augen, wischte ihr eine Haarstr?hne aus dem Gesicht, und k?sste sie dann lange und ausgiebig. Nachdem die erste ?berraschung von ihr abgefallen war erwiderte Mara den Kuss, und f?r einige Augenblicke hielten sie einander so eng umschlungen dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Dann trat Malakai einen Schritt zur?ck, sah sie bedauernd an und sagte leise: "Vergiss was du hier erlebt hast... der Malakai den du hier kennen gelernt hast, existiert nicht... es hat ihn nie gegeben, denk immer daran."

Mit einem letzten, bedauernden L?cheln wandte er sich von ihr ab und ging auf die Dunkle Kreatur zu.
Bist du bereit?
Wortlos nickte er, und reichte dem Schatten die Hand. Als die beiden einander ber?hrten, explodierte um sie herum rotes Licht, und Malakai und der Schatten... verschmolzen miteinander. Das Licht jedoch ging nicht zur?ck, sondern es sammelte sich, es begann einen Kreis in der Luft zu formen, und als Mara hindurchblickte, ersp?hte sie auf der anderen Seite eine n?chtliche Winterlandschaft. Ohne ein weiteres Wort, oder sich noch einmal umzuwenden, trat Malakai durch das Licht - und war verschwunden.

"Gegangen... fort... ist fortgegangen... nein nein nein, wir gesagt gleich haben Hass der seine ist zu m?chtig sein... zu stark f?r Puckens Wald... doch ihr, euch frei es steht zu bleiben, zu bleiben steht euch frei, so ihr es denn auch w?nscht," sagte Puck, nachdem er sich vor Gabriel, Mara und Esekhiel aufgebaut hatte und eine Verneigung andeutete. "Eingeladen seid zu bleiben, zu bleiben seid geladen ihr, Gast zu sein in Puckens Reich, so lang die Welt sich drehet, und drehet sie sich lang, und dar?ber hinaus zu bleiben, geladen ihr seid, jaja."

Gabriel war der erste der sich r?hrte.
"Dieser Ort ist nicht echt... ich w?nschte er w?re es, aber er ist es nicht... Ich habe geschworen mein Land zu retten, die Chekrin aus Sleipgard zu vertreiben, und eines Tages zu Leandra zur?ckzukehren." Entschieden trat er an Puck vorbei und wandte sich, vor dem roten Sog stehend, zu den beiden anderen um.

Der Aerisos-Priester nickte bed?chtig. "Recht hast du Vetter... auch ich habe geschworen den G?ttern zu dienen, und das kann ich nicht erf?llen wenn ich hier im Schein der Ekhi-Scheibe sitze und faul vor mich hinlebe... ich komme mit dir. Mara?"

Die junge Frau hatte die H?nde zu F?usten geballt und kaute auf ihrer Unterlippe. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch niemals soviel Gl?ck erfahren wie an diesem Ort; hatte man sich noch nie so um sie gek?mmert und sie so herzlich aufgenommen wie hier. Und trotzdem versp?rte auch sie den Wunsch zu gehen. Sie konnte nicht in Worte fassen was es war; sie wusste einfach dass sie in dieser Welt nicht verweilen konnte und durfte. Etwas wartete dort drau?en noch auf sie; irgendetwas von fundamentaler Wichtigkeit, und sie konnte sich dieser Pflicht nicht entziehen.

Rasch nahm sie die angebotene Hand des Aerisos-Priesters, und gemeinsam durchschritten sie das wabernde rote Tor.

Der kleine Puck schaute ihnen kopfsch?ttelnd hinterher.
"So starrsinnig," murmelte er kopfsch?ttelnd, "starrsinnig sehr sogar." Dann wandte er sich ab und widmete sich wieder den Menschen die in seinem Reich weilten. Denn diese verlangten nach seiner Aufmerksamkeit.

* * *

04.08.2002, 23:09 Jagon ist offline   Profil von Jagon Füge Jagon deiner Freunde-Liste hinzu Email an Jagon senden Füge Jagon in deine Contact-Liste ein
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